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Akronos als Advocatus Diaboli

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Das Problem der Ordnung ist die Vorstellung, lieber Staatsanwalt, was Ordnung ist, nämlich das Gegenteil von Unordnung und damit auch das Gegenteil von den notwendigen psychischen Prozessen im Leben, die durch das Bild der Ordnung dauernd unter den (Bewusstseins-)Teppich gefegt werden. Im gleichen Atemzug ist auch das Paradoxon des Strebens nach Recht zu erwähnen, das durch alle Versuche, Recht zu schaffen, neue Systeme und Bedingungen erbaut, die wiederum Unrecht erzeugen. Mit zunehmender Verdichtung gesellschaftlicher und sozialer Realitäten zieht sich das Netz der Richter und der Anwälte des Rechts fester um die Bewegungsfreiheit der Menschen zusammen, und so werden aus ursprünglich guten Absichten durch das Recht oft Hindernisse geschaffen, die die Spontaneität des Handelns bremsen. Das Motiv der Gerechtigkeit, stets dem Recht selbst Recht zu geben, bestätigt sich in der Annahme, dass stets das Richtigere Recht erhält, damit sich die Wirksamkeit des Rechts weitertragen kann.

Das Böse ist die Verneinung der Gegensätze, weil ohne das andere auch kein Ich existieren kann. Man könnte auch sagen, das Böse ist ein »Ich« ohne »Du«, und da es aus seiner Sicht nichts gibt, was ihm trotzen kann, kann es sich nicht selbst erlösen. Ja, es kann sich nicht einmal selbst zerstören, weil sich ihm kein Böses reflektiert, es kann immer nur verzweifelt böse sein bis ans Ende aller Tage, sprach Gott einst an der Wiege der Schöpfung und stellte dem Menschen seinen Schatten in Form des Widersachers zur Seite, ohne dem Sünder mitzuteilen, dass Unordnung unvermeidlich ist, solange er Ordnung erzwingen will. Solange wir die Unordnung mit allen Mitteln bekämpfen, merken wir nicht, dass die scheinbare Unordnung, der eine schöpferische Ordnung zugrunde liegt, gerade der Teil ist, den wir integrieren müssen, damit unsere kleine Ordnung mit der großen Unordnung zusammenwachsen kann. Erst wenn wir merken, dass wir der Gerechtigkeit nicht trauen können, weil sich dahinter oft der Teufel in der Maske des Gerechten versteckt - das Charisma der Objektivität, mit dem sich die Gesellschaft umgibt, um die Subjektivität ihrer Feinde als Unrecht auszugrenzen -, ist wenigstens der geistige Widerspruch umschifft, dass Gerechtigkeit erstrebenswerter sein soll als Ungerechtigkeit. Es ist immer nur eine Sache des Standpunktes, an dem der Gerechte sein Weltbild montiert, denn nur die Ausrichtung dieser Montage zeigt, was er an subjektiver Perspektive draußen in der Welt objektiv wahrnehmen kann.

Der Akron Tarot

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