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Etwas später sprachen wir mit Richard Catenhusen. Er gehörte zu den Leibwächtern des MdBs und wahrscheinlich war Johannes E. Moldenburg durch Carters entschlossenes Eingreifen gerettet worden. Catenhusen hatte bei dem Attentat selbst etwas abbekommen. Streifschüsse und Fleischwunden, die in einer Ambulanz in Wismar selbst hatten behandelt werden können. Außerdem hatte er eine ganze Reihe von Hämatomen durch Kugeln, die von seiner Kevlar-Weste abgefangen worden waren.

Wir trafen Catenhusen in seinem Hotelzimmer, nur wenige Fußminuten von der Werner Bretzler Halle entfernt. Vom Hotelzimmer aus hatte Catenhusen einen freien Blick auf den Strand und die Ostsee.

“Es gibt schlimmere Orte, um sich auszukurieren”, meinte er.

“Wir möchten Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, Herr Catenhusen”, sagte Rudi.

“Nur zu! Wenn ich etwas kurzatmig erscheine, dann liegt das vielleicht daran, dass ich ein paar üble Prellungen am Oberkörper habe. Aber ich bin froh, dass wenigstens nichts gebrochen ist.” Er verzog das Gesicht. Offenbar hatte er reflexartig doch etwas zu heftig geatmet.

“MdB Moldenburg soll in der Zeit vor dem Attentat bedroht worden sein”, stellte ich fest. “Wissen Sie Näheres darüber?”

“Natürlich. Aber das hat den MdB ehrlich gesagt nicht besonders beunruhigt. Eher schon seine Frau.”

“Wie sahen diese Bedrohungen aus?”

“Es kam immer wieder vor, dass sein Email-Account und sein privates Handy gehackt wurden. Er wurde dabei förmlich mit Hassbotschaften überschüttet.”

“Wurde er beobachtet? Sind irgendwelche Personen dabei auffällig geworden?”

“Ja, das ist auch vorgekommen. In diesen Fällen ist das dann von Ihren BKA-Kollegen überprüft worden - aber es ist nie etwas dabei herausgekommen.”

“Seltsamerweise steht nichts davon in unseren Unterlagen”, sagte Rudi.

“Nein, das wollte der MdB nicht. Er ist den kurzen Dienstweg gegangen, wenn Sie verstehen, was ich meine.”

“Und wie sah der aus?”

“Der zuständige Dienststellenleiter der Polizei in Reichenberg ist ein persönlicher Bekannter des MdBs. Und über dessen Büro hat er die Überprüfungen durchführen lassen. Aber wie ich schon sagte, das war jedesmal blinder Alarm. Wenn Sie in einer Position wie MdB Moldenburg sind und sich dann auch noch politisch so stark exponieren, dann kommt es immer wieder vor, dass Sie den Eindruck haben, dass jemand Sie beobachtet. Manchmal waren es Journalisten, die irgendeine Story über das Privatleben des MdB zusammenschmieren wollten.”

“Wir werden mal mit den Kollegen in Reichenberg sprechen”, sagte ich. Was immer auch über diese Vorfälle festgehalten worden war und wie belanglos sie auch sein mochten, so sicher stand fest, dass wir darüber alles wissen mussten, was es zu wissen gab. Schließlich war es durchaus möglich, dass der Attentäter sein Opfer schon sehr viel früher ausgespäht hatte.

Dasselbe galt für die privaten Handydaten des MdBs. Auch die brauchten wir. Aber das würde noch ein heikles Thema werden und war nicht so einfach durchzusetzen. Schließlich war Moldenburg das Opfer und nicht etwa ein Verdächtiger. Und es gab für Leute wie Moldenburg manchmal durchaus gute Gründe, sich vor der Untersuchung ihrer Handy-Daten zu fürchten. Vor allem dann, wenn es da vielleicht Kontakte gab, deren Existenz nicht an die Öffentlichkeit dringen sollte.

“Ist Ihnen vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung irgendetwas aufgefallen, was vielleicht mit dem Anschlag in Zusammenhang stehen könnte?”, fragte ich.

“Also, wenn Sie mich fragen, dann muss ich erstmal eins feststellen: Das ganze war nicht sehr professionell geplant. Das fing schon damit an, dass irgendetwas mit dem Catering nicht so ganz geklappt hat. Da fehlte irgendeine entscheidende Lieferung und es herrschte in der Werner Bretzler Halle die blanke Panik, weil man befürchtete, das Problem nicht bis zum Beginn der Gala lösen zu können. Der Sicherheitsdienst, der eigentlich für die Kontrollen sorgen sollte, war die reinste Chaos-Truppe. Ich hatte den Eindruck, dass die für diesen Anlass eine Menge an zusätzlichem und schlecht geschultem Personal angeheuert haben.”

“Wie kommen Sie darauf?”

“Die Kontrollen beim Einlass waren chaotisch. Erst ging es nicht voran, dann hat man wohl viele Gäste oder vermeintliche Gäste einfach durchgewunken. Meinem ganz persönlichen Eindruck nach war der Einsatz der Kollegen auch schlecht koordiniert. Ich hatte immer das Gefühl, die laufen durcheinander wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Tja, und zu allem Überfluss ist auch noch kurz vor Beginn der Veranstaltung ein Teil der Beleuchtung kaputtgegangen. Zum Glück hat man dann noch ein Elektriker-Team herbeischaffen können.”

“Das heißt, das Licht hat dann doch noch funktioniert.”

“Ja, zum Glück. Die ganze Veranstaltung stand wirklich auf Messers Schneide. Wissen Sie, ich begleite den MdB ja jetzt schon einige Jahre und ich kann Ihnen sagen, dass das unter Sicherheitsgesichtspunkten betrachtet schon sehr… abwechslungsreich war. Gerade in Wahlkämpfen gibt es manchmal Situationen, die der Alptraum jedes Personenschützers sind. Dichtes Gedrängel, aufdringliche Leute, die sich gar nicht nahe genug an ihr politisches Idol herandrängeln können und hin und wieder ein paar Verrückte, die schlicht und ergreifend austicken.”

“Hört sich nicht gerade so an, als wären Sie um Ihren Job zu beneiden!”, meinte ich.

“Ich bin ganz ehrlich. Wenn sich bei einer diese Gelegenheiten ein Selbstmordattentäter mit einem Sprengstoffgürtel in die Nähe meiner Schutzperson begeben würde, wäre ich machtlos.”

“Das wäre jeder.”

“Ja. Aber ich wäre schon froh gewesen, wenn der MdB wenigstens die grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen beachtet hätte.”

“Hat er nicht?”

“Er hat das nie besonders ernst genommen. Es gehörte quasi zu seinem Image, keine Furcht zu haben. Einer, der zu einem furchtlosen, kompromisslosen Kampf gegen Terroristen aufruft, kann ja nicht selbst wie eine ängstliche Memme daherkommen und sich verkriechen! So lautete sein Credo.”

“Kann ich nachvollziehen.”

“Außerdem ist MdB Moldenburg auch noch ziemlich eitel.”

“Wie hat sich das ausgedrückt?”

“Er hat keine Schutzweste getragen. Sehen Sie, ich würde jetzt nicht mit Ihnen reden, wenn ich keine Weste angehabt hätte. Kann ja sein, dass man dann etwas pummelig aussieht. Aber ich sage immer: Lieber fett und lebendig als eine Kugel im Bauch. Aber obwohl Frau Moldenburg in diesem Punkt ganz auf meiner Seite war, wollte er davon nichts hören.”

“Aber Sie müssen zugeben, dass bei so einem Charity-Ereignis es schon eher ungewöhnlich gewesen wäre, wenn der MdB da mit einer Kevlar-Weste unter dem Anzug gesessen hätte.”

“Ein Personenschützer wird ja wohl mal träumen dürfen.”

Ich gab Catenhusen eine der Visitenkarten, die das BKA für seine Kriminalinspektoren drucken lässt. “Ich nehme an, Sie bleiben noch ein paar Tage hier in Wismar”

“Mein Boss braucht mich im Moment wohl kaum.”

“Falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, dass Sie für relevant halten, dann…”

“...werde ich mich bei Ihnen melden. Ganz bestimmt.”

“Okay.”

“Und wer immer auch hinter dieser Sache stecken mag - ich hoffe, dass Sie sie kriegen.”

“Wir geben uns alle Mühe”, ergänzte Rudi.

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett

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