Читать книгу Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 21

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Wir machten uns also nochmal auf den Weg, stiegen in den Wagen und fuhren die paar Kilometer bis zum Nordende von Fellworn. Norbert Merendan - oder Idris Muhammad, wie er sich zwischenzeitlich nach seinem Eintritt bei ‘German Sharia’ auch genannt hatte - lebte offenbar zurzeit bei einem Kollegen, der ebenfalls bei Gintert angestellt war. Das Haus lag auf der dem Meer abgewandten, weniger mondänen Seite der schmalen Insel. Kein Wunder. Spitzenverdiener waren Katrina Gintert’ Security Guards ganz sicher nicht, aber trotzdem erwartete man vermutlich von ihnen, dass sie in der Nähe ihres Einsatzortes wohnten, um ständig verfügbar zu sein.

“Katrina McGinis hat sich bei uns ja so bitter darüber beklagt, dass wir ihre gesamten Angestellten unter Generalverdacht stellen würden”, meinte Rudi. “Aber eins sage ich dir, die Vorauswahl, die sie uns quasi zum Fraß hingeworfen hat, war auch nicht ganz ohne plumpes Vorurteil.”

“Du meinst, abgesehen von diesem Merendan sind das Fehltreffer?”

“Da ist eine Frau mit arabischem Vornamen dabei, die angegeben hat, der syrisch-orthodoxen Gemeinde anzugehören. Das sind Christen. Und dann war da noch ein gewisser Omar Alfombra in der Liste. Das klang für Frau Gintert offenbar arabisch. Alfombra ist aber spanisch. Der Mann ist Spanier und kommt aus Madrid, wie ich herausbekommen konnte.”

“Frau Gintert Schnell-Fahndung eben!”

“Aber auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn. Was diesen Merendan betrifft.”

“Trägt er seinen neuen Namen eigentlich nicht mehr öffentlich? Ich meine Namensänderungen sind in Deutschland nicht so leicht möglich, aber als eine Art Künstlernamen...”

“Eher Kriegsnamen.”

“Wie auch immer.”

“Bei Gintert hat er sich als Norbert Merendan angemeldet, aber Islam als Glauben angegeben.”

“Wenn er wirklich der Killer war, wäre das ziemlich ungeschickt, oder?”

“Fragen wir ihn einfach selber.”

Wir erreichten das Haus von Florian Arlheim, dessen Haus Norbert Merendan als Adresse angegeben hatte. Ein kleiner, schmuckloser Bungalow. Das Baujahr datierte wahrscheinlich in einer Zeit, da Wismar noch nicht als Party-Meile für Großveranstaltungen aller Art bekannt geworden und die Grundstückspreise noch dementsprechend erschwinglich gewesen waren.

Es standen zwei Fahrzeuge in der Einfahrt. Eines davon war ein Geländewagen. “Der gehört Merendan”, meinte Rudi. “Jedenfalls ist auf diese Nummer so ein Fahrzeug auf seinen Namen zugelassen.”

“Was du alles so schnell überprüft hast…”

“Das war nun wirklich kein Kunststück, Harry.”

“Eines Tages machst du noch Lin-Tai Konkurrenz.”

“Ganz bestimmt nicht.”

Ich hatte den Dienst-Porsche auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgestellt. Wir passierten die Einfahrt und standen wenig später vor der Haustür und klingelten.

Ein Mann im Uniform-Hemd der Sicherheitsfirma machte uns auf und unterdrückte ein Gähnen. ‘Florian Arlheim’ stand auf dem Namensschild in Brusthöhe.

“Kriminalinspektor Harry Kubinke, BKA. Dies ist mein Kollege Rudi Meier”, stellte ich uns vor.

“Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das sind.”

“Wieso?”

“Sie untersuchen doch den Mord an dem MdB.”

“Das scheint sich schnell herumzusprechen.”

“Also ehrlich gesagt hat mir ein Kollege von Ihrem Wagen erzählt.” Arlheim deutete hinüber zur anderen Straßenseite hin, wo der Dienst-Porsche stand. “Ist ein Dienst-Porsche, allerdings kein normaler… Mein Kollege hat vermutet, dass es ein Hybrid sein könnte.”

“Ihr Kollege hat ein gutes Auge", musste ich zugeben.

“Schon klar.”

“Wenn Ihrem Kollegen der Wagen schon aufgefallen ist, dann werden Sie sicher nachvollziehen können, dass so ein Fahrzeug für den normalen Dienstgebrauch bei Observationen eher nicht so gut zu gebrauchen ist", ergänzte Rudi.

Arlheim sah mich an. “Aber Sie, als Kriminalinspektor werden mit sowas wie Observationen ja wohl kaum noch was zu tun haben, oder irre ich mich da?”

“Herr Arlheim, wir haben ein paar Fragen an…”

“Ich werde Ihnen da nicht viel sagen können. An dem Tag, an dem das mit dem MdB passiert ist, hatte ich Dienst im Hotel Blaue Schaumkrone, ein paar hundert Meter von der Werner Bretzler Halle entfernt. Da war nämlich zur gleichen Zeit eine große private Party angesagt. Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft, die einmal im Jahr ziemlich über die Stränge schlagen. Da kann es schonmal etwas handgreiflich werden, wenn zuviel getrunken wurde.”

“Eigentlich wollten wir mit Ihrem Kollegen sprechen, Herr Merendan”, sagte ich.

“Sein Wagen steht in der Einfahrt”, ergänzte Rudi. “Er muss also hier sein.”

Arlheims Gesichtsausdruck wurde ernst. “Ich habe ihm ein freies Zimmer überlassen, bis er was gefunden hat”, meine er. “Ist nicht so leicht, hier in Wismar was zu finden. Die Preise sind in den letzten Jahren um ein Vielfaches angestiegen.”

Er drehte sich um und ging ins Haus zurück.

“Norbert?”, rief er. “Hier sind zwei BKA-Kriminalinspektoren, die mit dir reden wollen! Wegen der Sache in der Werner Bretzler Halle.” Es gab keine Antwort. “Norbert?”, fragte Arlheim nochmal.

Ich hatte eine üble Vorahnung. “Herr Norbert Merendan?”, rief ich. “Hier spricht das BKA!”

Rudi hatte bereits seine Dienstwaffe in der Hand.

Ein Geräusch war zu hören, so als würde sich jemand an einem Fenster zu schaffen machen. Ein Rollladen wurde hochgezogen.

“Wo ist das Zimmer?”, fragte ich Arlheim.

“Zweite Tür links.”

“Sie bleiben hier und rühren sich nicht.”

Ich stürmte voran und hielt dabei die Waffe in der Hand. Mit einem Tritt sprang die Tür zur Seite. Das Zimmer, in das ich blickte, wirkte wie ein ehemaliges Kinderzimmer. Vom Alter her war es gut möglich, dass Arlheim schon erwachsene Kinder hatte, die ausgezogen waren und deren Zimmer er jetzt hin und wieder bei Gintert vorübergehend angestellten Hilfskräften zur Verfügung stellen konnte.

Das Fenster stand offen. Der Wind wehte die Gardine herein. Draußen war eine Gestalt an dem Geländewagen.

“Stehenbleiben! BKA!”, rief ich.

Etwas blitzte auf.

Mündungsfeuer. Eine Kugel fuhr dicht neben mir in den Fensterrahmen und fetzte durch das weiche Holz hindurch, um dann irgendwo hinter mir in die Möbel hineinzuschlagen.

Zwei weitere Schüsse wurden abgefeuert. Ich duckte mich.

Einen Augenblick später startete der Geländewagen. Er setzte mit aufheulendem Motor zurück.

“Was ist denn hier los?”, hörte ich eine Frauenstimme sagen. Vermutlich war das Arlheims Frau. Ich bekam noch mit, dass Rudi sie anwies, zu bleiben, wo sie war.

Ich sprang auf, schwang mich durch das Fenster und rannte die Einfahrt entlang. Der Geländewagen raste indessen mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit davon. Der Motor heulte auf. Ich erreichte die Straße und zielte auf die Hinterreifen. Gerade, als der Geländewagen, die nächste Ecke erreichte und vermutlich im nächsten Augenblick abgebogen wäre, erwischte ich den Reifen hinten rechts. Der Wagen brach aus. Anstatt die Kurve zu nehmen, rutschte das Fahrzeug seitwärts in einen Vorgarten hinein. Ein zweiter Schuss sorgte jetzt dafür, dass auch vorne rechts die Luft entwich.

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett

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