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5. Tag: 28.5.2012, Alverca de Ribatejo – Azambuja (26,7 km)

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Heute Morgen scheint die Sonne wieder und ich freue mich an einem makellos blauen Himmel, wie er schöner nicht sein könnte. Als ich am frühen Morgen um 6:30 Uhr loslaufe, ist es noch kühl. Heute bin ich bereits sehr schnell: Ich brauche nur noch eine halbe Stunde, um mich am Morgen reisefertig zu machen und um meine Sachen zu packen.

Mein Weg führt mich wieder entlang der Straße zurück in die Innenstadt, bevor ich, vom Straßenverkehr völlig entnervt, entscheide, die letzten drei Stationen bis in die Innenstadt mit dem Bus zu fahren.

Die weitere Wegstrecke – zirka zehn Kilometer bis Vila Franca de Xira – gefällt mir nicht, da ich überwiegend entlang der Industriegebiete auf geteerten Straßen mit starkem Verkehr laufen muss. Immer wieder bin ich gezwungen, Kreuzungen und Kreisverkehre auf abenteuerlichen Wegen zu überqueren.

Nach fast drei Stunden Laufzeit erreiche ich Vila Franca de Xira: Zeit für ein Frühstück. Neben der Markthalle, die mit den typischen Azulejos mit Blumenmustern und Personenbildern verziert ist, finde ich in einer kleinen Bar die Möglichkeit, zu frühstücken: Café con leche und ein kleines Gebäckstück – an ein deutsches Frühstück ist hier nicht zu denken. Gut, ich probiere und bin angenehm überrascht.

Weiter führt mich mein Weg durch Industriegebiete, geteert, staubig, endlos und mit vielen Autos stark frequentiert. Meist muss ich auf der Straße laufen und muss so manches Mal den um mich herum sausenden Autos ausweichen. Nach gut acht Kilometern entscheide ich mich schließlich, als ich an einem Bahnhof entlanglaufe, die restlichen zehn Kilometer dieser Art mit dem Zug zurückzulegen. Mit Hilfe einer freundlichen Portugiesin entlocke ich dem widerspenstigen Fahrkartenautomaten für 2,15 Euro ein Ticket nach Azambuja, kann sofort in den Zug einsteigen und bin zehn Minuten später am Ziel angekommen. Ganz in der Nähe des Bahnhofs finde ich für heute mein Zimmer – siebzehn Euro mit Bad, damit bin ich sehr zufrieden.

Azambuja steht heute ganz im Zeichen einer Fiesta: Es wird das Fest der Stiere gefeiert, was bedeutet, dass in der ganzen Innenstadt Zaunbarrieren errichtet wurden, viel Sand auf den Straßen verteilt wurde und alle Menschen fein angezogen warten, bis um 18 Uhr das Spektakel beginnt. Schön anzusehen sind die Dekorationen der Häuser mit bunten Decken unterhalb der Fenster, mit bunten Schals verziert. Alle Bars bereiten Gegrilltes und Sangria vor und die Menschen befinden sich ganz in der aufgeregten Vorfreude auf das Kommende. Es verspricht ein aufregender Tag zu werden, zu dem sich die Bewohner der Stadt bereits herausgeputzt haben.

Ich sitze am Nachmittag etwas abseits in einer Bar, trinke bei heißen Hochsommertemperaturen viel und beobachte, was sich an Vorbereitungen für die Fiesta um mich herum so tut. Ich genieße diese faule, freie Zeit und entspanne, träume und ab und zu ergibt sich auch das eine oder andere Gespräch mit neu hinzugekommenen Gästen.

Schließlich gibt es dann um 18:30 Uhr wirklich etwas zu sehen: Zu dieser Zeit haben sich die Bewohner des Ortes hinter den Barrieren verschanzt, als schließlich, von Reitern getrieben, fünf schwarze Stiere rund herum um die abgesperrten Straßen der Innenstadt getrieben werden. Danach – Pause, einige der jungen Leute wagen sich bereits leichtsinnig hinter den Absperrungen hervor, als eine halbe Stunde später ein anderer Stier von mehreren Bewohnern mit roten T-Shirts oder Tüchern zum Angriff gereizt wird. Jedoch scheint dieses Spektakel, welches mehr als zwei Stunden andauert, mehr Spiel als Kampf zu sein, offensichtlich soll dieses nur an alte Traditionen anknüpfen. Die ganze Bevölkerung der Stadt ist auf den Beinen, steht hinter den Absperrungen, klettert auf diesen herum, sitzt in den weit geöffneten Fenstern der zweigeschossigen Häuser, um sich diese Darbietung anzusehen. Einige „Mutige“ laufen auch auf der Straße herum, bringen sich aber schnell in Sicherheit, wenn der Stier in ihre Nähe kommt. Damit dieses möglich ist, haben die Absperrungen zu beiden Seiten einen Durchlass, durch den ein Mensch, aber kein Stier, hindurch passt.

Später, am Abend und in der Nacht, wird lautstark und feucht-fröhlich zur Bühnenmusik gefeiert, gegessen, getanzt und gelacht. Das alles höre ich von meinem Zimmer aus immer wieder, während ich versuche, zu schlafen. Nach 3 Uhr in der Frühe werden dann die fröhlichen Festtagsgeräusche von den Geräuschen der Kehrmaschinen abgelöst, die versuchen, den ausgestreuten Sand und die hingeworfenen Abfälle wieder aufzunehmen. Demnach ist die heutige Nacht nicht erholsam, da sie immer wieder von den lauten Geräuschen unterbrochen wird. Trotz alledem muss ich lange Zeit geschlafen haben.

Faszination Camino - Gesund werden und gesund bleiben auf dem Jakobsweg

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