Читать книгу Kreuzfahrt mit Hindernissen - Wolfgang Müller - Страница 5

Büttelborn bei Darmstadt, Vereinsheim des FKK-Vereins Sonne auf der Haut, überall

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»Nun gomme wir auf den letzten Punkt unserer Tagesordnung, nämlisch Bunkt Verschiedenes.«

Rolf Krause, Vorsitzender des FKK-Vereins »Sonne auf der Haut, überall«, schaute erwartungsvoll in die Runde der sechs Vereinsmitglieder. Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern bemühte er sich, schon von Berufswegen, einigermaßen hochdeutsch zu sprechen. Heike Mommsen, 45, meldete sich mit ihrer schrillen Stimme zu Wort. Gomme mir nochmol uf`dn lezdn Vorfall boi unsrä Wanderung zu schpräsche« »Ja, rischtsch, eine verdammde Saurei wor des. Nischt mol uf`dän äxdra fürs Naggedwanderen ausgewiesnen Wegn gönne mir noch lawn, ohne des sisch irschndwelsch verglemmde Arschlöschä drübä ufräschn! Es is grad so, als ob die do uf`d Lauä lieschn un uf us Naggerde warde dädn!«, pflichtete ihr Ehemann Dieter bei.

»Jo, seid mir den Wanderwesch als Naggedwanderwesch ausgschilded hom, schdeen do ständisch irschn`d welsch neigierische Leit rum, nur um zu schponnä. Lezdn Mondog hod so ä Sau Fodos g`mocht!« »Fodos!? Didoo!!! - Gfilmd hom die Säu sogor!«, verbesserte Heike ihren Mann lautstark »Nun, Freunde der Freigörberguldur, es ist leider immer noch schwierig, unsre Neischung in der Öffentlischgeid auszuleben.« versuchte Rolf Krause die Wogen etwas zu glätten.

»Isch hab im Indernet einen Hinweis auf eine Greuzfahrt für ÄfGaGa-Anhänger gefunden. Ischt sogar rescht günstig. Währ des nix für unseren diesjährischen gemeinsamen Ausflug? Wir ham schon einen schtattlischen Betrag in der Vereinskasse. Jeder müsste nur noch eine kleine Summe dazuleschn. Außerdem wird es jetzt im Ogdober drausn zu frisch, um unserem Hobby nachzugehn. Da wäre eine Greuzfahrt in wärmere Gefilde schon recht angenehm. Wir müssten uns allerdings kurzfristsch endscheide, die reis' soll schon in drei Wochen losgehen.«

»Also isch hädde scho Lust!«, rief Horst Nagel und schaute dabei seine Frau Regina fragend an. »Wäsche mir gärne«, grinste Regina ihren Mann an. Nachdem auch die Anderen zugestimmt hatten, versprach Rolf Krause sich um die Buchung zu kümmern und schloss die Versammlung, die diesmal auf der Kegelbahn des Büttelborner Dorfkrugs beim traditionellen Nacktkegeln stattfand. »Hoddee, beschdell do nochmol sechs Bier!« Horst rief über das Haustelefon die Wirtin und gab die Bestellung auf. Zehn Minuten später klopfte die Bedienung an der Tür.

«Die Bier schdan vor de Dür, lassd`s eu`schmegge.«

»Dange Rosie, häddescht abä ruhig reingomme gönne!« »Ne lass mo Hodde, da müsst i misch ja ooch auszihe!«

Kloster Herrenfurth in Oberklötenbach bei Kassel

»Meine lieben Brüder«, sagte der mit großer Leibesfülle gesegnete Abt, Bruder Gandolfus.

Die sechs Bewohner des Klosters Herrenfurth hatten soeben ihr Abendessen beendet. Es gab Hähnchenschenkel an frischem Tomatensalat mit Thymian. Der Salat stammte selbstverständlich aus dem kleinen, aber feinen Treibhaus des allgemein bewunderten Gartenfreaks Bruder Eusebius.

»Meine lieben Brüder, ich möchte nochmals auf unsere bevorstehende Reise in die Mission unseres Ordens auf Haiti zu sprechen kommen. Ist das leidige Problem mit der Flugangst unseres Bruders Johannes jetzt endlich vom Tisch?«

»Nein meine Brüder, ich werde auf gar keinen Fall in ein Flugzeug steigen. Das habe ich euch schon letzte Woche gesagt, und dabei bleibe ich auch. Ich leide an Höhenangst, wie ihr wisst.«

Johannes hatte in seinem früheren Leben, also dem vormönchischen, als Maurer gearbeitet. Zwei knackige Polizisten in ihren schmucken Uniformen, auf der gegenüber der Baustelle gelegenen Straßenseite, hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Die Ablenkung begünstigte seinen, durch eine fehlende Gerüstbohle ausgelösten freien Fall, aus einer Höhe von 10 Metern, direkt auf einen soeben frisch aufgeschütteten Sandhaufen. Dass er dadurch nur knapp am Leben in einem Rollstuhl vorbei geschlittert war, brachte ihn dazu, sich unmittelbar nach seiner Genesung, in das nahegelegene Kloster zu begeben. Er hatte es seit dem nicht mehr verlassen und litt fortan unter der eben erwähnten Höhenangst.

»Das war zu befürchten«, antwortete Abt Gandolfus mit resigniertem Gesichtsausdruck. »Deshalb habe ich diese Teufelsmaschine in meinem Büro genutzt und im Internet nach alternativen Reisemöglichkeiten in die Karibik gesucht.«

Gandolfus war nicht gerade als Anhänger des Computerzeitalters bekannt, aber das Internet hatte durchaus auch seine schönen Seiten, die er in stillen Stunden sehr zu würdigen wusste.

»Brüder, ich bin fündig geworden. Wir werden, wie einst Jonas im Bauch des Wals, über das Meer nach Haiti reisen. Natürlich nicht in einem Wal, sondern auf einem großen Schiff. Dort fahren allerdings noch sehr viele andere Menschen mit uns, was die Überfahrt eventuell etwas unbequem gestalten könnte. Aber ich denke, dass wir für unseren lieben Bruder Johannes, der von uns allen sehr geschätzt wird, dieses Opfer bringen werden. Nun, was sagt ihr dazu?«

»Gandolfus, es ehrt mich zutiefst, dass ihr euch wegen mir den Strapazen einer längeren Anreise aussetzen wollt. Ich hoffe, ich kann das irgendwann wieder gutmachen.« »Ich bin sicher, Bruder Johannes, die Gelegenheit wird kommen.«

Zentrum der Friseurinnung Scherheim bei Kammbach

»Meine Damen und Herren, angehende Friseurgesellinnen und Gesellen. Ich habe die Freude, ihnen mitteilen zu können, dass Sie alle den theoretischen Teil der Gesellenprüfung bestanden haben!«

Heidelinde Ramsmeyer, die langjährige Vorsitzende der Friseurinnung Unterfranken, grinste über ihre beiden ausgeprägten Kanzlerinnenwangen. Stolz war sie vor allem auf ihren eigenen Lehrling, den 20-jährigen Antonius Schuster, der die Prüfung jetzt im dritten und letzten Anlauf zu bestehen versuchte. Antonius war in den vergangenen Jahren in ihrem Salon mit vielen Dingen beschäftigt gewesen. Mit dem Erlernen des Friseurhandwerks an sich hatten seine Dienstleistungen allerdings nur am Rande zu tun. Es stand eher die Aufrechterhaltung der Lebensfreude seiner Chefin im Vordergrund. Antonius war Vollwaise und hatte sich damals für die offene Lehrstelle mit Wohnmöglichkeit in Heidelindes Salon beworben. Vom ersten Augenblick an hatte sie einen Narren an ihm gefressen. Ihr Mann Rolf war vor fünf Jahren verstorben und eine Frau wie Heidelinde hatte schließlich auch Bedürfnisse.

Es stellte sich jedoch sehr bald heraus, das Antonius nicht für einen Salon in der tiefsten unterfränkischen Provinz geschaffen war. Seine Frisur-Ideen hätten in Berlin, München oder Frankfurt sicher für Furore gesorgt, aber nachdem er der angehenden Frau des Dorfpolizisten zur Hochzeit einen Sheriffstern auf den vorher kurz rasierten Hinterkopf gefräst hatte, war das Vertrauen in seine Frisierkünste, beim Scherheimer Publikum, etwas angeknackst. Heidelinde beschloss damals, ihn von der wichtigen Kundschaft fernzuhalten. Sie brachte es jedoch nicht übers Herz, ihn zu kündigen. Zu umfassend waren seine Fähigkeiten auf anderen, für sie ebenso wichtigen Gebieten. Nur ab und zu, wenn eine, in ihren Augen eher unbedeutende Kundin, nach einer neuen, außergewöhnlichen Frisur verlangte, rief sie nach Antonius, der die Aufgabe dann immer mit Bravour erledigte. Sie tat das natürlich auch, um ihm eine Freude zu machen und ihn für Dinge zu belohnen, bei deren Angedenken ihr jedes Mal ein wohliger Schauer durch den Körper lief. Auf diese Weise kam Antonius Schuster natürlich wenig mit Kunden und mehr mit Heidelinde in Kontakt. Dementsprechend dürftig waren, mangels Zeit zum abendlichen Studium der Fachliteratur, seine theoretischen Kenntnisse. Abgesehen natürlich von seinen Ideen, die allesamt meist außerhalb jeglicher Vorstellungskraft der Kundinnen lagen, zumindest in Scherheim bei Kammbach.

Nun, nach fast vier Jahren Lehrzeit, war der heutige Prüfungstag Antonius letzte Chance den Abschluss als Friseurgeselle zu erlangen.

Insgeheim hoffte Heidelinde, dass Antonius bei ihr bleiben würde, um bis zu ihrem Lebensende an ihrer Seite zu frisieren. Aber sie war nicht dumm und ihre vielen Spiegel im Salon berichteten stets alle dasselbe. Nämlich die Geschichte mit der schönen Friseuse hinter den sieben Bergen. Mit Wehmut dachte Heidelinde schon jetzt an den Tag der Trennung, wenn ihr geliebter Prinz die Burg verließ und sie wieder allein sein würde.

»Ich sehe, jeder von Ihnen hat ein Modell aus dem Freundes- und Bekanntenkreis mitgebracht«, begann Heidelinde Ramsmeyer mit ihrer Einführung zur zweiten und letzten Prüfungsaufgabe im praktischen Teil.

»Ich möchte Sie nun bitten, zuerst mit dem Modell ein Beratungsgespräch durchzuführen, um so die Wünsche des Kunden oder der Kundin zu erörtern. Meine geschätzten Kollegen von der Prüfungskommission und ich werden aufmerksam zuhören und Ihr Gespräch beurteilen. Und nun viel Glück, meine Damen und Herren, Sie haben 10 Minuten, fangen Sie bitte an.«

Antonius begab sich zu dem ihm zugewiesenen Frisierstuhl und begrüßte seine Kundin Kornelia Glösenfried, Tochter des Bäckermeisters Willi Glösenfried, Betreiber der gleichnamigen Bäckerei mit angeschlossener Konditorei, direkt neben Heidelindes Friseursalon. Heidelinde hatte ihrem Lehrling Glösenfrieds Tochter als Modell besorgt. Bei ihr war sie sich sicher, dass ihr geliebter Antonius nicht auf dumme Gedanken kam. Kornelia wurde im Dorf gemeinhin als quadratisch praktisch gut bezeichnet, hatte aber ein sehr hübsches Gesicht. Das einzige Zugeständnis, zu welchem Heidelinde bereit war.

»Guten Tag meine Dame, was kann ich für Sie tun«?, begann Antonius das Beratungsgespräch.

Etliche Male hatten sie geprobt, so dass Heidelinde den Text mittlerweile auswendig konnte. Es würde darauf hinauslaufen, dass er ihr eine elegante Hochsteckfrisur, mit ein paar farbigen Strähnen,

für ihre angebliche bevorstehende Hochzeit frisieren sollte. Auch das war in der vergangenen Woche viele Male erfolgreich geübt worden.

»Nun werter Herr«, antwortete Kornelia, »meine bevorstehende Hochzeit ist gestern geplatzt. Ich werde mich also wieder mehr unserer Bäckerei und Konditorei widmen können. Deshalb habe ich mir überlegt, dass Sie mir einen großen Präsentkorb auf den Kopf frisieren. Mit Brötchen und allerlei lustigen Leckereien. Sozusagen als Blickfang und Werbung für unseren Laden.«

Diese Version des Beratungsgesprächs war Heidelinde vollkommen neu. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie stürzte auf ihren Lehrling zu, um ihn an ihre Abmachung bezüglich der Frisur zu erinnern.

»Aber, aber Frau Ramsmeyer, Sie müssten doch als Vorsitzende unserer Friseurinnung am Besten wissen, dass wir uns in die Gespräche nicht einmischen dürfen!«, hielt sie ein Kollege der schneidenden Zunft im letzten Augenblick zurück.

»Aber gerne werte Dame, darf es auch etwas farbig werden?«

»Selbstverständlich, ich bitte darum. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten.«

Diese Version hatten die beiden in der vergangenen Woche ebenfalls jeden Abend in Kornelias Zimmer, über der Bäckerei geübt. Was sie dort sonst noch geübt hatten, durfte Heidelinde Ramsmeyer natürlich nicht erfahren.

»Nachdem sie ihre Beratungsgespräche nun hinter sich gebracht haben, möchte ich alle Prüflinge bitten, mit der Arbeit zu beginnen«, wandte sich Frau Ramsmeyer an die zukünftigen Friseurgesellen.

Antonius zog in den darauf folgenden 270 Minuten alle Register seiner ausgeprägten Fantasie. Mit Hilfe von Haarspray, Festiger, Gel und anderer moderner chemischer Kampfstoffe, schuf er aus Kornelias sehr langen blonden Haaren einen großen Präsentkorb, den er mit allerlei Leckereichen und natürlich auch Broten füllte. Nichts war echt in diesem Korb, aber alles sah zum Anbeißen aus.

Nach einiger Zeit drängten sich viele staunende Mitglieder der Prüfungskommission um den wild vor sich hinfrisierenden jungen Mann. Sie gratulierten der noch immer vor sich hinbrummenden Heidelinde zu diesem außergewöhnlichen Lehrling.

Antonius bestand seine Prüfung mit Auszeichnung und wurde noch am selben Tag von Heidelinde Ramsmeyer entlassen. Noch während der Prüfung hatte sie die heimliche Liebschaft ihres Antonius mit dieser dicken Printe, wie sie die Bäckerstochter von nun an nannte, durchschaut. Antonius suchte schon am nächsten Tag, er war vorübergehend bei Kornelia eingezogen, nach einem neuen Job. Im Internet stieß er auf die Anzeige eines Kreuzfahrtveranstalters, der für eine Atlantiküberquerung noch einen Bordfriseur suchte. Der Salon wurde gestellt und die Hälfte der Einnahmen dufte er behalten. Und das alles bei freier Kost und Logis. Da Antonius im Moment sowieso knapp bei Kasse war und er Urlaub dringend nötig hatte, beschloss er, sich für den Job zu bewerben. Noch am selben Abend schickte Antonius Schuster eine E-Mail los.

Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Antoine Cordonnier....

Großmarkt auf dem Hafengelände in Genua

»Giorgina! Bellla! Wenn ich dich sehe, ist der Tag gleich ein ganz anderer, nicht mehr so trostlos und grau!«, rief Luigi Mangiare, aus dem geöffneten Fenster des, von ihm als Büro titulierten Bretterverschlags, auf dem Großmarkt im Genueser Hafen.

Luigi feierte nach eigenen Aussagen seit fünf Jahren immer wieder seinen 49ten Geburtstag. Viele Kreuzfahrtschiffe, die von Genua aus in See stachen, kauften auf dem Großmarkt ihren dringend benötigten Proviant ein. Luigis Geschäft zählte eher zu den Kleineren der Branche. Seine Stunde schlug immer dann, wenn die Großen nicht schnell genug liefern konnten. Dann sprang Luigi ein und sorgte über verschiedene legale und illegale Kanäle für die benötigte Ware. Qualität und Frische gehörten nicht zu den bestechendsten Eigenschaften der von ihm gelieferten Lebensmittel. Der Preis jedoch war stets unschlagbar. Das lag an den nicht immer sauber dokumentierten Herkunftsnachweisen der Ware. Einiges war hier und dort von diversen Lastwagen gefallen, und bei Luigi zufällig wieder aufgetaucht. Auch eine lückenlos nachgewiesene Kühlkette leicht verderblicher Waren suchte man bei ihm vergeblich.

»Luigi, Schatz«, rief Giorgina geschmeichelt, »übertreib bitte nicht immer so maßlos! Ich schau gleich mal bei dir rein!«

Die beiden hatte seit ein paar Wochen ein heimliches Verhältnis. Im Gegensatz zu Giorgina war Luigi verheiratet. Seine Frau Rosina, eine geborene Calabrese und Schwester eines Mafiosi der mittleren Führungsebene, durfte von seinem Verhältnis mit Giorgina nichts erfahren, sonst würde aus der Liaison eine blutige Angelegenheit werden. Heute verspürte auch Giorgina wieder Schmetterlinge im Bauch.

»Buongiorno Luigi, mi amore!«, flötete sie eine halbe Stunde später, als sie in Luigis Büro schlüpfte.

Sie führte einen kleinen Gemüseladen in der Innenstadt und versorgte sich auf dem Großmarkt täglich mit frischer Ware.

»Belllla Mia!«, säuselte Luigi, während er diskret den Schlüssel der Bürotür umdrehte. Niemand sollte die heutige Stunde trauter Zweisamkeit stören. Von purer Wolllust getrieben, rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib und Giorgina setzte sich weit zurückgelehnt auf Luigis Schreibtisch.

«Ah mio Stallone«, hauchte sie, als Luigi in sie eindrang.

»Diese italienischen Pferdehändler fluchte Hans-Werner Klose aufgebracht durch sein Hamburger Büro und knallte den Hörer wütend auf die Gabel. Das ohnehin nur noch mit Tesafilm zusammengehaltene, alte schwarze Bakelittelefon, mit dessen Hilfe schon sein Vater Geschäfte getätigt hatte, war ein Relikt aus alten, besseren Zeiten, von dem er sich einfach nicht trennen wollte.

»Wie soll ich denn bei den Preisen noch was verdienen!? - Pfeifer!!! Mach mir sofort eine Verbindung mit diesem Mafiosi, diesem Billigheimer, diesem Luigi irgendwer, in Genua!«

Klose saß vor seinem Schreibtisch und hatte soeben ergebnislos mit seinem Lieblingslieferanten für Proviant telefoniert. Der hatte ihm jedoch einen Preis genannt, der jenseits von Gut und Böse lag. Möglicherweise lag es daran, dass er seine letzten Rechnungen eher schleppend bezahlt hatte und der Lieferant jetzt keinen gesteigerten Wert mehr auf eine Zusammenarbeit legte.

»Ihr Gespräch mit Genua Herr Klose!«, rief Holger aus dem Nebenraum. Hans-Werner nahm den Hörer ab und lauschte.

»Luigiii, musst du denn ausgerechnet jetzt telefonihihiheren!!«, hörte er eine weibliche Stimme keuchen.

»Hallo! Haaalllooo, hier spricht Hans-Werner Klose von der Nautilus Reederei aus Hamburg! Spreche ich mit Herrn äh-«

»Mangiare!« soufflierte Holger, der mittlerweile neben seinen Chef getreten war.

»Herrn Mangiare?«, beendete Hans-Werner seine Frage.

»Si, Mangiare, Luigi Mangiare, wer spri-hi-hicht?«

Luigi genoss dieses Telefongespräch, während er Giorgina in immer größere Höhen lustvoller Ekstase trieb. Es gab ihm ein gewisses Gefühl von Macht und Überlegenheit gegenüber seinem Gesprächspartner. Ein Mangiare konnte eben viele Dinge gleichzeitig erledigen.

»Hallo Herr Mangiare, schön, dass ich Sie erreiche. Ich benötige bis übermorgen Proviant für eine 10-tägige Kreuzfahrt, für ca. 2600 Leute. Lässt sich das machen?«

»Ah-Aahh - Ahh- Herr Klo-ho-hose, ich erinnere mich, hatte wir nichte letztes Jahr schohohooon mal die Vergnühügen?«

»Völlig richtig Herr Mangiare, völlig richtig.«

»Klose, - Klohoose, ich komme jetze gerade nichte an meine Akten, aber ich haaaaabe in Erinnerung, dass die Geld etwas schleppend bei mir eintrahhhhfff. Was haltene Sie davone diesmal im Voraus zu bezahlen, Herr Klo-hose«?

»Klose, mein Name ist Klose, nicht Hose. Über welche Summe sprechen wir denn, Herr Mangiare, ich habe gehört Ihre Preise währen unschlagbar«.

»Hahahaaaa-Ohhhh Jahhaha---«

»Herr Mangiare, ist bei ihnen alles in Ordnung»?, fragte der Reeder, dem Luigis Artikulation etwas seltsam vorkam.

»Nein, nein Herr Klose alles bestens hiere bei miihiihir- Ahh. 2600 Personen sagten Sie, zehne Tage? Nuhuhuun, lassen Sie miche mal eben rechnehehen.«

Gut, dass es noch keine Bildtelefone gibt, dachte Luigi und stellte den Hörer auf laut, um beide Hände für Giorgina frei zu haben. Er umfasste ihre beiden ausgeprägten Pobacken, hob sie hoch und wankte mit ihr zur Bretterwand des Büros, wo er sie lautstark gegenrammte.

»Ohhhhaa Luigiiii!!«, jauchzte Giorgina lustvoll.

»Bitte? Ich habe den Preis akustisch nicht verstanden, Herr Mangiare, könnten Sie das nochmal wiederholen?!«

»Das ist nichte so ei-hei-heiiinfach«, keuchte Luigi grinsend, allerdings mehr zu seiner Freundin als zu Hans-Werner. »130.000 Eurohohooo!«

»Könnten wir uns nicht auf 100.000 einigen, ist doch `ne runde Summe!«

»Nahaheiiiin. Ja-jaaa. Ohhh nein!«, hörte Klose seinen Gesprächspartner stöhnen.

»War das jetzt ein Ja oder ein Nein Herr Mangiare,

ist irgendwie `ne schlechte Verbindung. Ich würde auch noch `ne Kreuzfahrt in unserer Luxussuite im Wert von 10.000 EUR drauflegen. Na, was sagen Sie?«

Luigi war jetzt so weit, dass er sich nicht mehr voll auf das Telefongespräch konzentrieren konnte.

»Gi-or-gi-nahha!!!»

»Ja, Ihre Frau können sie selbstverständlich auch mitnehmen, na ist das nicht ein super Angebot?!«

»Jahh, Giorgina , jahh Jahh!! Ja Luigi, komm, komm. jah komm, Jah!!!«

»Das sagte ich doch gerade, Giogina auch. Nun kommen Sie schon Herr Mangiare, geben Sie sich einen Ruck, lassen Sie sich von Ihrer Frau doch nicht so sehr bitten. Machen Sie ihr die Freude«!

»Jah, jahhh, Jaaaaaaahhhhhhhhhh.«

»Schön das wir ins Geschäft kommen Herr Mangiare, ich Faxe ihnen nachher die Liste zu.«

Luigi hatte das ungute Gefühl, dass er gerade nicht wirklich ein gutes Geschäft gemacht hatte.

»Was hat der Idiot eben gefaselt?!«, fragte er seine Freundin, als sie sich beide die obligatorische Zigarette anzündeten.

»Du hast dem Kerl soeben eine Kreuzfahrt für uns beide aus der Nase gezogen, Luigi«, antwortete Giorgina und bewies damit, dass auch sie sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren konnte.

»Ach, ich freu mich so!!!«, jauchzte sie, »nur wir zwei in einer Luxus Suite, ist das nicht phantastisch!!!«

Tja, dachte Luigi, aus der Nummer komme ich wohl nicht mehr raus.

Nautilus Reederei, Hamburg

»Na Holger, hier kannst du noch was lernen, was! So macht man das mit dem günstigen Einkauf.« »Phantastisch Chef, wie Sie den Italiener abgezogen haben, ganz große Klasse!«

»Ja Pfeifer, - bevor ich`s vergesse, die nächsten 14 Tage müssen Sie allein hier die Stellung halten. Ich werde die Kreuzfahrt undercover begleiten, sozusagen direkt an der Basis. Woll`n doch mal seh`n, ob die Jungs auf dem Schiff vernünftig arbeiten, was Pfeifer!«

»Gute Idee Chef, Frau Ziegler ist ja auch noch da«, warf Holger, der es jetzt ganz genau wissen wollte, vorsichtig ein.

»Frau Ziegler, äh, - nein.«

»Nein?« »Nein Holger, Frau Ziegler hat die nächsten 14 Tage Urlaub genommen, um ihre kranke Mutter zu pflegen.« »Oh, - ja dann, werd` ich die Stellung hier mal allein halten«, entgegnete Holger, der mit dieser Antwort natürlich gerechnet hatte.

»Wann reisen Sie ab, Chef?«

»Morgen Mittag geht unsere,- äh- meine Maschine nach Genua. Mach mir keine Schande, Holger. Hahaha, kleiner Scherz, nichts für ungut, ich weiß ja, dass ich mich auf dich verlassen kann. So und jetzt schick mir diese Ärzte rein, die sich beworben haben. Nein, halt Pfeifer, mach mir vorher noch eine Verbindung zu Kapitän Hinrichs auf der Happy Sea.

»Hallo Hinrichs, Klose hier! Na alles im Lot auf`m Boot?!!«

»Hallo Herr Klose, ja alles geschmeidig soweit. Haben sie für Proviant gesorgt?« »Ja, der soll übermorgen früh von Mangiare geliefert werden!« »Mangiare!? Wollen sie uns vergiften?« »Na, na, Hinrichs, nun mach`n se mal halblang. Der Herr hat sich persönlich für die Qualität seiner Produkte verbürgt. Außerdem fährt er diesmal selbst mit, da wird die Verpflegung wohl in Ordnung sein.« »Woll`n wir`s hoffen. - Wir müssen noch tanken Chef.« »Ja, deshalb rufe ich an, sind 2500 Tonnen Schweröl genug?« »Das sollte reichen. Organisieren Sie das von Hamburg aus?« »Ja, Hinrichs, ich Regel das von hier aus. Wie hieß der Lieferant vor Ort noch gleich?« »Marini Gasolio Ltd. Ach, ehe ich`s vergesse Chef, ich habe noch immer kein Geld auf dem Konto, muss ich mir Sorgen machen?«

»Nein Hinrichs, das Geld ist unterwegs. Da gab es einen Fehler bei der Kontonummer, sie wissen ja, diese neuen ellenlangen IBAN-Nummern, die kann sich ja niemand merken. Ist aber jetzt alles wieder in Ordnung, keine Sorge.«

»Nicht`s für ungut Chef, ich wollt`s ja nur mal anmerken.«

»Schön, dann bestell ich mal den Sprit für unsern Kahn. Ich gebe dem Händler ihre Nummer, dann können sie die Feinheiten regeln. Alles Gute für die Reise Hinrichs.«

Klose beendete das Gespräch und ließ sich mit dem Schweröllieferanten verbinden.

»Marini Gasolio, mi dicia?«

»Klose, Nautilus Reederei Hamburg, verbinden sie mich mit Herrn Marini, bitte.« »Ah, si, Signore Hose, uno momento.« »Klose Fräulein, KLOSE nicht Hose!« »Ah, scusi Signore KLOSE, ich verbinde.«

»Signore Klose, Marini hier, was kann ich für sie tun?« »Einmal volltanken Herr Marini, scherzte Klose, »unser Kreuzfahrtschiff, die Happy Sea geht übermorgen auf große Fahrt. Wir benötigen 2500 Tonnen Schweröl.« »Ah si signore, no problema, wann sollen wir liefern?« »Morgen Mittag wäre schön Herr Marini.«

»Das lässt sich einrichten, wie ist die Nummer ihres Kapitäns? Ich kläre alles Weitere dann direkt mit ihm.«

Nachdem er Marini die Telefonnummer des Kapitäns gegeben hatte, verabschiedete sich Klose und wandte sich an Holger Pfeifer.

»So Holger und jetzt schick mir die beiden Ärzte rein.«

»Herr Klose, hier wären dann die Herren Karsten Krämer und Dominik Halberstaedt«. »Danke Herr Pfeifer, Sie können dann vorne weitermachen. Guten Tag meine Herren Doktoren!«

»Nein, so weit sind wir noch nicht Herr Klose, wir studieren ja noch«, entgegnete Karsten Krämer bescheiden. »Nun stellen Sie mal ihr Licht nicht unter den Scheffel meine Herren. Wir haben uns ein wenig über sie informiert und uns wurde nur Gutes berichtet. Sie möchten also an unserer Kreuzfahrt teilnehmen. Es freut mich, dass die Jugend von heute noch so viel Engagement für eine gute Sache zeigt.«

»Was wären denn unsere Aufgaben auf dem Schiff Herr Klose«? »Ach Jungs, das ist halb so wild. Wir benötigen nur zwei Assistenten für unsere Ärzte an Bord. Das ist nun mal Vorschrift und für die Gesundheit unsere Passagiere ist uns nichts zu teuer. Eigentlich werden Sie dort nicht viel zu tun haben. Wie gesagt, es ist nur wegen der Vorschriften.« »Das hört sich gut an. Ich studiere allerdings Tiermedizin, Herr Klose.«

»Ach, machen Sie sich mal keine Sorgen, das spielt überhaupt keine Rolle. Das ist sogar von Vorteil, da einige Gäste ihre vierbeinigen Freunde dabei haben. Und Sie?«, wandte sich Klose an Dominik Halberstaedt.

»Oh, ich will mal Zahnarzt werden, mir fehlt allerdings noch Praxis, damit wollte ich eigentlich nach den Semesterferien beginnen.« »Na sehen Sie Herr Halberstaedt, da können Sie ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, was! Urlaub und Praxis in einem, ist doch wunderbar! Ich habe gleich noch ein Gespräch mit weiteren Bewerbern, aber wenn Sie sich jetzt sofort entscheiden, könnte ich denen noch absagen.«

»Ich glaube, dann werden wir mal zusagen, bevor noch jemand anderes uns den Platz wegschnappt.«

»Eine gute Entscheidung meine Herren. Alles Weitere regelt Herr Pfeifer, vorne im Büro. Vergessen Sie bitte nicht, alle Kosten, wie z.B. Reisekosten für die an und Abreise, Spesen usw., die Ihnen entstehen, aufzuführen. Sie wissen schon, mit Quittung und so. Wir werden Ihnen bei ihrer Rückkehr selbstverständlich alles erstatten. Es sollen Ihnen ja keine unnötigen Kosten entstehen. Die Nautilus Reederei braucht Sie, meine Herren! Da bleibt mir nur noch, Ihnen eine angenehme Reise zuwünschen!«

»Danke Herr Klose, wir werden Sie nicht enttäuschen!«

Kreuzfahrt mit Hindernissen

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