Читать книгу Zenobia-Königin von Palmyra - Zacharias Amer - Страница 3

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I

1.

Zenobia sitzt in einem Sessel. Sie ist eine außergewöhnlich schöne Frau, in prachtvollen Gewändern gekleidet, auf dem Haupt trägt sie ein Diadem und eine turbanartige Kopfbedeckung, in der die Haare festgebunden sind. Ihre Haare sind so lang, dass sie ihren ganzen Körper umhüllen würden, ließe sie sie herabfallen. Von den Arabern bekam sie deswegen den Spitznamen az-Zabba’a, die Langhaarige. Ihre Gesichtszüge sind zart, in ihnen funkelt ein pechschwarzes Augenpaar. Sie ist mit sich und der Welt im Reinen, strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Longin, in seinen philosophischen Mantel gehüllt, tritt ein und grüßt sie ehrerbietig. Er ist blond, mit langen, krausen Haaren und hoher Stirn. Das Gepränge der Königin, die er zuerst nicht wahrnahm, fällt ihm auf. Er schaut sie mit offenem Mund an und fällt auf die Knie, als ob er sie anbeten würde.

Longin: Sie sind zum Herrschen geboren. Für diesen Glanz, für diese Herrlichkeit ist der Orient viel zu klein, Rom selber muss vor Ihnen in die Knie gehen.

Zenobia: So kenne ich Sie gar nicht. Sie leben schon eine Weile im Orient und langsam lernen Sie genauso zu heucheln und zu schmeicheln wie alle anderen. Sie müssen wissen, dass ich das nicht mag und auch nicht möchte, obwohl Frauen nie genug Schmeicheleien haben können. Doch schätze ich mich glücklich, einen Mann an der Seite zu haben, der unerschrocken und offen seine Meinung sagt. Orientalische Sklaven habe ich genug und sie widern mich an. Also bleiben Sie wie Sie sind, das ist ein Befehl.

Longin: Ich gehorche jedem Befehl, wenn er mir ermöglicht, diese Glorie bewundern zu dürfen.

Zenobia: Schluss jetzt mit dem Geschwafel. Womit beschäftigen Sie sich gerade?

Longin (kratzt in seinen Haaren und stöhnt): Ich versuche den Zeitpunkt der Beseelung des Menschen herauszufinden.

Zenobia: Den Zeitpunkt der Beseelung herauszufinden. Weiß man denn das etwa nicht?

Longin: Da gehen die Meinungen weit auseinander, manche halten die klimatischen Bedingungen für entscheidend.

Zenobia: Palmyra ist eine schöne kulturelle Oase mitten in der Wüste. Welchen Einfluss hat so ein trockenes Klima auf die Seele? Anders gefragt: gibt es eine feuchte und eine trockene Seele?

Longin: Da stellen Sie mir aber eine sehr schwierige Frage. Ich hatte diese Frage in Bezug auf Platon in einer Untersuchung behandelt. Im Timaios-Dialog behauptete Kritias die Athener seien besonders kluge Menschen, das hat Athene, ihre Schutzpatronin, so eingerichtet. Sie sorgte für ein ausgewogenes Klima, für eine „Wohlgemischtheit der Jahreszeiten“.

Zenobia: Von einem ausgewogenen Klima kann doch in Athen keine Rede sein und ob die Athener so klug sind, wage ich zu bezweifeln.

Longin: Genau das behauptete ich auch gegen meine Kritikerkollegen. Denn in Athen sind doch „extreme Temperaturschwankungen“ zu beobachten. Die seelische Befindlichkeit, „Phronesis“ genannt, der Attiker muss doch eine andere Ursache haben. Ich fragte mich: kann eine vom Klima beeinflussbare Seele ihre Unsterblichkeit bewahren?

Zenobia: Nun?

Longin: Die Frage muss natürlich verneint werden; denn das hieße: die Seele sei materiell, eine materielle Mischung, die auf klimatische Mischung reagiert, das kann doch nicht sein. Dass klimatische Bedingungen sich auf die seelische Befindlichkeit der Menschen auswirken, hat Platon wahrscheinlich nur so dahingeschrieben. Man kann von einem „rhetorischen Topos“ reden, den Platon aus der Naturphilosophie übernommen hat. Es widerspiegelt keineswegs seine Überzeugung. Vermutlich stammt diese Idee von Hippokrates und Platon übersah, dass sie mit einer seiner eigenen Maximen, nämlich mit der Unsterblichkeit der Seele, nicht konform ist. Wer also behauptet, die Seele ist von klimatischen Bedingungen beeinflusst, der argumentiert wie die Stoiker und macht Sie sterblich. In dem Zeitpunkt, in dem die Beseelung des Menschen erfolgt, geschieht die Scheidung, die Seele vermischt sich nicht mit der Materie. Die Stoiker hingegen vertreten die Ansicht, „dass die physische und die psychische Zeugung des Menschen gleichzeitig erfolgte.“ Genau diese, sagen wir „materielle Mischung, würde sie sterblich machen, daher muss man auf ihre „Unkörperlichkeit“ beharren. Und wie kann eine als materiell gedachte Seele zu Vorstellungen und vernünftigen Überlegungen kommen oder zum Erkenntnisprozess beitragen? Kann sie etwa in diesem Prozess eine maßgebliche Instanz darstellen? Wohl kaum.

Ich finde es auch nicht gut, dass man jede Kritik an Platon verbietet. Ich halte mich nicht daran. Seine Werke sind für mich „literarische Kunstwerke“ und müssen als solche interpretiert werden. Man muss ihnen die Weihe des Religiösen entziehen. Tut man aber dergleichen, ist die Aufregung groß. Wer wagt es denn, den göttlichen Platon zu kritisieren!

Zenobia: Sosehr ich Platon bewundere, so gebe ich Ihnen völlig recht. Nichts, aber auch gar nichts was jemals geschrieben wurde, darf als heilig bezeichnet werden. Ich verabscheue dieses Wort geradezu. Es darf nicht verwendet werden; denn damit enthebt man den Text der Kritik, entmenschlicht ihn. Mir ist nicht bekannt, dass die Götter Schriftliches von sich gaben. Texte, die keine Kritik vertragen, sind nicht heilig, sondern minderwertig. Sie werden mit heilig etikettiert, um sie vor dem Untergang zu schützen.

Longin: Natürlich ist „die rhetorisch-stilistische Gestaltung Platons“ meisterhaft und bis zum heutigen Tag unübertroffen. Würden die Götter philosophische und rhetorische Schriften verfassen, müssten sie Platon als Musterbeispiel nachahmen. Nichtsdestotrotz ist er stellenweise geschwätzig, „ausladend und wortreich“, so erhaben seine Wortwahl auch ist. Platons „Metaphern sind hart und bei ihm wimmelt es von Allegorischem Schwulst“, ja er hat sich vieler „Metaphorischer Mittel bedient und seine Sprache ist keineswegs natürlich.

Zenobia: Meine Kritik geht aber auch in eine andere Richtung. Im Denken dieses größten aller Philosophen, der so dichterisch begabt war, dass man ihn nicht genug bewundern kann, stecken menschenverachtende Ansätze, die man nicht ignorieren kann. Wenn er zum Beispiel von ‚Menschen züchten‘ redet oder davon ‚alte und verkrüppelte aus dem Staat zu verbannen, Frauen als Unwesen hinstellt und Kinder als Allgemeingut‘. Geschlechtliche Liebe wird bei ihm verteufelt, wahrscheinlich dachte er, wozu brauchen wir Frauen, wenn wir Knaben haben... Ich weiß nicht, mir schmeckt das alles nicht. Bei Sätzen wie: ‚ich denke, es hat für den Menschen keinen Nutzen zu leben, wenn er körperlich elend ist; denn wer so lebt, muss notwendig auch ein elendes Leben führen‘...

Longin: Wenn ich es recht entsinne, kommt das in den Gesetzen vor.

Zenobia: Da sind Sie bewanderter als ich.

Longin: Zweifelsohne war sein Denken elitär. Die Freiheit aller, die Selbstbestimmung, die Teilhabe am politischen Prozess… sind ihm völlig fremd. Er ist eben ein „Auslese-Philosoph“.

Zenobia: So ist sein Idealstaat eine Fehlkonstruktion, ein Totgeborenes. Trotzdem empfinde ich den Gedanken als reizvoll.

Longin: Er hatte sicherlich keinen Sinn für die Realität. Was er uns in seinem Staat darbietet ist, milde ausgedrückt, inhuman autoritär oder sagen wir totalitär. Mich hat…

2.

Odainat tritt ein. Longin erhebt sich, verbeugt sich tief und verharrt in dieser Haltung.

Odainat: Setzen Sie sich, Philosoph. (Schaut die beiden etwas missfällig an): Habt Ihr wieder philosophiert?

Zenobia (verärgert): Was man Philosophieren nennt.

Odainat (an Longin gewandt): Welche Fortschritte macht der Knabe?

Longin: Um den jungen Prinzen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, erhabener König. Der ist dermaßen aufgeweckt und lernbegierig, dass es einen immer wieder aufs Neue erstaunt. Mit wachem Geist und einer schier unendlichen Begeisterung verkonsumiert er den Lernstoff. Selten sah ich einen Jungen, der so wissbegierig ist. Es ist eine wahre Freude, ihn unterrichten zu dürfen.

Odainat: Das hat er sicherlich von seiner Mutter, nicht von mir. Ich möchte aber nicht, dass Sie ihn mit viel Philosophie völlig versauen. (Zenobia schnauft hörbar und schaut Odainat verächtlich an. Odainat bemerkt ihren Blick, achtet aber nicht darauf). Ja, ich möchte nicht, dass der praktische Teil vernachlässigt wird. Aus dem Jungen soll ein großer Held werden, einer, der seinem Vater Ehre macht. Ich weiß nicht, ob nicht so viel Grübelei schädlich ist für so einen jungen Burschen. Er wirkt auch so abwesend, als ob er ständig nach etwas sucht. Das schmeckt mir nicht. Sobald er etwas kräftiger ist, soll er reiten lernen und mit dem Schwert hantieren. Reiche entstehen und gedeihen nicht durch Geschwätz, sondern durch das Schwert (haut vergnügt mit der Faust auf den Tisch).

Zenobia (bewegt sich unruhig hin und her. Für sich): Man soll dir auf der Stelle den Hals umdrehen. (Laut): Ja, mein Öhrchen. Wir werden aus dem Jungen einen großen Krieger machen.

Odainat (schaut sie an): Schau dir Rom an, ist es etwa philosophisch groß geworden?

Zenobia: In der Tat. Von Philosophie verstehen sie nichts. Schöpferische geistige Leistung ist ihre Sache nicht. Sie können nur nachahmen.

Longin (durch die Worte der Königin ermuntert): Es ist nun ein Faktum, dass die Römer zu kreativen Leistungen unfähig sind. Sie äffen alles nach, was die Griechen schufen. Es herrscht bei denen eine geistige Lethargie und von Originalität sind sie weit entfernt. Man fragt sich ernsthaft, was aus diesem Staat geworden wäre, hätte er nicht griechische Philosophen, Dichter, Bildhauer, Mathematiker, Rhetoren usw. vorgefunden!

Zenobia: Man würde sich in einer geistigen Wüste befinden und es würde eine Verödung auf allen Gebieten herrschen. Oder schau dir den Senat an, ist das nicht ein Pack gesättigter Herren, ein „Sklavengezücht“? Ihre Servilität ist sprichwörtlich geworden, ihre Versumpfung schreitet unaufhaltsam voran. Selten hat man verrohtere Seelen gesehen wie die der Römer. Sie amüsieren sich am Leiden anderer, hetzen Menschen in den Arenen und lassen sie von wilden Tieren zerfleischen. Genießen ihrer Gladiatoren Kämpfe, die Kämpfe derer, die man dafür hergerichtet hat. Für sie hat der Sklave nicht einmal den Wert eines Tieres. Auf den Feldern lässt man sie mit Fesseln an den Füßen arbeiten. Wer alt und nicht mehr arbeitsfähig ist, den werfen sie hinaus, wie Hausmüll. Das ist kein Staat, auf den ein kultivierter Mensch stolz sein kann. Das ist ein menschlicher Schandfleck, der ausgemerzt werden sollte. Humanität ist für sie ein Fremdwort. Seine Soldaten sind dermaßen bestialisch und blutrünstig, dass man sich fragt, ob sie menschlicher Regungen noch fähig sind. Besiegen sie ein Volk, so beeilen sie sich, es ganz auszurotten. Sie walzen alles um, was sich ihnen in den Weg stellt. In den besetzten Gebieten benehmen sie sich wie eine wildgewordene Horde. Sie gehen mit äußerster Brutalität vor, morden, vergewaltigen Frauen, sie erpressen die Unterdrückten und rauben sie aus wie gewöhnliche Diebe es tun. Mit ihren Schandtaten lassen sich ganze Bibliotheken füllen. Die Unterdrückten sind rechtlos und sind ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wer sich dagegen wehrt, wird erschlagen, sein Eigentum konfisziert, seine Familienmitglieder versklavt. Kann man es einem Land verübeln, wenn es versucht, sich aus diesem Würgegriff zu befreien? Ich würde lieber tausendmal sterben als von solchen Besatzern schikaniert und gedemütigt zu werden.

Longin (verbittert): Man kann schon vom „ethischen Verfall“ reden. Welche Demütigung muss so ein freiheitsliebendes Volk wie die Griechen empfinden, von diesen Barbaren regiert zu werden. Der Zivilisierte, der Höherstehende muss sich die Schikanen des Minderwertigen gefallen lassen, nur weil dieser die Macht besitzt. Wenn ich an Syrakus denke! Welch hohe Stufe dieser Staat erreicht hat, wie Platon hineilte, um dort seinen Idealstaat zu verwirklichen und wie in diesem Syrakus ein kulturloser römischer Soldat eine Geistesgröße wie Archimedes (212 v.Chr.) den Kopf abschlug, weil er zu ihm sagte: stören Sie meine Kreise nicht. Allein in diesem barbarischen Akt hat sich das künftige Unheil, das der Welt durch Rom bevorstand, angekündigt. Wenn der Geist vor der Muskelkraft kapituliert, ist das ein Kapitel trauriger Menschheitsgeschichte.

Zenobia (gerät fast in Rage): Barbaren nennt man solche Völker, die Rom angreifen und man fragt sich, auf welcher Seite die wahren Barbaren sich befinden.

Longin: Wenn jetzt die Barbaren in das römische Gebiet eindringen, dann ist das folgerichtig. Sie holen sich das zurück, was man ihnen weggenommen hat.

Odainat (völlig entsetzt, schaut die beiden entgeistert an): Sie waren doch immer unsere Freunde.

Zenobia: Freunde! Mein lieber Gemahl, diese Sorte von Menschen kennt keine Freunde. Sie kennt aber sehr wohl ihre eigenen Vorteile. Wer ihnen dienlich ist, ist ihr Freund. Solange wir die Rolle spielen, die sie uns vorbestimmt haben, sehen sie uns als ihre Freunde an, doch sobald wir mit dem Schwanz wedeln, auf unsere Rechte pochen, sobald wir auf die Idee kommen, unsere Würde zurückzuerlangen und selbständig sein wollen, zeigen sie sofort ihr wahres Gesicht, für sie sind wir nur ein Spielball, nichts weiter.

Odainat: Sind die Perser etwa besser?

Zenobia: Das habe ich gar nicht gesagt. Sie sind aus demselben Teig gebacken, sind genauso barbarisch. Auch sie wollen uns unterjochen, uns unsere Ressourcen rauben. Weder die einen noch die anderen werden uns jemals als gleichwertige Partner akzeptieren.

Odainat (verzweifelt): Und was sollen wir tun? Wir liegen zerquetscht zwischen zwei Großmächten. Wir können nicht neutral bleiben; denn das kann uns teuer zu stehen kommen. Palmyra ist winzig klein und darf sich nicht anmaßen, gleichwertig zu sein. Die Perser und die Römer können uns von der Bildfläche verschwinden lassen, wenn es einem von ihnen beliebt.

Zenobia: Dessen bin ich mir bewusst. Deswegen ist es gut, wenn sie sich gegenseitig die Köpfe abschlagen. Wir müssen diese unsere einmalige Lage ausnutzen. Der Handel zwischen Ost und West läuft nun mal über Palmyra. Wir sind der Angel- und Drehpunkt.

Odainat: Umso wichtiger, dass wir geschickter vorgehen. Freundschaftliche Beziehungen sind der beste Garant für unseren Wohlstand. Wir brauchen eine Schutzmacht, die uns in Frieden unseren Handel treiben lässt. Von unserem Handel profitieren sie ja auch und so wäscht eine Hand die andere.

Zenobia: Wir müssen gleichzeitig mächtig genug sein, uns zu wehren und falls erforderlich, beiden die Stirn bieten. Unsere Kavallerie ist stark genug, jede Macht in die Knie zu zwingen und Rom ist nicht mehr das, was es einmal war. An den Grenzen rumort es. Die barbarischen Germanen wachsen wie Pilze aus dem Boden und machen den Römern das Leben schwer. Das einst mächtige Reich ist nicht mehr in der Lage, seine Grenzen zu verteidigen. Gibt es denn eine größere Schmach als wenn der römische Kaiser gefangengenommen wird. Der arme Valerian dient jetzt dem Perser Shapur als Fußstütze. Wie ein Sklave in Ketten wurde er vorgeführt. Es geschieht ihm recht.

Odainat: Du bist so hartherzig.

Zenobia: Bin ich das? Hat deine Kraft in der letzten Zeit nachgelassen oder bist du so genügsam geworden? Brav führst du für die Römer die Aufträge aus, ohne dich wäre ihre Schmach vollkommen. Ich möchte eine Freundschaft gleichberechtigter Partner sehen und kann diese aufgesetzte Freundschaft nicht länger ertragen… diese Heuchelei und Unaufrichtigkeit. Was haben die Römer für uns getan? Schau dir Ägypten an. Das arme Land blutet ja und wird von den Römern wie eine Zitrone ausgepresst. Mit eiserner Hand regieren sie dort, sie erlauben den Einheimischen nicht einmal, Schulen zu besuchen. Sie wollen sie ewig dumm halten. Sie brauchen keine intelligenten, sondern dumme Ägypter, die für sie arbeiten, die das Land beackern. Dann kommen die Römer und schiffen alles ab. Mit welchem Recht tun sie das?

Odainat: Aber was geht uns Ägypten an? Wir müssen auch zuerst an uns selber denken.

Zenobia: Ägypten geht uns sehr viel an. Sie sind unsere Brüder und Schwestern und Kleopatra war mir immer ein leuchtender Stern. Wir müssen ihnen zu Hilfe eilen, sie aus dem Würgegriff Roms befreien. Gemeinsam mit dem reichen Land wären wir eine Macht, die sogar Rom selbst in die Knie zwingen kann.

Odainat: Bist du dir im Klaren darüber, was du da sagst? Rom, das Römische Reich, die Beherrscherin der Welt…

Zenobia (unterbricht ihn): Dummes Geschwätz. Ein amoralisches, dekadentes, parasitäres Pack ist das. Sie leben auf Kosten anderer und mästen sich Tag für Tag wie die Schweine. Sie wollen es ja, dass es immer so weiter geht, selber in Saus und Braus leben und andere für sich schuften lassen. In ihren Adern fließt kein menschliches Blut, sie kennen weder Milde noch Barmherzigkeit. Sie sind nichts weiter als Sklavenhalter. So geschieht es ihnen ganz recht, wenn ihr Imperator selber wie ein Sklave vorgeführt wird, er soll am eigenen Leibe spüren, was andere in ähnlichen Situationen empfinden.

Odainat: Das sind ja ganz neue Töne, die ich von dir vernehme.

Zenobia (schaut Longin an, der lange geschwiegen hat): Mein griechischer Freund wird mir Recht geben.

Longin (räuspert sich): Die Königin hat Recht. Rom hat schon seinen Zenit überschritten und ist auf dem besten Wege, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Es gärt an allen Ecken im Reich. Die Völker lassen sich die Schmach nicht länger gefallen. Sie weigern sich, dieser lasterhaften Kaste zu dienen. Sie wollen frei sein, weg von Rom. Was ist daran so verwerflich, großer König?

Zenobia: Na bitte. Daher scheint es mir zu kurzsichtig, diesen Sklavenhalterstaat zu verteidigen. Denen zu dienen und noch dazu stolz darauf zu sein ist keine Ehre, sondern eine Schande.

Longin: Wir haben es mit einem Staat zu tun, der Kriege geführt hat, um sich mit Sklaven zu versorgen. Man kann schon von einer „Kulturdämmerung“, von „Versumpfung einer untergehenden Zivilisation“ reden. Der kulturelle Verfall ist aller Orten spürbar. Kunst, Wissenschaft und Literatur sanken unter den Römern auf das niedrigste Niveau. Geistige Leuchten gibt es kaum noch, stattdessen ein Heer von Epigonen, Nachahmern.

Odainat (aufgewühlt): Sie wiederholen sich.

Longin: Jedenfalls scheint es so, dass der Geist auf fast allen Gebieten seine Tätigkeit eingestellt hat. Daher ist es doch nur eine Frage der Zeit, wann der Spuk vorbei ist.

Odainat (aufgebracht): Reden Sie mir nicht von Verfall und vom Spuk, Philosoph. (Hasserfüllt blickte er Longin an): Was zum Henker treiben Sie denn hier? Seitdem Sie hier sind, höre ich nur noch konfuses Zeug. Sie lassen an unseren römischen Freunden kein gutes Haar. Ich weiß, dass all dieser Plunder aus Ihrer Werkstatt herstammt. Sie haben der Königin Rosinen in den Kopf gesetzt. Jetzt redet sie genauso wie Sie.

Longin: Die Königin braucht mich nicht, um ihre eigenen Gedanken zu bilden. Sie ist der selbständigste Kopf, den ich kenne. Sie ist gebildeter als alle anderen Menschen zusammen. Durch die Diskussionen mit ihr ist mir erst vieles klarer geworden, die frischen Gedanken sprudeln aus ihr heraus, wie aus einer unversiegbaren Quelle. (Zenobia schaut ihn verlegen an.)

Odainat. Diese Verfallgeschichte schmeckt mir nicht, sage ich. Die Römer sind und bleiben unsere Freunde. Wir sind ehrbare Menschen, die ihr Wort halten und keinen Freund im Stich lassen. Wir halten unsere Verträge und schätzen die Freundschaft. Ich sehe hier keine Römer, die uns ausbeuten und versklaven. Abgesehen davon, die römischen Legionen hören auf meinen Befehl und nicht ich auf den ihren. Der Kaiser sieht mich als seinen Freund an. Was soll dieses Herumstochern in festen Beziehungen?

Longin: Wir stochern nicht herum, edler König, und es war nie meine Absicht gewesen, gute Beziehungen in Abrede zu stellen.

Odainat: Dann möchte ich nichts mehr davon hören. Schluss damit. Erhebt sich und geht verärgert, fluchend und ohne Gruß hinaus. Zenobia und Longin bleiben eine Weile schweigsam und schauen aneinander vorbei.

Zenobia: Ich glaube, wir haben mein Öhrchen sehr verärgert.

Longin: Wieso nennen Sie ihn, mein Öhrchen?

Zenobia: Odainah heißt auf Arabisch kleines Ohr. Ich sollte aber solche Späße nicht übertreiben; denn der ist aufbrausend und hitzköpfig. Sein arabisches Naturell verträgt keine Kritik. Jede Kritik fassen die Araber persönlich auf, daher kann man mit denen sehr schlecht sachlich diskutieren. Philosophie wäre nicht für sie. Eine kultivierte Diskussionskultur müssen sie noch lernen, dafür legen sie viel Wert auf Gesten, Mimik, Schauspielerei, Schmeicheleien und Nettigkeiten. Bei vielen weiß man wirklich oft nicht, woran man ist. Deswegen reagiere ich so aggressiv, wenn Sie ihre Gebärden nachäffen.

Longin: Ach so.

Zenobia: Jetzt ist er wütend und wird den ganzen Tag herumbrummen. (Für sich): Vielleicht muss ich mit ihm heute ins Bett, um ihn zu besänftigen. (Laut): Man muss ihn auch verstehen. Was er heute zu hören bekam, war sehr überraschend für ihn. Er muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass Politik keine Freundschaft kennt. Sie hält nur solange, wie man für die anderen nützlich ist. Er hat eine arabische Seele, und was er in dieser Hinsicht sagt, war richtig und ehrlich gemeint. Es gibt nichts Schlimmeres für die Araber als Verrat. Kommt sie von denen, die man für seine Freunde gehalten hat, dann kennt die Entrüstung keine Grenzen, dann kann die Rache grausam ausfallen. Sein Vater hieß übrigens Hairan, der Verwirrte. Ich weiß nicht, ob er davon etwas geerbt hat. Auch seinen Sohn nannte er Hairan.

Longin: Den Herodes?

Zenobia: So nennen ihn die Römer, mal sagen sie Herodes, mal Herodianus. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diesen Kerl nicht ausstehen kann, er ist verzogen und wird von seinem Vater allzu sehr verhätschelt. Dem Burschen fällt nicht viel mehr ein als die Lebensart des Perserkönigs nachzuäffen, so lässt er sich Zelte aus figurenreichen Gobelins und goldgewirkte Lustzelte herstellen und dergleichen Albernheiten mehr. Ich denke, was würde der wohl tun, wenn er eines Tages die Stelle seines Vaters einnimmt? Die Schicksalsmächte mögen gnädig sein und uns die Zumutung ersparen. Sein Vater hingegen ist streng, starrsinnig und unbeugsam und er ist Römer mit Leib und Seele und er wird es immer bleiben. Mit unseren Truppen kämpft er für sie, beschützt ihre Grenzen und lässt sich mit Essensresten abspeisen. Mir rumort es im Magen, wenn ich sehe, wie er sich für sie opfert. Diesen Zustand werden wir wohl ertragen müssen, solange dieser tapfere Held lebt und ich fürchte, das wird lange dauern; denn er hat Bullenkraft und wird mich gewiss überleben, obwohl ich zwanzig Jahre jünger bin. Im Kampf wird er gewiss nicht fallen, weil er auf dem Schlachtfeld mutig wie ein Löwe, fast unbesiegbar ist.

Longin: Dann sollten wir, ihm zuliebe, bei der Beschimpfung Roms und der Römer zurückhaltender sein. (Versucht auf sie beruhigend zu wirken): Das Imperium ist ohnehin ein Rassenmischmasch sondergleichen geworden. Man wird doch heutzutage in Rom kaum Menschen finden, die man als „echte“ Römer bezeichnen würde, die, sagen wir, ihren Stammbaum auf Äneas zurückführen können.

Zenobia: O Äneas! Ich liebe seine rührselige Geschichte.

Longin: ... Alles vermischt sich und die Rassen sind kaum voneinander zu unterscheiden. Rom ist inzwischen orientalischer als der Orient selbst. Vielleicht führt gerade diese Rassenvermischung zur allgemeinen Dekadenz. Ich las neulich eine Untersuchung, ich weiß nicht mehr von wem, die eine Unterscheidung zwischen Blonden und Schwarzen macht. Der Schreiber behauptete: Die Geschichte der Menschheit bestehe in der fortschreitenden Degeneration. Wobei der geistige Stillstand und der Rückschritt schon bei den Griechen ansetzte (das ist natürlich totaler Quatsch) und von den Römern fortgesetzt wurde. Vermischen sich die Rassen immer stärker miteinander, geht dadurch die höhere Begabung, die Tatkraft und die Klugheit der blonden und langschädeligen verloren, dafür gewinnt die schwarzhaarige, kurzschädelige Bevölkerung an Übergewicht. Das führt dazu, dass die besseren Elemente ausgetilgt und das schlechtere, minderwertige obsiegt. Lässt man es zu, dass die weniger begabte Rasse die höhere beiseiteschiebt, das schwarze Haar das blonde, der breite Schädel den langen zurückdrängt, dann schafft man gewissermaßen sich selber ab. Ich war überrascht und da ich zu den Blonden gehöre, befriedete die Studie meine Eitelkeit ein wenig.

Zenobia: Longin, wo haben Sie diesen Kauderwelsch von den breiten und den langen Schädel aufgeschnappt? So eine dumme Studie gibt es gar nicht. Sie haben sich das ausgedacht, um mich zu ärgern, weil Sie wissen, dass ich schwarze Haare habe. Stimmt es?

Longin: Meine Verehrteste, die Tatsache, dass Ihre wunderschönen Haare schwarz sind, ist doch der beste Beweis für die Hohlheit solcher Theorien, die einem hohlen gelehrten Schädel entsprungen sind. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Ich weiß, und kann wie Sokrates Gift darauf trinken, dass kein einziger, blonder Kopf im entfernsten an den ihrigen heranreicht und keine Blonde jemals Ihnen das Wasser reichen könnte.

Zenobia: Schmeichler.

Longin: Worauf soll ich schwören, dass ich die Wahrheit sage (er schaut sich nach einer heiligen Schrift um).

3.

Straßenszene:

Zwei Freunde am Straßenrand. Ein Straßenmädchen läuft an ihnen vorbei, sie verlangsamt ihre Schritte und wackelt mit allem, was sie hat. Auffordernd schaut sie die beiden an und lässt ihre Zunge im Mund kreisen.

1. O Ares, Gott der Karawanen, hilf! Wie es schaukelt und zappelt, einfach himmlisch. (Er fasst sich an die Hose): Zugreifen möchte ich ohne Drumherumgerede, aber das verdammte Vergnügen ist ganz schön teuer geworden in der letzten Zeit, sonst würde ich auf der Stelle hinterher rennen.

2. Freundchen, ich bin auch völlig vernebelt, komm lass uns einen Versuch machen. Vielleicht hat sie ein weiches Herz und macht uns ein Angebot. Wer weiß, möglich, dass sie heute Geburtstag hat und treibt es zur Feier des Tages umsonst, oder sie glaubt an einen Gott, der heute seinen Namenstag hat oder was auch immer. Willst du sie nicht fragen, wie die Tarife für ehrbare Bürger momentan so sind?

1. Wer ich? Sobald sie merkt, dass ich keine Sesterze in der Hose habe, haut sie mir eine runter. Geh du mal hin, du hältst dich immerhin für schöner als mich, weiß der Teufel, wie du darauf kommst.

2. Ich halte mich nicht, ich bin’s, damit es klar ist.

1. Dann nichts wie hin, du Schönling.

2. Bei mir juckt es auch kräftig da unten, aber ich habe gehört, dass nach dem neuen Steuergesetz auch Dirnen ihre Dienste versteuern müssen.

1. Zum Teufel mit den Steuern. Was nötig ist, muss steuerfrei bleiben, meine ich und so eine Sache ist verdammt nötig für unsereins. Man denkt an nichts anderes, kann es überhaupt Wichtigeres geben? Weißt du was, ich sollte lieber heiraten. Das ist auf die Dauer sicherlich billiger.

2. Ja, wenn du eine findest, die dich nimmt.

1. (Schlägt ihn): Du Hundesohn. Jedes Mädchen darf sich glücklich schätzen...

2. Ach was!

1. Habe ich nicht alles, was eine Frau sich wünscht?

2. Was hast du denn, du armer Schlucker.

1. Alles eben.

2. Außer Geld.

1. Du bist ein ganz gemeiner Hund und ein Spielverderber. Dann lass uns wenigstens saufen gehen, natürlich nur wenn du mich einlädst, du hast ja gerade gesagt, dass ich ein armer Schlucker bin. Ohne Saufen ist das Leben beim besten Willen nicht zu ertragen.

2. O Gott der Quelle, dessen Name keiner kennt und für immer gesegnet ist, verschaff‘ mir eine Quelle, die meinen Durst stillt, einen Schoß, der mich in sich aufnimmt und mich behütet.

1. Amen.

Ein Fremder kommt auf sie zu. Sie begrüßen ihn überschwänglich.

1. Herzlich willkommen in Palmyra, mein Herr, die Perle des Orients, die schönste Stadt, die je gebaut wurde und die fremdenfreundlichste Stadt im ganzen Universum.

2. Wir lieben die Fremden und heißen sie immer willkommen. Sogar unsere Mädchen machen es umsonst…

1. (Flüsternd): Was redest du denn da für einen Quatsch. Bei Fremden kassieren sie mindestens das Doppelte.

2. Mein Freund sagt, dass wir sehr ortskundig und bereit sind, Sie an jeden Ort, wohin Ihr Herz sich wünscht, zu führen.

Fremder: Danke für die liebenswerte Begrüßung. Ich habe ja auch gar nichts anderes erwartet.

1. Das wird aber…

Fremder: Sie meinen eine Kleinigkeit kosten?

2. So war das nicht gemeint.

Fremder: Das geht in Ordnung.

1. (Räuspert sich): Palmyra, Tadmor, die Palmenstadt, wasserreich und strategisch günstig gelegen, war seit jeher von allen Seiten bedroht. Schon vor 2000 Jahren war diese Gegend bewohnt und die Stadt ein Knotenpunkt des Handels zwischen Ost und West. Als Romulus und Remus noch nicht von der Wölfin gesäugt wurden, wussten die Menschen schon, wer die Palmyrener sind. Zurzeit Hamurabis fühlten sich Wüstenbanditen und Nomaden ermuntert, sie zu überfallen und auszuplündern. Die Juden ließen sie von einer mythischen Figur namens Salomon gründen, als sie schon ein Jahrtausend alt war. Falls er jemals gelebt haben sollte, umgab dieser Salomon die Stadt mit sehr starken Mauern...

2. Ich sehe zwar keine Mauern, aber vielleicht gab es vor tausend Jahren welche.

1. ... und nannte sie Thadamora, genauer gesagt Tadmor, mit welchem Namen sie noch heute von uns Arabern bezeichnet wird. Die Griechen nennen sie Palmyra. Wegen dieser strategischen Lage ist es daher verständlich, dass unsere Götter in voller militärischer Tracht auftreten. Sie sind die Kämpfer für das Wohl der Stadt und seiner Bewohner. Sie haben die Karawanen zu schützen und die Räuber abzuschrecken. So tritt Jarhibol, der Schutzherr der Quelle von Efca, die Stammgottheit der Oase, im römischen Panzer auf und Allat steht der Göttin Athene in nichts nach. Mit Beelshamen bilden sie eine Troika. Wir werden Ihnen Reliefs zeigen, wo Beelshamen zwischen dem Mondgott Aglibol auf der rechten und dem Sonnengott auf der linken Seite steht. Alle drei in Kriegsausrüstung, die Linke hält das Schwert und die rechte eine Lanze.

Wir Palmyrener sind in der Tat Kosmopoliten: wir sind zweisprachig, multikulturell, multireligiös, aufgeschlossen, wir lieben das Leben und unsere Königin. Mit offenen Armen empfangen wir den Fremden und verfügen über die schlagkräftigste Truppe im ganzen Römerreich, falls einer auf dumme Gedanken kommt und unsere Herzlichkeit als Schwäche versteht.

2. (flüsternd): Wo hast du bloß so viel Anmaßung aufgetankt, du Lump?

1. Mein Freund ist ganz meiner Meinung. Schauen Sie, hier in der herrlichsten aller Oasen kann jeder glauben, was er will, tragen, was ihm gefällt. Er kann als Beduine herumlaufen oder in römischer Toga über die Kolonnade schlendern. Jedes Dekret wird in zwei Sprachen verfasst: in Syrisch-aramäisch und in Römisch. Übrigens ist das Palmyrenische ein aramäischer Dialekt und wird von rechts nach links geschrieben.

Fremder (beeindruckt): Das ist hochinteressant. Sie sind nicht nur ortskundige, sondern wahre Kapazitäten. Sie würden mir eine Freude machen, wenn Sie mich eine Weile begleiten und mir die Ehre erweisen, mit mir zu speisen.

1. (Für sich): Der Tag ist gerettet.

2. Selbstverständlich laden wir Sie ein.

1. (Gibt ihm einen Stoß in die Rippen. Flüsternd): Wir haben doch keine Sesterze in der Tasche, du Halunke.

2. Mein Freund besteht sogar darauf.

Fremder: Vielen Dank, aber ich habe Sie zuerst eingeladen und dabei bleibt es.

1. Sehen Sie, es gibt wenige Städte, die solch eine Anziehungskraft haben. Ein paar Schritte von hier ist die Kolonnaden Straße, nie hat es eine schönere Straße gegeben. Unsere Königin ist eine Feinschmeckerin, mit ihr wird die Stadt täglich schöner. Laufen wir die Straße entlang, so kommen wir an das Amphitheater und schlendern so gemächlich zum Baaltempel. Im Theater spielen sie… also… Theater eben. Vielleicht könnten wir zusammen ins Theater oder ins Bad gehen.

Fremder: Mit dem größten Vergnügen.

2. Obwohl wir kürzlich da waren.

1. (Für sich): Das letzte Mal als wir im Theater waren, liegt Jahre zurück. Mich tritt ein Pferd, wenn ich wüsste, wann das war.

2. Man kann sagen, wir wohnen da.

Fremder: Über Eure schöne Königin mehr zu erfahren, würde mich sehr interessieren.

1. (Flüsternd): Nimm dich in Acht, der Mann ist ein Spion, das sehe ich auf einen Blick, glaubst du, er will uns umsonst bewirten? Er lässt dich nur herumplappern, um dir das Gefühl zu geben, dass du was zu bieten hast.

2. Halts Maul. (an den Fremden gewandt): Wissen Sie, über unsere unvergleichliche Königin reden mein Freund und ich am allerliebsten. Alles, was Sie über die außerordentliche Dame wissen wollen, erfahren Sie von uns.

Fremder: Dann gehen wir ein Stück zusammen.

2. (Zu seinem Freund): Siehst du, Kanaille, das Gebet hat doch geholfen.

4.

Zenobia- Longin

Eine Dienerin Zenobias stürzt völlig aufgelöst in den Raum.

Dienerin: O, Bath-Zabbai, meine Herrin (wirft sich mit erhobenen Händen auf den Boden, ahmt die Gebärden der Klageweiber nach).

Zenobia (erhebt sich erschrocken): O Allat, sei mir gnädig! Wenn das Mädchen sich dermaßen vergisst und wie die Beduinen mich mit meinem arabischen Namen anruft, hat sich eine Katastrophe ereignet. Sie versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen und bewahrt Haltung. Was ist? Was ist passiert? Sprich, du dummes Ding, du spannst mich auf die Folter.

Dienerin (stottert): Mein Herr, der König und der junge Herr, sind... sie sind ermordet.

Zenobia (schreit): Wahballat!

Dienerin: Nein Herrin, Imperator Septimius Herodes.

Zenobia: Was sagtest du, sie sind was? Sie steht starr da und schaut ins Leere.

Dienerin (für sich): Ich habe es kommen sehen. O, ich Unglückliche, warum muss ausgerechnet ich ihr diese furchtbare Nachricht bringen. (Sie heult) Jetzt habe ich sie getötet und sie in eine Säule verwandelt. Sie schleicht sich auf den Knien hinaus.

Longin erhebt sich, nimmt Zenobia, die immer noch völlig starr dasteht, bei der Hand und geleitet sie hinaus.

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Zenobia-Königin von Palmyra

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