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|7| Vorwort
ОглавлениеAnlass für die Zusammenstellung von drei Beiträgen zu Karl Barths theologisch-politischer Einstellung in der Zeit des »Kalten Krieges« ist das Barth-Kapitel in Erwin Bischofs Buch »Honeckers Handschlag« aus dem Jahr 2010. Es trägt die Überschrift: »Karl Barths Engagement für den Sozialismus in der DDR«. Als mir dieses Buch zur Kenntnis kam, habe ich eine Besprechung der in jenem Barth-Kapitel aufgestellten Behauptungen geschrieben, die in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« stark gekürzt abgedruckt wurde. Man kann das den Journalisten nicht verdenken. Sie sind auf die neue Nachricht aus, während das, worum es in Bischofs Buch geht, schließlich schon über 60 Jahre her ist. Außerdem ist das Thema der »Kirche im Sozialismus« (nicht »für« den Sozialismus) in Deutschland schon vor zehn Jahren bis hin zu einer gewissen Erschöpfung auch mit Bezugnahmen auf Karl Barth diskutiert worden. So gesehen könnte man das Barth-Kapitel in Bischofs Buch, das sich um diese Diskussion überhaupt nicht schert, getrost auf sich beruhen lassen.
Wenn ich dennoch zugestimmt habe, die ganze Besprechung von Bischofs Barth-Kapitel in diesem Bändchen zu veröffentlichen, so hat das einen einfachen Grund. So wie Bischof Barths Haltung zur DDR darstellt, diskreditiert sie natürlich auch seine Theologie. Ein »Bewunderer von Stalin« kann schwerlich als ein Theologe gelten, der den Weg der christlichen Kirche auch heute zu orientieren vermag. Man muss Bischof zwar zugutehalten, dass er von der Theologie nicht viel versteht. Von |8| Barths Theologie etwas zu verstehen, ist aber eine Grundvoraussetzung, um seine Stellungnahmen zum Sozialismus in der DDR angemessen beurteilen zu können. Mehr noch: Es ist unabdingbar, um eine der größten Leistungen der Theologiegeschichte, die wir diesem Schweizer Theologen verdanken, für die Christenheit heute nicht versanden zu lassen.
Um dafür Verständnis zu erwecken, habe ich der Auseinandersetzung mit Bischof zwei Vorträge aus jüngerer Zeit beigesellt. Der eine erzählt davon, wie ich selbst Barths Theologie in der DDR wahrgenommen habe und wie ich mit seinen Ratschlägen für die Kirche in der DDR umgangen bin. Der andere ist theologisch ziemlich straff und steil. Er führt zu den Wurzeln von Barths Engagement für eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens, die auch und gerade in der DDR Blüten von weltgeschichtlicher Bedeutung sprießen ließen.
Berlin, im September 2012
Wolf Krötke