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Bount glaubte, dass er vielleicht mehr aus Teresa herausbekommen konnte, wenn er sie allein in die Mangel nahm. Herumstehende Polizisten und ein dröhnender Captain Rogers konnten da nur stören.

Rogers begriff das sofort und legte Bount daher keinen Stein in den Weg.

Schließlich wusste er, dass er sich Bount absolut verlassen konnte.

Teresa hatte allen Grund, vorsichtig zu sein, was die Polizei anging. Der Besitz eines Koks-Kilos war ja schließlich keine Kleinigkeit - allerdings hatte man es bis jetzt ja nicht bei ihr gefunden. Und wahrscheinlich träumte Teresa Marquez nach wie vor davon, als dem kleinen Päckchen doch noch Geld machen zu können...

Dieser Gedanke stand ihr förmlich auf der Stirn geschrieben - aber das konnte sie sich abschminken.

"Den Killer habe ich zum ersten Mal in der U-Bahn gesehen", erzählte sie noch während der Autofahrt. "Ich musste mir ein paar neue Sachen kaufen. Wenn man so ohne Gepäck reist... Sie verstehen sicher!"

"Sie haben Glück gehabt!", meinte Bount.

"Ich dachte schon, ihn los zu sein, da taucht er plötzlich in einer Seitenstraße wieder hinter mir auf und hat auf mich geschossen. Ich bin um mein Leben gerannt, Bount!"

"Auf die Dauer werden sie nicht schnell genug rennen können, Teresa. Ich hätte übrigens schwören können, Sie schon einmal mausetot im Leichenschauhaus von Yonkers gesehen zu haben!"

Sie lächelte traurig.

"Das war meine Zwillingsschwester Isabel." Einige Tränen liefen ihr unwillkürlich über das feingeschnittene Gesicht. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und fand es schließlich auch.

"Etwas in der Art habe ich mir schon gedacht", meinte Bount. "Wie wär's, wenn Sie mir die ganze Story mal von Anfang an erzählen würden!"

Sie wirkte plötzlich in sich gekehrt und nachdenklich. Ihr Blick ging aus dem Seitenfenster des Mercedes ins Nichts.

"Was wollen Sie wissen?"

"Zum Beispiel, wie Sie an Dominguez geraten sind!"

"Sehen Sie, vor drei Jahren sind meine Schwester und ich nach New York gekommen. Ein Schlepper hat uns von Venezuela hierher geschleust, und an verschiedene Nachtclubs vermittelt. Ein Zwillingspaar - manche Leute stehen auf so etwas, Bount. Verstehen Sie, was ich meine?"

"Ich denke schon."

"Irgendwann trafen wir dann in einem dieser Clubs auf Harry Dominguez und seinen Leibwächter..."

"Dick Fowler!"

"Ja."

"Stand Dominguez auch auf Zwillinge?"

"Er war ganz verrückt nach uns."

"Und wann sind Sie und Ihre Schwester dann auf die Idee gekommen, den großen Boss zu beklauen?"

Sie schüttelte den Kopf. "Es war nicht unsere Idee, sondern Fowlers. Für uns war Dominguez ein Kunde wie jeder andere, allerdings einer, mit dem sich viel Geld verdienen ließ, wenn wir ihn nachher noch in seine Villa begleiteten. Aber eines Tages kam Fowler dann mit seinem Vorschlag. Wir hatten keine Ahnung, einen Drogenbaron vor uns zu haben, aber es war uns schon klar, um was für Dollar-Beträge es da geht. Als Dominguez dann eine Lieferung im Haus hatte, meinte Fowler, dass die Gelegenheit da wäre, mit einem Schlag ein Vermögen zu machen. Reiner Stoff, verstehen Sie! Was glauben Sie, was sich aus einem Kilo machen lässt, wenn man es richtig zu verlängern weiß! Der Plan war, dass wir den großen Boss so ablenken, dass Fowler freie Hand bekam. Fowler wollte jeder von uns Zwanzigtausend geben." Sie atmete tief durch und fragte dann: "Haben Sie eine Zigarette für mich, Bount?"

"Sicher." Reiniger gab ihr eine von seinen und gab ihr auch Feuer. "Die Story ist sicher noch nicht zu Ende, oder?"

Teresa Marquez schüttelte den Kopf.

"Sie haben recht", murmelte sie mit belegter Stimme und seufzte dann wie jemand, der die Zeit gerne zurückdrehen würde. "Wir dachten, wir wären besonders schlau."

"Sie haben versucht, Fowler ebenfalls auf Kreuz zu legen, nicht wahr?", schloß Bount.

Sie nickte. "Es hat sogar geklappt. Wir haben ihm was in den Drink getan und sind dann mit dem Stoff auf und davon. Irgendwann haben wir uns dann getrennt. Zwillinge sind relativ auffällig, wissen Sie."

"Kann ich mir denken! Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt. Dem Stoff."

"Ich sagte doch, ich habe ihn nicht."

"Sie sagten, Sie hätten ihn nicht in Ihrem Hotelzimmer!"

"Bount, was soll die Haarspalterei?"

"Das wissen Sie genau!"

"Sie geben nicht auf, was?"

Bount zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Wenn es nur um Ihr Leben ginge, dann wäre es mir vielleicht gleichgültig, ob Sie sich bei Harry Dominguez anstellen, um eine Kugel in den Kopf zu bekommen."

Sie verzog das Gesicht. "Ich dachte, Sie wären ein knallharter Bursche! Haben Sie so große Angst? Am Montag im Central Park haben Sie mir einen anderen Eindruck gemacht."

"Ich lebe gerne, wenn Sie es genau wissen wollen. Aber lassen wir mich mal außen vor, Teresa. Ich finde, es sind schon genug Leute wegen dieses Päckchens gestorben - von denen, die es konsumieren und langsam daran zu Grunde gehen werden, gar nicht zu reden!"

Sie schwieg, bis sie in der 7th Avenue waren und Bount den Mercedes irgendwo in der Nähe der Agentur abstellte. Bount schnallte sich ab und Teresa meinte: "Sie müssen mir helfen unterzutauchen, Bount!"

"Sie wollen wirklich mit aller Gewalt eine Kugel in den Kopf bekommen, nicht wahr?"

"Wenn Sie mir helfen, habe ich eine Chance!"

"Nein. So tief können Sie gar nicht tauchen, dass Dominguez Sie nicht aufspürt."

"Einer wie er kann den Verlust von einem Kilo doch wettmachen. Das wird ihm nicht das Rückgrat brechen!"

"Doch genau das wird es, Teresa. Es ist wie in einem Wolfsrudel: Wenn die Meute mitkriegt, dass der Leitwolf nicht mehr stark genug ist, um sich durchzusetzen, dann fängt die Meute an, über ihn herzufallen. Dominguez kann Sie unmöglich davonkommen lassen, Teresa. Und er wird Sie überall aufspüren."

"Ich biete Ihnen die Hälfte, Bount!"

"Von dem Kokain?"

"Ja."

"Vergessen Sie's!"

Ihre Hand langte nach dem Türgriff und öffnete. Sie wollte aussteigen.

"Wenn Sie jetzt gehen, dann garantiere ich Ihnen, dass man spätestens in einer Woche auch Ihr Bild in der Zeitung sieht. Wenn überhaupt! Vielleicht hängt man Ihnen auch einfach ein Gewicht um den Hals und lässt Sie auf dem Grund des Hudson verwesen..."

Sie blickte Bount an, schien ein paar Sekunden lang zu überlegen und schlug die dann wieder zu.

"Okay", sagte sie. "Sie sind Profi, Bount. Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben, dann sagen Sie ihn mir. Ich werde ihn mir zumindest anhören!"

"Zu gütig!"

"Wissen Sie, wo ich herkomme? Aus einer Siedlung am Rande von Caracas, die aus Wellblechhütten besteht. Mit diesem Päckchen hätte ich ausgesorgt. Selbst die Hälfte würde für meine Ansprüche noch gut ausreichen..." Ihr Blick ruhte einen Moment auf Bount. Dann fragte sie: "Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?"

"Geben Sie den Stoff mir."

"Damit Sie tun, wovon Sie meinen, dass ich es nicht schaffe?"

"Soviel Geld kann mir niemand bezahlen! Nein, darum geht es nicht."

"Worum dann?"

"Wir müssen Dominguez und seiner Bande eine Falle stellen, bevor sie uns umlegen. Eine andere Wahl haben wir nicht."

"Wie soll die Falle aussehen?"

"Das weiß ich noch nicht. Aber mir wird schon was einfallen."

"Und was hat das mit dem Stoff zu tun?"

"Wir brauchen einen Köder. Irgendetwas, das wir Dominguez anbieten können!"

Sie schwieg und schien mit sich zu kämpfen. Aber sie hatte nur eine Chance und Bount hoffte, dass ihr das langsam dämmerte. "Was ist mit Ihrem Freund, dem dicken Captain?"

"Rogers? Nun, ganz allein werden wir die Sache nicht durchziehen können."

"Jemand, der ein Kilo Koks besitzt, wird als Dealer angesehen. Man wird mich einlochen und später ausweisen."

"Wenn Dominguez Ihretwegen in den Bau wandert, wird es keine Schwierigkeit sein, mit der Staatsanwaltschaft zu verhandeln. Da bin ich mir sicher! Außerdem hat Sie bis jetzt noch kein Polizist mit dem Stoff aufgegriffen."

"Die Polizei muss draußen bleiben, Reiniger! Das ist meine Bedingung!"

Bount seufzte und schüttelte den Kopf. "Sie haben Sorgen, Lady! Aber wie Sie wollen..."

"Geben Sie mir Ihr Wort!"

"Meinetwegen! Und wo ist nun das Zeug?"

"In einem Schließfach. Fahren wir hin?"

Bount schüttelte den Kopf.

"Ich werde hinfahren, Sie bleiben derweil bei meiner Assistentin in der Agentur. Geben Sie mir den Schlüssel."

Sie verzog das Gesicht. "Und woher weiß ich, dass Sie mich nicht doch hereinlegen, Bount?"

"Sie wissen es nicht. Sie müssen einfach wählen, wem Sie mehr trauen. Ihren eigenen Fähigkeiten oder meinen!"


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