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Kapitel 5

Am nächsten Tag, es war ein ruhiger Sonntag, war das Wetter endgültig umgeschlagen. Die Sonne lag warm auf Bäumen, Büschen und Straßen und erfreute die Besucher der Strandpromenaden in Überlingen und an all den anderen Orten am Bodensee. Sie ließ zudem die Krokusse auf den Wiesen aufbrechen – über Nacht war es frühlingshaft geworden.

Eleonore Gräfin von Seestedten, die jüngere Schwester des Grafen zu Hohenberg, hatte ihre Familie zum Sonntagsmenü geladen. Und alle waren gekommen: ihr ältester Sohn Maximilian mit Frau und ihre Tochter Sandra mit Ehemann, Joachim Graf von Gerstein. Sogar Gideon, ihr Jüngster, noch unverheiratet, noch auf der Suche nach der Richtigen – wobei er keinen großen Wert auf das Finden legte –, war aus Berlin angereist.

Freiwillig war allerdings niemand von ihnen zu diesem Essen gekommen, doch Eleonore hatte sie alle in der Hand: Maximilian leitete die Bankfiliale in München, Joachim, ihr Schwiegersohn, war der Bankdirektor in Stuttgart. Mit ihren dreißig Prozent der Anteile konnte sie recht schnell für Veränderungen sorgen, und das wussten ihre Kinder. Und deshalb saßen sie hier.

Bei Gideon war es sogar noch einfacher, sie brauchte ihm nur den monatlichen Scheck über dreißigtausend Euro zu streichen, und schon wäre er mittellos gewesen, doch daran dachte sie nicht. Nein, sie liebte Gideon mehr als die anderen, denn er war wie sie – skrupellos und durch und durch egoistisch. Gideon war wirklich ihr Sohn, und mit ihm hatte sie noch viel vor. Die anderen beiden waren eher wie ihr Ehemann Gerold Graf von Seestedten, weich und harmlos.

Dr. Geller hatte ihr vorab keinen Einblick in das Testament ihres Bruders gewährt, also musste sie heute, während des Essens, ihre Kinder ›auf Kurs‹ bringen, wie sie es nannte.

»Es gibt da das Problem der Hohenberg-Stiftung. Ich befürchte, mein dummer Bruder hat einen Großteil seiner siebzig Prozent dieser Stiftung vermacht. Und mit diesem Geller ist nicht zu spaßen. Aber sollten wir am Ende zusammen neunundvierzig Prozent haben, können wir ihm das Leben verdammt schwer machen. Bei mehr als fünfzig Prozent hätte er kaum etwas zu sagen, doch daran möchte ich jetzt noch nicht glauben. Ihr wisst, ich bin eher vorsichtig.«

Alle sahen Eleonore enttäuscht an, denn alle hatten mit einem größeren Teil des Erbes gerechnet. Auch wenn sie nicht so hart waren wie sie, gierig waren sie allemal.

Doch die Hoffnung stirbt erst am Mittwoch, waren wohl ihre Gedanken.

»Ich habe gehört, es soll da auch so eine Bürgerliche geben, die am Mittwoch dabei ist«, sagte Maximilian, ihr ältester Sohn.

Eleonore winkte zynisch lächelnd ab.

»Das ist nur eine kleine Krankenschwester mit ihrer Tochter.«

»Ist diese Tochter nicht seine Tochter?«

»Unsinn. Es gab da mal so ein Gerücht. Und Sabine war so schlau gewesen, sich nie mehr zu rühren.«

Eleonore Gräfin von Seestedten hatte auch Sabine Schreiber in der Hand. Doch das wussten nur die beiden Frauen – und so sollte es auch bleiben.

»Und was, wenn er der Kleinen doch ein paar Millionen vermacht hat? Einfach so?«, fragte Sandra zwischen zwei Löffel Mousse au Chocolat.

Eleonore lachte erbost und gehässig. »Darum würde sich dann Gideon kümmern.« Und an ihren Jüngsten gewandt fuhr sie fort: »Sie soll ja sehr hübsch sein. Also hättest du auch noch ein wenig Spaß dabei.«

Gideon sah seine Mutter achtsam an.

»Ab welchem Betrag soll ich denn zum Einsatz kommen?«

Alle lachten.

»Um kleine sechsstellige Beträge kümmern wir uns nicht, außer die Kleine gefällt dir.«

»Und Beträge darüber ...?«

»... wirst du zur Bank zurückführen. Wir lassen uns nicht bestehlen. Zehn Prozent davon gehen dann selbstverständlich auf dein Konto.«

Gideon nahm die Hand seiner Mutter und küsste sie.

»Mama, du bist die Beste.«

Ihre anderen Kinder verfolgten diese Szene voller Missmut, doch auch an sie hatte Eleonore gedacht.

»Ihr bekommt dann fünf Prozent – jeder –, wenn ihr sie richtig und gut beraten habt. Richtig und gut für uns, versteht sich.«

Nun lachten sie alle wieder, doch Eleonore wurde noch einmal sehr ernst.

»Dr. Geller ist unser Gegner. Und den schaffen wir nur gemeinsam. Ich hoffe, das ist euch bewusst. Mit ihm wird es nicht einfach werden.«

Alle nickten, waren voller Vorfreude und Erwartung. Und jeder schien zu hoffen, etwas mehr Eindruck auf den verstorbenen Onkel gemacht zu haben, etwas mehr Eindruck, der sich dann letztlich auch hoffentlich positiv auf das Erbe auswirken sollte.

LiebesTaumel

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