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Fünfter Teil von: Rätsel um Malipu
ОглавлениеMit der Geschichte:
Warum er und nicht ich?
Was war das nur, das Ding in Malipus Wolkenleib? Jeder rätselte und niemand wusste es. Hartnäckig blieb es darin und ließ sich nicht herausholen.
Je mehr dadurch Malipu, den Wissenden, heftige Schmerzen quälten, umso ungeduldiger und unleidlicher wurde er. Keiner konnte ihm noch etwas recht machen. Kaum fähig, sich zu rühren, lag er auf einem Berg von Mooskissen in seiner Höhle und fuhr jeden an, der sich ihm nur näherte. Sein Leib war zum Platzen dick geworden, wie aufgeblasen. Alle Magihexer umgaben ihn und versorgten ihn mit Quellsaft. Doch selbst den stieß er bald weg.
„Wo ist Magifa? Holt ihn endlich her!“, forderte er.
Magifa, der Magier, spürte längst, wie sehr Malipu nach ihm rief. Er beeilte sich, so gut er konnte, von der Erde nach Magihexanien zurückzukommen. Er nahm sogar eine Abkürzung durchs Universum, die sie sonst mieden, weil dort abgesplitterten Steinbrocken von Himmelskörpern nur so herumflogen. Heute aber achtete er nicht auf die Gefahr, mutig flog er mitten hindurch. Gefährlich nah sausten die Brocken an ihm vorbei. Fast hätten sie ihn gestreift, fast aus der Bahn geworfen.
Erschöpft durch die Eile, aber heil, kam er schließlich zum schwarzen Loch und glitt hindurch. Wieder in Magihexanien schwebte er nicht am Lebensfluss entlang, sondern er flog zügig zu den Bergen hoch. Obgleich er sehr durstig war, gönnte er sich nicht einmal einen Schluck von der Quelle. Die ließ er links liegen, nur um so schnell wie möglich bei Malipu zu sein.
Der fauchte gerade Imada, den Eifrigen, an, der wieder mit halb gefülltem Becher vor ihm stand. „Wann kapierst du endlich, dass ich genug vom Quellsaft habe.“ Dann sah er Magifa zur Höhle hereinkommen. „Da bist du ja endlich!“, empfing er ihn erleichtert. „Ich brauche neue Schmerztücher. Die alten wirken nicht mehr.“
„Die kannst du haben, gleich, gleich! Doch zuerst, gib mir den Quellsaft, Imada, ich bin sehr durstig“, sagte Magifa und trank den Becher in einem Zug leer.
Das dauerte Malipu bereits zu lange. „Verdreibelt noch mal! Die Schmerztücher, Magifa! Du warst lange genug weg.“
„Sollte ich nicht erst nach dem Ding in deinem Bauch sehen.“
„Nein, ein Schmerztuch! Ich halte das nicht mehr aus!“
Also zog Magifa aus seinem Wolkenkörper das Tuch, legte es vorsichtig auf Malipus Bauch und fühlte sacht darunter ab, ob er das Ding bereits von außen fühlen konnte. „Dein Umfang hat sich noch vergrößert“, stellte er dabei fest.
„Das weiß ich allein. Sag mir lieber, wann das aufhört?“
„Wenn ich es nur wüsste?“ Dann stutzte Magifa. „Was war das?“ Er hatte aus dem Innern von Malipus Bauch einen heftigen Stoß gegen seine tastende Hand erhalten. „Es lebt, es lebt wirklich“, rief er.
„Es lebt, das Ding lebt“, sagte leise auch ein Magihexer zum andern, die draußen vor der Höhle saßen. So etwas hat es seit aller Magizeit noch nie gegeben. Das war ihnen unheimlich, das machte ihnen Angst.
„Egal, was es ist, Magifa, das Ding muss raus!“, forderte Malipu.
„Es kann nicht ewig wachsen. Einmal kommt es bestimmt von allein heraus.“
„Bis dahin halte ich das nicht mehr aus. Du musst es holen.“
„Mein Zauberstab hatte dir sehr wehgetan. Willst du wirklich …“
„Egal wie, hol es heraus!“
„Gut, dann versuche ich es noch einmal, wenn du nicht länger warten willst.“
„…länger warten? Worauf? Bis ich doch platze und dann kaputt bin?“
Magifa hatte bereits seinen Zauberstab aus seinem Wolkenköper geholt, zog das Schmerztuch beiseite und setzte den Stab an, da zögerte er.
„Was ist? Worauf wartest du?“, fuhr Malipu ihn ungeduldig an.
„Ich muss zurück zur Erde“, erwiderte Magifa selbst bedrückt und steckte seinen Zauberstab zurück in seinen Wolkenleib.
„Verdreibelte Magiwut! Du holst das Ding raus und zwar jetzt“, forderte Malipu zornig.
Doch er konnte Magifa noch so beschwörend und drohend dabei ansehen, Magifa schüttelte nur seinen Kopf, „Du weißt selbst, dass das nicht geht, dass ich dem Ruf folgen muss.“
„Ich weiß aber nicht mehr, wie ich das aushalten soll“, murmelte Malipu nur noch verzweifelt. Er wusste es ja. Er durfte Magifa nicht zurückhalten.
„Ich lasse dir genügend Schmerztücher hier.“ Gleich einen ganzen Stapel davon zog er aus seinem Wolkenkörper und legte sie neben Malipu.
Von den Magihexern, die vor der Höhle saßen, sah das Ermano. „Musst du wieder weg?“, fragte er misstrauisch.
Magifa nickte.
Jetzt begriffen es auch die anderen.
„Unmöglich! Nicht schon wieder! Das geht nicht?“ rief Jojotu.
„Nicht jetzt!“, protestierte ein anderer. Und alle stimmten aufgeregt ein.
„Du darfst uns nicht im Stich lassen. Keiner von uns kann Malipu helfen, wenn er es nicht mehr aushält und vor Schmerz durchdreht. Was sollen wir dann tun?“, fragte Jubila ratlos.
„Jawohl, nur du kannst dann helfen“, bekräftigte Jojotu.
Sogar Babahu versuchte, ihn zurückzuhalten: „Es muss ein Irrtum sei, Magifa. Es kann nur ein Irrtum sein.“
„Ja, bestimmt! Du musst nur ein wenig warten, dann wird es widerrufen“, hoffte einer. Und ein andere meinte: „Das kann der Herr des Lebens nicht wollen, dass Malipu so hilflos von dir allein gelassen wird.“
„Stimmt! Du kannst hier jetzt nicht weg“, behauptete nun auch Satano und stieß energisch mit seinem Dreizack auf.
Doch es half alles nichts. Es wurde auch nicht widerrufen, Magifa musste dem Ruf folgen. „Der Herr des Lebens wird wissen, warum er mich nicht bei Malipu lässt. Vielleicht ist das Ding noch nicht reif genug, um es herauszuholen. Ich werde mich wieder beeilen“, versicherte er, schwebte zurück zu Malipu in die Höhle und legte ihm noch ein paar Schmerztücher mehr auf den Stapel. „Das sollte jetzt reichen, damit du durchhalten kannst.“
„Hoffentlich!“, seufzte Malipu. „Sieh zu, dass du bald wieder hier bist! Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich es nicht mehr aushalte.“
„Du schaffst das! Ich beeile mich! Verlass dich darauf“, versicherte Magifa, der Magier, und schwebte hinunter ins Tal des Lebensflusses. Er hörte sie noch lange jammern auf dem Weg zum schwarzen Loch. Doch schon bald gesellten sich Larifax, der Listige, und Asgeida, der Ausgleichende, zu ihm. Auch sie waren noch gerufen worden. So flogen sie zu dritt weiter zur Erde.
Bald wussten sie, dass es um zwei Jungen ging. Was das wohl für eine Aufgabe war, die sie dabei zu erfüllen hatten?