Читать книгу Das Geheimnis des Zauberbergs 3. Teil - Wilma Burk - Страница 3
Anfang
ОглавлениеMit den Geschichten:
Das preisgekrönte Bild
Und: Ein geliebter alter Baum
Der Magimorgen ließ die von der Nacht noch grauen Gipfel der Berge Magihexaniens in ihren bunten Farben aufleuchten und der Magiabend ließ sie wieder erlöschen.
Alles war friedlich wie immer in dem Geisterland. Wenn nur nicht von Zeit zu Zeit dieses gewaltige Donnergrollen wäre. Jetzt bebten dabei sogar die Berge. Das versetzte alle Geistwesen in Angst und Schrecken. Wo waren dabei Babahu, der Schabernack, und Imada, der Eifrige? Waren sie etwa bei dem Zauberberg, von dem dieses Beben und Grollen ausgehen sollte?
Malipu hatte zwar gesagt, Bronchotaurier seien Geistwesen aus langer Vorzeit Magihexaniens, die könnte es nicht mehr geben. Wenn nun aber doch noch so einer von damals im Zauberberg …? Unsinn! Er war der Wissende von allen und konnte sich nicht irren. Vielleicht fanden ja Babahu und Imada eine Erklärung dafür.
*
Während die Magihexer so beunruhigt auf ihre Heimkehr warteten, suchten die beiden, weit von ihnen entfernt, nach dem Zauberberg.
„Das wäre ja gelacht, wenn wir nicht ergründen könnten, was mit dem Berg los ist“, sagte Babahu und schwebte mutig voran.
„Und wenn doch noch so ein Bronchoungeist aus der Magivorzeit darin ist?“ Imada blieb lieber hinter ihm.
„Dann wird mich mein Zipfelhut davor bewahren, dass er mir etwas tun kann. In der Magivorzeit sollen sie sich daran ihre Schnabelzähne ausgebissen haben. Angsthase! Nun komm schon! Ich möchte zum Magiabend wieder in meiner Höhle zurück sein“, drängte Babahu.
„Woher weißt du das mit den Schnabelzähnen?“
„Von Maliputti. Malipu soll es gesagt haben.“
„Hast du keine Angst?“
„Wäre ich sonst hier? Warum bist du mitgekommen, wenn dir so bange davor ist? Hast dich in deinem Eifer ja richtig aufgedrängt.“ Fragend blickte sich Babahu nach Imada um.
„Ich wollte dich nicht allein zu dem unheimlichen und geheimnisvollen Zauberberg fliegen lassen“, murmelte Imada verlegen.
„Nur darum bist du mitgekommen?“ Für einen Moment schien Babahu gerührt. Dann aber lachte er: „Pech gehabt! Jetzt hängst du mit drin. Nun trödle nicht rum! Wer weiß, wie weit es noch bis dahin ist.“
„Wie willst du überhaupt wissen, welches der richtige Berg ist?“
„Flixdiwix! Na, wenn er anfängt zu beben.“ Babahu lachte.
„Hoffentlich nicht, wenn wir gerade dort sind“, befürchtete Imada.
„Ach Quatsch! An den Pflanzen aus Stein werden wir es merken, von denen Jubila und Maliputti erzählt haben.“
„Meinst du, die erkennen wir sofort?“
„ Spätestens wenn du sie anfasst“, spottete Babahu.
„Bisher haben wir das nicht ausprobiert und hier sieht ein Berg wie der andere aus. Vielleicht sind wir längst an ihm vorbeigeschwebt?“
„Und was hältst du von dem dort vorn? Der sieht mir so aus, als könnte er es sein. Los, schnell! Das werden wir gleich wissen.“ Eilig schwebte Babahu darauf zu, ohne weiter auf Imada zu achten.
Er hatte den Hang unter dem Gipfel längst erreicht, da hielt sich Imada noch in sicherer Entfernung zurück. Ein Griff zu einer der seltsamen Pflanzen genügte ihm. „Komm her! Hier sind wir richtig. Die Pflanze ist aus Stein.“
Neugierig geworden, alle Angst vergessend, näherte sich Imada geschwind. „Tatsächlich, Stein, richtiger Stein!“, rief er, packte zu und zog so kräftig er konnte daran.
„Was machst du? Bist du blöd? Lass das!“ Konnte Babahu gerade noch rufen, da schienen alle Pflanzen und Blumen ringsherum schrill aufzuschreien, während aus der Tiefe des Berges zunehmend drohendes Knurren zu vernehmen war. Ihre Zipfelhüte zitterten, als wollten sie gleich vom Kopf springen.
Erschrocken ließ Imada die Pflanze los und fiel rückwärts um.
„Tollpatsch! Komm!“, schrie Babahu so laut er konnte bei dem Krach und schwebte so schnell es ging hinüber zum Hang eines anderen Berges. Ganz fest hielt er dabei seinen Zipfelhut.
„So warte doch!“ Imada rappelte sich auf und folgte ihm voller Panik. Auch er hielt seinen zitternden Zipfelhut gepackt, doch machte es den Eindruck, als zöge der ihn schneller vom Berg weg, als er schweben konnte.
Plötzliche Stille, kein Knurren, kein Gekreische mehr. Genau in dem Moment, als Imada den andern Berg erreicht hatte.
„Dreimal Magidreck! Warum musstest du versuchen, die steinerne Pflanze aus dem Boden zu ziehen?“, empfing ihn Babahu.
„Du meinst, darum hat der Berg ...?
„Was sonst!“, fuhr Babahu ihn verärgert an.
Noch immer am ganzen Wolkenleib schlotternd plusterte sich Imada auf und setzte sich neben ihn. So saßen sie eine Weile stumm nebeneinander.
Kein Laut mehr vom Berg. Er lag da vor ihnen wie jeder andere.
Prüfend fasste Babahu nach seinem Zipfelhut. Jetzt saß der still auf seinem Kopf, als wäre nichts gewesen. „Sag mal, hat deiner eben auch so gezittert?“, fragte er.
„Und wie! Ich weiß nicht mal, ob ich selbst hierher geflogen bin oder ob der Zipfelhut mich hergezogen hat“, bestätigte Imada und fügte hinzu: „Ich glaube, es ist besser, wir schweben dort nicht mehr hin.“
„So schnell gebe ich nicht auf. Du kannst hierbleiben. Ich will zuminderst noch den Eingang zu der Höhle finden, von der Maliputti erzählt hat.“ Babahu schwebte wieder hinüber zu dem Berg.
„Ich glaube nicht, dass es richtig ist. Aber allein lasse ich dich auch nicht“, rief Imada und folgte ihm.
Der Berg war ruhig. Nichts rührte sich. Zunächst vorsichtig, dann mutiger schwebten sie suchend um die bunten Felsen mit ihren Vorsprüngen und Nischen herum. Viele steinerne Pflanzen sahen sie, aber Imada fasste keine mehr an. Erst als er in einem Felsspalt einen leuchtend roten Stein erblickte, vergaß er wieder alles. „Oh, ist der wunderschön, den müsste man herausholen können. Der ist bestimmt größer als der Stein von Jubila.“ Und schon versuchte er hineinzulangen.
„Lass die Finger davon!“, mahnte Babahu. „Ich will die Höhle finden und hineinsehen. Vielleicht steckt das Monster ja mal seinen Schnabel heraus.“
„Bloß nicht!“ Erschrocken ließ Imada sofort von dem Stein ab.
Babahu lachte.
Imada reagierte gekränkt: „Wie kannst du lachen! Du weißt das genauso wenig wie ich. Vielleicht gibt es gar kein Monster und alles hat einen anderen Grund.“
„Kann sein“, räumte Babahu ein. Er glitt weiter um einen Felsvorsprung herum. Plötzlich verharrte er. „Hier! Hier ist es! Ich habe den Eingang gefunden. Komm, wir schauen hinein!“, rief er, schwebte aber zunächst nicht näher heran, sondern fasste nach seinem Zipfelhut. „Was ist los? Der spielt wieder verrückt. Doch das hilft ihm nichts. Halte deinen auch fest, wenn du herkommst.“
Daran dachte Imada aber nicht. „Ich bleibe lieber hier“, rief er aus sicherer Entfernung.
Babahu achtete nicht darauf. Gespannt auf das, was er vielleicht gleich erleben würde, zog er seinen widerstrebenden Zipfelhut fester auf den Kopf und schwebte zum Höhleneingang. Doch nur so weit, dass er gerade hineinsehen konnte. „Da hinten bewegt sich etwas!“, rief er aufgeregt und glitt weiter vor. „Das sieht nicht aus wie ein Monster, sondern wie ein großes Ei, das versucht, aus einem Schacht hochzukommen und herauszurollen.“
„Was siehst du da? Ein Ei!“ Vor Neugierde vergaß Imada jede Furcht, achtete nicht auf seinen zitternden Zipfelhut, schwebte schnell zu Babahu und sah mit ihm hinein. „Tatsächlich! Was hat das zu bedeuten?“
„Was weiß ich? Gefährlich sieht das jedenfalls nicht aus. Komm, wir schweben näher heran.“
„Mit den zitternden Zipfelhüten? Spürst du nicht, wie sie uns wegziehen wollen?“
„Da haben sie Pech gehabt. Wenn wir sie nicht abnehmen und loslassen, müssen sie bei uns bleiben und können nicht weg.“ Mutig schwebte Babahu hinein.
„Schau du lieber erst allein nach? Ich passe hier draußen auf“, rief Imada.
„Worauf denn? Draußen geschieht doch nichts!“
„Weiß man das?“ Imada traute der Sache nicht, plusterte sich auf und setzte sich vor den Höhleneingang, verfolgte aber gespannt, was darin geschah.
Zur Hälfte ragte das große Ei bereits aus dem Schacht heraus und mühte sich offenbar mit aller Kraft über den Rand zu kommen. Langsam schwebte Babahu darauf zu. Kurz davor zögerte allerdings auch er unschlüssig, ob er es wage sollte, näher heranzugleiten. Schon wollte er es versuchen, dem Ei so nah zu kommen, dass er es berühren könnte, da verschwand das Ei im Schacht. Zugleich drang aus der Tiefe ein anschwellender, gellender Schrei und ließ den Berg erzittern. Irgendetwas schien in dem Schacht hochzukommen. Blitzschnell glitt Babahu in seinen vor Panik wegstrebenden Zipfelhut. Zitternd vor Angst hockte er darin. Würde jetzt so ein Ungeist aus Magivorzeiten herauskommen und versuchen, seinen Zipfelhut zu knacken? Voller Entsetzen sah er, wie sich gewaltige Flügelspitzen schlagend aus dem Schacht schoben, ein riesiger Kopf mit einem aufgestellten Federschopf hervorkam, ein breiter Schnabel seine spitzen Zähne zeigte und grüne Augen neugierig und zugleich wütend zu ihm blickten. Sein Zipfelhut zitterte noch heftiger. Ohne dass Babahu etwas dazu tat, rollte er mit ihm auf den Höhlenausgang zu. „Grrr! Weg! Weg!“, kreischte dabei das unheimliche Wesen. Der Berg bebte gewaltig, als würde es nicht nur mit den Flügeln schlagen, sondern noch mit riesigen Pfoten gegen die Felsenwände treten. Das dröhnte in Babahus Ohren; er konnte es kaum aushalten. Der flüchtende Zipfelhut, mit ihm darin, wurde von den Stößen des Berges hochgeworfen, so dass er sich mehr springend dem Höhlenausgang näherte. Babahu wurde schlecht und schwindlig. Danach rollte der Zipfelhut ohne anzuhalten immer weiter den Berg hinunter, schneller und schneller. Verzweifelt versuchte Babahu hinauszukriechen, um ihn anzuhalten. Es gelang ihm nicht. Das hatte er noch nie erlebt. Wollte der Zipfelhut ihn darin festhalten und verhindern, dass er mit ihm gleich wieder zur Höhle zurückschwebte?
Endlich, tief unten im Tal, am Fuße des Berges, rollte der Zipfelhut aus und Babahu konnte heraus. „Dreimal Magidreck! Wohl verrückt geworden, was? Wer ist hier der Herr?“, beschimpfte er ihn und zog ihn fester auf seinen Kopf.
Der Berg - oder das unheimliche Wesen darin - hatte sich wieder beruhigt. Babahu plusterte sich auf und setzte sich. Er merkte, der Schreck hatte ihn mehr mitgenommen, als er dachte. Seine Hände wollten nicht aufhören zu flattern. Wenn er jetzt einen Schluck Quellwasser hätte, das würde bestimmt helfen, ging ihm durch den Sinn. Er wunderte sich, wie er ausgerechnet hier darauf kam? Doch plätscherte da nicht etwas neben ihm? Ein kleines, trübes Rinnsal bahnte sich durch das Moos, in dem er saß, seinen Weg und floss weiter durch Gestein und Gras. Je mehr das Dröhnen des Berges in seinen Ohren nachließ, umso besser konnte er das Geräusch des Wassers hören. Ob er davon trinken sollte? Schon schöpfte er sich eine Hand voll von dem verlockenden Nass, nahm einen Schluck und spuckte es sofort wieder aus. „Bäh!“ Was war das? Mehr gemahlenes Gestein statt Wasser hatte er im Mund gehabt und gallebitter war es obendrein. Wenn das die Quelle für den Ungeist war, dann konnte der wohl nicht mehr davon satt werden.
Jetzt erst sah er sich nach Imada um? Nirgends war etwas von ihm zu sehen. Er rief nach ihm. Keine Antwort. Doch hinten an einem anderen Berg, lugte da bei einem Felsvorsprung nicht ein Stück von einem Zipfelhut hervor? Babahu flog hin.
Imada hockte wirklich noch immer zitternd in dem Zipfelhut und weigerte sich herauszukommen. „Ich habe ihn gesehen, den Ungeist. Er ist riesengroß! Wenn der herauskommt! Er wird uns verfolgen. Oh, Oh, wie sollen wir nach Hause kommen?“
„Soll ich dich etwa in deinem Zipfelhut nach Hause rollen?“
„Willst du das wirklich tun?“
„Das fragst du nicht im Ernst! Nun komm, wir haben ergründet, was es mit dem Berg auf sich hat und können es den andern berichten. Sie werden staunen, wie mutig wir gewesen sind.“ Babahu hatte seine Angst schnell vergessen.
„Ja, das werden sie, und uns bewundern, was wir gewagt haben“, ließ sich Imada überzeugen und kroch heraus.
Jetzt verlangte es sie danach, den andern zu erzählen, was sie eben erlebt hatten. So schnell sie konnten flogen sie zurück, ohne sich noch einmal nach dem Zauberberg umzusehen.
„Hierher komme ich nie wieder. Ich hoffe, der Ungeist bleibt ewig in dem Berg“, meinte Imada.
*
Der Magiabend dämmerte bereits, als sie zu Malipu, dem Wissenden, zurückkehrten. Es sprach sich schnell herum, dass Babahu und Imada zurück waren. Sofort kamen alle eilig dazu.
„Habt ihr etwas gefunden?“ - „Was habt ihr gesehen?“ – „Wart ihr gerade bei dem Zauberberg, als er bebte?“, fragten sie durcheinander. Bis Malipu mahnend seine Hand hob: „Zuerst muss ich euch dafür rügen, dass ihr allein dorthin geschwebt seid. Niemals hättet ihr das tun dürfen. Zum Glück seid ihr ohne Schaden zurückgekehrt, also erzählt!“
So berichteten sie. – Na, ja, vielleicht malten sie es hier und da etwas aus, um noch mutiger zu erscheinen. So manchem Magihexer grauste dabei und auch so manchem Elfling und Koboldiner, die nach und nach dazukamen. Es bedurfte am Ende beruhigender Worte von Malipu, ehe sie sich alle zur Maginacht in ihre Höhlen zurückzogen.
*
Als es in den nächsten Magitagen ruhig blieb, kein Donnern zu hören und kein Beben zu spüren war, eben nichts Außergewöhnliches geschah, gewöhnten sie sich sogar an den Gedanken, dass dort, weit von ihnen entfernt, noch ein vergessener Bronchogeist in einem Berg hauste.
Auch Maliputti, der kleine Wissende, verlor mehr und mehr die Angst vor dem Zauberberg. Wenn Malipu darin keine Gefahr sah, dann war es sicher nicht so schlimm. Bald dachte er nur noch an seinen Flug zur Erde, wie beeindruckt er von allem gewesen war. Er konnte nicht aufhören, davon zu erzählen, besonders wie er dabei geholfen hatte, die Aufgabe zu lösen. Er begann bereits allen damit auf die Nerven zu gehen.
„Komm, lass uns ein paar Purzelbäume schlagen“, versuchte Babahu ihn abzulenken, weil er es nicht mehr hören konnte. Doch zunächst war es vergebens.
„Purzelbäume? Das ist langweilig“, lehnte Maliputti ab. „Hast du gesehen, wie die Menschen laufen? Das sieht spannend aus. Lass uns versuchen, ob wir das auch können.“
„Blödsinn! Die Menschen wären froh, wenn sie so schweben könnten wie wir.“ Babahu schlug lieber Purzelbäume und sah sich um, ob er einen Elfling jagen konnte.
Doch Maliputti ließ sich davon nicht abbringen. Er streckte seinen Wolkenkörper so, dass es aussah, als hätte er zwei Beine. Wenn er aber versuchte, damit einen Schritt zu tun, war es, als stolperte er und fiel um. Da saß er dann und hielt krampfhaft seinen Zipfelhut fest, damit es ihm nicht so erging wie Imada. Trotzdem ließ er davon nicht ab.
Babahu hörte bald auf, Purzelbäume zu schlagen, auch Elflinge zu jagen, reizten ihn nicht, er sah lieber Maliputti zu. Er lachte bei jedem Schritt, den Maliputti versuchte, und amüsierte sich, sobald der wieder am Boden saß, statt zu laufen. „Weißt du, wie komisch du bist!“, spottete er.
„Lach du nur. Ich schaffe es. Du wirst es sehen!“ Verbissen übte Maliputti weiter.
Tatsächlich sah es nach einiger Zeit so aus, als könnte er dicht über dem Boden laufen. Gleich schwebte er zu Malipu. „Schau, was ich kann!“, rief er und lief mehr über als auf dem Boden. Er stolperte sogar kein einziges Mal.
„Was soll das?“, fragte Malipu.
Neugierig kamen die anderen Magihexer herbei und sahen zu. „Was machst du da?“
„Ich laufe wie ein Mensch“, verkündete Maliputti stolz.
Babahu, der ihm gefolgt war, prustete los vor Lachen und alle stimmten ein. „Laufen wie ein Mensch! Wer ist schon auf so eine Idee gekommen?“, rief Atanus, der Antreiber.
Irritiert verhedderte sich Maliputti mit seinen Wolkenbeinen, kippte um und saß bedrückt am Boden. Da hatte er gedacht, alle würden ihn dafür bewundern, und nun lachten sie ihn aus.
Nur einer lachte nicht. „Was hast du dir wieder einfallen lassen?“, rügte Malipu. „Du solltest lieber mehr darüber nachdenken, was du noch lernen kannst, dich damit beschäftigen und es dir merken.“
„Das brauche ich nicht! Das Merken macht mein Computer, wenn ich ihm einmal etwas eingegeben habe. Den brauche ich dann nur zu fragen“, antwortete Maliputti trotzig und enttäuscht!
Nachdenklich sah Malipu auf ihn hinunter. Dieser Computer war ein seltsames Ding, das verstand er nicht. Das Wissen darum hatte er nicht mehr sammeln können, dazu war kein Platz mehr in seinem Kopf gewesen. Das war neues Wissen, darüber konnte er Maliputti wirklich nichts sagen. „Trotzdem, du bist ein Wissender, solche Albernheiten solltest du lassen“, brummte er, schüttelte seinen Kopf und glitt in seine Höhle.
Schuldbewusst schwebte Maliputti hinterher und verkroch sich.
*
Bald jedoch waren Enttäuschung und Trotz vergessen. Es zog ihn wieder hinaus. Obgleich Babahu ihn ausgelacht hatte, suchte er ihn. Er wusste bestimmt, wie man sich die Zeit vertreiben konnte, während Malipu in seinem Zipfelhut nicht gestört werden wollte. Doch er fand ihn nicht. Babahu war inzwischen mit Pontulux, dem Zwicker, zur Erde gerufen worden. Maliputti beneidete ihn, zu gerne wäre auch er dort. Was nun? Mit wem sonst konnte er sich die Zeit vertreiben?
Unlustig schwebte er umher von einer Höhle zur andern. Doch niemand hatte Zeit für ihn; alle waren mit irgendetwas beschäftigt.
„Da langweilt sich wohl einer?“, rief Larifax, der Listige, ihm nach. Und Tatani, der träumend vor seiner Höhle lag, schlug ihm vor, es ihm gleichzutun. Nein, dazu hatte er keine Lust.
Er schwebte weiter, bis er sah, wie Imada all seine bunten Steine aus der Höhle brachte und traurig einige aussortierte, weil sie stumpf geworden waren. Das war es: Steine suchen! Seit er am Zauberberg gewesen war, hatte er es nie wieder versucht. Es mussten bestimmt noch andere Steine zu finden sein, als diese kleinen murkligen Dinger, die er damals gesehen hatte. Wer weiß, zu zweit gelang das vielleicht eher. Ob er Imada dazu überreden konnte?
Schnell glitt er zu ihm und schlug ihm vor, zusammen hoch zum bunten Gipfel über der Quelle zu schweben, um nach Ersatz für seine stumpfen Steine zu suchen.
„Da ist bereits alles abgesucht?“, lehnte Imada ab.
Was nun? Maliputti musste nicht lange überlegen. „Ich habe gehört, es soll dort wieder eine neue Stelle mit wunderschönen Steinen geben“, behauptete er schnell.
„Niemand würde einem andern so eine Stelle verraten, wenn er sie gefunden hätte“, bezweifelte Imada,
„Hat er auch nicht. Ich weiß nur, dass sie an dem Gipfel über der Quelle sein soll. Wir müssen sie lediglich finden“, erklärte Maliputti hastig. „Nun komm schon. Es ist doch einen Versuch wert. Allein darf ich vorerst nicht mehr umherschweben“, bettelte er.
Es reizte Imada sehr, wenn er auf die wenigen glänzenden Steine sah, die ihm nach dem Aussortieren geblieben waren. Dennoch fragte er misstrauisch: „Von wem willst du das wissen?“
„Gesehen habe ich ihn nicht, nur gehört, wie er es einem andern zugeflüstert hat.“, versuchte Maliputti überzeugend zu schwindeln.
Nachdenklich blickte Imada zum Gipfel des Berges hoch. „Vielleicht haben sich dort ja wirklich neue glänzende Steine gebildet. Das soll bereits vorgekommen sein“, überlegte er und stimmte zu.
So machten sie sich auf den Weg.
Jedoch weit waren sie noch nicht gekommen, als Maliputti von Malipus Gedankenkraft zurückgerufen wurde und Imada allein weiterschwebte, um eine Stelle zu suchen, die Maliputti nur erfunden hatte.
„Wo treibst du dich wieder herum?“, empfing ihn Malipu, als er bei ihm ankam. „Los, komm! Wir müssen zu Pontulux und Babahu auf die Erde.“
Hei! Mit Babahu zusammen auf der Erde sein, das war besser, als mit Imada bunte Steine zu suchen. Schnell flog er Malipu voraus zum schwarzen Loch. Da hindurchzugleiten, machte ihm nichts mehr aus. Er war lange vor Malipu durch den grauen Nebel geschwebt und auf der anderen Seite.
Während er dort auf ihn wartete, blickte er erneut überwältigt in die unendliche Weite des Universums. Zu gerne wäre er zwischen all den leuchtenden Kugeln und Sternen bis in die unergründlichen Tiefen des Alls geflogen. Dort gab es bestimmt viel zu entdecken, was noch längst nicht in seinem Computer enthalten war, zum Beispiel: anderes Leben irgendwo. ‚Warum konnte man das nicht ergründen und musste stets nur zur Erde hin- und zurückfliegen?’, dachte er. Einmal - nahm er sich vor - wenn er genug Magizeit alt war und über alles besser Bescheid wusste, würde er es wagen, von einem Stern zum andern zu fliegen. Ohne Furcht wird er sich aufmachen und nicht im Universum verschweben, wovor Malipu ihn gewarnt hatte, sondern nach Magihexanien zurückkehren können.
„Zisch!“ Ein Brocken, wie aus dem Nichts, schoss auf ihn zu. Er zuckte zusammen, wich gerade noch aus, direkt Malipu in die Arme. Vorbei war der Brocken und weg, als hätte es ihn nicht gegeben. Ängstlich klammerte er sich an Malipu. „Was war das?“
„Verdreibelt noch einmal! Streunen die verflixten Sternbrocken jetzt auch hier herum oder hat er sich nur verirrt? Davon gibt es viele im Universum, große und kleine. Doch bisher hat selten einer davon unseren Weg zur Erde gestreift“. erklärte Malipu.
Nach diesem Schreck war Maliputti zunächst die Lust vergangen, in die Weite des Universums hinauszufliegen. Er hielt sich lieber dicht bei Malipu.
Je näher sie der Erde kamen, umso neugieriger wurde er auf die Aufgabe, die sie dort zu lösen hatten. Ob seine Hilfe dabei wieder gefragt war? Es gehe um zwei Mädchen, hatte Malipu gesagt.