Читать книгу Die besten 8 Urlaubskrimis im Januar 2022: Krimi Paket - Alfred Bekker - Страница 56

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Es dauerte nur eine Viertelstunde und die Identität des Täters war ermittelt. Der Name in seinem Führerschein stimmte nicht. Der war falsch. In Wahrheit hieß er Pascal Basemeier. Er war 33 Jahre alt und hatte eine Liste an Vorstrafen, die sich sehen lassen konnte. Zumeist Drogendelikte und Körperverletzung.

Und er war zwei Jahre lang Türsteher einer Discothek namens ‘Magic’ gewesen.

„Wieder eine Verbindung, die auf die Liga-Ermittlungen deutet”, meinte ich.

„Nicht ganz so schnell, Partner!”, bremste mich Rudi. „Das ist nach der Liga-Epoche gewesen - oder wie immer man diese Zeit in der Geschichte des organisierten Verbrechens in Hannover auch immer nennen will.”

Wir saßen zusammen mit dem Kollegen Martini in der Küche von Reinhold Kahlmanns Haus. Inzwischen machte Dr. Wollatz seine Erstuntersuchung der Leiche von Kahlmann und ansonsten überließen wir das Feld im Augenblick den Erkennungsdienstlern, damit die ungestört ihre Arbeit machen konnten. Rudi hatte das Laptop auf den Tisch gestellt, sodass wir online Zugriff auf Datenbanken des Bundeskriminalamtes hatten.

„Dieser Killer dürfte nicht aus eigenem Antrieb gehandelt haben”, meinte Martini. „Den hat jemand beauftragt.”

„Davon gehe ich auch aus”, sagte ich.

„Denken Sie, dass ein Zusammenhang zum Verschwinden der vier Kollegen besteht?”

„Jedenfalls sind jetzt sämtliche Mitglieder der damaligen Spezialabteilung auf die eine oder andere Weise aus dem Verkehr gezogen worden”, stellte ich nüchtern fest.

„Vorausgesetzt, die vier sind nicht aus eigenem Antrieb untergetaucht, Harry”, gab Rudi zu bedenken. „Du selbst sagst immer, dass man sich nicht zu früh festlegen und vor allem keine Ermittlungsrichtung ausschließen sollte. Und den dürftigen Spuren nach, die wir bisher von den Verschwundenen haben, würde das auch Sinn machen. Inzwischen treffen übrigens per Mail die Ergebnisse von Befragungen der Angehörigen ein, die von den jeweiligen BKA-Büros durchgeführt wurden, bei denen die Verschwundenen zuletzt beschäftigt waren.”

„Und?”, hakte ich nach.

„Ich überfliege die Protokolle kurz. Aber soweit ich das sehe...”

Er schüttelte den Kopf. Ich war zwar genauso ungeduldig wie Rudi, aber die Zeit musste ich ihm lassen.

Der Kollege Martini tickte derweil nervös auf dem Tisch herum.

Ein anderer Beamter kam herein und wandte sich an Martini. „Ich habe Frau Kahlmann an ihrem Arbeitsplatz erreicht. Sie ist auf dem Weg hier her.”

„Danke.”

„Sie wird etwa in einer Viertelstunde hier sein.”

Martini atmete tief durch. „Bis dahin ist mir vielleicht irgendwas Passendes eingefallen, was ich der armen Frau sagen kann, die gerade ihren Mann verloren hat”, seufzte er. Ich beneidete ihn um diese Aufgabe nicht. Vieles mag an unserem Job mit der Zeit zur Routine werden - aber für den Moment, da man den Angehörigen eines Opfers eines Gewaltverbrechens gegenübersteht und um die richtigen Worte ringt, gilt das ganz bestimmt zu allerletzt.

Der Beamte verließ die Küche wieder.

Inzwischen hatte Rudi die Protokolle überflogen. „Da ist nichts Brauchbares drin”, meinte er. „Nichts, was uns weiterbringen oder irgendeinen Hinweis geben könnte.”

„Gibt es denn irgendwelche Hinweise darauf, dass die vier doch aus eigenem Antrieb heraus untergetaucht sind?”, hakte ich nach, weil Rudi diese Möglichkeit zuvor nochmals ins Spiel gebracht hatte.

Aber Rudi schüttelte den Kopf. „Bis jetzt ist mir nichts in dieser Hinsicht aufgefallen. Aber seltsam ist es doch schon, dass man überhaupt nichts gefunden hat. Jörn Gottlieb zum Beispiel ist mit seinem Wagen von zu Hause losgefahren und nirgendwo mehr aufgetaucht. Wenn ihm was passiert wäre, hätte doch wenigstens das Fahrzeug irgendwo aufgefunden werden müssen. Die Kreditkarte ist überprüft worden. Er hat weder damit getankt noch gibt es Abbuchungen an Autobahnraststätten.”

„Gottlieb wohnte weit draußen, mitten im Wald”, mischte sich Herr Martini ein. „Da kann ein Wagen schonmal für eine Weile verschwinden, wenn es jemand darauf anlegt.”

„Und eine Leiche auch”, ergänzte ich.

Rudi zuckte mit den Schultern. „Rätselhaft ist das ganze trotzdem.”

„Oder einfach nur sehr perfekt durchgeführt”, lautete mein Fazit.

„Dann passt das aber nicht unbedingt zu dem, was wir heute erlebt haben”, meinte Rudi. „Ich meine, das heute war doch ein ziemlich grob durchgeführter Auftragsmord.”

„Vielleicht bestand aus irgendeinem Grund ein erheblicher Zeitdruck, um Kahlmann auszuschalten”, lautete meine Vermutung. „Da war keine Zeit, um irgendwelche Pläne von einem perfekten Verschwinden durchzuführen.”

„So wie der Unfall von Theo Görremann in Hannover, Harry.”

„Ja.”

Ich rief Lin-Tai Gansenbrink in Quardenburg an. Die Informatikerin und Mathematikerin der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst meldete sich mit einer gewissen Verzögerung. Offenbar hatte ich sie bei irgendeiner Arbeit, die sie gerade auf ihre gewohnt hochkonzentrierte Weise durchführte, gestört.

„Hallo!. Glauben Sie im Ernst, dass ich die umfangreiche Wunschliste, die Ihr Kollege mir zugeschickt hat, schon abgearbeitet habe?”

„Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass Sie schon irgendetwas für uns haben.”

„Also das ist jetzt noch weit entfernt von irgendeiner profunden Analyse, aber vielleicht bringt es Sie trotzdem weiter - oder zumindest auf irgendeinen produktiven Gedanken...”

„Ich bin ganz Ohr”, versprach ich.

„Ich habe die bekannten Merkmale der Opfer, ihre Personaldaten und ihre Laufbahnstationen nochmal einer genaueren Analyse unterworfen und auf Korrelationen geachtet. Ich will da jetzt nicht in die Einzelheiten gehen, die interessieren Sie in der Regel ja auch ohnehin nicht.”

„Wenn Sie das so sagen, komme ich mir immer vor, als hätte ich gerade erst die Gesamtschule beendet!”

„Jemand der die Gesamtschule beendet und die richtigen Kurse belegt hat, würde durchaus verstehen, wovon ich rede. Wer natürlich nur darauf aus war, im Ethikunterricht eine 1 zu bekommen...”

„Was haben Sie herausgefunden, Lin-Tai?”, unterbrach ich sie.

„Also es ist absolut auffällig, dass sich alle Mitglieder der damaligen Sonderabteilung in Hannover unmittelbar nach Beendigung dieser Mission haben versetzen lassen. Innerhalb von drei Monaten war niemand mehr in Hannover tätig, obwohl sie doch dort eigentlich die Helden gewesen sein müssen! Schließlich stehen die glorreichen Sieben doch für den größten Erfolg, den man dort in den letzten Jahrzehnten verzeichnen konnte.”

„Sie wurden befördert, bekamen Belobigungen und konnten sich die Stellen sicher landesweit aussuchen.”

„Das ist die zweite Merkwürdigkeit, Harry. Einige von ihnen haben Positionen angenommen, bei denen sie sich - gelinde gesagt - nicht verbessert oder sogar verschlechtert haben. Keiner hat danach noch in einer Abteilung mitgewirkt, die überwiegend im Außeneinsatz tätig war. Es sieht für mich fast so aus, als hätten sie das alle regelrecht gemieden.”

„Könnten Sie überprüfen, ob außer Reinhold Kahlmann noch jemand so weit gegangen ist, dass er offenbar sogar Qualifikationen unterschlagen hat?”

„Nein, das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Ich habe mit einem Dienststellenleiter in Hannover ein ausführliches Gespräch gehabt.”

„Herr Sörgelmeier. Er war damals noch relativ frisch in seiner Position.”

„Sie sagen es. Und weil er den Männern dieses Sonder-Teams seinen bis heute größten Erfolg verdankte, hat er Kahlmanns Bitte erfüllt und eine um einige Qualifikationsnachweise abgespeckte Version der Akte auf die Reise geschickt.”

„Er wollte auf keinen Fall zu einem ähnlichen Einsatz herangezogen werden”, stellte ich fest. „Oder würden Sie daraus einen anderen Schluss ziehen?”

„Ich denke, dass sehen Sie richtig.”

„Ich danke Ihnen sehr. Und natürlich habe ich noch ein paar weitere Aufgaben für Sie.”

„Das dachte ich mir schon, Harry. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Sie einfach nur anrufen, um sich nach Ergebnissen zu erkundigen, liegt bei...”

„Sie haben Zeit, solche Dinge zwischendurch zu berechnen, Lin-Tai?”

„Nun, ich...”

„Dann sollte ich dringend dafür sorgen, dass Sie besser ausgelastet sind, finden Sie nicht?”

Ich erlebte jetzt einen denkwürdigen Moment. Frau Gansenbrink schwieg nämlich. Ihr fiel einfach keine Erwiderung ein - und das kam bei ihr nun wirklich ausgesprochen selten vor, denn sie war nicht nur ein Genie im Umgang mit Zahlen und Computern, sondern für gewöhnlich auch sehr schlagfertig. In diesem Fall hatte ich sie wohl schlicht und ergreifend ausgeknockt. Natürlich nur nur im verbalen Schlagabtausch. „Wissen Sie, eine kleine Aufgabe zwischendurch beschäftigt das Gehirn und hält einen im Training”, sagte sie schließlich. „Für mich ist das wie Erholung von dem Stress, den ich dadurch habe, dass ich so oft Aufgaben bekomme, die mich unterfordern.”

„Ich brauche nähere Informationen über eine Discothek namens ‘Magic’ in Hannover. Ich will alles darüber wissen - und vor allen Dingen, welche Bezüge zu den ehemaligen Mitgliedern der Task Force gegen das kriminelle Netzwerk >Liga< bestehen.”

„Ich werde tun, was ich kann”, versprach Frau Gansenbrink.


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