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Auf der Karte Acht sehen wir eine zentrale Figur, die eine rote Kappe trägt, deren äußere Enden nach unten gezogen sind und somit die einst empfangene Inspiration über das, was richtig und falsch ist, in Form von kraftvollen Gedanken und Regelungen an die Welt weitergeben. Die rote Kopfbedeckung ist die Erinnerung an die geöffnete Mondsichel der Mutter, die sich als Gefäß der Inspiration begreift. Gleichzeitig mutet der Gesichtsausdruck auf dem Bild aber auch schwach und hilflos an, weil der Gerechte nicht merkt, welche kollektive Vorstellung sich über ihm aufgespannt hat, die er unbewusst zwischen seinen Fingern jongliert. Diese Konstruktion ist so fest zum Bestandteil seiner eigenen Eingebung geworden (die Waage als Symbol des Ausgleichs ist auf seiner Mütze montiert), dass der Denker gar nicht sehen kann, welche von seiner Kontrolle gesteuerten Kräfte sich von ihm unbemerkt über seiner Inspiration ausbreiten. Er ahnt nicht, dass Wahrheit nur das ist, was er sich zur eigenen Wahrheit gemacht hat: Recht oder Unrecht, Teufel oder Gott. Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheint, als würden die unbewussten Teile im Kleid der Archetypen scheinbar offen miteinander kommunizieren, so spielt sich alles außerhalb der Sichtweise des Individuums ab. Sie stellen jene einander beeinflussenden Kräfte des Unbewussten dar, die sich der bewussten Aufsicht entziehen, die sich aber trotzdem über das Denken manifestieren, und das bedeutet, dass unbewusste Teile im Kleid der Kontrolle versteckt und unbemerkt agieren.

Der Mann auf dem Bild halt zwei Kugeln in der Hand, Symbol der Balance, die er sich wie einen Kopfhörer auf die Ohren drückt, und auf den Bällen balancieren Toth, der ein Henkelkreuz in die (von uns aus) rechte Waagschale legt, die sein Herz in der Linken aufwiegen soll, und Anubis, der das Ritual protokolliert. Diese Szene steht für die verdrängten Gefühle, die vom kontrollierenden Verstand erkannt werden wollen, schließlich stellen Anubis und Toth jene gegenüberliegenden, einander aufwiegenden Kräfte von Geist und Seele dar. Dabei kommt es zur folgenden Projektion: Anstelle seines Herzens erkennt Toth durch sein Henkelkreuz (Symbol des Wissens) seine eigene Gefühlsprojektion (sein Herz liegt in der Waagschale des anderen). Da jeder Spieler den anderen als Zielscheibe braucht, um den verdrängten Teil darauf zu projizieren, versucht jeder den Schatten des Mitspielers zu vergrößern, um das eigene Unerkannte in diesem manifestieren zu können. Das Opfer beispielsweise braucht, um seine Hingabe zu leben, nicht nur ein Unrechtsbewusstsein bei sich selbst, sondern auch den (scheinbaren) Gerechtigkeitssinn der anderen; genauso brauchen die anderen ein schuldiges Opfer, um ihre eigene Täterdisposition unter dem Kleid der Gerechtigkeit verstecken zu können.

Gerechtigkeit sollte sich also immer wieder selbst in Frage stellen. Ziel wäre eine alle Widersprüche integrierende Vision, die die Grenzen der Sichtweise aufbricht, damit das übergeordnete Ganze hinter der Struktur einen Augenblick lang durchscheinen kann und die Gerechtigkeit zwingt, sich immer wieder zu öffnen, um das Ungerechte als abgespaltenen Teil wieder in sich aufnehmen zu können. Balance ist ein hochdramatisches Nullsummenspiel, wo der eine nur gewinnt, wenn der andere nicht verliert. Es funktioniert nur dann, wenn beide gewinnen, wenn also alles miteinander ausbalanciert ist. Das heißt auch, dass sich der Wille des einen als freier Wille nur dann definiert, wenn er die Anerkennung durch den anderen findet. Denn jede Person konstituiert sich selbst nur durch den Bezug zu einer anderen, was nichts anderes sagt, als dass sich das Ich durch das Du definiert, an dem es sich messen und ausrichten kann.

Der Akron Tarot

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