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2 Gold und andere Schätze im Nordosten

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Zur Osterzeit soll der Nordosten Südafrikas Ziel einer etwa zweiwöchigen Rundreise werden. Start und Ziel ist Pretoria. Wir haben vor, einem Besucher aus Deutschland das schöne Mpumalanga (früher „Osttransvaal“) zu zeigen.

Nach einer Stunde auf der N1-Autobahn nach Norden erreichen wir Warmbad. Dort plantschen wir in den heißen Quellen des Freizeitparkes (Übernachtung auf dem Campingplatz oder in Zimmern möglich), der zur Aventura- Gruppe gehört, bevor wir uns nachmittags auf die lange Fahrt Richtung Pietersburg begeben.

Wir durchqueren die Springbokvlakte (-ebene) und passieren anschließend linkerhand die Water-, rechterhand die Strydepoortberge. In Pietersburg kommen wir noch rechtzeitig vor der Abenddämmerung an. Leider ist der Weg zum außerhalb der Stadt liegenden Campingplatz schlecht ausgeschildert. Durch Fragen nach dem richtigen Weg kommen wir in Kontakt zur einheimischen Bevölkerung und lernen zwangsweise durch Umwegfahrten die City etwas kennen. Natürlich hätte auch ein Weg außerhalb der Stadt entlang geführt, doch auch auf unsere Weise erreichen wir den städtischen Campingplatz, der direkt neben einem Wildreservat liegt.

Der schwarze Wächter in der von der abendlichen Sonne in warmen Farben durchfluteten verglasten Rezeption lässt mich einige Aufnahme-Formalitäten erledigen. Nach dem Aufbau der Zelte sind wir erfreut über die Sauberkeit der Camping-Anlagen und nutzen eifrig die warme Dusche, um uns den Staub der langen Fahrt abzuspülen.

Der Morgen begrüßt uns mit vom Tau klatschnassem Rasen und hellem Sonnenlicht am wolkenlosen Himmel. Die Luft ist frisch und rein von Verschmutzungen. Ein paar Meter jenseits des Zaunes, der den Campingplatz vom Wildreservat trennt, bewegt sich äsend ein stattlicher Kudubulle zwischen den Büschen, die in orangefarben bestrahlter Landschaft lange Schatten werfen.

Der erste Teil der heutigen Fahrt geht scharf nach Osten über eine Ebene, die etwa 1370 m hoch liegt. Anfangs blendet noch die Sonne, doch sie steigt bald hoch, um eine für die Insassen des Autos unangenehme Hitze zu erzeugen. Nach einiger Zeit wird es hügelig. Wir können links und rechts der Straße die bis zu 5 Meter hohen Naboom- Pflanzen („euphorbia ingens“) bewundern, die ähnlich wie Kakteen ihre vielen Arme in den tiefblauen Himmel strecken. Sanft laufen grasbedeckte Hänge in die Täler aus. Auf einem Wegweiser steht „University of the North -Turfloop“, die größte schwarze Universität im Lande. Über einen kleinen Pass kommend muss ich langsamer fahren. Felder von Aloen bedecken das Tal, das sich vor uns öffnet. Die Anzahl der Schwarzen, die die Straßen säumen, wird immer größer. In gemäßigtem Tempo passieren wir ein Areal, wo Dutzende von Zelten aufgebaut sind und Busse und Minibusse am Straßenrand geparkt sind. Ein kleiner Wegweiser zeigt nach rechts: „Zion City Moria“.

Die schwarze Sekte der Zion- Christen hat an diesem Ort am Karfreitag, den sie hier ‘Good Friday’ nennen, ihr Jahrestreffen. Millionen von Menschen aus ganz Südafrika versammeln sich hier, um zu beten und zu feiern. Noch in Pretoria wurden wir gewarnt: „Vermeiden Sie es, die Gegend am Karfreitag zu durchqueren! Letztes Jahr waren die Straßen um den Versammlungsplatz so voll gestopft, dass kein Auto mehr durchkam“.

Das ist dieses Jahr offenbar nicht der Fall. Wir passieren in Schrittgeschwindigkeit eine enorme Ansammlung von Menschen, meist in Uniform, doch nirgends werden wir aufgehalten. Die ‘Zion Christian Church’ hat die größte Anhängerschaft im Lande. Zion- Christen tragen ein grünes Abzeichen mit einem silbern glänzenden Stern auf der linken Brustseite der Kleidung. Sie werden von den Weißen besonders gerne als Hilfskräfte in Haus und Garten beschäftigt, weil sie als absolut zuverlässig und ehrlich gelten. „Warum sind hier so viele Polizisten zu sehen?“ will Günter, unser Besucher, wissen. „Du meinst die Sterne auf den Schirmmützen, die die Leute tragen? Viele männliche Zion- Christen tragen diese Kappen, die den gleichen Zweck wie die Abzeichen auf der Brust haben.“

An einigen Stellen der Straße erhaschen wir Ausblicke auf den 2127 Meter hohen Wolkberg, in dessen Naturschutzgebiet man gut wandern kann. Ein paar Kilometer später, als die Berge steiler werden, und wir in vielen Spitzkurven Schluchten ausfahren, meint unser Gast: „Wie bei uns in Süddeutschland: Berge und ein dichter Nadelwald!“ Tatsächlich heißt diese Gegend ‘Black Forest’, nämlich ‘Schwarzwald’. Hier wurden riesige Monokulturen an Kiefernwald angelegt. Die Hänge bis fast zu den Spitzen der Berge sind mit ihnen bedeckt. Holzkohlemeiler qualmen vereinzelt aus dem „grünen Tann“. Wir verlassen den direkten Weg nach Tzaneen, der durch das Letaba-Tal führt, und folgen einer steil ansteigenden gewundenen Paßstraße. Auf der Karte ist ein ungeteerter Weg eingezeichnet, der uns durch die dichten Wälder des ‘De Hoek State Forest’ bis zu einem Wasserfall führen soll. Leider ist die Abzweigung nicht ausgeschildert. „Ich glaube, es muss noch höher hinaufgehen!“ meint Edeltraud. „Laut Karte muss die Abzweigung bald kommen.“

Doch wir stehen vor einem Rätsel. Auf einem Parkplatz studieren wir das Prachtstück von Karte des Fremdenverkehrsamtes, lassen es aber bald ergebnislos bleiben. Vor uns öffnet sich der Ausblick auf eine der großartigen Schluchten Südafrikas. Im strahlenden Glanz der Sonne leuchtet das Grün aus dem Lowveld zu uns herauf. Innerhalb von nur sechs Kilometern senkt sich die Landschaft an der „Großen Randstufe“ um 600m. Der Blick schweift über die Anlage des Hotels „Magoebaskloof“, das die gleichnamige Schlucht dominiert.

Langsam fahren wir Kehre für Kehre die Schlucht hinunter und hoffen, die untere Einfahrt der ungeteerten Straße zu erreichen, die wir vorhin verpaßt haben. Die Straße windet sich durch kühle schattige Wälder, dazwischen verstreut Plantagen mit subtropischen Früchten. Mit abnehmender Höhe über Meeresspiegel ändert sich deutlich die Vegetation.

Der Name der Schlucht „Magoebaskloof“ ist ein Anhaltspunkt für eine turbulente Vergangenheit dieser Region. Makgobo war der Häuptling des Tlou- Stammes. Er führte seine Leute im Jahre 1894 in eine Revolte gegen die Regierung der ‘Zuid- Afrikaansche Republiek’ wegen einer Steuerangelegenheit. Er suchte Zuflucht in den nebligen Abhängen der Berge und in versteckten Schluchten. Die Geschichte berichtet weiterhin, dass dieser Häuptling von Swazi- Kriegern gefangenen genommen und enthauptet wurde. Es geht die Legende, dass sein eingesperrter Geist im Stamm einer Palme in Thabina im Lowveld sein Unwesen triebe. Für Botaniker war diese Palme nur ein grotesker Baum mit einem aufgeblähten Stamm. Für die Stammesältesten war es ein Zauber, der besagte, dass der Geist von Makgobo befreit sein würde, wenn die Schwellung des Stammes den Gipfel der Palme erreicht haben würde. Der Baum jedoch wurde von einem Sturm umgerissen, bevor dieses Ereignis stattfinden konnte.

Ich bremse abrupt. „Da steht doch ‘Debegeni Falls’ auf dem verwaschenen Wegweiser!“ rufe ich, nachdem ich ein winziges Schild am Wegesrand entdeckt habe. Das ist der Name des Wasserfalls, an dem wir nach unserer Planung vorbeigekommen wären. Also versuchen wir unser Glück. Auf der ungeteerten Straße steigt unser VW, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend, den steilen Hang hoch. Eine Abzweigung führt uns nach einer Viertelstunde zu einem Parkplatz, wo ein schwarzer Wächter eine kleine Eintrittsgebühr verlangt.


Debegeni-Wasserfall

Der Debegeni- Wasserfall stürzt in einer Serie von Kaskaden 80m in ein tiefes topfähnliches Loch. Daher auch der Name „Debegeni“, der „Platz des großen Topfes“ bedeutet. In früheren Zeiten wurde von dem hier lebenden Stamm geglaubt, der Pool sei die Heimat verschiedener Geister. Geschenke in Form von Ess - und Trinkwaren für übernatürliche Kräfte wurden am Rande des Pools zurückgelassen. Wir rasten im Schatten der hohen Waldgiganten im gut ausgerüsteten Picknickgebiet am Fußende des Wasserfalles.

Ich kann es mir nicht verkneifen, obwohl es nicht allzu warm ist, knapp vor dem herabstürzenden Wasserfall in den Pool zu springen. Das Wasser ist wirklich kalt, doch auf den von der Sonne erhitzten Felsen vor dem Pool bin ich bald wieder aufgewärmt. Nachmittags geht es weiter Richtung Tzaneen. Links und rechts des Weges dominiert die Farbe hellgrün. Sie zieht sich in sanft geschwungener Form die Hügel hinauf. Welche Pflanzen können das wohl sein? Auf der Karte ist etwa an dieser Stelle „Sapekoe Tea Estate Middelkop/Tea Factory eingezeichnet. Ob man die Teefabrik wohl besichtigen kann?

Ich wende den Wagen und lasse ihn die ungeteerten einspurigen Straßen, die zwischen brusthohen, grün leuchtenden Teeanpflanzungen hindurchführen, nach oben fahren, wo auf dem Hügel ein weiß gestrichenes Gebäude aus dem Grün schimmert. Da stehen - wir kommen eben aus einer unübersichtlichen Kurve - an die zwanzig Schwarze in Arbeitskleidung auf der Straße, und noch mehr in einem Teefeld. Ein paar von ihnen tragen gelbe Plastikkörbe voll mit der grünen Ernte. Darüber wölbt sich der stahlblaue Himmel, ein malerisches Bild. Wir schauen die Arbeiter fragend an, und einer von ihnen weist uns den Weg.


SAPEKOE-Tee-Plantage bei Tzaneen

Endlich sind wir oben angelangt, wo schon einige Fahrzeuge parken. Ich spreche mit dem schwarzen Wächter, der aus einer Holzhütte herausgetreten ist, und frage ihn, ob die Teefabrik zu besichtigen ist. Er schaut kurz auf die Uhr und bittet uns, ihm in das von Stacheldraht umgebene Gelände zu folgen. Der Wächter lässt uns in einem mit gemütlichen Korbsesseln und Tischen ausgestatteten Raum alleine. Dort wird gerade Teewasser gekocht.

Bald danach erscheint eine Gruppe von Weißen mit einem schwarzen Führer. Jeder von ihnen erhält eine Tasse frisch aufgegossenen Tees. Der jugendliche Schwarze in moderner Freizeitkleidung und mit Silberkettchen um den Hals lädt uns ein, gleich mit ihm zu kommen, er mache jetzt eine Führung. So viel Glück haben wir nicht erwartet: In der Mittagszeit und sogar ohne Anmeldung sofort dranzukommen! Unser Führer zeigt uns den Weg, den ein Teeblatt vom Pflücken über die Trocknung durch warme Luft, über das Zerkleinern und Fermentieren bis zum Mischen und Verpacken in große Säcke macht, um Tee verschiedener Güteklassen zu werden. Er läßt uns bei jeder Station des Werdegangs von der Teepflanze zum Fertigprodukt „Tee“ eine Probe, die er dem laufenden Förderband entnimmt, anfühlen und riechen. Der Tee braucht vom Pflücken bis zum Verpacken genau zwei Tage.

„Was bedeutet SAPEKOE?“ frage ich. „SA steht - wie fast immer - für Südafrika, PEKOE ist der fernöstliche Name für eine bestimmte Teequalität.“ Nach der Führung werden wir zu einer Tasse Tee eingeladen. Dabei wird auch SAPEKOE- Kaffee präsentiert, was bei uns Stirnrunzeln auslöst. „Ja, SAPEKOE hat nicht nur mehrere Teeplantagen, sondern ist auch im Kaffeegeschäft tätig.“ Für einen äußerst günstigen Preis erstehen wir mehrere Päckchen gemahlenen südafrikanischen Kaffees direkt vom Erzeuger. Auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck „The real Tea-Shirt“ wird angeboten.

In Tzaneen übernachten wir auf dem Campingplatz des „Fanie Botha Naturreservates“. Dabei kommt es mir sehr merkwürdig vor, dass in einem südafrikanischen Naturreservat auf dem Fanie Botha Staudamm mit stark motorisierten Booten in allen Buchten herumgeflitzt werden darf und durch Motorenlärm und hohen Wellengang die Natur und die Lebewesen darin dermaßen gestört werden dürfen. Der Campingplatz ist ein qualitativer Abstieg im Vergleich zu dem von Pietersburg (Sanitäranlagen!). Dafür haben wir hier Sicht auf eine große Wasserfläche.

Tzaneen, eine hübsche kleine Stadt (710 m ü.d. M.), liegt im subtropischen Lowveld in einem Meer von Grün und Blüten. Wälder, Citrus-, Baumwoll-, Tee- und Gemüseplantagen umgeben die Ansiedlung. Das Wetter ist nahezu perfekt. Wie die Belegung des Campingplatzes und die gute Infrastruktur der Umgebung zeigt, ist Tzaneen ein beliebter Ferienort am Fuß der Drakensberge. Charakteristisch für den Überfluss an Früchten und Gemüse sind die vielen kleinen Holzstände am Straßenrand, an denen Avocados, Orangen, Zitronen und Nüsse verkauft werden. Allerorten sehen wir Baumschulen, die Palmen, Cycaden und subtropische Fruchtbäume ziehen. Tzaneen liegt im Malariagebiet. Näheres zur Malaria habe ich im Reisebericht „Zululand“ und „Bongani“ angeführt.

Wir verlassen Tzaneen auf der R71 Richtung Gravelotte, um nach kurzer Zeit beim Schild „Giyani“ und „Modjadji“ zum Modjadji - Naturreservat abzubiegen. Dort lebt bis zum heutigen Tage die legendäre „Regenkönigin“. 1979 wurde das Naturreservat gegründet, um einen Wald von einzigartigen Modjadji- Cycaden zu schützen.

Rundherum lebt der Lobedu-Stamm, der vor 400 Jahren aus dem Norden in dieses Gebiet eingewandert ist. „Encephalartos transvenosus“ ist die vielleicht berühmteste Cycade im südlichen Afrika - und eine der größten der Welt. Hier kommt die normalerweise 5-8 Meter hohe Pflanze (manchmal bis zu 13 Meter!) zu Tausenden vor. Das „lebende Fossil“ stammt aus der Steinzeit, ist also nahezu unverändert seit 50-60 Millionen Jahren gegenwärtig. Die Regenkönigin ist die Beschützerin der Cycaden. Für ihre Leute ist sie immer noch eine mystische Regentin, deren Macht und Gesundheit lebenswichtig für die kleine Nation ist.

Hoch oben vom Besucherzentrum (kleines Museum, Picknickplatz, Grillstellen) haben wir einen herrlichen Blick auf die mit Cycaden bedeckten Hänge und sehen weit ins Lowveld hinein. Auf die angebotenen Wanderwege im Wildreservat (Impala, Nyala, Gnu, Wasserbock) verzichten wir heute, da wir unser Tagesziel bald erreichen wollen.


Wandern bei Tzaneen

Von Tzaneen aus sind es auf direktem Wege zum Eiland-Resort 68 km, von Johannesburg fährt man schon 5-6 Stunden am Stück! Über die R529 kommen wir zum Eiland-Resort, das wie „Warmbad“ zur Aventura-Gruppe gehört. Dort haben wir ein reetgedecktes Rondavel gebucht. Die Rondavels von Eiland stehen in konzentrischen Halbkreisen angeordnet, umgeben vom Hans- Merensky- Naturreservat. Sehr empfehlenswert ein Rondavel an der Außenseite der Anlage, mit Blick ins Buschveld. Unser Rondavel hat zwei Schlafzimmer mit je 2 Betten, Bad mit Duschbrause, Kühl - und Gefrierschrank, Wohnzimmer mit Rattanmöbeln und eine geräumige Küche zur Selbstversorgung. Verpflegung kauft man im Shop ein, Fleisch und Fisch kann man auf der Grillstelle vor dem Haus zubereiten. Oder man geht zum Schnellimbiss auf dem Gelände. Für gehobene Ansprüche steht ein klimatisiertes Restaurant zur Verfügung. Ein Blick auf die Speisekarte: Eiland-Rumpsteak, Filet, Schnitzel, Cordon Bleu, Calamari. Dazu ein gutes, nicht ganz billiges Angebot an Weinen.

Rondavels nahe dem Pool haben den Nachteil, dass der Lärm von der Energieversorgung und der Pumpe stark zu hören ist. Außer dem warmen Außenpool nutzen wir abwechselnd die Superrutsche und die Trampolins, die nicht nur für Kinder anziehend sind! Gleich neben dem Außenpool finden wir ein Hallenbad mit Massagedüsen und Fontänen, das von den heißen Quellen unter dem Resort gespeist wird. Wer in der Hauptferienzeit kein Rondavel mehr bekommt, kann auf einem der 360 von Mopane- Bäumen beschatteten Caravanplätze sein Wohnmobil oder Zelt aufstellen, 122 davon haben Stromanschluss.

Wir verlassen Eiland und sind schon wenige hundert Meter weiter im Hans-Merensky-Naturreservat. Dort besuchen wir das Tsonga - Kraal - Museum und wandern den Naturlehrpfad entlang. 170 km müssen wir vom Eiland-Resort bis zum Camp am Blyde- River- Canyon fahren. Der Regen belästigt unsere Windschutzscheibe nur etwa eine Stunde, dann beginnen wir den Anstieg vom Lowveld auf die Drakensberge, deren Gipfel von Regenwolken umgeben sind. Durch den 132 m langen J.G. Strijdom-Tunnel, der den Beginn der Passstraße bildet, erklimmt unser VW im Tal des Olifants Rivers eine immer enger werdende Schlucht, bis der Abel- Erasmus- Pass auf der Scheitelhöhe von 1224 m erreicht ist. Wir sind nun am Beginn der Panorama-Route angelangt. Kurz bevor wie zum Blyde- River- Canyon abbiegen, besichtigen wir die „Echo- Höhlen“, die auf einem sehr staubigen Pfad per Auto zu erreichen sind. Im Dolomit-Fels erstrecken sich mehrere Kilometer verschiedener Höhlengänge, von denen sechs Räume in einer Länge von insgesamt 200m zur Besichtigung mit Führer freigegeben sind.


Das „Escarpment“

Kurz und eindrucksvoll ist die Fahrt von den Höhlen zum Aventura- Resort „Blydepoort“. Der 32 km lange Blyde- River- Canyon, der zu den eindrucksvollsten, großartigsten Naturerscheinungen Südafrikas zählt, ist Mittelpunkt eines 22.000 Hektar großen Naturschutzgebietes. In diesem Reservat findet man alle in Südafrika lebenden Affenarten! Zur reichen Vogelwelt des Gebietes gehören neben Adler, Fischadler und weißbrüstigen Kormoranen auch die südafrikanischen Lories (turacus), die in dichten Waldgebieten leben.

Der Name des Canyons und des Flusses hat eine interessante Geschichte. Der Voortrecker Potgieter leitete im Winter 1840 eine Expedition durch das Lowveld zum portugiesischen Hafen Laurenco Marques. Die Frauen blieben aber auf den malariafreien Höhen der Drakensberge in der Nähe von Graskop zurück. Leider kamen die Mannen um Potgieter nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Daher glaubten die Frauen, dass ihnen irgendein Unheil zugestoßen sei und nannten den Fluss, an dem sie gerade ihr Camp aufgeschlagen hatten, „Treur“, nämlich „Trauer“. Sie brachen mutlos in Richtung Westen auf. Auf dem Weg holten sie aber Potgieter und seine Männer ein. Dies war genau am Blyde- Fluss, dem Fluss der „Freude“.

Der Blumenfreund findet hier sieben Erica - und Protea - Arten, darunter die sehr seltene „Protea leatens“.

„Atemberaubende Natur, fantastische Aussicht, zentral gelegen für alle Arten von Freizeitaktivitäten“, so preist Aventura sein 1971 eröffnetes Blydepoort-Resort an. War Aventuras Resort „Eiland“ auf flachem Lande gelegen, bietet „Blydepoort“ am Rand eines eindrucksvollen Canyons schon vom Chalet aus allerhand fürs Auge.

An der Rezeption haben wir eine Landkarte des weitverzweigten „Camps“ erhalten. Morgen werden wir eine der angebotenen Wanderungen im Canyon ausprobieren. Heute wollen wir einen Sundowner genießen. Wir packen unsere mitgebrachten Kaltenberg - Bierflaschen, die es im hiesigen Supermarkt noch nicht gibt, zuerst in den Gefrierschrank, und machen uns, nachdem die Biere kühl genug sind, zu Fuß auf den Weg zum Aussichtspunkt. Wir kommen am Rand des Canyons an, als die Sonne ihre letzten güldenen Strahlen auf das markanteste Naturmonument im Nordosten wirft: „Die drei Rondavels“, wohl in jedem Prospekt und Bildband über Südafrika zu finden. Die Felsformationen werden in rötliche Töne getaucht, bis die kühl einströmende Spätabendluft uns wieder zum Chalet ruft. Auf einem Absatz über dem gähnenden Abgrund sitzend genießen wir unseren Sundowner, und freuen uns schon auf die Steaks, die wir gleich nachher auf dem Grill vor dem Haus zubereiten werden. Früh am Morgen beginnen wir am nächsten Tag unsere Wanderung. Wir folgen den Wegweisern zum Tuffstein-Wasserfall (Tufa-Falls). Die uns wohl bekanntesten Wasserfälle dieser Art sind die von Plitvice in Europa. Im Talgrund des Kadishi-Baches wandern wir Richtung Staudamm. Wir halten uns auf der linken Seite des Kadishi, der mehrere imposante Tuffbecken ausgebildet hat. Der Wanderweg verläuft im Schatten urwaldähnlicher Vegetation. Auf halber Bergeshöhe, schon nicht mehr so schattig, haben wir die ganze Zeit die „Three Rondavels“ in Sicht. Diese Felsbastionen sehen tatsächlich wie enorm vergrößerte Eingeborenen-Rundhütten mit Reetdach aus!

Nach mehr als der Hälfte der Wanderung biegen wir um eine Kurve, und das Gebüsch gibt den Blick auf einen Stausee frei. An seinem gegenüberliegenden Ufer ein Bergrücken, aus dem deutlich die Silhouette eines Männergesichtes zu erkennen ist. Bemerkenswert sind die vor allem an der Nordseite der Felsenkliffs, die hier in drei Schichten senkrecht abfallen, leuchtend gelben Flechten, eine Symbiose aus Algen und Pilzen. Mehr davon erfahren wir später im 17 Kilometer entfernten „Bourke’s Luck Potholes Museum“.

Etwa vier Stunden auf diesem leichten Wanderpfad sind wir schon unterwegs, da erreichen wir wieder die „Zivilisation“ in Form einer Teerstraße, die hier am „Weltenende“ eine Schleife bildet. Von hier haben wir gestern das herrliche Farbenspiel des Sonnenunterganges verfolgt. Die Sonne natürlich im Rücken, den Blick nach Osten auf die drei Rondavels gerichtet. „Zu Hause“ angekommen erwartet uns zunächst eine Überraschung. Die Küche ist blitzblank geputzt, das Geschirr gewaschen und aufgeräumt, die Betten gemacht, die Handtücher gewechselt: Diesen Service lasse ich mir gefallen!

Noch ein Wort zur Einrichtung des aus rohen Steinen rustikal gebauten Chalets: Rattanstühle und -tische in Eß/Wohnzimmer, geschmackvolle Vorhänge mit afrikanischen Motiven, zwei Schlafzimmer, Carport, Grillplatz, herrlich rot blühende Bäume mit reichem Vogelleben ums Haus herum, voll ausgestattete Küche (Vierplatten-Herd, Kühl-/Gefrierschrank, Kaffee/Tee mit Zucker und Milchpulver stehen bereit! Das Camp bietet einen gut sortierten Laden, Minigolf, Fernsehraum, Restaurant, Pool, Tennisplatz. Ein Laden für alkoholische Getränke und eine Tankstelle ergänzen das Angebot des Aventura- Resorts Blydepoort. Auf der Weiterfahrt Richtung Graskop biegen wir beim Schild „Three Rondavels“ nach links ab. Kurz nach einer schwungvollen Straßenführung werden wir durch eine Umkehrschleife gestoppt, die auf einer Felszunge liegt, auf drei Seiten vom gähnenden Abgrund umgeben.

Zwei Wege führen durch das Gestein und Gestrüpp zu verschiedenen Aussichtsplattformen. Dort setzen wir uns erst einmal hin, um das überwältigende Panorama zu genießen. Tief unten in der Schlucht fließt der Blyde-Fluß, der im späteren Verlauf aufgestaut wird. Uns gegenüber, in etwa 2 km Entfernung, aber mit der Angst einjagenden gähnenden Schlucht dazwischen, hat die Natur die drei uns schon bekannten „Rondavels“ geformt. Natürlich muss jeder Besucher hier gewesen sein. Zwischen zwei Bergrücken hindurch sehend kann ich im Osten Teile des dunkelgrünen Lowveldes erkennen. Ich muss meinen Sonnenhut festhalten, so stark ist der Aufwind hier, der über die mit Flechten überwachsenen Felsen braust.

Etwa 17 Kilometer vom Blydepoort- Camp entfernt finden wir das Touristenzentrum „Bourke’s Luck Potholes“. An der Vereinigung von Treur - und Blyde- Fluss gab es, wie die Geschichte berichtet, eine kleine Goldmine mit dem Namen „Bourke’s Luck“. Der Name ist vom „Glück“ des Tom Bourke abgeleitet, der hier Gold fand. Die vom Wasser mitgeführten Geröll - und Sandmassen schufen in den Felswänden der tief eingeschnittenen Flüsse bizarre „Potholes“, das englische Wort für „Strudellöcher“ oder „Kolke“. Wege und Brücken führen zu verschiedenen Aussichtspunkten. Vor allem für Fotografen ist die beliebte Touristenattraktion eine große Freude, da es dort mannigfaltige Formen und Farbschattierungen auf den Film zu bannen gibt. Wir bewundern die bizarren Auswaschungen und informieren uns im Museum über Flora, Fauna und vor allem die Flechten des Canyons. Danach geht’s zum Blydepoort - Camp zurück, um dort ein letztes Mal zu übernachten.

Am nächsten Morgen: Gut geteerte, breite Straßen durchschneiden dunkelgrüne Wälder. Links stehen alle paar Kilometer Schilder, die auf gute Aussichten ins Lowveld und auf Wasserfälle hinweisen. Die Namen der Punkte lauten „God’s Window“, „World’s View“, und die Wasserfälle erinnern mit „Lisbon Falls“ und „Berlin Falls“ an die weitentfernte Heimat Europa.

Da heute vom durchschnittlich 600 m tief gelegenen Lowveld dichte Wolkenfetzen über den Rand des „Escarpments“ (am Mariepskop bis 1950 m hoch) ziehen, ist die Straße in ein Phänomen gehüllt, was wir als Einwohner eines Städtchens an der Donau sehr genau kennen. In der Nebelsuppe, die immer nur einige Kilometer andauert, sehen wir keine 10 Meter weit und müssen bei Tageslicht mit eingeschalteten Scheinwerfern fahren.

Die kleine Ortschaft Graskop hat einen großen städtischen Campingplatz, auf dem auch Rundhütten stehen. Zu unserer großen Freude sind am frühen Nachmittag noch einige Plätze frei. Als ich nach dem Zeltaufbau zur Rezeption zurückkomme, erlebe ich, wie zwei andere Touristen, die einen Platz suchen, bedauernd zurückgewiesen werden. Sie ziehen enttäuscht ab, denn dies war ihre letzte Hoffnung: „In Graskop ist alles ausgebucht“. Ferienzeit bedeutet, dass man lange vorher buchen, oder von nicht so überlaufenen Gegenden aus seine Touren machen muss.

Die Anlagen sind zwar nicht so gut wie die von Tzaneen, aber dafür hat der Platz ein großes Minigolfzelt, einen Weiher mit Bootsverleih, ein sauberes Freibad und ein Restaurant mit kleiner Einkaufsgelegenheit.

Nachtrag zur 3. Auflage: In Graskop besuchten wir 1995 eine Gemäldegalerie mit angeschlossenem Kaffeehaus („The lonely tree pancake cabin“), das sich als „die Heimat der Schwarzwälder Kirschtorte“ bezeichnet. Zwar sitzt man gemütlich auf der Veranda des Hauses, mit Blick auf die vorbeiziehenden Touristenscharen, doch läßt die Qualität der erwähnten Torte sehr zu wünschen übrig. Der dort erhältliche Earl-Grey-Tee kommt in ausreichender Menge (= Kanne) auf den Tisch, doch der Cappucino (0,80€) hat seinen Namen nicht verdient.

Wir machen einen Ausflug durch eine Art Voralpenlandschaft in die 11 km entfernt gelegene „Goldgräberstadt“ Pilgrim’s Rest, eher ein Dörfchen, über das zu bestimmten Tages - und Jahreszeiten Touristen herfallen.

Der Legende nach entdeckte ein gewisser Alec „Schubkarren -„ Patterson im „Pilgrims Bach“ im Jahre 1873 Gold. „Schubkarren“ deshalb, weil Alec seine ganze Habe in einem Schubkarren mit sich zu führen pflegte. So kam er auch eines Tages in dem noch friedlich- unberührten Tal an. Schubkarren- Patterson war ein einzelgängerischer Goldgräber, der die für ihn zu hektischen Goldclaims bei Mac Mac verlassen hatte. Er beschloss, seine Entdeckung geheim zu halten. Aber mittlerweile hatte ein anderer Golddigger, nämlich William Trafford, ebenfalls Mac Mac verlassen, und war im Tal von Pilgrim’s Rest angekommen. Die Legende berichtet weiter, dass Trafford dem Ort seinen Namen gab, indem er bei der Entdeckung von Gold vor lauter Freude ausrief: „The Pilgrim is at a rest“: seine Pilgerfahrt sei nun zu Ende.

Nicht durch Patterson, sondern durch Trafford wurde die Kunde von Goldfunden schnell über alle Goldgräbergebiete des Nordostens verbreitet. Ein großer Ansturm von Diggern auf das Tal setzte ein. Bis 1881 folgte eine Zeit, in der leicht erreichbares, ziemlich in den oberen Schichten der Erde liegendes Gold gewaschen wurde. D. H. Benjamin erwarb in diesem Jahr eine Konzession, die ihm erlaubte, auf den Farmen in und um Pilgrims Rest in großem Stil Gold zu fördern. Am 29. Juli 1896 wurde die Transvaal-Goldminen- Gesellschaft gegründet, die bis 1971 arbeiten konnte. Dann mussten die Aktivitäten wegen mangelnder Rentabilität eingestellt werden.

Die Stadt und das Minengebiet erwarb die Verwaltung der Provinz. Pilgrim’s Rest wurde unter Denkmalschutz gestellt und restauriert. Somit ist ein Teil des heutigen Ortes eine Art Museum, wo wir eine Goldgräberstadt der Jahrhundertwende mit Wohnhäusern, Geschäften, Kirchen und einem Hotel bewundern können.

Beginnen wir die Besichtigung da, wo normalerweise alles aufhört: Der Friedhof von Pilgrim’s Rest ist hoch über dem Ort in einem kleinen Wäldchen angelegt. Alle Gräber der Bergleute und Goldsucher liegen in Ost-West-Richtung, nur eines nicht: Das „Robber’s Grave“, das Räubergrab, ist in Nord-Süd-Richtung angelegt. Räuberei war nicht sehr gebräuchlich im Ort, denn Räuber wurden sehr streng bestraft. Der Verbrecher im „Robber’s Grave“ wurde kurzerhand erschossen, andere wiederum wurden misshandelt, bevor sie vertrieben wurden

Ein Häuschen, das als eines der drei Museen hergerichtet wurde, ist das ehemalige Verlagshaus der Zeitung „Pilgrim’s and Sabie News“. In dem am Ende des 19. Jahrhunderts von John McNally errichteten Gebäude sind Druck-und Setzmaschinen sowie alte Drucke zu besichtigen.

Ein paar Meter weiter steht das „Royal Hotel“, wo man noch heutzutage im Stil der alten Zeit übernachten kann. Als wir uns dem Gebäude nähern, dringt Bierdunst und Zigarettenqualm in unsere Nasen und Musik an unsere Ohren. Tatsächlich, in dem zwischen den Hotelräumlichkeiten gelegenen Biergarten wird Dixieland-Musik gespielt. Es ist fast kein Durchkommen, so viele durstige Menschen haben sich hier versammelt. Sie stehen nicht nur im Biergarten, sondern haben sich auch um die Bar versammelt, die besonders sehenswert ist. Der einstige Hotelbesitzer brachte, so wird berichtet, eine Kirche aus Maputo, dem damaligen Laurenco Marques, auf einem Ochsenwagen nach Pilgrim’s Rest, und gestaltete eine Bar daraus. Die Goldgräber zahlten ihre Spirituosen mit Goldstaub - und -klümpchen, die vom Barkeeper sorgfältig mit einer Waage auf dem Tresen abgewogen wurden.

In der alten Post des Ortes wurde eine Ausstellung eingerichtet, die nicht nur über die Zeit und die Sitten der Goldgräber berichtet, sondern auch über die Epoche davor, als die Buschmänner, und viele Jahre danach schwarze Stämme dieses Gebiet durchwanderten.

Wir haben noch nicht genug von der Vergangenheit. Deshalb informieren wir uns, wie die „Oberschicht“ hier gelebt hat. Im Jahr 1913 wurde das vor uns stehende Häuschen für einen Arzt erbaut, zwei Jahrzehnte später zog ein Rechtsanwalt ein. Das Haus strahlt Charakter aus. Holzwände, Wellblechdach, innen mit typischem Zierrat der viktorianischen Zeit ausgestattet. Im Jahr 1909 wurde hier ein Telefon installiert, ab 1911 gab es Elektrizität aus einem heute noch stehenden Generatorenhaus. Zu seiner Zeit war dieses übrigens die größte Station der südlichen Hemisphäre, die mit Hilfe von Wasser Strom erzeugte.

Bevor wir wieder nach Graskop fahren, müssen wir uns noch unbedingt in einem „Goldgräber-Kaufhaus“ umsehen. Weil der Goldpreis in den Dreißiger Jahren so stieg, wuchs auch die Bevölkerung von Pilgrim’s Rest stark. Zur Versorgung gab es hier neben Metzgereien, Bäckereien, Schmieden tatsächlich sechzehn „General Dealer“, also Einkaufsläden, wo einfach alles verkauft wurde. Das „Dredzen Shop Museum“ ist der letzte, liebevoll im Stil der Periode von 1930 bis 1950 restauriert. Natürlich banne ich den Tante-Emma-Laden auf den Film, mit meinen Mitreisenden an der Theke.

Jetzt erst bemerken wir, dass wir auf der einzigen Straße des Ortes kaum noch gehen können, so hat der Autoverkehr zugenommen. Zu allem Überfluss kommt noch eine Hochzeitsgesellschaft vorbei, das Paar in einem rot glänzenden offenen Oldtimer - stilgerecht zur Goldgräberstadt.

Der Tourismus ist hier erstaunlich weit gediehen: Am Auto steht ein halbwüchsiger Schwarzer und zeigt uns ein Schild: „Autowaschen 5 Rand“. Tatsächlich sind die Scheiben des Passat sauber. Ich zahle schmunzelnd einen Obulus, nachdem ich eine Anzahl von Flugblättern unter den Scheibenwischern weggenommen habe. In alter Schrift der Goldgräberzeit wird dafür geworben, bei der XY-Ranch nach einem opulenten Goldgräbermahl Gold zu waschen, ein anderes lädt zur Pass- Photographie im Stil der alten Zeit ein. Selbst die Tankstelle „Highwayman“ - sie hat noch die uralten Zapfsäulen - wirbt mit ihren Diensten. Sie wurde damals von einem ehemaligen Straßenräuber (= Highwayman) gegründet, der angeblich nach Rückgabe aller gestohlenen Sachen noch einmal glimpflich davon kam (anders als der im Robber’s Grave).

Kaum sind wir dem Touristenrummel und der Hitze des Tales entflohen, kommt ein stürmischer Wind auf, der uns weg von den Zelten in die „Put-put“- Halle zum Minigolfspielen treibt. Als wir fertig sind, rauscht ein Wolkenbruch hernieder, der sich aber bis abend legt. Am nächsten Morgen - es ist Ostersonntag - will ich in aller Frühe zur Aussichtsstelle „God’s Window“ fahren, doch nach einigen Metern muss ich einsehen, dass mit einem Platten vorne links selbst die wenigen Kilometer dahin nicht zu machen sind. So starten wir verspätet. Das haben wir dort mit Waschküchenklima zu büßen. Trotzdem ist es ein unheimliches Erlebnis, wenn ich mich über die Brüstung beuge, und den rot blühenden Aloen zusehe, wie sie sich an den steil abfallenden Felsen klammern, wo der Nebel aus dem düsteren Untergrund in Schwaden abgestreift wird. Einige Sekunden ist das Lowveld sichtbar, bis wir wieder von nasser Watte umgeben sind. Meine Begleiter hält hier nichts mehr. So nehmen wir Abschied von der Gegend, die für Goldgräber aus der ganzen Welt zum Inbegriff ihrer Sehnsucht wurde. Kaum sind wir am Mac-Mac-Fall, einem 60 m herabstürzenden Wasserfall vorbei, da schiebt sich die Sonne heraus, die Wolken verschwinden, und wir stöhnen wieder unter der Hitze im Auto. Drei Stunden später halten wir auf dem Parkplatz vor den Sudwala- Höhlen. Einer der zahlreichen umhertollenden Affen verzehrt genüsslich auf einem Ast direkt über der Windschutzscheibe, Saft verspritzend, Stück für Stück einer stibitzten Orange.

Wir verzichten aufgrund der wartenden Menschenmenge auf eine Besichtigung der Sudwala- Caves, während ich mich, zusammen mit meinem Sohn, der englischsprachig geführten Besuchergruppe anschließe. Im Gegensatz zu den Echo- Caves, die wir vor einigen Tagen besuchten, ist diese hier großzügig angelegt. Sie kann eine Menge Menschen vertragen und erinnert mich an die großen slowenischen Höhlen.

In prähistorischer Zeit wohnte man in den Tropfsteinhöhlen aus Dolomit-Gestein. Sie erstrecken sich über dreißig Kilometer in den Berg. Verschiedenfarbige Strahler versetzen die Stalagtiten und -miten in geheimnisvolles Licht. Der Höhlenführer versteht es prächtig, mit seinen Geschichten und Erklärungen diesen Eindruck zu verstärken. Eine Halle bildet ein natürliches Amphitheater, mit einem Durchmesser von 70 und einer Höhe von 40 Metern.

Die Akustik dieses Teils wird für Konzertaufführungen genutzt. Sogar auf allen Vieren dürfen wir noch klettern, was einerseits den Abenteuercharakter der Unternehmung hervorhebt, andererseits meine Begleiter bei der Rückkehr aus der Höhle zu deftigen Bemerkungen veranlasst. Tatsächlich sehen wir aus, als hätten wir wie Schweine im Dreck gesuhlt. Macht nichts, denke ich mir, wir haben ja kurze Hosen an, und die Beine sind schnell abgewaschen. Bei der Führung waren einige Mädchen dabei, die mit ihren weißen Hosen durch den feuchten Dreck krochen - na, das sieht aber aus!

Damit unser Sohn noch ein bisschen auf seine Kosten kommt, besichtigen wir den benachbarten Dinosaurierpark. Lebensgroße Nachbildungen der Tiere stehen in urtümlicher Landschaft, erschrecken die Kleinen aus dem Dickicht heraus, oder äsen gemütlich in einem Weiher. Aus luftiger Höhe droht ein mit Dolchen bewehrtes riesiges Gebiss eines Fleisch fressenden Sauriers.


Achtung: Saurier!

Bei Waterval- Boven machen wir Rast bei einem imposanten Wasserfall, dem wir uns durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel - heute Nationaldenkmal - nähern. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir wieder Pretoria.

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