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3 Der Bärenjoseph

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SPIELER 3/PFARRER Es war um Pfingsten, da führte der Vater die Wally zur Firmelung nach Sölden. Wally schämte sich. Sie war schon sechzehn Jahre und sehr groß.

WALLY Niemand achtete auf sie. Das Dorf war in Aufregung, denn der Joseph Hagenbach von Sölden hatte einen Bären erlegt. Die Leut‘ sprachen von nichts anderem - Der Joseph war der stärkste Bua im ganzen Gebirg und ein Schütz, wie's keinen zweiten gab. Kein Berg zu steil, kein Weg zu weit, keine Kluft zu breit und keine Gefahr zu groß für den Joseph.

SPIELER 3/PFARRER bremst sie in der Begeisterung aus Jetzt erschien die hohe Geistlichkeit auf dem Platz und machte dem Gespräch ein Ende. Die Leute drängten in die kleine Kirche, und die heilige Handlung begann.

WALLY Aber Wally konnte die ganze Zeit an nichts anderes als an den Bärentöter Joseph denken. All die Wunderdinge, die er soll verrichtet haben! – und wie prächtig das sei, wenn einer so stark und beherzt sei und in so großem Ansehen bei allen Leuten stehe, dass ihm keiner was anhaben könnte. ungeduldig Endlich war die heilige Handlung vorüber, und die Kinder empfingen den Segen. Draußen auf dem Platze vor der Kirche wildes Hurrageschrei. Wally schreit. „Er hat ihn, er hat den Bären!“ Alles stürzte hinaus und umringte jubelnd den jungen Jäger.

WALLY zu Joseph/Spieler2 Keiner kam ihm gleich. Er überragte sie alle an Größe und leuchtete – schon von weitem.

JOSEPH/SPIELER 2 Die Leut‘ machten ein Aufhebens. Der eine trug ihm die Flinte, der andere die Joppe, und alle hatten Räusche und schrien und johlten…

WALLY … nur der Joseph war nüchtern und ruhig.

SPIELER 3/PFARRER winkt Joseph heran, macht Kreuzzeichen über ihm Der Herr war stark in dir, mein Sohn! Du hast mit seiner Hilfe vollbracht, was keinem gelungen. Die Menschen müssen dir danken – du aber danke dem Herrn!

WALLY Alle Weiber weinten vor Rührung, und auch Wally wurden die Augen nass; erst jetzt kam die Andacht über sie.

BÄRENJOSEPH Und dann erzählte der Joseph wie es gangen sei und warf das Bärenfell zur Erde, dass alle es besehen konnten.

WALLY Wally kletterte auf eine Fichte. So konnte sie den Joseph ganz genau sehen. Da schaute der Joseph herauf zu ihr, und seine funkelnden Augen trafen gerade Wallys Gesicht und blieben eine Weile lächelnd darauf haften.

BÄRENJOSEPH Du liebs Dirnd’l.

SPIELER 3/Pfarrer unterbricht Wally spielte in ihrer Bangigkeit mit ihrem Rosenkranz. Es war ein schöner neuer, mit roten Korallen. Da plötzlich – zerriss die Schnur, und wie Blutstropfen rieselten die roten Perlen vom Baume nieder.

JOSEPH Joseph hatte indessen sein Abenteuer auserzählt.

WALLY… und es war des Lobens und Händeschüttelns kein Ende. Nur der alte Stromminger hielt sich mürrisch fern. Es sollte niemand stärker sein in der Welt, als er und seine Tochter.

STROMMINGER Oho – begrabt's ein'n nur nit scho, ehvor ma tot is!

BEIDE SPIELER entsetzt/flüstern Der Stromminger!

STROMMINGER/SPIELER 3 Ja, der Stromminger is au noch da und hat nie nix davon g'wußt, dass der alte Hagenbach der beste Raufer war! Mit 'm Maul ja – aber mit sonst nix!

JOSEPH Wer sagt, dass mei Vater a Maulheld war?

STROMMINGER I sag's, der Höchstbauer von der Sonneplatten, und i weiß, was i red', denn i hab ihn maler hing'legt, wie 'n Sack.

JOSEPH Des is nit wahr. I lass' mir mein' Vater nit anschwärzen! Ich weiß scho, der Stromminger und mei Vater hab'n 's immer mitanand' g'habt, weil mei Vater der einzige war, der's mit 'm Stromminger aufnehme könnt hat. Und er hat den Stromminger g'rad so oft g'worfen, wie der ihn!

STROMMINGER Nit wahr is 's! Dei Vater war a Tropf gegen mich.

JOSEPH Du, nimm das Wort z'ruck oder –

STROMMINGER Wollt 's mich zu'n alten Troddel machen? I will dir's scho zeigen, dass i noch Mark in die Knochen hab, dich fürcht i noch lang nit, und wenn d' noch zehn Bären g'jagt hätt'st.

Kampf – Joseph siegt und setzt Stromminger auf einer Bank ab. Er wischt Stromminger den Schweiß von der Stirn.

JOSEPH Seht, Höchstbauer, i hab Euch 'zwunge, i hätt Euch könne werfen, aber da sei Gott davor, daß i a 'm alten Mann die Schand antät! Und jetzt woll'n wir wieder gut Freund sein – nix für ungut, Stromminger!

Hält ihm die Hand hin, Stromminger spuckt ihm vor die Füße. Joseph starrt ihn an – und wendet sich ab.

STROMMINGER gefährlich leise Ös sollt's scho noch erfahren, wer der Stromminger is. Jetzt wird kei G'schäft mehr mit euch g'macht und nix mehr g'stundet, und wenn halb Sölden verhungern müßt'! Komm Wally! 's wird nimmer da Mittag g'macht. Von mir soll kei Söldener mehr 'n Kreuzer sehen.

Wally bleibt wie gebannt stehen.

STROMMINGER No – wird's? I schlag dir ins G'sicht, wenn d' mi nit auslass't, und wann's mi mei Leb'n kost'! Bist närrisch?Jetzt red! Was soll das Getu's heißen? Tu's Maul auf – oder –!

WALLY bockig Der Joseph. Er ist mir so lieb, so lieb wie kein Menschen auf der Welt… wenn er gehört hätte, dass i au so stark bin, da hätt' er nachher auch gewiss mit mir tanzt, und dann hätt' er mich gewiss au liebgewonnen…. Aber so bist Du immer, Vater… immer bös und wild gegen alle Leute und ich muss das nun büßen.

STROMMINGER Jetzt hab i's g'nug! laut Wenn du nur an'n Gedanken an den Schandbuab'n beikommen lass't, der den Stromminger zum Kinderspott g'macht hat, werf i dich von der Sonneplatten 'nunter.

Flucht leise und wartet wie der Treiber bei einem Stück Vieh wartet, das unter seinen Schlägen zusammengefallen ist und nicht weiter kann.

WALLY unversöhnlich und feindselig 's is recht, Vatter!

Die Geier-Wally

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