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Was ist Heilung?

Heilung ist ein Prozess der Versöhnung mit dem Irdischen und den daraus resultierenden Konsequenzen. Diese Konsequenzen stellen sich oft als Ungerechtigkeiten, Leid, Kummer und Schmerzen dar. Erst wenn es einem Menschen gelingt, alles, was zum irdischen Dasein gehört, bedingungslos versöhnend anzunehmen, können Erlösung, Transformation und letztendlich Heilung geschehen.

Die irdischen Gegebenheiten sind – neutral gesehen – einfach so, wie sie sind. Sie sind existent, ob es dem Menschen passt oder nicht. Im Grunde sind sie weder gut noch schlecht. Sie sind das, was der Mensch im irdischen Körper erlebt. Dazu gehören alle Emotionen, Gedanken, alles Sein, Werden und Vergehen sowie das Geborenwerden und Sterben und die Tatsache, dass das menschliche Gehirn nicht in der Lage ist, alles zu begreifen. Zu den irdischen Gegebenheiten gehört nicht nur die Erfahrung dualer Zustände – diese gesamte Polarität, die alles irdische Dasein kennzeichnet –, sondern auch die Tatsache, dass das Leben dem Prinzip des Fresssens und Gefressen-Werdens unterliegt, aber auch der Gemeinschaft und dem Miteinander (ebenfalls Polaritäten).

Der stetige Kampf und die innere Ablehnung dieser irdischen Gegebenheiten blockieren die Heilwerdung. Die Erkenntnis, dass es unmöglich ist, diese inneren Widerstände vollständig zu erlösen, weil sie zum irdischen Dasein dazugehören, erschwert den Prozess der Heilung. Es liegt in der irdischen Natur (und so auch im Menschen), ein Leben lang der Polarität ausgesetzt zu sein, sie mit zwiespältigen Gefühlen und Gedanken in sich zu tragen und sie im zwischenmenschlichen Bereich wirken zu lassen. Erfahrungen von Gesundheit, Freude und Kraft wechseln sich ab mit Erfahrungen von Krankheiten und Krisen. Ein Überwinden dieser Erfahrungen ist im Irdischen nicht möglich, also ist Heilung an sich ebenfalls den irdischen Gegebenheiten unterlegen, was bedeutet, dass Heilung zeitlich begrenzt ist. Bis die nächste Krankheit oder Krise auftritt.

Mein eigenes Leben ist das beste Beispiel für diese zeitlichen Begrenzungen der Heilungserfahrung. Körperlich betrachtet bin ich ständig einer gewissen Zerbrechlichkeit ausgesetzt, die manchmal nur schwer zu ertragen ist. Diese Zerbrechlichkeit und das ständige Erleben, völlig anders „konstruiert“ zu sein und in der irdischen Welt wenig Resonanz zu finden, gehören zu meiner Seelenerfahrung. Ich bin also ständig irgendwie krank, mal mehr und mal weniger gravierend. Heute bin ich überzeugt davon, dass es dem Zutun der Engel zu verdanken ist, dass ich überhaupt noch auf der Welt als Mensch wirksam bin. Die Heilkräfte der Engel und somit des göttlichen Willens sind es, die in mir den Lebensfunken weiterhin entzünden, sodass ich mich immer wieder in den Zustand der vorübergehenden Heilung bringen kann. Meine Lebensaufgabe hier ist noch nicht zu Ende.

Jeder Mensch unterliegt zeit seines Lebens diesem Auf und Ab und dem stetigen Lernen aus diesen Lebenserfahrungen. Den Prozess der Heilung muss er also immer wieder initiieren.

Allein die Hingabe an diese Tatsache und das Aussöhnen mit der Gewissheit, ein Leben lang den Heilungsprozess zu initiieren, kann dem Heilungsprozess dienlich sein. Dieses kurze Loslassen innerer Widerstände, die bewusste Hingabe an Versöhnung, Vergebung und Annahme des Irdischen, initiiert den Heilungsprozess auf ein Neues.

Das ist es, was wir immer wieder aufs Neue tun können, auch wenn es nicht leicht ist. Heilungsprozesse verlaufen individuell. Viele Seelen bringen bestimmte Erfahrungen mit ins Leben. Sie gehören zu ihrem Lebensplan, während andere Seelen anderen Erfahrungen ausgesetzt sind. Hierbei gibt es kein Bewerten. Menschen, die häufiger krank oder besonders gravierenden Krisen ausgesetzt sind, sind weder schlechtere Menschen, noch dumm oder ignorant. Sie beschreiten ihren Lebensweg wie jeder andere auch. Oft sind es sogar gerade besonders sensible Menschen, die mit besonderen Krankheiten zu tun haben, zum Beispiel mit Allergien, Hautkrankheiten oder chronischen Erkrankungen.

Doch die gute Nachricht ist: Heilung kann immer wieder aufs Neue initiiert werden. Dem Heilungsprozess zur Seite stehen zahlreiche Ärzte, Therapeuten und Heiler, die uns auf unserem Weg der Heilung begleiten. Doch Heilung geschieht im Irdischen nicht dauerhaft und ewig gültig, und deshalb werden Ärzte, Therapeuten und Heiler nie arbeitslos, und das zermürbende Bemühen um dauerhafte Heilung im irdischen Dasein ist zwecklos. Es kann weder über positives Denken, Gedankenkontrolle, gesundes Verhalten, Gefühlskontrolle und das Bemühen darum, ein guter Mensch zu sein, erzwungen werden. Selbst der liebste und beste Mensch unterliegt den irdischen Gegebenheiten der Polarität und durchläuft die Erfahrungen von Freude und Erleuchtung sowie Krankheit und Krise gleichermaßen.

Der wirksamste Weg, um Heilung für eine möglichst große Zeitspanne zu initiieren, ist die Versöhnung mit dem Irdischen und somit mit sich selbst, mit dem Leben, den Mitmenschen, den Situationen, dem Unbegreiflichen, dem Ungerechten und eben all dem, was irdisches Dasein ausmacht, auch das Erleben von Polarität.

Das irdische Dasein und seine schmerzhaften Erfahrungen führen dazu, dass wir die irdischen Gegebenheiten als schmerzhaft empfinden und dadurch oft an eine Grenze stoßen, die nicht wirklich überwunden werden kann. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglich- und Sterblichkeit. Aber dazu gehört auch, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit zu empfinden beim Erleben und Nachdenken über irdische Themen wie Aggressionen, Machtmissbrauch, Ungerechtigkeiten, Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen, Schicksalsschläge, Krankheiten, Leid, Schmerzen und Tod.

Dem Irdischen ausgesetzt zu sein führt dann zu einer Stimmungslage der Ohnmacht. Wir fühlen uns ohnmächtig dem Leben ausgeliefert und wissen oder ahnen zumindest, dass wir nichts Grundlegendes am irdischen Dasein verändern können. Das ohnmächtige Gefühl führt dann schließlich zu einer Empfindsamkeit und Verletzlichkeit, die sich wie ein Grundtenor über das ganze Leben hinwegzieht.

Sensible und bewusst spirituell lebende Menschen sind noch viel stärker davon betroffen, das Gefühl der Ohnmacht dem irdischen Leben gegenüber wahrzunehmen. Es bleibt ein Gefühl des latenten Schmerzes in Leib und Seele hängen, das ausgelöst wird durch die Erfahrung, dass Leben wehtut. Wer wenig Freude erfährt im Leben und sich stattdessen immer wieder mit Schicksalsschlägen auseinandersetzen muss, verliert leicht den Glauben ans Dasein und versucht, sich vor weiteren Schmerzen zu schützen. Meistens versucht er, sich zu betäuben, den Schmerz auszublenden, sich abzulenken, sich zu verschließen, hart zu werden oder sich komplett zurückzuziehen. Doch diesen Schmerz gilt es zu klären, zu reinigen und zu heilen. Und zwar immer wieder aufs Neue.

Die weitere gute Nachricht ist: Wenn es einer kann, dann kann es jeder. Wenn ich es kann, kannst du es auch!

Je öfter Klärung und Heilung wirken dürfen, desto länger wirkt der Zustand der Heilung in Leib und Seele. Ein vollkommenes, ganzheitliches und dauerhaftes Heil-Sein an Leib und Seele gibt es zwar im Irdischen nicht und kann auch nicht erreicht werden (selbst wenn verschiedene spirituelle Lehren und Heilmethoden das versprechen), doch ist es möglich, einen Zustand zu erreichen, der von Hingabe, Gelassenheit und Annahme des Irdischen geprägt ist. In diesem Zustand sind wir in der Lage, alles Irdische einfach stehenzulassen, es sein zu lassen wie es ist, und uns den irdischen Erfahrungen hinzugeben, wie sie eben sind. Und wir sind in der Lage, immer wieder für kurze Momente die Ebene der göttlichen Liebe zu spüren, die uns die Gewissheit schenkt, selbst nichts anderes zu sein als pure Liebe.

In diesen Momenten, wenn wir uns einschwingen auf die geistige Ebene der Vollkommenheit und Liebe, erfrischen wir uns und erleben uns selbst als strahlendes Licht, reinen Klang, körperlos und ohne die Begrenzungen der irdischen Dreidimensionalität. Dann erkennen wir, wer wir wirklich sind: reines, liebendes Bewusstsein. Das ist des Menschen wirkliche Natur. Wir sind eine schwingende Welle aus Liebe, die sich als Mensch geformt hat und die Erfahrung des Irdischen erlebt.

Dieser kurze Moment, sich selbst als liebende Schwingung wahrzunehmen, reicht aus, um leiblich-seelisch Kraft zu tanken.

Nun kann sich das Bewusstsein des Einzelnen erweitern. In diesem Zustand gibt es keine Kämpfe mehr. Krankheiten und Krisen werden einfach angenommen, wie sie sind, und durchgestanden. Sie werden nicht mehr hinterfragt, nicht mehr analysiert und nicht mehr innerlich bekämpft und mit Gefühlen wie Widerwillen, Abscheu, Selbsthass und Groll belegt. Und sie werden auch nicht mehr mit spirituellen Möglichkeiten zwanghaft versucht zu erlösen, weder in Liebe, noch in Anstrengung. Stattdessen werden sie einfach als Teil des Lebens betrachtet. Der Mensch nimmt dazu die Rolle eines Beobachters ein. Die Situation wird angesehen, betrachtet und registriert, aber nicht mehr bewertet oder mit Gedanken und Emotionen versehen. Die Situation wird weder gehasst, noch geliebt, sondern kann als Teil des Daseins akzeptiert werden.

Die Akzeptanz kann aber erst gelingen, wenn der dazugehörige Schmerz nicht verdrängt wird. Er muss durchlebt werden, auch wenn er noch so fürchterlich wehtut und unendlich viele Tränen fließen. Den Schmerz anzunehmen heißt, ihn bewusst zu machen und als Teil des irdischen Daseins anzuerkennen.

Den Schmerz anzunehmen und sich einzuschwingen in die geistige Ebene der absoluten Liebe ist die erste Voraussetzung, um Heilung wirken zu lassen. Danach erfolgt der Schritt der Akzeptanz, der Versöhnung und Vergebung, und schließlich die Befreiung, das Loslassen und Erlösen. Erst dann kann eine Transformation stattfinden, die der vorletzte Schritt der Heilung ist und meistens mit einer aktiven Zuwendung zum Leben und zum Irdischen einhergeht, dergestalt, dass der Mensch in der Lage ist, das Leben mit Selbstliebe, Liebe und Freude zu unterlegen und schöpferisch tätig zu werden, um für ihn wichtige Veränderungen vornehmen zu können. Er ist dann in der Lage, sich uneingeschränkt einer höheren Ordnung hinzugeben und das Beste aus dem Gegebenen zu machen. Das ist dann der letzte Schritt der Heilung.

Die Schritte der Heilung auf einen Blick:

•Den Schmerz annehmen und durchleben,

•einschwingen in die geistige Ebene der Liebe, sich selbst als reines Licht, reiner Klang und reine Welle schwingender Liebe erleben,

•Akzeptanz und Annahme des Irdischen,

•Versöhnung und Vergebung,

•loslassen und erlösen,

•Hinwendung und Hingabe an eine höhere Ordnung.

Heilung findet also als immerwährender Prozess statt, der immer wieder aufs Neue initiiert werden muss. Auch bei Spontanheilungen auf körperlicher Ebene findet dieser Prozess statt, dann aber meistens unbewusst. Irgendetwas im menschlichen Inneren vollzieht die Schritte der Heilung automatisch, ohne dass sich der Kranke dessen bewusst ist. Dieser Prozess vollzieht sich in der Hinwendung zur göttlichen Schöpferenergie. In Zwiesprache mit der Schöpferkraft, im Gebet oder im Vertrauen auf eine höhere Macht, die für Ordnung, Balance, Gerechtigkeit und Harmonie sorgt, geschieht der Heilungsprozess dann wie von allein.

Die Hingabe ans Dasein, an göttliche Ordnung, an etwas Höheres, an die Gewissheit, dass alles richtig ist so, wie es ist, wirkt dann so befreiend, dass Leib und Seele in der Lage sind, zu regenerieren. Die Selbstheilungskräfte können wirken.

Und sie wirken auch dann, wenn die höhere Ordnung darin besteht, dass sich der Kreis des Lebens schließt und die Heilung zu einem Sterben in Frieden wird.

Zum Heilungsprozess selbst gehört also auch immer die Hingabe an eine höhere Ordnung, an eine sinnvolle Schöpfung, an eine Definition des Daseins. Diese höhere Ordnung oder Definition kann alles sein. Für einen gläubigen Menschen ist sie Gott oder das Göttliche, für einen Nichtgläubigen das Gesetz der Natur. Jeder Mensch ist diesbezüglich heutzutage in der Lage, sich seine höhere Ordnung selbst zu definieren und zu benennen.

Alle diese Definitionen haben gemeinsam, dass sie eine Struktur darstellen, die das Irdische greif- und erklärbar machen.

Zu dieser Struktur gehört, dass der Mensch ein Teil davon, also eingebettet in diese Struktur ist. Er ist mit dieser Struktur untrennbar verbunden. Man kann es auch so ausdrücken: Er ist diese Struktur, und die Struktur ist er. Er füllt diese Struktur mit individueller Lebendigkeit und mit seiner Vision von Heilung. Seine Vorstellung von dieser Struktur kann ihm Heilungshilfe sein.

An dieser Stelle kommen die Engel ins Spiel. Sie sind in der Vorstellung des Menschen konkreter Teil der individuell definierten Struktur. Die menschliche Vorstellung ist dabei global so geschaffen, dass sie ein reales Bild von der Vision eines Engels in sich trägt. Das heißt, dass sich Menschen überall auf der Welt ein ähnliches Bild von Engeln machen. Das globale Wissen stimmt mit der Aussage überein, dass Engel zur rein geistigen Ebene der Struktur gehören. Im Allgemeinen laufen Engel nicht in verdichteter materieller Gestalt herum, auch wenn diese Möglichkeit besteht, wenn Engelkräfte für einen kurzen Moment in Form verdichteter Materie und mit einem menschlichen Körper als Schutzengel auftreten. Meistens aber bleibt das Dasein der Engel der geistigen Sphäre vorbehalten, die aber von manchen Menschen mit feinen Sinnen wahrgenommen werden kann.

Engelenergien sind immer unter uns Menschen. Ihre Energie wirkt in uns. Aber sie existieren auf der geistigen Ebene und sind deshalb nicht direkt greifbar für die Geschöpfe, die gerade im Irdischen weilen und einen verdichteten Körper haben.

Wenn wir uns entschließen, uns dem bewussten Heilungsprozess anzuvertrauen, um den tiefen Schmerz über die Gegebenheiten des Irdischen zu bewältigen und seelisch sowie körperlich für eine Weile heil zu werden, dann unterstützt die Hinwendung zur höheren Macht oder zur göttlichen Ebene der Schöpfung (zur ordnenden Struktur) den Heilungsprozess.

Diese Hinwendung mit Hilfe der Engel wirkt besonders intensiv, weil sie im Gegensatz zu allen anderen Visionen von Schöpferkraft oder Struktur sehr konkret erlebt werden kann. Man könnte sogar sagen, dass die Vorstellung, eine Engelheilung zu erfahren, überaus beglückend, real und effektiv ist. Denn Engel sind vorstellbar, spür- und wahrnehmbar. Sie sind Teil der geistigen Ebene, die uns stets zur Seite steht und in uns wirkt. Ihre „Aufgabe“ besteht darin, uns mit der schöpferischen, göttlichen, kreativen, strukturierten, höheren Kraft in uns selbst wieder zu verbinden und den Grundschmerz über das irdische Dasein zu heilen.

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Engelheilkunde

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