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Wir fuhren zusammen mit Calanoglu zu der Stelle, an der der Wagen gefunden worden war. Der Fundort lag zwanzig Meilen von der Stadt entfernt und war nur über eine holprige Piste erreichbar. Das letzte Stück ging es offroad durch den Wald.

Wir konnten von Glück sagen, dass Calanoglu einen geländegängigen Wagen fuhr, der dieses letzte Teilstück des Weges problemlos hinter sich brachte.

Das Gelände des Fundortes war mit gelbem Flatterband markiert. Wir stiegen aus. „Sie bekommen natürlich sämtliche Fotos vom Fundort”, versicherte uns Calanoglu. „Dürften so um die tausend Aufnahmen sein. Aus jeder nur denkbaren Perspektive und mit jedem Detail im Fokus, das vielleicht irgendwie relevant sein könnte.”

„Danke”, sagte ich.

„Wir haben natürlich auch die Reifenspuren genau analysiert.”

„Und?”

„Sie werden es auf den Fotos sehen: Jörns Wagen ist hier her gefahren und da der Boden feucht und tief ist, hat das die entsprechenden, unübersehbaren Spuren hinterlassen. Jetzt sind hier natürlich inzwischen auch etliche Spuren von Einsatzfahrzeugen, lassen Sie sich dadurch nicht verwirren.”

„Aber zu Anfang waren nur die Spuren eines einzigen Wagen hier zu finden?”

„So ist es.”

Rudi mischte sich ein. „Dann könnte Kommissar Gottlieb seinen Wagen hier abgestellt und ausgestiegen sein, um dann zu Fuß weiter zu laufen.”

„Richtig. Aber hier ist im weitem Umkreis nichts weiter als Wald. Wir haben mit zwei Hundertschaften von Einsatzkräften - das Gebiet abgesucht, ob da irgendeine Spur von unserem Kollegen zu finden ist.” Calanoglu schüttelte den Kopf und die Verzweiflung darüber konnte man seinen Zügen überdeutlich ansehen. „Nichts! Gar nichts! Wir haben es mit Hunden probiert, die die Witterung aufnehmen sollten.”

„Und?”

„Unklares Ergebnis. Es wäre möglich, dass er Richtung Straße zurückgegangen ist.”

„Was ist mit Fußspuren?”

„Es gibt einen Schuhabdruck Größe 43. Das passt zu Jörns Füßen. Allerdings auch zu gefühlten zwei Dritteln aller anderen Einwohner.”

„Abdrücke einer zweiten Person gibt es nicht?”

„Keine, die sich erhalten hätte. Aber sie sehen ja, wie es hier aussieht. Es gab außerdem einen heftigen Regenguss, der wohl auch einiges, was man vielleicht noch an Spuren hätte sicherstellen können, vernichtet hat.”

„Und wer hat den Wagen gefunden?”

„Victor Pedersen. Er ist der Förster hier in der Gegend und wenn er nicht gerade mit irgendeiner Baumkrankheit in diesem Gebiet zu kämpfen hätte, dann wäre der Wagen vielleicht erst in Monaten entdeckt worden. Die Wanderwege und was es hier in der Gegend alles gibt, um die Touristen zu beschäftigen, führen hier nämlich nicht her.”

Ich sah mich noch etwas um. Wonach ich letztlich suchte, wusste ich ehrlich gesagt nicht so genau. Ich versuchte mir einfach die Situation vorzustellen. Was war genau passiert? Der Gedanke, dass Jörn Gottlieb vielleicht doch auf eigene Faust untergetaucht sein konnte, drängte sich in diesem Moment einfach geradezu auf. Nur fehlte dazu der Grund.

Selbst wenn er durch irgendwen bedroht worden wäre, wenn ein Mann wie Sebastian Pender beispielsweise Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, um sich an Gottlieb zu rächen und es dieser dann für notwendig erachtet hätte, unterzutauchen, hätte er wohl kaum seine Familie schutzlos zurückgelassen.

Oder ging ich von ganz falschen Voraussetzungen aus?

Steckte eine völlig andere Sache hinter dem Verschwinden von vier Kollegen?

Ich musste an das Attentat auf Kahlmann denken und fragte mich nicht zum ersten Mal, wie das alles zusammen passte. Lag der Denkfehler vielleicht darin, dass es sich um verschiedene Fälle handelte, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun hatten, auch wenn es einen zeitlichen Zusammenhang und eine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern gab?

Frau Gansenbrink hatte in einem Gespräch, das wir geführt hatten, mal von einer mathematischen Scheinrelation gesprochen. Und davon, dass sich das menschlich Gehirn manchmal selbst austrickst.

Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, die sich irgendwie ohnehin im Kreis zu drehen schienen.

Am anderen Ende der Verbindung war Dr. Wildenbacher.

„Hallo, Harry”, begrüßte mich Wildenbacher. „Ich rufe an, weil ich die Befunde zu Gregor Bellhoffs Ableben überprüft habe. Natürlich konnte ich nur die vorhandenen Daten benutzen, also Röntgenbilder, Laborberichte, OP-Berichte, Ergebnisse verschiedener fachärztlicher Untersuchungen etc. und diese auf ihre Stimmigkeit überprüfen. Ich bin da auf ein paar Dinge gestoßen, die mich stutzig gemacht haben. Mit medizinischen Einzelheiten will ich Sie nicht langweilen, zumal Sie davon ohnehin nichts verstehen. Aber zusammengefasst könnte man sagen, dass ich Zweifel daran habe, dass Bellhoff wirklich an seinem Tumor gestorben ist.”

„Woran dann?”, hakte ich nach.

„Also zunächstmal folgendes: An seiner Tumorerkrankung gibt es keinen Zweifel, auch es steht auch außer Frage, dass diese Erkrankung lebensgefährlich war und ihn sehr wahrscheinlich innerhalb des nächsten oder übernächsten Jahres umgebracht hätte. Irritiert haben mich allerdings Symptombeschreibungen, die durch eine Vergiftung verursacht worden sein könnten. Und das wiederum habe ich nun mit den Untersuchungsergebnissen abgeglichen, was meinen Verdacht erhärtet hat.”

„Wieso hat man das übersehen?”

„Man hat überhaupt nicht danach gesucht, Harry. Wenn jemand einen schlimmen Tumor hat, fokussiert sich die ganze ärztliche Aufmerksamkeit darauf und auf sonst nichts. Wenn Ihnen auf der Straße ein Elefant entgegenläuft, beachten Sie auch nicht den Stich einer verseuchten Mücke, der Sie gerade mit dem Erreger des West-Nil-Virus umbringt! Ich habe schon mit Kriminaldirektor Hoch gesprochen. Ich komme persönlich zur Exhumierung.”

„Exhumierung?”

„Es wird eine Exhumierung geben und vielleicht sehen wir danach etwas klarer.”


Die besten 8 Urlaubskrimis im Januar 2022: Krimi Paket

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