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Weshalb trennen wir uns eigentlich?
ОглавлениеFangen wir doch erst einmal mit der umgekehrten Frage an:
Warum gehen wir denn überhaupt zusammen?
Der Mensch ist ein „Gemeinschaftstier“. Seit Urzeiten leben wir in Gruppen zusammen. Die Männer gingen zur Jagd, die Frauen behüteten zu Hause die Kinder und versorgten den Haushalt, kochten, reinigten. Ganze Familienverbünde und Dorfgemeinschaften bildeten sich so, mehrere Generationen unter einem Dach. Und heute? Die klassischen Familien- und Generationen-Verbünde sind in Auflösung. Das Single-Leben gewinnt zwar an Bedeutung, doch der Mensch stößt überall auf Gemeinschaften: am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im Haus, in der Kirche, Verein, Krankenhaus, Kindergarten, Schule, Universität und wo auch immer sonst noch. Wir lernen also von Kindsbeinen an, uns in Gruppen und Gemeinschaften zurechtzufinden und uns zu arrangieren. Da ist es nur allzu natürlich, auch intensivere Bindungen einzugehen – wie Ehe, Partnerschaft und Zusammenleben. Was lernen wir dort? Kompromisse einzugehen, aufeinander zuzugehen und Rücksicht zu nehmen – Respekt voreinander zu haben.
In der Partnerschaft kommt noch ein entscheidender Moment hinzu: Wir lieben jemanden, weil wir ihn toll, attraktiv und sympathisch finden – und mit ihm ein intimes Verhältnis eingehen wollen. Liebe, Sex, Familie, Kinder - wer hat davon schon die richtigen Vorstellungen? Wir sind von der Schönheit einer Frau geblendet und versprechen ihr das Goldene vom Himmel. Die berühmten Schmetterlinge sind im Bauch; wir schweben auf Wolke 7. Das bringt uns erst mal zusammen. Praktische Erfahrung haben aber die Wenigsten; wir sind meistens „Ersttäter“.
Und dann? Es kommt die Realität des Alltags. Das erste Kind wirbelt die Beziehung mächtig durcheinander und stellt uns hart auf die Probe. Nerven sind gefragt – und nicht jeder hat sie. Da blättert schnell der erste Lack ab. Sind wir noch alltagstauglich? Bewahren wir die Ruhe? Wie verkraftet unsere Beziehung das nächtliche Baby-Geschrei? Aber meistens sind wir so beschäftigt, dass uns die Anforderungen des Alltags in seinen Bann nehmen – und keine tieferen Fragen über den Sinn und Fortbestand der Beziehung aufkommen. Es muss aber nicht nur das Baby sein. Schnell holt uns der Alltag auch ohne Nachwuchs ein, etwa durch einen stressigen Beruf oder der plötzliche eigene Haushalt.
Wann kommt denn zum ersten Mal der Punkt, an dem wir über Flucht nachdenken? Der ist heutzutage sicher schneller da als noch vor 20 oder 30 Jahren. „Die Kinder“ war immer ein gutes Argument, sich wieder zusammenzureißen. Wenn man dann manchmal Senioren-Paare im Supermarkt sich streiten sieht, dann denkt man doch nur: „Die müssen aber die Hölle auf Erden haben!“ Schauen Sie sich einmal ganz genau die Gesichter mancher alter Menschen an: Sie sind so verbrämt, dass man an ihren Furchen ablesen kann, was sie in der Ehe mitgemacht haben. Wie schändlich sieht denn das Bild sich zankender älterer Paare in der Öffentlichkeit aus? Warum musste es so weit kommen? Auf die Kinder haben wir schon hingewiesen. Dann waren Frauen früher eher bereit, für Familie und Kinder ihre Ausbildung und den Beruf hintenan zu stellen. Sie waren damit erpressbar, ohne eigene Rente. Frauen sind heute selbstbewusster und sichern ihr eigenes Leben ab. Deshalb sind sie auch eher bereit, eine sinnlos gewordene Beziehung aufzugeben. Und heutzutage beenden immer mehr Frauen eine Beziehung als umgekehrt.