Читать книгу Die Haremskönigin - Andrea Pirringer - Страница 4

2. Kapitel

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Wir gingen einen Flur entlang, in dem gedämpftes Licht herrschte. Unsere Schritte wurden von einem sehr weichen Bodenbelag verschluckt, der eine moosgrüne Farbe aufwies.

An einer Tür, auf der in Messingschrift die Zahl „107“ angebracht war, blieben wir stehen und der Hotelangestellte klopfte kräftig. „Wer ist da?“, hörte man eine Stimme von drinnen. „Sie haben Besuch, Majestät!“, antwortete der Mann neben mir. - „Kommen Sie herein!

Der Angestellte trat nun vor mir ein, machte einen Diener und schob mich mit leichtem Druck am rechten Unterarm ins Zimmer. „Miss Marinda ist angekommen, Majestät.“ „Danke, Steve, Sie können jetzt gehen. Ich kümmere mich um sie!“, sagte die Person, die dieses Zimmer bewohnte: der König.

Da stand er nun vor mir, der Mann, den ich nur aus Zeitungen kannte: etwa einsachtundsiebzig groß, drahtig, mit energischer Ausstrahlung und dadurch stattlich wirkend, in einem dunklen, seidig glänzenden Anzug. Ich wusste, dass er 58 Jahre alt war, aber er hatte etwas Jugendliches an sich.

Das silbergraue Haar in zarten Wellen an den Schläfen, der Blick seiner graublauen Augen hellwach, intelligent und interessiert. Kleine hübsche Ohren, eine etwas knollige Nase, die ich sofort niedlich fand und weiche, eher schmale Lippen, die mich magisch anzogen.

Er war bekannt wegen des Harems, den er sich leistete. Seine Ausstrahlung hatte schon viele Frauen in den Bann gezogen. Nun sollte ich die Gelegenheit bekommen, ihn persönlich kennen zu lernen, einige Wochen mit ihm zu leben und ihm Gesellschaft zu leisten. – Vielleicht sogar für immer…

Ich verharrte in einer Mischung aus Andacht und Bewunderung, etwa eine Minute lang, und vergaß dabei völlig, ihn zu grüßen. – „Komm her, meine Liebe!“ Ich errötete ob dieser Anrede, senkte schüchtern die Augenlider und trat vorsichtig an ihn heran. Dann hielt ich ihm meine Rechte zum Gruß hin, immer noch kein Wort hervorbringend, und er nahm sie und drückte sie lange. Ich spürte seinen warmen und sicheren Griff. Danach hauchte er mir einen Kuss auf die Wange.

Wie war die Reise?“, erkundigte er sich. „Etwas anstrengend wegen der Hitze, aber ansonsten sehr schön“, antwortete ich, da ich plötzlich die Sprache wiedergefunden hatte. „Möchtest du etwas trinken?“ - „Ja, gerne.

Erst jetzt nahm ich den Raum wahr, in dem ich mich befand und sah mich neugierig um. Eine sehr elegante Suite, wirklich für einen König passend. Lichtdurchflutet, mit erlesenen Möbeln bestückt. An den großen Fenstern schwere Brokatvorhänge, auf dem kunstvoll verlegten Parkett edle chinesische Seidenteppiche. Ich setzte mich auf ein schwarzes Ledersofa, in welchem ich fast versank.

Er stand an einer mahagonifarbenen Vitrine, deren Glastüren mit zierlich geschliffenen Blütenmotiven geschmückt waren, entnahm zwei bauchige Gläser mit kurzem Stiel und füllte sie mit Wasser. Er reichte mir ein Glas und setzte sich neben mich.

Während ich trank, schaute ich ihm in die Augen und versuchte, sein Wesen zu ergründen. Etwas verlegen ließ er mich gewähren und legte seine linke Hand auf mein rechtes Knie.

Da gewahrte er mein Gepäck und dass ich immer noch die Reisekleidung anhatte. „Ich zeige dir gleich dein Zimmer, wo du dich etwas ausruhen und erfrischen kannst. Um 17.00 Uhr erwarte ich dich dann zum Dinner.“ Ich antwortete mit einem schüchternen „Danke“ und streichelte sanft seine Hand, die immer noch auf meinem Knie lag. Er küsste mich erneut auf die Wange, diesmal zärtlich, und stand auf, um dem Pagen zu läuten.

Dieser erschien nach etwa fünf Minuten, nahm meine Koffer an sich und ging voraus zu jenem Zimmer, in welchem ich die nächsten Wochen verbringen sollte. Kühn griff ich nach der Hand des Königs, und er entzog sie mir nicht. Gemeinsam gingen wir über den Flur bis zur Tür mit der Nummer 112, die schon offen stand.

Die Haremskönigin

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