Читать книгу Tot am Ring - Wolfgang Wiesmann - Страница 6
Prolog
Оглавление– Zwischen Dagebüll und Wyk; Dienstag –
„Mist, ist das ein Schietwetter“, schimpfte Heinz. Er zog die Kapuze der Regenjacke bis zur Nasenspitze. Der kalte Wind fegte ihm um die Ohren. Eine dicke Mütze sollte seinen Glatzkopf vor der Kälte schützen.
Er stand am Heck des Schiffes, mit dem er von Dagebüll nach Wyk auf Föhr fuhr. Eine Hand hatte er am Geländer der Reling, mit der anderen führte er den Zigarettenstummel zum Mund, um kräftig zu inhalieren und ihn dann über Bord zu werfen.
Sturmtief Niklas tobte mit Windstärke zwölf an diesem Dienstag über Deutschland. Alle Fährfahrten hatte die Reederei storniert, sodass Heinz mehrere Stunden an der Schiffsanlegestelle hatte warten müssen. Erst nach siebzehn Uhr flachte der Wind ab. Um Viertel nach sieben wurde endlich eine Fähre in Richtung Wyk eingesetzt.
Der Regen peitschte. Er blieb an Deck, die Wärme im Unterdeck war ihm scheißegal. Kein weiterer Passagier war zu sehen.
Wut stieg in ihm hoch, den Blick auf das aufschäumende Meer gerichtet. Ununterbrochen blies ihm der Wind gnadenlos und eisig ins Gesicht. Mit beiden Händen umklammerte er das kalte Metall des Geländers. „Blöde Weiber! Die jungen Dinger haben sich doch nach oben geschlafen! Anders kann das nicht sein. Damit hat man heute Erfolg. Das lasse ich mir nach den Jahren harter Arbeit nicht gefallen! Querdenker sind nicht gefragt, die sind unbequem und bringen nur Unruhe. Aber ihr werdet sehen, was ihr davon habt. Wartet ab.“
Er schrie sich immer mehr in Rage. Doch niemand hörte ihn, der Wind verschluckte die Flüche sofort. Die aufgewühlte See applaudierte nicht.
Seine Hände zitterten. Mit aller Kraft kämpfte er gegen den Wind, um sich die nächste Zigarette anzuzünden. Schließlich gelang es ihm. Bis in die Lungenspitzen inhalierte er, hustete kräftig, zog an dem Glimmstängel.
Zum wiederholten Mal schickte er Schimpftiraden übers Meer.
Das Handy klingelte. Mit kalten, zittrigen Händen nestelte er es vorsichtig aus der nassen Regenjacke.
„Hallo? Hallooo?“ Er hörte nichts. „Hallooooo! Verdammter Mist!“ Im Display erkannte er, dass es Bernd war. Die Verbindung brach ab. „Scheiße“, brüllte Heinz. „Kein Saft mehr.“