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4 | Das DAO I

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Ein schöner Schwan landete nach langem Flug an einem Teich. Ein dort lebender Frosch fragte ihn: »Schwan, wo kommst du her?« Der Schwan antwortete: »Das große Meer ist mein Zuhause.« Der Frosch, der das Meer nicht kannte, fragte: »Wie groß ist denn das Meer?« Der Schwan antwortete: »Es ist endlos!« Da lachte der Frosch und sagte: »Lieber Schwan, auch die Lügerei hat Grenzen. Das Meer kann nicht größer sein als die Welt, die ich kenne!«

Das Universum ist grenzenlos und unerschöpflich. Dieser besondere Umstand führt dazu, dass wir die Essenz des Lebens nur schwer nachvollziehen können. Wir erleben täglich das DAO, wir spüren seinen Wesenskern mit jedem Atemzug, doch mit Worten können wir die Quelle allen Lebens nicht beschreiben. Was können wir überhaupt wissen? Was glauben Daoisten? Nach daoistischer Auffassung hat alles Leben eine gemeinsame Wurzel, alle Dinge auf dieser Welt sind miteinander verbunden. Es hat daher keinen Sinn, zwischen dem Du und dem Ich zu unterscheiden. Die Natur ist eins mit dir, so wie du ein Bestandteil der Natur bist. Die Berge und Flüsse nehmen im Daoismus sogar eine herausgehobene Stellung ein, da sie die Verbundenheit mit allem Leben in besonderer Weise verkörpern. Doch auch der eigene Körper verdient als Bestandteil des DAO besondere Pflege und Wertschätzung. Es ist sinnvoll, ein langes Leben anzustreben und den Körper hierfür möglichst lange gesund zu erhalten.

Das DAO gilt als höchstes kosmisches Prinzip, welches nicht erklärt werden kann. Trotzdem versuchen wir Menschen immer wieder, Erklärungen zu finden und praktische Regeln für ein sinnerfülltes Leben aufzustellen. In einigen Regionen wurden zu diesem Zweck daoistische Tempel errichtet. Praktizierende haben darüber hinaus philosophische Betrachtungen angestellt, ethische Normen entwickelt und heilkundliche Verfahren eingeführt. Im Westen gut bekannt sind Übungen zum Fließen der Energie, beispielsweise QiGong und Taijiquan (Tai-Chi).

Wie konnte sich der Daoismus in früheren Zeiten überhaupt so schnell verbreiten, damals noch ohne elektronische Kommunikationsmittel und soziale Netzwerke? Da chinesische Beamtenanwärter für die Aufnahme in den Staatsdienst Laozis Lehrsätze auswendig lernen mussten, konnten sich diese in kurzer Zeit über große Landstriche ausbreiten. Oftmals vermischten sich jedoch die ur-daoistischen Vorstellungen Laozis mit dem Gedankengut früherer Naturreligionen. Der religiöse Daoismus kennt daher mancherorts eine Vielzahl von Gottheiten und Geistern, obwohl Meister Laozi diese mit keinem Wort erwähnt. Der Meister beschreibt auch an keiner Stelle einen Gott, der im Aussehen und der Art zu denken dem Menschen ähnelt. Er bleibt bei seiner Erklärung, dass wir über den Ursprung allen Lebens keine Beschreibung abgeben können. Jede Vorstellung entspringt seiner Ansicht nach dem Reich der individuellen Spekulation. Die weltweit gelebten Glaubensüberzeugungen können zutreffen, sie können aber auch falsch sein. Wer vermag bei Glaubensvorstellungen zwischen wahr und falsch zu unterscheiden? Ein Mensch kann dieses Urteil nicht sprechen. Aus diesem Grund sollen wir es jedem einzelnen Menschen überlassen, seinen individuellen Vorstellungen zu folgen. Der Daoismus geht sogar so weit, dass es keine verbindlichen und einheitlichen Regeln für den Daoismus gibt.

Das DAO ist nicht definierbar. Jeder darf über den Ursprung des Lebens denken, was er möchte.

Das DAO heute

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