Читать книгу Mr. Right und Lady Perfect - Annegret Braun - Страница 7

Einleitung

Wo sind Mr. Right und Lady Perfect? Offensichtlich halten sie sich gut versteckt, denn die Welt ist voll von Männern und Frauen, die nach ihnen suchen. Doch die Wahrheit ist: Mr. Right und Lady Perfect sind eine Erfindung von Jane Austen und ihrer schreibenden Zunft. Auch wenn wir das ja alles schon längst ahnen, hält es uns nicht davon ab, den idealen Partner weiterzusuchen. Das kann zu einem wahren Abenteuer werden, ob man nun im feiernden Gewühl des Oktoberfestes sucht oder sich durch Hunderte von attraktiven, humorvollen, intelligenten Partnersuchenden einer Datingbörse scrollt. Und ganz überraschend findet man dann den Mann oder die Frau fürs Leben. Jemanden, der zwar nicht perfekt ist, aber passend, Mr. Right und Lady Perfect mit einigen Kratzern und Lebensspuren.

Die Suche nach dem idealen Partner ist keineswegs eine Erscheinung unserer heutigen Zeit. Nur die Vorstellung davon hat sich im Laufe der Zeit geändert. Träumt heute eine Frau von Brad Pitt, so schwärmte früher eine Magd für den Bauernsohn – unerreichbar in beiden Fällen. Und schließlich die Erfahrung: Das Glück liegt oftmals woanders, als man sucht.

Wie hat das eigentlich alles angefangen, die Suche nach dem anderen, nach demjenigen, der uns glücklich machen soll? Es gab eine Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war. Die Menschen waren Kugeln mit vier Armen und vier Beinen, so erzählt Platon. Doch dann wurden sie aufmüpfig und wollten den Himmel erobern, was den Göttervater Zeus sehr erzürnte. Kurzentschlossen schlug er sie in zwei Hälften. Seitdem ist jeder „Halbkugelmensch“ auf der Suche nach seiner anderen Hälfte. Übersetzt in die heutige Bilderwelt heißt das: Jeder Topf findet seinen Deckel. Diese optimistische Haltung teilt nicht jeder: „Ich glaube, ich bin ein Wok“, seufzen manche. Doch es besteht kein Grund, die Hoffnung so schnell aufzugeben. Auch für einen Wok gibt es den passenden Deckel.

Anders als in der griechischen Mythologie hat der christliche Ursprung der Partnersuche ein Happy End. Adam hatte ein paradiesisches Leben, aber er fühlte sich einsam. Deshalb erschuf Gott die Frau. Dann war es aus mit dem Paradies, behaupten manche Männer. Doch Adam war glücklich, als er Eva sah. Er fragte nicht, ob Gott ihm noch bessere Alternativen anbieten könne. Nein, Adam sah Eva und er wusste: diese oder keine!

Seitdem sind die Auswahlmöglichkeiten an potenziellen Partnern stark angestiegen, zumindest theoretisch. Auch wenn Julia Roberts und inzwischen leider auch George Clooney vergeben sind, so dienen sie immer noch als Vergleichsmaßstab. Unsere Ansprüche sind hoch. Das macht die Sache kompliziert, aber nicht aussichtslos. Vorausgesetzt, man erwartet nicht, Mr. Right und Lady Perfect zu finden.

Das ist wahrscheinlich nicht das, was Sie von diesem Buch erwartet haben. Aber die gute Nachricht ist: Lässt man seine Vorstellungen vom Traummann und der Traumfrau los, entspannt das die Suche nach einem Partner ungemein. Man muss nicht unter den vielen Millionen von Menschen genau den richtigen Partner finden, der perfekt zu einem passt, und sich dann Sorgen machen, dass man vielleicht den Falschen erwischt hat und der Richtige immer noch frei herumläuft.

Die Suche nach Mr. Right und Lady Perfect ist wie ein Kompass, der die Richtung vorgibt. Das eigentliche Geschehen spielt sich unterwegs ab. Partnersuche kann abenteuerlich, anstrengend, amüsant oder spannend sein. Ein Weg voller Überraschungen. Hat man nach einer Achtstundentour in den bayerischen Alpen endlich die ersehnte Hütte mit dem noch mehr ersehnten Apfelstrudel erreicht, findet man dort vielleicht nicht nur einen freien Stuhl vor einem herrlichen Bergpanorama, sondern auch noch einen sehr unterhaltsamen Bergsteiger, – obwohl man keine Zeit hatte sich zu stylen, sondern mit erhitztem Gesicht und festgeklatschten Haaren dasitzt. Bad Hair Days? Das gibt es nur im Tal. Und abends bei der Hüttengaudi ist man überrascht zu erfahren, dass man fast schon um die Ecke vom anderen wohnt, was zugegebenermaßen kein Wunder ist, weil sich halb München am Wochenende in den Bergen tummelt.

Andere wiederum stellen beim Betriebsfest fest: Der langweilige Kollege ist nur im Büro so langweilig. Abseits seines Aktenstapels zeigt er eine völlig unvermutete Seite von sich. Zum Buffet bringt er selbstgemachte italienische Antipasti mit und dann gehört er sogar noch zu der aussterbenden Gattung der Bücherlesenden, wie man selbst. Wer offen für Menschen ist, hat eine gute Chance, den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden.

Im Gegensatz zu früher gibt es heute viele Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. Datingbörsen zum Beispiel. Dort sind Millionen Suchende, selbst wenn man diejenigen abzieht, die bereits einen Partner haben und sich noch nach einem Zweit-Mann oder einer Dritt-Frau umsehen. „Aber Partnersuche im Internet ist doch völlig unromantisch“, bemängeln viele. Doch wie romantisch ist Partnersuche im normalen Alltag, zum Beispiel auf einem Ärztekongress? Das ist wie eine Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Die wenigen Kollegen, die altersmäßig und optisch einigermaßen in Frage kommen, möglichst unbemerkt danach abzuscannen, ob irgendein Single darunter ist, und dann noch zu hoffen, dass die vorsichtige Annäherung auf Interesse stößt, ist anstrengend, zeitraubend und oftmals frustrierend. Ein Internetflirt und die Spannung des ersten Rendezvous‘ fühlen sich dagegen so prickelnd an wie ein Sektfrühstück. Es ist eine Begegnung, auf die sich beide freuen.

Manchmal eröffnen sich viel mehr Möglichkeiten, wenn man seine Vorstellungen von Partnersuche loslässt. Was wir dann erleben, ist Gelassenheit, ein Wort, das von „lassen“ kommt.

Dieses Buch ist kein Ratgeber, sondern ein bunter Streifzug durch die Kulturgeschichte der Partnersuche. Und doch zeigen gerade diese vielen unterschiedlichen Geschichten, wie viele Wege es gibt, den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden. Es sind amüsante, tragische, berührende Geschichten. Jede Liebesgeschichte ist einzigartig und hat ihren ganz besonderen Anfang. Von diesen Anfängen erzählt dieses Buch.