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Ein wichtiger Termin

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Mit einem unguten Gefühl hatte sich Amanda in ihren Audi A3 gesetzt. Noch nie in ihrem Leben war sie so nervös gewesen. Schließlich hing von der heutigen Verhandlung ihre Existenz ab. Nachdenklich bahnte sie sich den Weg durch den Berliner Innenstadtverkehr. Sie hatte einen festen Termin und wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Die Zentrale der Immobiliengesellschaft war in der Friedrichstraße, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Von ihrem Coffeeshop in der Münzstraße waren es zwar nur wenige Kilometer, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Jeder schien ihr heute den Weg versperren zu wollen. Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett.

Du hast noch genügend Zeit“, sagte sie leise zu sich selbst. Erleichtert ließ sie sich in den Sitz sinken und atmete tief durch. Wie würden sich die Herren ihr gegenüber wohl verhalten? Hatte sie überhaupt eine Chance, sich mit ihren Vorstellungen durchzusetzen? Sicherlich würde sie einer ganzen Horde schlitzohriger Anwälte gegenüber sitzen, die sie und ihren Pachtvertrag in der Luft zerreißen würden. Ihre beste Freundin Lena hatte ihr geraten, zu dem Termin doch ihren Anwalt Dr. Glowna mitzunehmen.

„Es könnte nicht schaden, professionelle Hilfe an der Seite zu haben“, meinte Lena. Doch Amanda war selbst ein Profi. Schließlich hatte sie einen Master in Betriebswirtschaft und für ihre Diplomarbeit, “Gesellschaftsverträge im Europäischem Raum“ großes Lob geerntet. Doch was ihr jetzt bevorstand, hatte mit ihrem Kenntnisstand nur wenig zu tun. Es ging um einen Pachtvertrag. Nur ein simpler einfacher Pachtvertrag für einen Laden in Berlin Mitte. Doch an diesem Vertrag hing ihre Existenz und die ihrer Freundin Lena. Vor knapp einem Jahr hatten sie diesen Laden in einem ziemlich heruntergekommenen Haus in der Berliner Münzstraße gepachtet. Das Haus im Biedermeierstil hatte ein ganz besonders Flair und lag zudem äußerst günstig in der Nähe des Alexanderplatzes. Als Amanda damals ihren Job verlor, weil ihre Firma Semifinanz wegen der Finanzkrise Insolvenz anmelden musste, hatte Lena die zündende Idee, sich mit einem Coffeeshop selbstständig zu machen. Zunächst hielt Amanda dies für keine gute Idee. Schließlich war die Finanzkrise gerade auf dem Höhepunkt und keine Bank würde zu diesem Zeitpunkt Geld verleihen.

Keiner wusste genau, wie es weiter gehen würde. Eine Weltwirtschaftskrise war ja auch nicht auszuschließen. Aber nach 2 Flaschen Prosecco hatte Lena sie überzeugt.

„Wenn alle so denken, wird es wirklich zu einer Weltwirtschaftskrise kommen“, war Lena überzeugt. „Jemand muss schließlich den Anfang machen, und den Mut haben, neu anzufangen“, lachte Lena. „Und wenn die anderen sehen, dass zwei Mädchen den Mut haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, werden die es uns gleichtun wollen.“

Irgendwie hatte Lena damit recht. Lena war es auch, die den Laden zufällig entdeckt hatte.

„Du bist verrückt Lena“, hatte sie damals gesagt. „Das können wir uns nicht leisten. Ein Laden am Alex kostet zu viel Miete.“ Doch Lena überzeugte Amanda erneut. Sie hatte herausgefunden, dass das Haus seit vielen Jahren unter Zwangsverwaltung stand, und der Laden wegen des teilweise enormen Unterhaltungsrückstandes zu einer Pacht angeboten wurde, die für diese Gegend einfach lächerlich niedrig war. Als Amanda das erste Mal den Laden betrat, stellten sich ihre Nackenhaare auf. Kaputte Fenster und Türen, keine Heizung und vor allem - es roch fürchterlich. 20 Jahre war hier ein Laden für Tierfutter und genauso roch es. Amanda war mehrmals kurz davor, sich zu übergeben. Nur mit einem Taschentuch vor Mund und Nase, welches sie vorher mit Parfüm getränkt hatte, war eine Besichtigung der Räume überhaupt möglich. Selbst der Verwalter verließ mehrfach fluchtartig den Laden, um nach Luft zu schnappen. Aus diesem Grund hatten wohl alle bisherigen Interessenten die Nase gerümpft und dankend abgelehnt. Lena schien das nicht abzuschrecken. Sie strahlte über das ganze Gesicht und hatte dem Zwangsverwalter schon im Vorfeld zugesagt. Wenn es nicht so fürchterlich gerochen hätte, würde sie auch voll auf Lenas Seite stehen. Doch es hatte den Anschein, als würden überall in den Räumen dutzende Leichen vergraben sein, die nachts aus ihren Gräbern hervor krochen und ihr Unwesen trieben. Amanda schauderte bei dem Gedanken und eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Jede Sekunde rechnete sie damit, dass eine Hand zwischen den Dielen hervor schoss, und sie am Bein in die Tiefe gezogen werden würde. Wäre sie jetzt allein gewesen, hätte sie wahrscheinlich schreiend die Flucht ergriffen, und wäre erst am Stadtrand stehen geblieben. Aber so blieb sie immer in der Nähe des Verwalters, der seiner Gesichtsfarbe nach, im Falle eines Falles auch keine große Hilfe gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre er sogar noch vor Amanda aus dem Laden geflüchtet. Nur Lena schien glücklich zu sein. Sie kramte im Gerümpel herum als wenn es gar nichts wäre. Der Laden war übrigens recht geräumig und bestand aus drei Räumen, zwei Toiletten und dem Verkaufsraum mit großem Schaufenster. Allein der Verkaufsraum war für einen Coffeeshop groß genug und bot sogar Platz für mehrere Tische. Die Decken waren wie in Berliner Altbauten üblich sehr hoch und mit Stuckbändern verziert. Doch war alles recht vergilbt und unsauber. Vor diesem Hintergrund waren die Vertragsbedingungen – wenn man vom Zustand des Ladens absah - äußerst günstig. Also machten sie den Pachtvertrag. Sichtlich erleichtert ging der Verwalter auf alle Bedingungen und Extraklauseln ein, die Amanda ihm diktierte. Schon zwei Tage später kam eine Baukolonne und brachte den Laden in einen Vertragsmäßigen Zustand. Auf Kosten der Verwaltung wurden nun Fenster und Türen repariert, neue Heizkörper installiert und die Wasser und Abwasseranschlüsse erneuert. Alles andere, der gesamte Innenausbau war laut Vertrag Sache der Pächter. Dafür wurde der Pachtvertrag auch für die Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen. Zudem gab es noch eine Option auf weitere 5 Jahre. Gerade auf dieser Klausel hatte Amanda bestanden. Sie wollte sichergehen, dass sie, nachdem sie Geld und Arbeit in den Laden gesteckt hatten, nicht plötzlich die Kündigung erhalten würden. Wie wichtig gerade diese Klausel war, sollte sich bald zeigen. Ein Tag nachdem die Bauleute verschwunden waren, standen beide mit Atemschutzmasken, Eimern und Reinigungsmitteln bewaffnet, im Laden und putzten schrubbten sich die Seele aus dem Leib. Nach drei Tagen hatten sie geschafft, woran Amanda nie geglaubt hatte. Der Laden roch wie eine frische Meeresbrise mit einem Hauch Vanille. Doch wie sollte es mit dem Umbau weitergehen. Der Laden war zwar Sauber, aber einladend sah er nicht gerade aus. Neue Toiletten mussten her, eine Küche mit Backofen sollte eingebaut werden. Amanda schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, während Lena immer mit einem Lächeln umherlief. Zum Glück hatte Amanda einen guten Freund aus ihrer Studienzeit, der sich gerade mit solchen Bauarbeiten bestens auskannte. Peer Stein, seines Zeichens Bauingenieur, sagte natürlich zu und hatte bald alle Fäden in der Hand. Die Kosten jedoch überstiegen jede Vorstellung. Amanda hatte von Semifinanz zwar eine satte Abfindung erhalten. Aber schon die Umbau,-und Malerarbeiten kosteten ein kleines Vermögen. Von der Einrichtung zum Coffeeshop ganz zu schweigen. Als Amanda die Kostenvoranschläge der Einrichtungsfirmen studierte, sah sie sich schon Obdachlos unter einer Brücke liegen. So schamlos und übertrieben teuer waren die Angebote. Allein der Kaffeeautomat sollte mehrere tausend Euro kosten. Nach einigen Recherchen im Internet, fand sie schließlich ein Unternehmen in Waren an der Müritz, welches gebrauchte aber überholte Ladeneinrichtungen zu einem Bruchteil der Preise anbot, die sie von den anderen Firmen angeboten bekommen hatte. Zusammen mit Lena und Peer machte sie sich auf den Weg. Und tatsächlich. Sie fanden eine so gut wie neuwertige Ladeneinrichtung, die mit gelben und Nuancen von rötlichen Pastelltönen wie extra angefertigt in ihre Räumlichkeiten passte. Der Chef der Firma war sehr nett und hilfsbereit und sagte sogar zu, die Einrichtung zu liefern und gegen einen lächerlich kleinen extra Obolus einzubauen. Sie machten den Deal, und hatten zwei Wochen später ihren fertig eingerichteten Coffeeshop. Sie waren zwar pleite aber glücklich. Über dem Laden prangte in dunkelbraunen, von hinten indirekt beleuchteten Buchstaben: MOKKA-BAR. Diesen Namen hatte Lena ins Spiel gebracht, nachdem ihr dieser Schriftzug im Traum erschienen war. Als der Laden fertig war, standen sie alle draußen und hatten Tränen in den Augen, als Peer die Beleuchtung einschaltete. Überall standen Leute und klatschten Beifall, weil der Laden sehr schön geworden war. Sie hatten dafür auch wochenlang von früh bis spät hart gearbeitet. An manchen Tagen kamen sie erst nach 22.00 Uhr ins Bett. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt. Sie hatten in relativ kurzer Zeit viel erreicht. Die Eröffnung eine Woche später war jedoch anfangs ein Fiasko. Die Leute stürmten förmlich den Laden. Mit diesem Run auf ihre Bar hatten sie nicht gerechnet. Innerhalb weniger Stunden waren sie so gut wie ausverkauft. Wenn Anna - Peer´s Frau - nicht gewesen wäre, und für Nachschub gesorgt hätte....

Aber es wurde trotzdem noch ein voller Erfolg. In den nächsten Wochen und Monaten brummte der Laden und die Investitionen schienen sich auszuzahlen. Lena war ja gelernte Konditorin und was ihre Torten und Kaffeekreationen anging, eine wahre Künstlerin. Manche Kunden fanden es sogar schade, die Kunstwerke, welche Lena zauberte, zu verspeisen. Innerhalb weniger Monate wurde der Coffeeshop eine richtige Goldgrube. Bis eines Tages - Amanda wollte gerade den Laden aufschließen - einige Männer vor dem Haus standen und darüber diskutierten, wie die Fassade des Hauses wohl am besten zu gestalten wäre. Amanda war neugierig und sprach einen der gut gekleideten Männer an. So erfuhr sie, dass das Haus an einen Investor verkauft worden war. Der plante nun eine umfassende Sanierung des gesamten Anwesens. Na toll, dachte sie sich. Das bedeutet Bauarbeiten, Lärm und Schmutz. Vielleicht sogar eine Rüstung vor dem Haus. Keine guten Aussichten für ihren Coffeeshop. Und so kam es dann auch. Zwei Wochen später waren die Gerüstbauer da. Von da an begann das tägliche Martyrium, das sie und Lena fast an den Rand des Wahnsinns brachte. Bis Amanda nach einer weiteren Woche der Geduldsfaden riss. Mit einer einstweiligen Verfügung, die ihr Anwalt bei Gericht beantragte, stoppte sie zunächst sämtliche Bauarbeiten, und verpflichtete die neue Immobiliengesellschaft zu Umfangreichen Maßnahmen, die den ungestörten Geschäftsbetrieb ihres Coffeeshop gewährleisten würde. Amanda hatte vorsorglich eine Klausel im Pachtvertrag festlegen lassen, die den jeweiligen Verpächter dazu verpflichtet, den Betrieb des Coffeeshops nicht zu gefährden. Der jeweilige Verpächter wurde darin verpflichtet, alles zu unterlassen oder gegebenenfalls zu beseitigen, was den Geschäftsbetrieb des Coffeeshops zum Nachteil der Pächter beeinflussen könnte. Amandas Anwalt Dr. Glowna klopfte sich auf die Schenkel vor Freude, als er diese Klausel gelesen hatte:

„Nach dieser Klausel können die nur Nachts arbeiten, und müssten alle Rüstungen, Container, Baumaschinen und dergleichen bis zu Ladenöffnung wieder entfernen. Außerdem müssten sie den Bereich vor dem Laden förmlich staubfrei halten.“

Dr. Glowna erklärte, dass die Baustelle sozusagen stillgelegt worden ist. Der Investor hat zwar die Möglichkeit gegen die einstweilige Verfügung bei Gericht vorzugehen, aber der Pachtvertrag, in den der Investor, nachdem er das Haus gekauft hat, dem Gesetz nach eingetreten ist, wäre mit all seinen Klauseln gültig. Er darf während der Geschäftszeiten nicht mal einen Nagel einschlagen, ohne gegen die Verfügung zu verstoßen. ER sollte recht behalten. Schon einen Tag später wurde nicht nur die Rüstung abgebaut, der Platz vor dem Haus wurde geradezu penibel gereinigt. Am selben Tag flatterte ein Schreiben der neuen Eigentümer ins Haus. Höflich bat man Amanda zu einem Gespräch in die Zentrale der Immobiliengesellschaft: „Man wolle doch, natürlich im gegenseitigen Einvernehmen, eine für beide Seiten angenehme Lösung der Probleme herbeiführen.“

Und nun war Amanda auf dem Weg dorthin. Als sie vor dem Haus in der Friedrichstraße hielt, machte die schlichte und eher kühle Fassade des Hochhauses ihr nicht gerade Mut. Amanda schaute nach oben. In fetten Lettern stand der Schriftzug: „Horn“ an der Fassade. Sie griff nach ihrer Aktentasche, schlug die Autotür zu und ging gemessenen Schrittes auf das Eingangsportal zu. Irgendwie fühlte sie sich immer noch unwohl. Vielleicht hätte sie doch Dr. Glowna mitnehmen sollen. Diese Immobilienhaie sind unberechenbar. Vielleicht würde man sie unter Druck setzen, oder schlimmer noch Foltern, um sie zu Zugeständnissen zu bewegen. Leicht verunsichert betrat sie die Lobby des Gebäudes. Sie hatte das Ambiente einer Bank erwartet. Warme und leichte Wohlfühlatmosphäre, mit leiser Musik im Hintergrund. Stattdessen betrat sie eine eher kühl wirkende Halle aus Stahl und Beton und wurde von einer Fingernägel feilenden Empfangsdame mit dem Worten: „Was kann ich für Sie tun“ aus ihren Gedanken gerissen.

„Ich bin Amanda Fuchs und bin....“

„Sie werden schon erwartet Frau Fuchs“, unterbrach sie die Nagel feilende Lady.

„Wenn Sie kurz Platz nehmen würden.“

Sie deutete auf eine Sitzgruppe in der Nähe des Empfangs und hielt gleichzeitig einen Telefonhörer ans Ohr:

„Miss Fuchs ist jetzt da.“

Der Sessel, auf dem sie Platz nahm, ein kunstvolles Geflecht aus groben schwarzen Lederstreifen, war überraschend bequem. Doch das konnte ihre Unruhe nicht besänftigen. Die Situation hatte etwas von einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung mit ungewissem Ausgang. Amandas Finger schlossen sich fester um den Griff ihrer Aktentasche. Im Gedanken ging sie noch einmal ihre Argumente durch, die sie zu der einstweiligen Verfügung veranlasst hatte. Ungeduldig stand sie auf und lief zu dem Schaukasten, der sich gegenüber der Sitzgruppe befand. Eher desinteressiert überflog sie die ausgestellten Bilder und Schriftstücke. Sofort bemerkte sie eine Bewegung hinter einer riesigen Stechpalme, die in einem Marmortopf rechts hinter dem Schaukasten stand. Eine Überwachungskamera? Wurde sie etwa beobachtet? Sicherlich wollte man sich ein Bild von der Frau machen, die es gewagt hatte, sich der mächtigen Immobiliengesellschaft in den Weg zu stellen. Amandas Miene verfinsterte sich.

„Du musst wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau aussehen.“ hatte ihr Lena geraten. „Also keine Jeans und kein T-Shirt. Zieh einen Rock an und eine Bluse. Du musst seriös daherkommen.“

Jeder hatte einen anderen Rat parat, wie sie sich anziehen und benehmen sollte. Keiner jedoch ahnte, dass sie selbst am besten wusste, wie sie am besten wirken würde. Nicht zu kühl und nicht zu sportlich, dass war ihr klar. Letztendlich hatte sie sich für einen kurzen grauen Rock, einer schlichten weißen Bluse und einem dunkelroten Blazer entschieden. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar hatte sie mit einem dunkelroten Samt-Band im Nacken zusammen gebunden. Rubinrote Ohrstecker schmückten ihre Ohrläppchen. Das war aber auch der einzige Schmuck, den sie trug. Amanda hatte weder Schmuck noch Schminke nötig. Jedenfalls noch nicht. Sie war erst 26 Jahre alt und eine echte Naturschönheit, wie Lena ihr immer vorschwärmte. Amanda konnte mit ihren dunkelbraunen Augen, die mit einem Kranz langer schwarzer Wimpern umrandet waren, jeden Mann aus der Fassung bringen. Sie war zudem groß, schlank und hatte eine nicht zu übersehende Oberweite. Sie war eine der Frauen, nach der man sich umdrehte und sich fragte, in welchem Film man sie schon mal gesehen hatte.

Viel gab es an ihrem Erscheinungsbild nicht auszusetzen, hatte sie vor dem Spiegel noch gedacht, bevor sie hierher aufbrach. Sie atmete tief durch und lief scheinbar gelassen zu ihrem Platz zurück. Die, welche sie mit der Überwachungskamera bespitzelten, sollten nicht den Eindruck gewinnen, sie würde sich wegen des bevorstehenden Gesprächs Sorgen machen. In ihrem Innern sah es natürlich ganz anders aus. Sie wusste was auf dem Spiel stand. Auf Dauer konnte sie einer so großen Gesellschaft nicht die Stirn bieten. Auf lange Sicht hin, hatten die immer den längeren Atem. Schließlich hatten die bestimmt Anwälte rekrutiert, die sich tagtäglich mit nichts anderem beschäftigen. Irgendwann würden sie ein Schlupfloch im Pachtvertrag oder einen Präzedenzfall in der entsprechenden Rechtsprechung finden, und dann gnadenlos zurück schlagen. Vor diesem Hintergrund war sicherlich Diplomatie gefragt. Erst mal abwarten, dachte sie sich und setzte sich, argwöhnisch von der immer noch Nagel feilenden Dame beäugt, wieder in den bequemen Sessel neben dem Empfang. Hoffentlich lag sie mit ihrer eher schlichten Bekleidung richtig, und keiner würde daraus irgendwelche Schlüsse ziehen dachte sie sich, als eine weibliche Stimme sie hochschrecken ließ. Eine große, schlanke Blondine im schicken schwarzen Kostüm kam lächelnd auf sie zu.

„Miss Fuchs? Bitte folgen Sie mir. Die Herren warten schon.“

„Ach ja“, erwiderte Amanda kühl und folgte der Dame durch einen Korridor mit Bildern von kühlen Bauprojekten aus Beton an den Wänden. Warum nur beschäftigt sich so eine Gesellschaft, die solche Häuser aus Glas und Beton baut, nur mit diesem alten Haus aus der Gründerzeit? Fragte sich Amanda, als sie den Raum betrat, zu dem sie die Blondine nach einer kurzen Fahrt im Lift geführt hatte. Noch mehr Beton, noch mehr Glas und fünf Männer, die um einen ovalen Tisch standen und ihr zu Begrüßung zunickten.

„Bitte nehmen Sie Platz, Miss Fuchs“, forderte sie ein älterer Herr mit Glatze und schwarzer Nickelbrille auf.

Offenbar der Chef der Bude - dachte sie sich - und setzte sich wie geheißen auf einen der Sessel aus Leder und Stahl. In ihren dunklen Anzügen mit den rot gestreiften Krawatten und wie sie so steif und kerzengerade am Tisch saßen, sahen sie fast alle gleich aus. Nur der Mann neben dem mit der Glatze passte nicht in die Runde. Lässig rekelte er sich in seinem Sessel und schaute eher desinteressiert. Er war jünger als seine Kollegen, vielleicht Anfang dreißig, hatte wirres blondes Haar und ein sonnengebräuntes Gesicht. Mit seiner spitzen Nase und dem schmalen, schnippischen Mund wirkte er gleichermaßen klug und gefährlich. Seine blauen Augen waren undurchdringlich, und musterten Amanda unverblümt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wirkte er eher unordentlich. So, als hätte es ihn gerade erst von einer Party hierher in den Raum verschlagen. Seine Krawatte saß locker, und die oberen Hemdknöpfe waren geöffnet. Verlegen registrierte sie die spöttischen Blicke des Mannes. So hatte sie sich den Einstieg nicht vorgestellt. Ernst blickte sie ihn an und erntete ein breites, strahlendes Lächeln. In diesem Moment wurde ihr klar, dass dieser Mann ihr gefährlich werden könnte. Sie konnte seinem Blick nicht widerstehen und blickte zu Boden.

„Entspannen Sie sich Miss Fuchs“, fing der mit der Glatze an. Mein Gott, dachte Amanda, wenn ich das nur könnte! Sie suchte einen Ausweg aus dieser Situation und besann sich wieder auf ihre Stärken. Wie oft hatte sie ähnliche Situationen in Brüssel erlebt und bravourös gemeistert. Sicher am Anfang hatte sie vor fast jeder wichtigen Verhandlung Lampenfieber und Herzrasen. Aber das legte sich immer recht schnell, wenn sie feststellte, und dabei immer die gleiche Erfahrung machte, dass ihre Verhandlungspartner auch nur mit Wasser kochten. Und da sie meisten etwas wollten - meistens war es Geld - verliefen die Verhandlungen immer gleich. Nämlich so, wie sie es wollte und wie es für Semifinanz von Vorteil war. Warum also sollte es hier anders laufen, dachte sie sich und atmete tief durch.

„Meine Herren, Sie haben mich hierher gebeten, um mit mir über eine Lösung zu verhandeln. Nun, hier bin ich. Was erwarten Sie von mir?“ Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schielte mit einem Auge zum Blondschopf, der nun eher gelangweilt aus dem Fenster sah.

Der mit der Glatze räusperte sich und blätterte in einer Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sah er Amanda an und kniff die Augen zusammen.

„Wir sind uns doch darüber einig Miss Fuchs, dass die derzeitige Situation in der Münzstraße für beide Seiten von Nachteil ist. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass hier schnellstmöglich eine für beide Seiten tragbare Lösung gefunden werden muss.“

„Für mich ist die Situation auch nicht so prickelnd meine Herren. Aber Sie müssen mich auch verstehen. Meine Partnerin und ich haben ein kleines Vermögen in den Laden gesteckt und ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist. Nicht nur unsere Existenz hängt davon ab. Ich hoffe Sie verstehen das.“ Amanda schielte mit einem Auge zum Blondschopf und erwartete eine Reaktion, die jedoch nicht kam. Noch immer schaute er desinteressiert aus dem Fenster. Als würde ihm die Sache nichts angehen, spielte er versonnen mit seinem riesigen Herrenring am rechten Ringfinger. Erneut räusperte sich der mit der Glatze:

„Miss Fuchs, Sie müssen uns aber auch verstehen. Wir sind nun Eigentümer des Hauses und wollen daraus ein Schmuckstück machen. Wir haben vor, dieses Gebäude im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Das dürfte wohl auch in Ihrem Interesse liegen. Zur Zeit schaut das Anwesen doch eher erbärmlich aus. Das müssen Sie doch zugeben.“

„Meine Herren, wie lange wird die Sanierung des Anwesens Ihrer Meinung nach dauern? Ein Jahr, oder zwei?. Mit der Rüstung vor dem Haus bleiben uns die Kunden weg. Darüber hinaus ist so eine Sanierung eine schmutzige Angelegenheit, und mit einer Staubschicht auf den Kaffeetassen.....

„Wie viel wollen Sie?“ Der Blondschopf hatte sich umgedreht und sah Amanda ernst und durchdringend an.

„Ja, wie viel wollen Sie?“, wiederholte er seine Frage.

„Was soll das heißen?“, fragte Amanda. „Wie viel, wo von und wofür?“

„Spreche ich so undeutlich Miss Fuchs. Geld, Moneten, Asche?“, zischte der Blondschopf unmissverständlich und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.

„Wir zahlen Ihnen eine bestimmte Summe und Sie treten vom Pachtvertrag zurück. So einfach ist das.“ Seine blauen Augen blitzten angriffslustig und seine Wangenmuskeln spannten sich. So hatte sich Amanda den Verlauf der Verhandlung zwar nicht vorgestellt, aber irgendwie erwartet. Sie fühlte sich plötzlich ganz klein, schäbig und irgendwie vor vollendete Tatsachen gestellt. Offensichtlich sollte das Ergebnis der Verhandlung genau so aussehen. Doch da hatten die Herren, und vor allem der derangierte Blondschopf die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

„Meine Partnerin und ich wollen gar nicht aus dem Pachtvertrag aussteigen, egal was Sie uns dafür bieten. Geld ist nun mal nicht alles. Es gibt auch so etwas wie Ideale meine Herren. Und noch einmal zum mitschreiben, wir sehen in dem Laden nicht nur unsere Existenz, wir fühlen uns dort wohl und lieben es, wenn unsere Kunden von unserer Arbeit begeistert sind. Dieses erfüllende Gefühl ist sicherlich nicht mit Geld zu bezahlen. Und weil das so ist, wollen wir es noch eine Zeit lang genießen. Und zwar noch mindestens für die nächsten 14 Jahre. Wissen Sie, wir machen zur Zeit einen enormen Umsatz und wie es aussieht, wird das auch in nächster Zeit so bleiben. Wir lassen uns daher nicht einfach aus dem Vertrag herauskaufen. Und wenn, würden unsere Forderungen so unverschämt hoch sein, dass es sich für Sie nicht mehr rechnet. Sie müssten dann schon sehr tief in die Tasche greifen.“

„Was sich für uns rechnet, wie Sie das so schön ausgedrückt haben, sollte sicher nicht Ihre Sorge sein.“

Der Blondschopf hatte sich zurückgelehnt und sah sie aus zusammen gekniffenen Augen an. Entschlossen hob Amanda ihr Kinn und erwiderte seinen Blick mit einem angriffslustigen Funkeln ihrer brauen Augen.

„Sie sind also zu keinem Kompromiss bereit und wollen sich also lieber mit uns anlegen Miss Fuchs.“ hörte sie einen der anderen Männer sagen. „Kann ich Ihre Antwort so deuten?“

Der Blondschopf hob die Hand und sah den Typ nur kurz an. Der wechselte sofort seine Gesichtsfarbe von rot in aschfahl und sah verlegen zu dem mit der Glatze.

„Das habe ich nicht gesagt, mein Herr“, erwiderte Amanda kühl. „Ich bin für alle Vorschläge offen, die unsere Existenz nicht gefährden. Ich könnte mir sogar vorstellen, mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Jedoch nur auf gleichberechtigter Basis. Sozusagen auf Augenhöhe. Ich bin mir sicher, dass wir dann eine für beide Seiten akzeptable Lösung des Problems finden werden.“

„Wie außerordentlich großzügig“, scherzte der Blondschopf . „Und wie stellen sie sich eine Zusammenarbeit vor?“

Amanda öffnete ihre Aktentasche und beförderte einen Schriftsatz ans Tageslicht, den sie mit Hilfe von Dr. Glowna und ihrem Freund Peer Stein aufgesetzt hatte. Dieser Schriftsatz enthielt alle wesentlichen Vorschläge, wie man bei der Sanierung des Hauses vorgehen sollte, sowie die Schadensersatzforderungen für die Zeiten, in denen der Coffeeshop wegen der Bauarbeiten geschlossen werden musste. Sie schob das Schriftstück zu dem mit der Glatze und sah den Blondschopf triumphierend an. Alle standen auf und studierten gründlich die vorgelegten Unterlagen. Nur der Blondschopf blieb sitzen und setzte ein breites Lächeln auf. Alle Mitglieder des Gremiums wirkten äußerst interessiert, was augenblicklich Amandas Stimmung hob, und ihr wieder Hoffnung auf eine gütliche Einigung machte. Sie bemerkte mehr aus den Augenwinkeln, dass der mit der Glatze zum Blondschopf herüber sah und kurz nickte.

„Wie Sie sehen meine Herren“, nutzte Amanda die Situation. „Ich verlange nichts unmögliches. Wenn Sie mit der Sanierung zunächst auf der Hofseite des Gebäudes beginnen, können Sie, ohne unseren Geschäftsbetrieb zu stören, einen Großteil der Arbeiten ausführen. Würde man bei den Bauarbeiten zudem nach einem gewissen Zeitplan vorgehen, und eine geführte Logistik betreiben, käme es auch nicht zu den chaotischen Zuständen, wie sie sonst auf einer derartigen Baustelle herrschen. Die Bauleute müssten nur angehalten werden, Vorgaben und Zeitpläne strikt einzuhalten. Das würde Ihnen nicht nur bares Geld sparen, Sie hätten auch den Baufortschritt immer im Blick. Wenn die Baumaterialien dann noch im Hof gelagert würden und der Straßenbereich frei bleiben würde....., also meine Herren, Sie werden feststellen, dass auf dieser Grundlage eine für beide Seiten akzeptable Lösung des Problems herbeigeführt werden kann. Entsprechende Vorschläge, Listen und Zeitpläne finden Sie in meinen Unterlagen.“ Amanda atmete tief durch und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Blondschopf zog während Amandas Vortrag mehrfach erstaunt die linke Augenbraue hoch, stand dann auf und stellte sich zu den anderen. Der mit der Glatze flüsterte ihm etwas ins Ohr und er nickte anerkennend. Plötzlich ging die Tür auf, und die langbeinige Blondine trug ein Tablett mit Kaffee und anderen Getränken vor der Brust und stellte es auf den Tisch. Da ihr Mund so ziemlich ausgetrocknet war, griff Amanda sofort zu einer kleinen Flasche Mineralwasser, nahm sich ein Glas und füllte es zur Hälfte. Als die Blondine das Zimmer verlassen hatte, lief der Blondschopf um den Tisch herum, stellte sich neben Amanda und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Amanda spürte, wie sich langsam eine Gänsehaut auf ihrem Rücken bildete. Dieser Mann hatte eine Aura und strahlte eine Präsenz aus, die sie so noch nie vorher bei einem Mann empfunden hatte. Und das lag nicht nur an seinem Duft nach Leder und Zitrone. Amanda biss sich vor Erregung auf die Unterlippe, und sah verstohlen zu ihm auf.

„Ich denke....., wir sollten es mit Ihnen versuchen Miss Fuchs.“

Der Blondschopf hatte sich lässig neben Amanda auf den Tisch gesetzt, trank einen Schluck Kaffee und lächelte sie auf eine Weise an, die ihr das Herz bis zum Hals schlagen ließ. „Ich hoffe, Ihr Kaffee ist besser als dieser hier, sonst werden Ihnen die Kunden ohnehin wegbleiben“, scherzte er und wippte leger mit dem Fuß.

„Sie sind herzlich eingeladen, den Vergleich anzustellen“, erwiderte Amanda und spürte, wie ihr dabei die Röte ins Gesicht stieg. Trotzdem erwiderte sie standhaft seinen Blick. Sie hatte augenblicklich das Gefühl, als wären nur noch sie beide in dem Zimmer. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt nur ihm.

„Sie werden lachen, aber ich werde Ihre Einladung annehmen Miss Fuchs.“

Eine Zeit lang herrschte Stille im Raum. Bis sich der mit der Glatze wieder räusperte.

„Ich denke Miss Fuchs, Ihre Vorschläge sind durchaus akzeptabel. Wir werden uns hinsichtlich der Durchführbarkeit zwar noch mit unseren Baufirmen beraten müssen. Aber ich glaube, dass wir Ihnen weitestgehend entgegenkommen werden.“

„Das freut mich sehr meine Herren“, erwiderte Amanda und blickte dem Blondschopf nach, der sich vom Tisch erhoben hatte und mit der Tasse in der Hand langsam rüber zur Fensterfront ging.

„Wir werden eine entsprechende Vertragsurkunde ausarbeiten und Ihnen zukommen lassen. Ist Ihnen das recht?“, fragte der mit der Glatze. Amanda nickte, ohne den Mann am Fenster aus den Augen zu lassen.

„Eins müssen Sie mir noch erklären Miss Fuchs. Wie kommt eine offensichtlich so intelligente und eloquente Frau hinter den Verkaufstresen eines Coffeeshop. Haben Sie keine anderen Ziele in Ihrem Leben?“ Listig lächelte der Glatzkopf sie an.

„Die gleiche Frage gebe ich Ihnen ungekürzt zurück“, antwortete Amanda kühl. Warum bietet eine offensichtlich so mächtige Gesellschaft wie die Ihre, fünf intelligente und sicherlich eloquente Männer auf, nur um eine kleine, schwache Frau, die anscheinend nur hinter dem Tresen eines Coffeeshops steht, fertig zu machen? Ich glaube Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Ich mag mich zwar täuschen, aber Sie werden sich im Vorfeld Erkundigungen eingeholt haben. Habe ich recht? Sie wären nicht Sie, wenn Sie nicht bestens Bescheid über mich wissen würden.“

Der Mann am Fenster hatte sich überrascht umgedreht und schaute Amanda mit großen Augen an. Dann nickte er und zwinkerte Ihr anerkennend zu.

„Ich glaube wir wären dann soweit“, erklärte der Glatzkopf, ohne weiter auf ihre Frage einzugehen, stand auf und reichte Amanda die Hand.

„Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben meine Herren. Ich warte dann auf die Verträge.“

„Das Vergnügen war ganz auf unserer Seite“, lachte der Blonde und zwinkerte Ihr erneut zu. Sie reichte einem nach dem anderen die Hand und verließ erleichtert den Raum. Im Korridor blieb sie abrupt stehen und fasste sich an die Stirn. Was war da drinnen geschehen. So leicht hatte sie sich das nun wirklich nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie einen harten Kampf oder zumindest mehr Gegenwehr erwartet. Aber mit dem Ergebnis konnte sie sehr zufrieden sein. Jedoch sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben, dachte sie und lief Richtung Ausgang. Dieser Mann, dieser Blonde mit den blauen Augen ging ihr dabei nicht aus dem Kopf. Sie hätte zu gerne gewusst, wer er war und welche Position er in diesem Gremium eingenommen hatte. In der Empfangshalle angekommen, lief sie gleich auf die noch immer Nagel feilende Empfangsdame zu.

„Kann ich noch etwas für Sie tun Miss Fuchs“, säuselte sie gekünstelt freundlich.

„Könnten Sie mir eine Informationsbroschüre über diese Gesellschaft geben“, fragte Amanda.

„Kein Problem Miss Fuchs.“

Mit spitzen Fingern zog die Empfangsdame eine in Leinen gebundene Mappe unter dem Tresen hervor und reichte sie ihr. Gerade als sie die Mappe an sich genommen hatte, hörte sie Schritte hinter sich. Von einer Sekunde zu anderen, verwandelte sich die gekünstelte Freundlichkeit der Empfangsdame in ein honigsüßes Lächeln. Irgendwie ahnte Amanda wer da kam. Langsam drehte sie sich um und tat so, als wäre sie überrascht den Blondschopf zu sehen.

„Wollen Sie sichergehen, dass ich das Gebäude auch verlasse, oder wie?“

„Aber nein Miss Fuchs, ganz im Gegenteil. Ich würde mich sogar freuen, wenn Sie für immer hier blieben“, lächelte er spöttisch.

„Ach wie unhöflich von mir,....ich hatte vergessen mich vorzustellen, mein Name ist Horn, Christian van Horn. Und der Herr mit der Glatze und der dicken Brille ist unser Prokurist Bill Mansfelder. Das wollten Sie doch wissen, oder?“. Amüsiert beobachtete er, wie sie vergeblich versuchte, die Mappe vor ihm zu verstecken.

„Ich wollte nur mehr über die Gesellschaft wissen“, log Amanda. „Aber ich kann mir die Informationen auch im Internet besorgen.“

„War nett mit Ihnen zu plaudern Miss Fuchs,....aber ich habe einen dringenden Termin. Wir sehen uns dann demnächst in Ihrem Coffeeshop.“

Wieder setzte er dieses gewisse Lächeln auf, das ihr schon vorhin eine Gänsehaut verursacht hatte. Er winkte kurz der Empfangsdame zu, die ihm noch verträumt nachsah, als er das Gebäude schon längst verlassen hatte. Amanda legte die Mappe zurück auf den Tresen und lief zum Ausgang. Noch immer hatte sie seinen Duft in der Nase. Suchend schaute sie sich um. Doch er war wie vom Erdboden verschluckt. Nur ein zitronengelber Sportwagen, der mit quietschenden Reifen davonfuhr, fesselte ihre Aufmerksamkeit. Mit zitternden Händen nestelte sie ihr Handy aus der Tasche und drückte Lenas Nummer. Während sie auf die Verbindung wartete, lief sie langsam rüber zu ihrem Wagen.

„Lena, du wirst es nicht glauben, sie haben angenommen.“

„Nein, ist das wahr?“

„Ja Lena, ohne große Gegenwehr.“

„Super Amanda, ich habe es gewusst, du bist die Größte.“

„Bis gleich Lena, ich komme in den Laden.“

Amanda steckte ihr Handy ein und sah noch einmal nach oben. Oben am Gebäude prangte noch immer in gewaltigen Lettern: „Horn“.

Während sie in den Wagen stieg, sprach sie seinen Namen aus: „Christian van Horn“. Sollte dieser smarte Bursche der Besitzer dieser Gesellschaft sein? So wie er sich vorhin bei der Verhandlung gezeigt hatte, war das kaum vorstellbar. Sicherlich war er nur der verzogene Sohn eines reichen Immobilienhais, der sich nur ab und an hier sehen ließ, um sich sein Spielgeld abzuholen dachte Amanda. Sie atmete tief durch und fuhr langsam rückwärts aus der Parklücke.


Bis dein Herz zerbricht

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