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(5) Die Idee der Pflanzensukzession (1800)

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Quelle: Relation Historique, Bd. II, Paris 1819, S. 279f., 313, 363. Alexander von Humboldt’s Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents. In deutscher Bearbeitung von Hermann Hauff, Bd. IV, S. 188f., 236ff., 16. Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents, dritter u. vierter Theil, Stuttgart u. Tübingen 1825, Übersetzung von Therese Heyne-Forster-Huber, S. 477f., 40f., 123f.

[Vom 11. bis zum 12. April 1800 weilte Humboldt in Carichana am Orinoco und beobachtete folgendes:]

Einen ganz eigentümlichen Charakter erhält die Gegend durch die fast kahlen Felsbänke, die oft achthundert Fuß im Umfang haben und sich kaum in paar Zoll über die umgebende Grasflur erheben. Sie machen gegenwärtig einen Teil der Ebene aus … Aus den Felsplatten bei Carichana hat man, was sehr interessant ist, den Gang der Vegetation von ihren Anfängen durch die verschiedenen Entwicklungsgrade vor Augen. Da sieht man Flechten, welche das Gestein zerklüften und mehr oder weniger dicke Krusten bilden; wo ein wenig Quarzsand sich angehäuft hat, finden Saftpflanzen Nahrung; endlich in Höhlungen des Gesteins haben sich schwarze, sich aus zersetzenden Wurzeln und Blättern bildende Erdschichten abgesetzt, auf denen immergrünes Buschwerk wächst. Ich würde unserer Gärten und der schüchternen Werke der Kunst nicht gedenken, wenn von großen Naturszenen die Rede wäre; dieser Kontrast aber von Felsen und blumigen Gebüschen, diese in der Savanne zerstreuten Buschwerke kleiner Bäume erinnern unwillkürlich an das, was unsere Gartenanlagen Mannigfaches und Malerisches darbieten. Man könnte glauben, als hätte der Mensch hier mit tiefem Gefühl für Naturschönheit den herben, rauhen Charakter der Gegend mildern wollen.

[Vom 15. bis 17. April 1800 hatte Humboldt die Stromschnellen, die der Orinoco bei Atures bildet sowie das linke Ufer mit seinen (Feucht-)Savannen kennengelernt:]

Die mit zarten Kräutern und Gräsern bewachsenen Savannen von Atures sind wahre Prärien, ähnlich unseren europäischen Wiesen … Trotz ihrer bedeutenden Ausdehnung sind sie nicht so eintönig wie unsere Ebenen. Sie laufen um Felsgruppen, um übereinander getürmte Granitblöcke her … Überall kommen, dem Boden gleich, die ganz kahlen Granitplatten zu Tage, wie ich sie bei Carichana beschrieben und wie ich sie in der Alten Welt nirgends so ausnehmend breit gesehen habe wie im Orinocotal. Da, wo Quellen aus dem Schoß des Gesteins hervorbrechen, haben sich Verrucarien, Psoren und Flechten an den verwitterten Granit geheftet und Dammerde erzeugt. Kleine Euphorbien, Peperomien und andere Saftpflanzen sind den kryptogamischen Gewächsen gefolgt, und jetzt bildet immergrünes Strauchwerk, Rhexien, Melastomen mit purpurroten Blüten, grüne Inseln inmitten der öden steinigen Ebene. Man kommt immer wieder darauf zurück: die Bodenbildung, die über die Savannen zerstreuten Boskette aus kleinen Bäumen mit lederartigen, glänzenden Blättern, die kleinen Bäche, die sich ein Bett im Felsen graben und sich bald über fruchtbares ebenes Land, bald über kahle Granitbänke schlängeln, alles erinnert hier an die reizendsten, malerischsten Partien unserer Parkanlagen und Pflanzungen. Man meint, mitten in der wilden Landschaft menschlicher Kunst und Spuren von Kultur zu begegnen.

[Um die Wasserfälle von Maipures mit einem Blick zu überschauen, bestieg Humboldt im April 1800 den kleinen Berg von Manimi:]

Der kleine Berg Manimi bildet die östliche Grenze einer Ebene, welche für die Geschichte der Pflanzen, d.h. für die Geschichte ihrer allmählichen Entwicklung auf nackten und öden Orten dieselben Erscheinungen darbietet, welche wir schon früher, als vom Raudal von Atures die Rede war, beschrieben haben. Während der Regenzeit wird durch die Gewässer auf den Granitfelsen, deren nackte Bänke sich waagerecht ausdehnen, Pflanzenerde angeschwemmt. Diese mit schönen und wohlriechenden Pflanzen geschmückten Erd-Inseln gleichen den mit Blumen bedeckten Granitblöcken, welche die Bewohner der Alpen Gärtchen (jardins oder courtils) nennen, die sich aus den savoyischen Gletschern erheben.

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