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Pater Innocentius I. alias Ignaz Aurelius Feßler

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Ignaz Aurelius Feßler kam 1756 im damals ungarischen Zurány2, heute Zurndorf, zur Welt, wo er zweisprachig aufwuchs. Nach dem Gymnasium versuchte er einen Platz bei den Jesuiten zu finden, wurde aber aufgrund seiner Jugend zurückgewiesen; 1773 trat er daher im Kloster Mór bei Stuhlweißenburg in den Kapuzinerorden ein. Er erhielt den Namen „Innocentius“ und wurde sechs Jahre später zum Priester geweiht. Zu einem Zeitpunkt, als er im Unglauben erstarret war, wie er selbst schreibt. Er verbrachte die meiste Zeit mit Studien, las unzählige Bücher und fand Trost in den philosophischen Schriften Senecas. Nach Aufenthalten in diversen Klöstern führte ihn sein Ordensweg schließlich zu den Kapuzinern am Neuen Markt.

Die ersten zwölf Kapuzinerpatres waren 1599, zum Zeitpunkt der einsetzenden Gegenreformation, nach Wien gekommen, wo sie zunächst in verschiedenen Klöstern Quartier gefunden hatten. 1617 stiftete Kaiserin Anna von Tirol dem Orden eine Kirche am Mehlmarkt (heute Neuer Markt) und legte testamentarisch fest, dass unter dem dazugehörigen Kloster eine Gruft errichtet werden solle, in der sie samt ihrem Gemahl Kaiser Matthias beigesetzt werden möchte. Als Anna 1618 und der Kaiser ein Jahr später starben, war der Bau noch nicht fertig. Man deponierte die Särge zunächst im Königinnenkloster der Hl. Clara in der Dorotheergasse und überführte sie 1633 in die fertiggestellte Kapuzinergruft.

Nach mehreren Erweiterungen besteht die Kaisergruft heute aus acht Grabstätten, in denen über 140 Habsburger bestattet wurden.

Dass sich unter dem Kapuzinerkloster auch Kerker befanden, in denen man Mönche, die gegen die Klosterregeln verstoßen hatten, bis ins 18. Jahrhundert zur Strafe einsperrte und aufs Grausamste behandelte, ist heute kaum vorstellbar – die Kapuziner waren jedoch nicht der einzige Orden, der diese Praxis kannte. Obwohl Maria Theresia 1769 bereits erste gesetzliche Maßnahmen zur Aufhebung der Stifts- und Klosterkerker getroffen und ihr Sohn Joseph II. im Zuge der Säkularisation31782 diese Gesetze verschärft hatte, stieß man immer wieder auf diese unerlaubten Verliese. Diese Klostergeheimnisse an die Öffentlichkeit zu bringen, war ein gefährliches Unterfangen, welches für den „Verräter“ leicht mit einer ebensolchen Strafe enden konnte. Die schreckliche Nacht, die Ignaz Aurelius Feßler nie mehr vergessen konnte, gab ihm jedoch den Mut, den Kaiser persönlich über die „Kapuzinergräuel“ im Wiener Hauptkloster des Ordens zu unterrichten.


Der Lobkowitzplatz mit dem Kapuzinerkloster. Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, um 1759/​61 (Detail).


Brachte den Skandal um die Klosterkerker ins Rollen: Ignaz Aurelius Feßler. Gemälde von János Rombauer, 1821.


Der Reformer Kaiser Joseph II., Gemälde von Joseph Hickel.

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