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Schamlos

Matthias Deigner

Der Plan war lange besprochen. Am frühen Morgen sollte es losgehen, Ziel Walchensee. Warum es dieser See wurde, war am Ende nicht mehr so klar, aber es gab einen Campingplatz, direkt am Wasser. Zudem einen Biergarten unweit, ebenso ein kleines Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten. Für einen Urlaub mit Freunden also ein gutes Ziel. Denn sie waren zum ersten Mal zusammen in einem Urlaub und alle vier hatten auch noch nie einen Urlaub mit einem Wohnmobil gemacht. Vier Menschen, die sich kannten und doch noch nie gemeinsam so lange zusammen waren.

Lesen, Faulenzen, Sonnenbaden, das Wasser genießen, vielleicht eine kleine Wanderung in den Bergen, alles war möglich. Miteinander reden, und sich so auch besser und anders kennen zu lernen, war ebenso inbegriffen. Eines stand auch fest, deswegen das Wohnmobil, sie wollten keine vierzehn Tage an einem Ort stehen bleiben, sondern die Gegend erkunden, frei nach dem Motto heute hier, morgen dort. Wobei, das muss korrekterweise erwähnt werden, heißt ein Wohnmobil eigentlich Reisemobil, doch wen schert es, jeder sagt Wohnmobil oder kurz Womo.

Es sollte also, das stand fest, weitergehen, nach dem Walchensee. Wohin war dabei noch offen, aber erste Prämisse: Walchensee erreichen und eine Nacht bleiben.

Einige Stunden nach den letzten Vorbereitungen ging es los. Die Männer zuerst einmal vorne, die Frauen hinten. Während vorne die Gespräche langsam aber stetig tropften, flossen sie im hinteren Teil. Für alle zufrieden stellend und zugleich Klischee erfüllend. Nach zwei Pausen, die eine etwas kürzer, einmal Kaffee trinken und wieder loswerden, die zweite mit einer Mittagsessen-Pause, waren sie am Ziel. Ein wirklich schöner Anblick, nachdem die letzte Steigung, vom Kochelsee kommend, überwunden wurde, schaute man auf diesen See. Der Walchensee lag einiges höher als der Kochelsee und war somit zugleich auch völlig anders. Das Wasser war viel klarer als der des tieferliegenden Sees und, wenn man die Temperaturen verglich, auch kühler. Die Fahrt ging am See entlang zum Campingplatz. Doch als dieser in ihren Blick geriet, hielten sie auf einem Parkplatz gegenüber. Ehrlich ins Gesicht geschaut, das wollte keiner.

Wohnwagen an Wohnmobil, Zelt an Zelt. Der Strand des Campingplatzes war einsehbar und komplett überfüllt. Nur wenige Meter weiter war es so ruhig, doch dort, das bunte und laute Treiben eines orientalischen Marktes. Nichts gegen das Treiben auf einem orientalischen Markt, aber alle vier hatten sich einen ruhigeren Urlaub vorgestellt.

Also nur eine Nacht auf diesem Platz? Oder doch gleich weiter?

Am Ende entschied die Uhrzeit. Früher Nachmittag. Weiter!

Fahrtrichtung war nun die näher- kommende deutsch-österreichische Grenze. Es ging weiter in Richtung Mittenwald. Das Wohnmobil bot ihnen auch die Möglichkeit dort haltzumachen, wo sie wollten. Einfach anhalten, fertig waren sie mit ihrer mobilen Pension. Ein Plan, der klappen würde, schlichtweg, weil alles da war, was sie brauchten. Unerwartetes würde es freilich geben und so manches steckte im Kopf eines jeden Einzelnen.

Wie war das mit der Intimsphäre? Auf dem engen Raum des Wohnmobils durchaus schwer. Die privatesten Dinge zu offenbaren war nochmals ein völlig anderes Niveau für ihre gemeinsame Freundschaft. Würde es ein Problem sein, sich am Abend auszuziehen? Wie war das mit der morgendlichen Toilette? Zähneputzen ging noch, aber all das andere? Sicherlich hatten die beiden Paare untereinander schon beschlossen, zuerst das eine, dann das andere Paar. Jeder würde die räumlichen Gegebenheiten des Wohnmobils erst einmal zu zweit in Anspruch nehmen. Das sollte also klappen, aber war es auch praktikabel? Und wie war das mit der Scham?

Noch viele ungeklärte Fragen. Der Satz aus dem Fahrerhaus: »See voraus«, beendete Gespräche und Gedanken. Das sah schön aus.

Schnell war das rollende Zuhause auf den befahrbaren Feldweg gefahren. Nur Augenblicke später verschwand es hinter einigen Bäumen. Kein Mensch weit und breit. Nur die vier Freunde, die sich nun ein Grinsen nicht verbergen konnten. Tausendmal schöner als Camping am Walchensee.

Während die Männer Tisch und Stühle aus dem Packraum des Wohnmobils holten, zogen die Frauen sich im Wohnmobil Badesachen an. Danach gingen die Männer rein und taten es ihnen gleich. Nur wenige Augenblicke später sprangen alle vier in das kühle Nass dieses schönen Bergsees. Sie schwammen um die Wette und genossen die Sonnenstrahlen, die sich auf den Wellen glitzernd brachen. Nach einiger Zeit saßen sie alle ermüdet, aber glücklich auf einem kleinen Bootssteg. Ein kleines Ruderboot war daran festgebunden, wie schon überprüft auch angeschlossen mit einer Kette und einem Vorhängeschloss. Die Sonne schien auf den Bootssteg und trocknete an den Stellen, die zuvor noch nass geworden waren, das Holz.

Da fasste er den Entschluss.

Das Leben zusammen, wenn auch nur für zwei Wochen, auf diesem engen Raum, würde nur funktionieren, wenn sie schamlos waren. Er stand auf, zog seine nasse Badehose aus und schaute in die Gesichter der anderen drei.

»Das bin ich.«

Urlaub mit Freunden

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