Читать книгу Fiona - Spinnen - Zsolt Majsai - Страница 9

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Mir ist es ganz recht, dass Baro absolut kein Talent für Magie hat. Null. Oder noch weniger. Wenn es Anti-Magie gibt, dann ist er voll davon. Wer weiß, was er mit Zaubertricks anstellen würde. Wobei, er ist nicht blöd. Das ahnte ich ja schon nach den ersten Worten, die ich mit ihm gewechselt habe, doch die letzten Tage haben mich darin bestätigt.

Ob mir die neue Währung, die er sich hat einfallen lassen, in der ich für das Asyl bezahlen soll, besser gefällt, das weiß ich noch nicht so genau. Im besten Fall habe ich meinen Spaß dabei. Im schlimmsten Fall wird es schmerzhaft. Zwar halte ich es für eher unwahrscheinlich, hier einen zweiten Krieger zu treffen, aber da ich ja den schrägen Humor der Götter kenne, möchte ich mich darauf lieber nicht verlassen.

So bin ich verhalten optimistisch, als Cou in mein bescheidenes Quartier kommt und sagt, dass es Zeit wird. Ich nicke und erhebe mich von meinem Bett. Ich trage einen Leinenanzug, den ich von Baro bekommen habe, der deutlich bequemer ist als die Jeans, die ich trug, als ich hier gelandet bin. Und für den Kampf ist bequeme Kleidung sicher kein Nachteil.

„Die anderen sind übrigens nicht begeistert“, teilt mir Cou unterwegs mit.

„Die anderen?“

„Das Team, das sonst für Baro kämpft. Sangro, Marat und Kaskop. Sangro und Marat kennst du übrigens schon, die waren bei mir, als ich dich abgeholt habe.“

Ich erinnere mich an die beiden Muskelprotze. „Dann ist es kein Wunder, dass Baro einen Erfolg gut gebrauchen kann.“

Er wirft mir einen schrägen Blick zu. „Wie meinst du das?“

„Cou, entschuldige bitte, aber die beiden haben vielleicht Muskeln, aber das war es auch schon. Es ist ja nicht so, dass Muskeln und Intelligenz sich gegenseitig ausschließen, ich kenne da auch andere, aber bei den beiden hat der Schöpfer nur an einer von beiden Sachen nicht gespart. Intelligenz war es nicht.“

„Sie sollen ja kämpfen, nicht denken.“

„Zum Gewinnen braucht es etwas mehr als nur Kraft.“

Darauf sagt er nichts mehr. Ich glaube, er weiß sowieso, dass ich recht habe und wollte mich nur necken. Er ist auch nicht so begeistert wie Baro, dass ich anstelle des üblichen Teams beim Wettkampf antreten soll, aber er zieht die Möglichkeit, ich könnte gewinnen, ernsthaft in Betracht. Immerhin hat er ja am eigenen Leib gespürt, dass ich nicht so schwach bin, wie viele aufgrund meines Aussehens glauben. Bis sie eines Besseren belehrt werden.

Als wir die Schleuse zu zweiten Kreo passieren, schlägt mir sofort der Lärm entgegen. Und der Gestank.

„Ganz schön laut“, bemerke ich und verziehe das Gesicht.

„Es sind ja auch viele Leute da“, erwidert er grinsend. „Je mehr Zuschauer, desto mehr Geld bekommt der Gewinner.“

„Also Baro.“

Cou mustert mich, dann zuckt er die Achseln. Er hält mir eine Tür auf, die nach oben auf eine Tribüne führt. Tribünen gibt es mehrere, dass habe ich gestern gesehen, als mir die Arena gezeigt wurde. Die meisten Leute stehen hinter hüfthohen Absperrungen, aber die zahlende Kundschaft hat erhöhte Plätze. Einerseits, um mehr sehen zu können, andererseits aber, um geschützt zu sein. Vor Dingen, die schon mal im Eifer des Gefechts herumfliegen. Äxte zum Beispiel, die den Gegner verfehlen, dafür aber im Kopf eines Zuschauers landen. Und solche Sachen.

Auch der Manager und Veranstalter, also Baro, hat einen Tribünenplatz. Einen ganz besonderen, klar. Bei ihm finde ich noch Maroin, Soima und die drei Muskelberge des ursprünglichen Teams vor. Vor allem Sangro und Marat sehen mich misstrauisch an. Verständlich, sie haben mich ja bereits kennengelernt vorgestern, als ich sie ausgeschaltet habe, bevor ich mich um Cou kümmerte.

Der Zuschauerraum ist voll, die Arena noch leer und sauber. Wobei, Arena ist eigentlich der falsche Begriff dafür. Zumindest wenn man sich eine Arena irgendwie rund und leer vorstellt. Diese Arena ist nichts davon. Sie ist länglich und voll mit Fiesheiten. Überwiegend Hindernissen und kleinen Gebilden, die teilweise an Hütten erinnern.

„Bist du bereit?“, erkundigt sich Baro.

„Ich? Immer.“

„Du kennst die Regeln?“

„Ja.“

„Außerdem werde ich sie beim Anmoderieren sowieso erzählen“, bemerkt Soima. „Mein Schatz, das weißt du doch.“

Sein Schatz bedenkt ihn mit einem bösen Blick. Inzwischen weiß ich ja ganz sicher, dass die drei ein ähnliches Verhältnis miteinander pflegen wie eine Zeit lang Sarah, Katharina und ich. Zwischendurch habe ich mal versucht, mir vorzustellen, wie genau sie das tun, aber dann sprang das Kopfkino an und ich kümmerte mich ganz schnell um Ablenkung. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte. Warum sollte gerade ich ein Problem damit haben? Aber weder Katharina noch Sarah sind für mich erreichbar, ich weiß nicht einmal, ob sie noch leben. Ich weiß nur, dass ich gerade ihre Berührungen und ihre Küsse schrecklich vermisse. Und als ich mir vorstellte, was Baro und seine Männer miteinander treiben, wurde es geradezu schmerzhaft.

„Deine ersten Gegner stehen übrigens bereits fest“, teilt mit Soima mit. „Es sind Stiernackenmonster und Flutschie.“

„Wie bitte?!“

„Sie sind das Team eines Geschäftsmannes namens Siobga Damarke, der seit Langem an den Wettkämpfen teilnimmt. Die beiden haben ihre letzten dreizehn Kämpfe gewonnen, die Gegner haben gerade so überlebt, aber auch nur, weil die Regularien das vorschreiben.“

„Aha. Na, dann wird es ja Zeit, dass ihre Siegesserie endet.“

„Ich bin gespannt“, meint Cou. „Sie sind ein eingespieltes Team. Einer über zwei Meter und wirklich nur aus Muskeln. Und Flutschie bewegt sich, als hätte er keine Knochen.“

„Hat er auch nicht. Irgendeine Krankheit, deren Namen ich vergessen habe. Pass jedenfalls auf, Fiona. Mein Team beginnt als Gastgeber grundsätzlich immer das Turnier.“

„Wie oft hat dein Team gegen Flu... also gegen die beiden schon gewonnen?“

„Es gab noch keinen Kampf zwischen denen und uns“, erwidert Baro grinsend.

„Aha.“ Ich werfe einen kurzen Blick auf die drei Musketiere Baros und wende mich achselzuckend wieder ab. „Also gut, wann geht es los?“

„Jetzt“, antwortet Soima und nimmt einen Trichter in die Hand, eine Art Megaphon, rein mechanisch. Aber immerhin. Während ich mit Cou wieder nach unten gehe, höre ich ihn klar und deutlich: „Willkommen! Willkommen zum großen Kampfspektakel in H305! Wieder ist es so weit, die besten Kämpfer und Kämpferinnen von Lomas zeigen euch ihr Können! Blut wird fließen, das kann ich euch jetzt schon versprechen, und wir werden alle unseren Spaß haben! Wollen wir Spaß haben? Wollen wir Spaß haben?!“

Die Menge antwortet mit einem gebrüllten „Ja!“, und als ich das Gefühl habe, mir fliegt gleich der Schädel weg, kommt mir das sehr bekannt vor. Beim letzten Mal, als es mir so ging, feierte ich allerdings meine Hochzeit.

Scheiße.

Aber wer weiß, wozu es gut ist, wenn ich geladen und voll mit Aggression bis zur Oberkante Oberlippe in die Arena trete.

Vor allem als ich meine Gegner erblicke, denn die sind schon da.

„Die besten Kämpfer, habe ich euch versprochen!“, ruft Soima von oben. Er macht seine Sache schon ganz gut. „Doch ich habe auch eine kleine Überraschung für euch! Wie immer, beginnt unser Team, das Team von H305, das Team von Baro! Heute jedoch ein neues Gesicht, eine echte Überraschung! Heute kämpft für uns: Fiona!!“

Keine Ahnung, was ich erwartet habe. Buh-Rufe jedenfalls nicht. Aber eigentlich sind sie nur konsequent. Ein Publikum, das schweißbedeckte Muskelberge gewohnt ist, muss enttäuscht auf die kleine Fiona reagieren, die ganz unscheinbar und wie verloren in der riesigen Arena steht. In schwarzem Leinenanzug und mit blondem Pferdeschwanz. Mit ihren Einssiebenundsechszig und etwa 55 kg. Selbst Flutschie wirkt bedrohlicher, und der ist nicht viel größer als ich. Etwas, ja. Genau wie der Riese neben ihm trägt er am Oberkörper nur geölte Haut. Sein Bauch ist sehr muskulös, sein Körper schlank, eher dünn, aber sehnig. Er hat eine Glatze und grüne Froschaugen. Ich glaube auch, dass er einen Gendefekt hat. Knochen hat er aber trotzdem, sonst könnte er nicht einmal stehen.

Der Kerl neben ihm wird seinem Namen gerecht. Doppelt so groß wie ich ist er nicht, aber deutlich größer als Askan oder James. Selbst John dürfte neben ihm niedlich wirken. Seine dunkelbraunen Haare schlagen auf die nackten Schultern, während er mich aus blauen Augen ungläubig anstarrt.

Dann wendet er sich nach oben, an Baros Tribüne: „Gegen die kämpfe ich nicht! Die fällt schon um, wenn ich puste!“

„Echt jetzt?“, erwidere ich amüsiert. „Ich bezweifle, dass du es auf eigenen Beinen hier raus schaffst, wenn ich mit dir fertig bin!“

Er sieht mich an, dann den Kleinen neben sich. Schließlich ruft er nach oben: „Ich nehme es zurück! Ich werde ihren Hintern so lange streicheln, bis sie nicht mehr sitzen kann!“

„Oh, jetzt habe ich aber echt Schiss!“, erwidere ich. „Und du hast Glück, dass Töten nicht erlaubt ist, sonst würde ich dich filetieren!“

Er wirkt, als möchte er sich sofort auf mich stürzen, aber Flutschie schüttelt den Kopf. Das reicht bereits, um ihn zu stoppen. Womit hat der Kleine ihn so gut im Griff? Andererseits, ich habe meine Leute auch im Griff. Größe ist egal. Meistens jedenfalls.

„Ihr kennt die Regeln, hier sind sie trotzdem, damit ihr sie nicht vergesst!“, fährt Soima hoch oben fort. „Alles ist erlaubt, nur das Töten nicht! Blut, gebrochene Knochen, abgehackte Beine, Arme, alles geht! Aber jeder muss leben, wenn der Kampf zu Ende ist! Gewonnen hat derjenige, der nicht aufgibt und sich noch auf eigenen Beinen bewegen kann! Wer aufgibt und als Zeichen dafür dreimal auf den Boden klopft, darf nicht angegangen werden! Der Verstoß hiergegen führt sofort und unweigerlich zur Disqualifikation! Waffen sind in der ganzen Arena an unterschiedlichen Stellen versteckt! Wer sie findet, darf sie nutzen! Habt ihr das verstanden?“

„Komm zum Ende!“, erwidert Flutschie.

„Das war das Ende, du Schwachkopf! Ihr könnt anfangen!“

Flutschie sprintet los. Er ist unglaublich schnell. Im Lauf springt er hoch und schlägt in meine Richtung. Seine Fingernägel sind so lang wie bei einem Löwen die Krallen. Damit kann er einem sicher böse Verletzungen zufügen.

Ich ducke mich weg und springe zur Seite. Ein Fehler, den er provoziert hat, wie ich feststelle, denn er berührt den Boden mit den Füßen und als hätte er eingebaute Federn, stößt er sich wieder ab, diesmal gefährlich nahe.

Er will es wohl wissen.

Ich packe sein linkes Handgelenk, bevor die Krallen mich erwischen, und drehe mich dabei nach rechts, seinen Schwung nutzend. Er fliegt noch ein bisschen herum, bevor er aufkommt und sich elegant abrollt.

Derweil steht das Riesenmonster hinter mir, packt meine Hüften und hebt mich unter dem Jubel der Zuschauer in die Höhe wie eine Trophäe. So arbeiten die also. Der Kleine lenkt ab, der Große schleicht sich heran.

Stiernackenmonster hat einen unglaublichen Griff. Einer gewöhnlichen jungen Frau könnte er problemlos die Knochen brechen.

Ich lege meine Hände auf seine Unterarme, die ich nicht einmal beidhändig umfassen könnte, und lasse meine Füße nach hinten schwingen, sodass ich sie mit angewinkelten Knien auf seine Schulter stellen kann.

Damit hat er nicht gerechnet, er sieht mich überrascht an. Ich grinse zurück, dann trete ich mit der linken Ferse kräftig gegen seine Brust in Herzhöhe. Er stöhnt auf und fasst mit beiden Händen dahin. Damit habe ich gerechnet und mich genau deswegen auf seine Schulter gestellt, auch wenn mein linker Fuß noch in der Luft hängt. Mir reicht die Kraft des anderen Fußes, um mich nach oben abzustoßen und nach einem Salto auf dem Boden zu landen.

Da ich ja weiß, wie schnell und eingespielt die beiden sind, gönne ich mir keine Ruhepause. Federn wie der Kleine kann ich auch. Aus derselben Bewegung, mit der ich aufgekommen bin, springe ich hoch und drehe mich dabei. Mein Fuß trifft gegen die Nase des Riesen, der rückwärts taumelt, während Blut aus seiner Nase spritzt.

Das will das Volk sehen!

Ich höre den Aufschrei, während ich mich dem Kleinen zuwende, der mit Bocksprüngen auf mich zukommt. Damit will er mich wohl irritieren. Dann setzt er zu einem langen Sprung an, bei dem er sich streckt. Hat was von einem Kaninchen. Der hat echt keine Knochen im Leib.

Ich springe hoch und spreize die Beine zum Spagat in der Luft, dadurch flutscht der Kleine unter mir durch. Er rollt sich elegant ab und springt mit erstauntem Gesichtsausdruck wieder auf.

Diesen Moment könnte ich nutzen, um ihn auszuschalten. Aber das wäre langweilig. Das Volk soll was zu sehen bekommen, das bin ich Baro schuldig. Und außerdem sauer wegen der Buh-Rufe.

Statt den Knochenlosen also aus dem Verkehr zu ziehen, wende ich mich lieber dem nächstgelegenen Gebilde zu. Sieht aus wie eine schiefe Pyramide aus Pappe. Letztlich ist es das auch. Ich werfe sie zur Seite, neugierig, welche Waffe darunter versteckt wurde.

Keine.

So eine Scheiße.

Ich höre den bockspringenden Knochenlosen lachen. Er hat sich ein anderes Gebilde vorgenommen und hält eine riesige Axt hoch, dann wirft er sie dem Monster zu. Zu dem passt sie wirklich besser. Er dreht sie mit einer Hand, während er auf mich zukommt. Flutschie schleicht sich von der Seite heran.

„Ihr seid wie zwei schlechte Witze“, erkläre ich, während ich schräg zurückweiche.

„Dann hör doch auf zu lachen“, sagt Flutschie, während er nun auf allen vieren wie ein Affe losrennt.

Aus dem Augenwinkel sehe ich den Riesen, der ausholt. Flutschie packt meinen Arm und zieht ihn an sich, während die Klinge herabsaust. Im Normalfall eine Scheißsituation. Ich wäre meinen linken Arm los und sie könnten sich mit mir vergnügen.

Allerdings rechnet Flutschie nicht damit, dass ich viel stärker bin, als ich aussehe. Kurz bevor die Axt meinen Arm trifft, ziehe ich ihn zurück. Flutschie schreit auf und lässt mich los, aber trotz seiner eigentlich unglaublichen Reflexe ist er zu langsam.

Er verliert zwei Finger.

Das Volk tobt, Flutschie schreit nun vor Schmerzen, das Monster starrt ihn entsetzt an.

„Mach sie fertig!“, kreischt Flutschie. „Mach die verdammte Nutte fertig!“

Stiernackenmonster sieht mich an, dann holt er in einem weiten Bogen aus und wirft die Axt in meine Richtung. Für die meisten Gegner wäre das vermutlich tödlich.

Ich springe nach rechts zur Seite und drehe mich dabei nach links, sodass ich mit der rechten Hand die an mir vorbeisausende Axt greifen kann. Die Kraft dahinter ist gewaltig, also setze ich meine Drehung einfach fort. Mit ausgestrecktem rechten Arm führe ich die Axt in einem Bogen und lasse sie los, als ich einmal eine vollständige Drehung gemacht habe.

Die Klinge fährt dem staunenden Muskelmann knapp neben der Schulter durch den linken Arm und trennt ihn vollständig ab. Während die Axt völlig unbeeindruckt weiter fliegt und schließlich in der Tribünenwand steckenbleibt, ohne jemanden zu verletzen, weil die Zuschauer wohl geübt darin sind, solchen Waffen aus dem Weg zu springen, fällt der herrenlos gewordene Arm mit einem dumpfen Laut auf den Boden.

„Wie ist die Lage?“, erkundige ich mich. „Wollt ihr aufgeben?“

„Bring sie um!“, kreischt Flutschie. „Das schaffst du auch mit einem Arm!“

Wie er nach den aktuellen Ereignissen zu dieser überaus optimistischen Einschätzung kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Aber das Muskelpaket glaubt ihm auch noch. Er stapft nämlich auf mich zu, als würde aus dem Stumpf an seiner linken Schulter kein Blut spritzen, als würde er nicht gleich verbluten, als wüsste er nicht, dass er nicht einmal mit zwei Armen gegen mich ankommt.

„Das ist nicht dein Ernst?“, frage ich ihn verwundert. „Soll ich dir auch noch ein Bein abschneiden, damit du es einsiehst?“

Statt einer Antwort greift er mit der vorhandenen Hand nach mir. Ein schwachsinniges Unterfangen, er ist viel zu langsam. Psychologisch allerdings gar nicht so dumm, er lenkt mich damit, insbesondere weil ich so verblüfft bin, von Flutschie ab, den ich weiter weg wähne, seinen Fingern nachweinend.

Tatsächlich ist er aber bereits hinter mir und legt triumphierend lachend beide Arme um mich. Er ist erstaunlich kräftig, stelle ich dabei fest.

Ich drehe den Kopf und sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er grinst mir zu.

„Du weißt, dass ihr disqualifiziert werdet, wenn ihr mich tötet?“, erkundige ich mich.

„Das ist mir so egal“, erwidert er. „Ohne seinen Arm ist mein Bruder in der Arena wertlos. Du hast unsere Zukunft zerstört.“

„Er ist dein Bruder? Wusste ich nicht. Ist aber nicht wichtig. Was die Zukunft angeht, wie viele habt ihr denn zerstört?“

„Wen interessiert das? Mach sie fertig, Kleiner!“

Das gilt seinem Bruder, der in der Zwischenzeit natürlich problemlos bei uns angekommen ist und nun vor uns steht. Seine rechte Hand schließt sich wie ein Schraubstock um meinen Hals und er hebt mich mühelos hoch.

Bis zu der Bemerkung Flutschies habe ich noch darüber nachgedacht, die beiden mehr oder weniger zu verschonen, aber nun ist mir nicht mehr danach. Ich sollte derartige, romantische Retterideen endlich und endgültig begraben. Als wenn ich nicht wüsste, dass der Mensch an sich ein völlig unmoralischer Idiot ist. Bisher haben mir meine schöngeistigen Vorstellungen, die Welten retten zu müssen, vor was auch immer, nichts als Ärger eingebracht.

Ich blicke in die blauen Augen des Muskelberges. „Sorry, Kleiner.“

„Hä?“

„Du musst leider als Erster unter meiner neuen Moral leiden.“

„Wovon redest du? Ist das der Sauerstoffmangel in deinem Gehirn?“

Oh, er ist ja gar nicht so doof, wie er tut. Aber das ändert eigentlich nichts. Zumal der Druck um meinen Hals immer stärker wird und irgendwann größere Schäden verursachen könnte. Ich möchte nicht, dass meine aktuellen Freunde über meine Unsterblichkeit Bescheid wissen.

Ich schlage ansatzlos mit den Händen gegen seine Ohren. Das hilft immer. Na ja, fast. Gegen den Krumana-Dämon bei der allerersten Begegnung hat es absolut nichts gebracht. Aber Stiernackenmonster ist kein Dämon, außerdem bin ich seitdem deutlich stärker geworden.

Er schreit auf und lässt mich los. Darauf bin ich vorbereitet, komme federnd auf und drehe mich blitzschnell um, denn Flutschie ist immer noch da. Und sein großer Bruder im Moment ungefährlich.

Flutschie hat sich zwischendurch eine Waffe besorgt, er hatte ja Zeit genug, die möglichen Verstecke abzuklappern. In den nicht ganz vollständigen Händen hält er eine Hellebarde.

Die sind ja echt witzig hier. Eine mittelalterliche Waffe bei diesem Wettbewerb, bei dem nicht getötet werden darf? Da muss man mit diesem Ding schon gut umgehen können, um keine tödlichen Verletzungen zuzufügen.

Ich erinnere mich an mein Waffentraining im Dojo und weiche mit einer Drehbewegung der zustoßenden Lanze aus, Der Schwung trägt Flutschie vorwärts. Ich lasse Show mal Show sein, springe aus meiner Drehbewegung hoch und treffe mit dem Fuß seine Schläfe. Hellebarde und Flutschie landen beide auf dem Boden und rühren sich nicht mehr. Ich hoffe, ich habe die Stabilität seines Schädels nicht überschätzt, töten wollte ich ihn nicht.

Ich wende mich wieder dem Stiernacken zu.

Er richtet sich gerade auf. Sein nackter Oberkörper ist von Schweiß und Blut bedeckt, sieht irgendwie gruselig aus. Vor allem mit seiner armlosen linken Schulter. Das Blut spritzt aber nicht mehr. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr stehen können.

„Hallo? Leg dich doch endlich hin. Du bist ja echt masochistisch veranlagt!“

Statt einer Antwort stürmt er auf mich zu. Dafür, dass er kaum noch Blut haben dürfte, erstaunlich schnell sogar. Ich warte auf ihn. Mir reicht es jetzt. Kurz, bevor er mich erreicht, schwinge ich den linken Fuß hoch, genau zwischen seine Beine.

Das stoppt selbst einen wie ihn.

Mit hervorquellenden Augen sinkt er auf die Knie, auf denen er einige Sekunden verweilt. Schließlich macht er die Augen zu und fällt endlich um.

Es ist vollkommen still.

Ich trete erst zum Muskelmonster und prüfe seinen Puls, dann zu Flutschie. Beide sind noch am Leben, Glück gehabt.

Dann blicke ich hoch zur Tribüne, auf der sich Baro befindet.

„Habe ich gewonnen?“

„Bewegen sich die beiden?“, fragt Soima. Bescheuerte Frage.

„Offensichtlich nicht!“

„Sind sie tot?“

„Nein!!“

„Dann hast du gewonnen! Komm hoch!“

Unter den Jubelrufen des anscheinend etwas wankelmütigen Publikums verlasse ich die Arena und begebe mich wieder nach oben, wo ich von einem lachenden Baro empfangen werde. Cou reicht mir ein Glas mit irgendeiner alkoholischen Flüssigkeit darin. Geschmacklich wie Scotch, aber gepanscht und ausgewürgt. Egal.

Die drei aus dem ursprünglichen Team wirken etwas eingeschüchtert. Vielleicht interpretiere ich das aber auch nur falsch. Ist eigentlich ebenfalls egal.

„Du hast mit den beiden nur gespielt, oder?“, erkundigt sich Maroin. „Ich denke, du hättest sie sofort am Ende erledigen können.“

„Dem zahlenden Publikum steht eine gute Show zu“, erwidere ich und setze mich ihm gegenüber auf eine Couch.

„Die Show kann aber auch mal anders ausgehen“, bemerkt Cou.

Ich zucke die Achseln.

„Leute, habt ihr gerade nicht zugesehen?“ Maroin schüttelt den Kopf. Er ist der Jüngste des Quartetts und vermutlich derjenige mit der besten Nahkampfausbildung. Er sieht mit seinen schulterlangen, dunkelblonden Haaren gar nicht mal schlecht aus. In meinen wilden Jahren hätte ich alles drangesetzt, ihn wenigstens einmal zu ficken. Dass er schwul ist, hätte mich nur zusätzlich motiviert.

Wenn ich ehrlich bin, verhalte ich mich, seitdem ich in dieser Welt bin, fast so idiotisch wie damals. Trotzdem werde ich diesen Jungen nicht verführen. Nein, nein, nein.

„Was sollen wir gesehen haben?“, fragt Cou. „Fiona hat die beiden vorgeführt, aber es gab Momente, die waren kritisch, da hätte das Ganze kippen können.“

„Echt jetzt?“ Ich mustere ihn nachdenklich, während ich mit meinem Glas spiele. „Meine Show war wohl wirklich überzeugend. Ich kann dir versichern, es gab keinen einzigen kritischen Moment. Keinen. Die beiden hatten zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance, nicht einmal, wenn sie beide doppelt gewesen wären.“

„Du hast es nicht nötig, so anzugeben. Wir haben ja gesehen, was du kannst.“

„Nein, habt ihr nicht.“

„Davon gehe ich auch aus“, mischt sich Maroin wieder ein. „So wie sie die Axt aufgefangen hat … Dazu gehören mehr als nur Reflexe.“

„Stimmt.“ Ich proste ihm zu. „Mich interessiert, ob ich heute noch einen Auftritt habe.“

„Das kommt darauf an, wie lange die anderen brauchen“, antwortet Baro. „Höchstwahrscheinlich aber erst morgen wieder.“

Wir blicken jetzt auf einen Mann, der auf die Tribüne kommt. Er ist Baros Buchmacher, das weiß ich bereits. Er grinst mich an.

„Die Wetten stehen gut, was zwar unseren Verdienst schmälert, aber! Da niemand außer uns beim ersten Kampf auf dich gewettet hat, haben wir bereits mehr eingenommen als sonst während des ganzen Wettbewerbs!“

„Das ist doch mal eine gute Nachricht!“, ruft Baro. „Auf Fiona!“

Alle rufen meinen Namen und heben die Gläser. Ich hebe mein Glas auch, dann schütte ich das kaum trinkbare Zeug hinunter.

Ich glaube, es wird höchste Zeit, intensiv darüber nachzudenken, wie ich Katharina finde.

„Für dich war es sicher langweilig?“

Ich denke über die Frage nach, während ich hinter Baro die Treppe hinunter gehe. War es das? Es ist viel Blut geflossen, es sind etliche Knochen gebrochen worden, und nur wenige haben die Arena nicht als Krüppel verlassen. Eigentlich müsste ich darüber empört sein, mich aufregen, entrüsten, wütend beschließen, dem ein Ende zu bereiten.

Aber nichts von dem ist der Fall. Mal ganz abgesehen davon, dass zwei der Krüppel auf mein Konto gehen. Habe ich mich wirklich so verändert? Wodurch? Oder hat es damit zu tun, dass ich einfach keine Kriegerin mehr bin? Die Götter haben mit dem Löschen meines Universums im Grunde genommen jeden Anspruch auf Moral ebenfalls gelöscht. Und warum habe ich dann Marbutan beschützt? Wegen Kian? Askan? Siana? Hätte ich genauso gehandelt im Vollbesitz meiner Erinnerungen?

Ich glaube, dass ja. Aber ganz sicher kann ich mir dessen nicht sein.

„Fiona?“

Baro sieht mich fragend an. Und nicht nur er.

„Äh … Es tut mir leid, ich musste gerade über etwas nachdenken. Doch, irgendwie schon. Brechende Knochen sind nur interessant, wenn ich die Ursache bin.“

Baro lacht auf. „Diese Antwort habe ich von dir erwartet! Du gefällst mir wirklich! Kommt, wir feiern!“

Niemand erhebt Widerspruch, also ist unser nächstes Ziel die dritte Kreo. Der Sündenpfuhl.

Den Mittelpunkt der dritten Kreo bildet eine riesige Disco, die sich wie ein Ring um die zweite Kreo legt und mehrere Ebenen hat. Die unterste Ebene hat eigentlich nichts mit einer Disco zu tun, sie ist ein ganz ordinärer Puff, wie mir schnell klar wird. Um aber dorthin zu gelangen, muss man sich erst einmal eine Eintrittskarte in die Disco besorgen. Zumindest, wenn man nicht Baro heißt oder mit ihm gemeinsam ankommt. Wir bekommen umsonst unsere Stempel auf die Handrücken. Baro braucht nicht einmal den, ihn kennt jeder. Mich aber auch viele, das merke ich an den Blicken, mit denen ich beobachtet werde. Es sind viele Zuschauer aus der zweiten Kreo hier, die gesehen haben, wie ich Stiernackenmonster und Flutschie degradiert habe.

Sie sind mir egal. Ich will tanzen und trinken, auch wenn das Trinken nicht hilft, es sei denn, ich trinke in kurzer Zeit sehr viel, aber dann muss ich dauernd pinkeln gehen. Irgendwie ist das Scheiße.

Der Einzige, für den ich eine Ausnahme machen würde, wäre der grünäugige Maroin. Aber der will ja nicht, der hat nur Augen für seinen Meister, für Baro.

Ich tanze lange. Die Musik erinnert mich an Punkrock, die Texte sind hart, brutal, voller Aufrufe zur Gewalt, hasserfüllt. Ich blende sie irgendwann aus und konzentriere mich nur noch auf den Rhythmus.

Als ich irgendwann Richtung Bar gehe, muss ich den halben Block umrunden. Ich komme an den Separees vorbei. Viele haben zugezogene Vorhänge, die Geräusche verraten, warum. Doch nicht alle machen sich die Mühe. In einigen Separees geht es zur Sache und den Beteiligten scheint es egal zu sein, wenn sie dabei beobachtet werden.

Das erinnert mich an meine wilden Jahre, vor allem nach dem Tod von Phil, als ich mir geschworen hatte, mich niemals wieder zu verlieben. Auf mancher Party war es auch mir scheißegal, wer was sieht. Am harmlosesten war es noch, wenn ich halbnackt auf irgendwelchen Tischen getanzt habe. Und frustrierend war es, denn die wenigsten Jungs hatten eine Ahnung, wie ein Mädchen zum Orgasmus kommt. Die meisten dachten, wenn sie zwei Minuten wie wild rammeln, dann ist das toll für mich. Und wenn ich ab und zu mal ausrastete wegen ihrer Frage, ob es für mich auch so geil war wie für sie, dann wunderten sie sich und hielten mich für hysterisch.

Ich spüre, wie es in meinem Unterleib warm wird. Aber ich bin keine 19 mehr und werde mich auch nicht so benehmen.

Nein. Nein. Nein!

Maroin belehrt mich eines Besseren.

Er steht mit zwei Jungs an der Bar, die ihm irgendwie ähnlich sehen. Und einander sehen sie sich sogar sehr ähnlich.

Verdammt, Zwillinge.

„Das sind Jonn und Donn“, sagt Maroin. „Meine jüngeren Brüder. Und wie du sicherlich erraten hast, sind sie Zwillinge.“

Ich nicke. „Das ist ja nicht zu übersehen.“

Der einzige Unterschied zwischen ihnen und Maroin ist, dass ihre dunkelblonden Haare kurz sind. Und sie haben blaue Augen, keine grünen.

Verdammt.

„Ausgetanzt?“, erkundigt sich einer der beiden.

„Ich habe Durst“, antworte ich. „Eigentlich wollte ich danach weitertanzen.“

„Eigentlich?“, fragt der andere amüsiert.

„Bevor ich euch gesehen habe.“

„Okay, ich lasse euch mal allein“, meint Maroin. „Viel Spaß noch.“

Ich starre ihm entgeistert hinterher. Das kann nicht sein, dass es mir so deutlich anzusehen ist.

Einer der beiden reicht mir ein Glas mit meinem Lieblingsgetränk, weil es Whisky am ähnlichsten schmeckt. Ich nippe daran und mustere ihn. Seine Haare sind vorne etwas kürzer als bei dem anderen Jungen.

„Wie heißt du?“, erkundige ich mich.

„Ich bin der Donn.“

„Und ich der Jonn“, sagt der andere.

„Ach ne? Echt jetzt?“

Statt einer Antwort nimmt er meinen Arm und zieht mich in ein leeres Separee. Eigentlich müsste ich protestieren und klarstellen, dass ich die Regeln bestimme. Doch das tue ich ja. Er führt nur meinen unhörbaren Befehl aus. Er tut nichts gegen meinen Willen, im Gegenteil.

Donn zieht den Vorhang zu, was mir recht ist. Die Zeiten, in denen es mir egal war, ob die halbe Welt mir beim Sex zusieht, sind lange vorbei. Im Stillen wundere ich mich über mich selbst. Mit zwei Frauen hatte ich ja öfter gemeinsam Sex, aber mit zwei Männern? Und dann auch noch mit Zwillingen! Ich komme mir vor wie in einem drittklassigen Porno.

Scheiß drauf. Mein Universum wurde gelöscht, ich ohne Erinnerungen in ein anderes verfrachtet, seitdem ich mich wieder erinnern kann, ist alles wie ein Albtraum, vorhin habe ich in einer Arena gekämpft und danach zu echt beschissenen Texten und Punkrock getanzt – dazu passt ein flotter Dreier mit einem Zwillingspärchen doch richtig gut. Sozusagen die Krönung.

Schlimmer kann es jedenfalls nicht mehr werden.

Wobei, wie ich die Götter kenne, irre ich mich da gewaltig.

Im Moment ist es mir aber egal. Ich spüre, wie ich auslaufe und geil bin, wie schon lange nicht mehr. Was für geheime Sehnsüchte kommen da hervor? Ein eingeschüchterter Teil von mir wundert sich nur noch, was ich mit den beiden Jungs treibe. Ich wundere mich auch. Dagegen war der Sex mit den beiden Jungs im Hotel vor etwa fünfzehn Jahren Blümchensex. Diese beiden hier haben ganz andere Sachen drauf. Und ich auch, wie ich erstaunt feststelle. Dabei hielt ich mich bisher weder für prüde noch für langweilig. Aber diese beiden sind krass.

Nach meinem vierten Orgasmus brauche ich eine kleine Pause. Die Jungs aber auch, das tröstet mich. Schweißbedeckt und mit ausgestreckten Beinen sitze ich am Tisch, gegen die weiche Polsterung der breiten Sitzbank gelehnt, als Maroin hereinkommt.

„Alles in Ordnung?“

„Ja. Wieso fragst du?“

„Es wurde plötzlich so still bei euch.“

„Haha. Niemand hat einen Herzinfarkt, wir machen nur eine kurze Pause. Willst du mitmachen?“

„Danke, nein.“

„Wirklich nicht?“ Ich spreize die Beine. Seit der Rasur für Loiker sind ein paar Tage vergangen, aber der Ausblick oder eher Einblick dürfte trotzdem noch einladend sein. Zumindest für jeden anderen, nur nicht für Maroin, denn er schüttelt den Kopf und zieht sich wieder zurück.

Ich sehe seine Brüder an, die grinsend auf der Bank herumliegen und sich mit Alkohol kräftigen.

„Er ist ja echt konsequent. Und an euch hat er wohl kein Interesse.“

„Wir sind ja auch seine Brüder“, erwidert Jonn und spielt mit seinem Schwanz, der allmählich wieder zum Leben erwacht. „Reichen dir zwei nicht?“

„Oh, ihr seid schon ganz erfüllend“, murmele ich und trinke mein Glas leer.

Die Zwillinge beweisen noch eine Weile Standfestigkeit, aber am Ende halte ich länger durch. Wäre ja gelacht. Ich mit meiner Kriegerkondition und Immunität gegenüber Alkohol muss einfach zwar nicht standfester, aber ausdauernder sein. Außerdem sagt die Legende eindeutig, dass Frauen mehr Orgasmen nacheinander haben können.

Wobei, das ist wirklich nur eine Legende. Weder Askan noch James schienen sie gekannt zu haben. Und die beiden hier wissen auch nichts davon. Alle ganz ohne Viagra. Gut, bei den beiden weiß ich es nicht wirklich, ob sie nicht vorher was eingeworfen haben. Aber ich glaube, eher nicht.

Nach dem letzten Gefecht, das die beiden niederstreckt, entwirre ich unsere Arme und Beine und setze mich daneben. Ein wenig brennen meine entsprechenden Körperbereiche, es ist gar nicht so verkehrt, aufzuhören.

Das sieht auch Maroin wohl so, denn er kommt erneut herein und meint, dass ich vielleicht noch etwas schlafen möchte, bevor die Kämpfe wieder losgehen. Damit hat er gar nicht so unrecht. Ich nicke und ziehe mich an. Die beiden halbtoten Jungs bekommen jeder einen Kuss, dann folge ich Maroin.

„War doch eine gute Idee von mir, oder?“

Ich blicke ihn schräg von unten an. „Das war Absicht?“

„Du hast ausgesehen, als könntest du eine kleine Aufmunterung gebrauchen. Und da ich gemerkt habe, dass du scharf auf mich bist, habe ich meine Brüder gerufen.“

„Aha“, erwidere ich verkniffen. „Du hast also gemerkt, dass ich scharf auf dich bin. So, so.“

„Stimmt das etwa nicht?“, fragt er grinsend.

„Doch. Und jetzt halt die Klappe.“

Er lacht auf.

Scheiße.

Baro sieht uns fragend an, aber wir schütteln beide nur den Kopf, woraufhin er sich achselzuckend abwendet. Wir begeben uns zum Tunnel, der in die inneren Kreos führt.

Baro und seine Jungs sehen ebenfalls so aus, als hätten sie sich nicht gelangweilt. Sie unterhalten sich über den Wettbewerb, ich folge ihnen schweigend. Auch die Mitglieder des Teams, sprich, Sangro, Marat und Kaskop, sind still. Wenigstens schubsen sie mich nicht. Wobei ich denke, dass sie das inzwischen aus mehreren Gründen nicht wagen würden. Und außerdem denke ich, dass sie nach dem Kampf heute Morgen etwas Ähnliches wie Respekt vor mir haben. Das ist auch gut so. Wir sind ganz sicher keine Freunde.

Da der Weg lang ist, habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Am meisten beschäftigt mich im Moment das, was ich gerade getan habe. Moralisch finde ich nichts dabei. Welche Moral überhaupt? Warum sollte ich in meiner Situation über Moral auch nur nachdenken? Kann ich mir gar nicht leisten, wenn ich ehrlich bin. Okay, es gibt Dinge, die würde ich nach wie vor nicht tun. Aber Sex ist nun wirklich nichts, womit ich je ein Problem gehabt habe. Selbst wenn ich in meinen wilden Jahren damit nur etwas Anderes verdrängen wollte.

Sex macht trotzdem Spaß. Natürlich am meisten mit Katharina, aber sie ist grad nicht da. Danach mit Askan oder James. Die sind beide ebenfalls nicht da. Phil. Der Sex mit Phil war … anders. Da war Spaß nicht das Wichtigste. Natürlich nicht unwichtig, aber eben nicht das Wichtigste. Da ging es um Zärtlichkeit, um Nähe. Dinge, die ich auch mit Katharina oder den beiden anderen erfahren habe.

Die Ankunft an der Stahltür zur ersten Kreo unterbricht mich in meinen düsteren Gedanken.

Und lässt die Alarmglocken schrillen.

„Leute, hier stimmt etwas nicht“, bemerke ich.

Sie starren mich an, dann nickt Maroin. „Sie hat recht, jetzt habe ich auch das Gefühl. Meine Nackenhaare stellen sich regelrecht auf. Habt ihr das nicht?“

Haben sie nicht, aber sie vertrauen uns. Dann fällt Baro auf, dass keine Wachleute zu sehen sind. Wir blicken uns an. Schließlich gehen wir zum Waffenlager, das sich direkt neben der Eingangstür befindet.

Ich versuche dabei, herauszufinden, was eigentlich los ist. In meinem alten Universum könnte ich durch die Verborgene Welt magische Muster scannen, aber hier funktioniert das nicht. Es gibt schlichtweg keine Verborgene Welt, oder ich habe sie bloß noch nicht entdeckt. Wäre ja denkbar, wenngleich unwahrscheinlich.

Fiona - Spinnen

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