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Da Rudi und ich mit dem Dienst-Porsche unterwegs waren, konnten wir Dr. Wildenbacher leider nicht mitnehmen. Für eine dritte Person bot der Wagen einfach keinen Platz.

Wir fuhren also zur BKA Bundesakademie und Wildenbacher ließ sich von einem Dienstwagen der örtlichen Polizei mitnehmen.

Etwa später erreichten wir Lin-Tais Arbeitszimmer. Auf einem Großbildschirm begrüßte uns Dr. Friedrich G. Förnheim, zu dem eine Videochatverbindung geschaltet war. Förnheim befand sich nämlich immer noch in Wismar. Im Hintergrund des Kameraausschnitts erkannte ich Merkmale der Werner Bretzler Halle wieder.

“Da nun alle versammelt sind, können wir ja wohl beginnen”, meinte Förnheim. “Sie sehen ein bisschen ramponiert aus, Gerold. Aber ich bin froh, dass Ihnen anscheinend nichts Ernsthaftes passiert ist!”

“Danke für Ihre Anteilnahme”, knurrte Wildenbacher. “Und jetzt mal die Karten auf den Tisch! Was ist hier los?”

“Ich hätte früher darauf kommen müssen”, sagte Förnheim. “Oder besser gesagt: Ich bin durchaus darauf gekommen, habe es aber erst nicht glauben können. Manchmal ist das so, dass man das offensichtliche nicht wahrnimmt oder falsch interpretiert, nur weil…”

“Für langes Gequatsche habe ich jetzt keinen Nerv”, unterbrach ihn Wildenbacher. “Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hatte ich keinen guten Tag heute. Also sagen Sie einfach, was Sie herausgefunden haben.”

“Zumindest sollte ich aber erwähnen, dass unsere geschätzte Kollegin Lin-Tai, mit der ich die letzten paar Stunden intensiv Daten ausgetauscht habe, an der Sache einen ebenso großen Anteil hat wie ich”, erklärte Förnheim. “Um es kurz zu machen: Lin-Tai und ich haben die Video-Aufnahmen des Attentats, die aus unterschiedlichen Kameraperspektiven entstanden sind in einer Simulation zusammengefügt. Von Interesse war dabei insbesondere die Bestimmung der exakten Schussbahn. Dabei hat uns der glückliche Umstand geholfen, das der Täter eine lasergestützte Zielerfassung benutzt hat.” Auf dem Bildschirm, auf dem bisher nur Förnheim zu sehen gewesen war, teilte sich jetzt ein Fenster ab, Förnheim selbst wurde stark verkleinert, während nun ein Standbild aus dem Augenblick des ersten Schusses gezeigt wurde. Zumindest stand dies als Untertitel im unteren Drittel des Bildes. Die Schusslinie war deutlich hervorgehoben. Man konnte sehen, dass der Leibwächter sich bereits auf MdB Moldenburg gestürzt und dabei Dr. Wildenbacher seitwärts gerissen hatte. “Mir waren schon bei meinen ersten Untersuchen zur Schussbahn, die ich am Tatort durchgeführt habe, ein paar Ungereimtheiten aufgefallen”, fuhr Förnheim fort. “Und mit Hilfe von Lin-Tais Berechnungen habe sich diesen Bedenken nun bestätigt. Es läuft letztlich auf zwei mögliche Erklärungen für das Geschehen hinaus. Die erste wäre, dass der Täter einfach ein sehr, sehr schlechter Schütze war.”

“Ist das denn so abwegig?”, meinte Rudi.

“Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen, Rudi: Ein fanatischer Dschihad-Kämpfer, der glaubt, dass die religiöse Inbrunst eine gute Schießausbildung ersetzt. Jemand, der sich die 72 Jungfrauen im Paradies vorstellt, die ihn erwarten und dann vor lauer Testosteron-Ausschüttung die Waffe nicht mehr ruhig halten kann. Aber ganz ehrlich: Ich glaube eher an die zweite Möglichkeit.” Das Bild veränderte sich. Jetzt war die Perspektive leicht verändert. Es wurde die Szenerie abgebildet, wie sie offenbar nur wenige Sekunden zuvor gewesen war. “Ich überblende jetzt mit der tatsächlichen Schussbahn, die wie im Bild zuvor farbig hervorgehoben wird. Beachten Sie allerdings, dass der Schuss in diesem Moment noch nicht stattgefunden hat, sondern erst eine Sekunde später.” Die Schusslinie erschien. Und Sie endete genau dort, wo sich zu diesem Zeitpunkt die Herzgegend von Dr. Gerold Wildenbacher befand.

“Was wollen Sie damit sagen, Friedrich?”, fragte der Pathologe fast flüsternd, denn auch ihm dämmerte jetzt die Erkenntnis.

“Ich würde sagen, die plausibelste Erklärung für den Ablauf der Geschehnisse ist, dass nicht der MdB, sondern Sie das eigentliche Ziel des Anschlags waren, Gerold”, stellte jetzt Lin-Tai fest.

“Der Leibwächter hat den Laserpointer bemerkt und eingegriffen”, ergänzte Förnheim. “Und zwar ziemlich rustikal! Dadurch ist, wie wir sehen konnten, eine chaotische Situation entstanden, die für den Schützen nicht mehr zu berechnen war.”

“Und der MdB ist nur quasi aus Versehen ins Koma geschossen worden?”, hakte Wildenbacher ungläubig nach. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

“Ich wollte es erst auch nicht glauben”, meinte Förnheim. “Und wenn ich ehrlich bin, dann war ich zu Anfang vielleicht sogar etwas betriebsblind. Wir waren alle zu sehr auf die Möglichkeit festgelegt, dass der MdB das Ziel des Attentats sein muss. Die wichtigste Person im Saal muss schließlich auch das bevorzugte Ziel eines Attentäters sein! Aber das war ein Trugschluss, fürchte ich und ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Gerold.”

Wildenbacher runzelte die Stirn. “Entschuldigen?”, echote er etwas irritiert. “Wofür das denn?”

“Wenn ich meinem Instinkt gleich gefolgt wäre und das früher erkannt hätte, wäre es vielleicht nicht dazu gekommen, dass Ihnen jemand den Wagen in die Luft sprengt.”

“Wenn das wahr ist, beginnt für uns der Fall wieder von vorn”, stellte ich fest.

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett

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