Читать книгу Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 23

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Maureen war ungewöhnlich aufgeregt an diesem Abend. Jim war pünktlich, was bei ihm ja nicht selbstverständlich sein konnte.

Schließlich konnte bei einem Arzt immer mal etwas dazwischenkommen.

Maureen lief hinaus und ging ihm entgegen. Sie trug ein enggeschnittenes, figurbetontes Kleid, dessen lindgrüne Farbe sich mit den grasbewachsenen Hügeln im Hintergrund biss. Es passte nicht hier her, in diese raue, urwüchsige Landschaft.

Es war einfach zu elegant für Dunmoore.

Aber heute Abend wollten sie nach Linbury fahren und zusammen essen gehen. Und dafür schien es ihr genau das Richtige zu sein.

Jim sah sie bewundernd an, als er aus dem Wagen stieg. Er lächelte.

"Na? Bin ich dir schön genug?", lachte sie.

"Ich bin geblendet!", meinte er scherzhaft und nahm sie in den Arm.

Als sie sich wieder von ihm gelöst hatte, erwiderte Maureen ebenso scherzhaft:"Ich hoffe, du kannst noch Auto fahren!"

Jim machte ihr die Wagentür auf.

"Da mach' dir mal keine Sorgen..."

Als sie dann auf dem Beifahrersitz neben ihm saß und sie gemeinsam Richtung Linbury fuhren, fragte sie sich, in wie weit Jim Anderson wohl etwas für sie empfinden konnte, wo er doch annehmen musste, dass sie verrückt war...

"Wie geht es dir, Maureen?", fragte Jim und Maureen wusste sofort, worauf er hinauswollte.

Er machte sich Sorgen. Allerdings waren diese Sorgen ganz anderer Art, als die, die Maureen sich selbst machte...

"Es geht mir gut", sagte sie. "Ich glaube, ich habe mein Gleichgewicht einigermaßen wiedergefunden."

"Das ist schön."

Aber Maureen selbst wusste, dass das nur die eine Hälfte der Wahrheit war.

Es könnte so schön sein, dachte sie. Sie hatte mit Jim Anderson einen wirklich sympathischen und attraktiven Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt. Und er schien ihre Gefühle durchaus zu erwidern. Aber da war irgendwo im Hintergrund ein maskierter Reiter, der nicht bereit war, sie aus dem Visier zu lassen... Maureen hatte seit der gestrigen Nacht fast ständig das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden, aber wenn sie sich dann umsah, war dort niemand.

Ich habe den Reiter gesehen!, dachte sie.

Und sie war felsenfest davon überzeugt, dass er wirklich existierte und mehr war, als nur der Geist eines rachsüchtigen Liebhabers.

Cormick hatte ihr geglaubt, aber er war bislang der einzige, der die Erscheinung des Maskierten nicht in Frage gestellt und sie nicht für verrückt erklärt hatte. Vielleicht war Cormick ja selbst ein bisschen verrückt.

Ist es das, was der Maskierte will?, fragte sie sich. Mich in den Wahnsinn treiben?

Maureen dachte an Mrs. Bradshaw, der offenbar vor vielen Jahren etwas Ähnliches geschehen war. Vielleicht war die Witwe gar nicht verrückt gewesen... Oder anders ausgedrückt: Möglicherweise hatte jemand kräftig dabei nachgeholfen, sie in den Wahnsinn zu treiben.

Aber warum nur?

Maureen zermarterte sich das Gehirn, aber das ganze wollte einfach keinen Sinn ergeben.

Nicht jetzt!, versuchte Maureen sich einzuhämmern. Jetzt war etwas anderes wichtig. Sie saß neben Jim und war im Begriff, einen wunderbaren Abend zu verleben.

Du solltest jetzt einfach genießen und deine düsteren Gedanken davonjagen, Maureen!, sagte sie sich selbst.

"Du bist so schweigsam, Maureen..."

Sie blickte zu ihm hinüber und lächelte etwas unsicher.

"So?"

"Dir macht die Sache von letzter Nacht noch zu schaffen, nicht wahr?"

"Ist das verwunderlich, Jim?"

"Nein. Aber du solltest jetzt mal für eine Weile versuchen, das zu vergessen."

Maureen seufzte.

"Das hältst du wirklich für das Beste?"

"Sicher."

"Ich nicht. Ich bräuchte jetzt eigentlich jemanden, mit dem ich darüber reden könnte."

Jim Anderson sah kurz zu ihr hinüber und nickte dann. "Na, gut", meinte er. "Dann schieß los!"

"Ich war heute bei Cormick!"

"So?"

"Ein merkwürdiger Mann..."

"Ja, aber mit guten Manieren. Deshalb nimmt kaum einer Anstoß daran, dass er so ein Eigenbrötler ist. Außerdem gehört ihm das meiste Land in der Umgebung."

"Wovon lebt er, Jim?"

"Davon, dass er Land verpachtet. Außerdem besitzt er eine Pferdezucht, die sich eines recht guten Rufes erfreut."

"Pferde?", machte Mauren verwundert.

"Ja."

"Wusstest du, dass er sich mit Okkultismus beschäftigt, Jim?"

Jim hob erstaunt die Augenbrauen und schüttelte dann den Kopf. "Nein, davon hatte ich bisher keine Ahnung", erklärte er gedämpft.

"Er glaubt, dass es sich bei diesem Reiter um den Geist von Lord Kavanaugh handelt, der von irgendeinem Menschen dieser Gegend Besitz ergriffen hat."

Jim schien nicht so recht ernst zu nehmen, was er da hörte.

"Das sind doch wirre Ideen, Maureen!"

"Das habe ich ihm auch gesagt."

"Schön, das wir da einer Meinung sind!"

"Jim, er hat mich gewarnt! Dieser Reiter würde mich töten, wenn ich nicht die Gegend verlasse!"

Jim verdrehte die die Augen.

"Ich hoffe, du gibst nichts auf dieses alberne Geschwätz, Maureen!", sagte er dann in einem Tonfall, der Maureen einen Moment lang überlegen ließ, ob sie ihm auch noch den Rest erzählen sollte.

Sie entschloss sich dazu, es zu versuchen - auch die Gefahr hin, dass Jim Anderson sie von da ab nicht mehr für voll nahm.

Aber das Risiko musste sie auf sich nehmen. Irgendjemandem musste sie ja schließlich vertrauen.

"Da war da noch etwas", begann sie also vorsichtig und studierte dabei jede Veränderung, die in Jims Gesicht vor sich ging.

"Was?", forschte er.

"Als ich Cormick verließ, hat er mich Ann genannt. Ist doch merkwürdig, oder? Der Reiter hat mich auch so genannt."

"Vielleicht wollte er dich einfach erschrecken."

"Und warum sollte er das wollen?"

Jim zuckte die Achseln.

"Ich habe keine Ahnung", murmelte er und schwieg dann eine Weile. Schließlich fuhr er fort: "Mister Cormick war verheiratet."

"Ich habe dort außer ihm selbst niemanden gesehen!"

"Sie hat ihn verlassen, Maureen. Und zwar vor vielen Jahren schon. Aber das entscheidende: Sie hieß Ann. Vielleicht hat er die Namen unbewusst verwechselt. Wie gesagt,er ist ein Eigenbrötler und Sonderling. Er hat nicht oft Besuch bei sich. Vielleicht hast du ihn an seine Ann erinnert."

Maureen seufzte und meinte dann: "Aber merkwürdig ist das ganze schon, oder?"

Jim runzelte die Stirn. Der Verlauf des Gesprächs schien ihm nicht zu gefallen.

"Sein Gerede hat dich beeindruckt, nicht wahr?", stellte er dann nach kurzer Pause fest.

In Maureens Ohren klang das fast wie die Diagnose einer gefährlichen Krankheit.

"Nein, ich...", begann sie und brach dann ab.

"Gib es ruhig zu, Maureen!", forderte Jim Anderson äußerlich ruhig, aber innerlich bereits ziemlich aufgewühlt. "Ich merke doch, das etwas hier etwas nicht stimmt! Er hat dir ganz schön Angst eingejagt, wie mir scheint! Aber ich an deiner Stelle würde auf dieses Geschwätz nichts geben! Hörst du? Nichts!"

"Auf jeden Fall ist er der einzige, der nicht bestritten hat, dass es diesen Reiter gibt! Er hat es nicht einmal in Frage gestellt, sondern mir sofort geglaubt."

"Hat er ihn selbst gesehen?", bohrte Jim nach.

Maureen hob machte hilflose Geste und rieb die Hände gegeneinander.

"Das habe ich ihn auch gefragt", murmelte sie dann.

Jim wandte sich kurz zu ihr um. "Und?"

"Er ist mir ausgewichen."

"Da siehst du, was du davon zu halten hast, Maureen."

"Jim..."

"Ich weiß nicht warum, Maureen, aber dieser Cormick scheint nichts anderes gewollt zu haben, als dir Angst einzujagen!"

Maureen schüttelte den Kopf.

"Warum sollte er das tun wollen? Außerdem - vielleicht ist es gar nicht so abwegig,was Mister Cormick gesagt hat. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was geschieht, wenn man stirbt?"

Er nickte.

"Sicher! Darüber denkt jeder irgendwann mal nach. Aber ich glaube einfach nicht, dass die Geister von Verstorben in albernen Kostümen durch die Gegend reiten, um Leute zu erschrecken!"

"Mister Cormick hat mir von einer ganzen Reihe von Mordfällen berichtet. Menschen, die durch Säbelwunden starben und die zuvor diesen Reiter sahen, Jim! Und das über Jahrhunderte!"

Jim Anderson atmete tief durch.

Ein Wagen kam ihnen auf der engen Straße nach Linbury entgegen und der Arzt musste das Steuer herumreißen, um ihm im letzten Moment auszuweichen. Es war gerade noch einmal gutgegangen.

Dann verging eine ganze Weile, ohne, dass einer von ihnen beiden ein Wort sagte.

Ein seltsames Unbehagen stand zwischen ihnen und es löste sich auch nicht, als Jim schließlich sagte: "Er scheint eine Art Sammler zu sein, dieser Mister Cormick..."

"Ja, so kann man ihn nennen!"

"Ich glaube, ich werde mich mal mit ihm unterhalten müssen...", murmelte Jim.

"Das würde ich für keine gute Idee halten", erwiderte Maureen.

"Und warum nicht?"

"Weil ich wahrscheinlich nichts mehr von ihm erfahren werde, wenn du ihm erst eine Standpauke gehalten hast!"

Jim lachte.

"Wer sagt, dass ich das tun will?"

"Wer sagt, dass du es nicht tun wirst?"

Indessen tauchten die ersten Häuser von Linbury auf und Jim meinte: "Ich bin dafür, dass wir den Rest des Abends ohne den ehrenwerten Mister Cormick verbringen. Okay?"

"Okay. Nur wir zwei."

Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane

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