Das Schatzhaus des Königs
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Wilhelm Walloth. Das Schatzhaus des Königs
Erster Teil
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Zweiter Teil
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Dritter Teil
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Отрывок из книги
Die Wüste! Wie ein Leichenhemd bleicht sie im Westen. Leer, öde, wie der Tod, liegt sie dort; ihre gelblichweißen Sandkörner dürsten unter der sengenden Sonnenglut bis an den Himmel; bis dahin, wo sich sein schönes Blau in gelbroten Duft verwandelt, stößt die arme, menschenverlassene, löwenbewohnte Wüste. Dort weiter im Westen liegt die Oase Amun, wie ein verlorner Smaragd, grün, blühend, üppig. Aber im Osten blinkt der Nil durch goldene Ähren. Welcher Gegensatz. Hier Tod, da Leben. Hier Trauer, dort Freude; denn haarscharf grenzt an den Sand das Gras, unmittelbar an den Garten Ägyptens stößt die Wüste; nur so weit die Überschwemmung des Nils reicht, gedeiht das Land. Und welches Land! Dort die nackten Arbeiter auf der Pyramide, wenn sie erschöpft die Werkzeuge sinken lassen, erquicken sich oft an dem Anblick dieses Landstrichs, der sich mit seinen Auen, Ährenfeldern, Kanälen, Häfen, Tempeln und rötlichen Steingöttern vor ihnen ausbreitet; dicht an die Wellen des Flusses geschmiegt, wie der goldschimmernde Prachtmantel eines Königs. Es sind jüdische Arbeiter, verachtete Ebräer, die dort unter dem Geißelhieb ägyptischer Bauaufseher, vom Glutwind der Wüste angehaucht, im Schweiße ihres Angesichts dem König Ramses das Grabmal bauen. Der Bau naht seiner Vollendung; Stufe türmt sich auf Stufe; bis zur höchsten Spitze schwindeln die Treppen empor, dort aber soll die Kolossalstatue des Königs ihren Platz finden. Dies schwierige Werk auszuführen, ist man im Augenblick beschäftigt. Eine schiefe Ebene führt über die menschenwimmelnden Treppen empor bis zum Gipfel des Riesengrabes. Auf diesem schiefen Weg steht das Steinbildnis des Königs. Die Arme dicht am Leib, die Hände auf den Knien, starrt es mit feierlicher Ruhe die zahllosen Arbeiter an, die bemüht sind, an Walzen und Stricken das granitene Ungetüm in die Höhe zu rollen. Auf den Knien des Bildes steht ein Oberaufseher, mit den Händen den Rhythmus angebend, unter welchem die Männer zu ziehen haben; ein vor ihm stehender Gehilfe markiert den Takt durch aneinandergeschlagene Stäbe. Zur Seite wandeln Wasserträger, von welchen der vorderste den schiefen Weg übergießt, die Bahn glatt und kühl zu halten. So bewegt sich das Bild des Königs langsam seinem Bestimmungsort entgegen. Unten hält der König in eigner Person und schaut von seinem Streitwagen aus dem Werke zu. Er ist im Begriff sich mit dem kriegslustigen Volk der Chetas in einen Kampf einzulassen, aber bevor er sein Ägypten verläßt, will er sein Bild auf den Gipfel seines Grabes gehoben sehen. Des Königs Züge blicken ernst. Seine Umgebung teilt die ernste Stimmung, denn das Werk, das sie anstaunen, ist ebenso wichtig als dasjenige, das sie im Begriffe sind, zu unternehmen; beide kosten Menschenleben.
»Macht eine Pause,« befiehlt Ramses. »Laßt die Arbeiter einige Sekunden ruhen, reicht ihnen Wasser, laßt die Weiber Erfrischungen herbeitragen.«
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»Ich wußte es,« rief sie, ihren Schützling mit freudigleuchtenden Blicken betrachtend, »deshalb rettete ich dir das Leben.«
»Einem dir völlig Fremden würdest du es nicht gerettet haben?« frug er, um ihren Charakter zu ergründen.
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