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Kapitel 2

Langsam füllte sich der Pfarrsaal der Pfarrei St. Oskar. Luise Wengler sah sich um. Pater Xavier und Pastoralreferent Putz waren schon vor ihr eingetroffen und hatten sich am Kopfende des Konferenztisches etabliert. Den Platz zwischen ihren beiden Stühlen hatten sie für den Pfarrer frei gelassen. Pfarrer Hampel, der hoffentlich noch erscheinen würde, war trotz aller Menschenscheu, die er an den Tag legte, immer eifrig bedacht, die Würde seines Amtes zu wahren, ja, er trug sie, wie Spötter meinten, regelmäßig wie eine Monstranz vor sich her. Einen Platz am Tisch irgendwo zwischen seinen Pfarrgemeinderäten hätte er keinesfalls akzeptiert.

Mit Freude stellte Wengler fest, dass auch ihre Freundinnen Dr. Michaela Stamm und Lena Seckendorff heute mit dabei waren. Dr. Stamm war als Ärtin noch berufstätig, wollte ihre Praxis aber in Kürze an einen Nachfolger übergeben. Lena Seckendorff dagegen war schon lange im Ruhestand. In ihrer aktiven Zeit hatte sie als Mitarbeiterin einer renommierten Großbank Firmenkunden betreut und war mit Finanzfragen bestens vertraut.

Wengler setzte sich neben ihre Freundinnen an den Tisch. Der Platz rechts von ihr war noch leer. Irgendein Spaßvogel hatte eine kleine Strickpuppe auf dem Stuhl platziert, in die einige Nadeln gesteckt waren. Manche Leute haben einen merkwürdigen Humor, dachte Wengler. Ihr gegenüber saß eine der wichtigsten Personen der heutigen Veranstaltung: Vincent Stavropoulos, der Architekt, der erst kürzlich in den Pfarrgemeinderat gewählt worden war und der die Bauaufsicht über die geplante Renovierung des Pfarrzentrums führen sollte, ein Auftrag, den er, wie Wengler glaubte, sicher nicht für Gottes Lohn erledigen würde. Stavropoulos hatte jede Menge Papier um sich herum gestapelt, offensichtlich die Pläne des Bauvorhabens. Er war für alles gerüstet.

Der Beginn der Sitzung war auf 20.00 Uhr angesetzt. Um 20.15 Uhr erschien Pfarrer Hampel, grüßte flüchtig in den Raum hinein und nahm seinen Platz zwischen Pater Xavier und Pastoralreferent Putz ein. Zur allseitigen Überraschung war der Pfarrer aber nicht allein erschienen. In seiner Begleitung betrat Tamara Poltermeier, die Verwaltungsleiterin der Pfarrei, den Saal und setzte sich neben die anderen Hauptamtlichen. Poltermeier hatte bei den meisten der heute anwesenden Sitzungsteilnehmer noch keinen allzu bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie galt als tüchtig, durchsetzungsstark, aber nicht sehr zugänglich. Wengler hatte außerdem bereits die Erfahrung gemacht, dass die Verwaltungsleiterin wenig Gespür für die Notwendigkeit entwickelte, den Pfarrangehörigen in der Pfarrei ein Forum zu bieten. Veranstaltungen wie Märkte, Vorträge oder Filmabende, die die Menschen der Pfarrei zuführen und sie letztlich auch an die Pfarrei binden sollten, waren für Poltermeier, wie Wengler zu erkennen meinte, allenfalls lästig, vor allem, wenn sie sich finanziell nicht rechneten.

Gegen 20.30 Uhr machte sich langsam Unruhe im Saal breit. Alle erwarteten Teilnehmer der Sitzung waren mittlerweile anwesend – bis auf den Referenten, Kirchenpfleger Seeberger. Die Hauptamtlichen begannen, untereinander zu tuscheln. Dr. Stamm bemerkte halblaut, aber doch überall am Tisch gut vernehmbar, dass sie ihre Zeit nicht gestohlen habe und morgen wieder ihrem Beruf nachgehen müsse. Schließlich zückte Pastoralreferent Putz sein Handy, wählte eine vorgespeicherte Nummer an und wartete auf eine Reaktion. Eine solche kam aber nicht.

„Herr Seeberger ist nicht erreichbar“, verkündete Putz schließlich. „Ich werde Herrn Mirkowski bitten, nach ihm zu sehen.“ Putz wählte eine andere Nummer, begrüßte Herrn Mirkowski und erteilte ihm den Auftrag, Seeberger herbeizuschaffen. Borislav Mirkowski war der Mesner der Pfarrei. Er stammte aus Polen, hatte sich vor einem Jahr erfolgreich um die damals freie Mesnerstelle in St. Oskar beworben und schließlich eine Dienstwohnung in der Pfarrei bezogen. Er war allseits beliebt, stets hilfsbereit und freundlich.

Weitere zwanzig Minuten vergingen. Dr. Stamm packte bereits ihre Unterlagen zusammen, als Mirkowski den Saal betrat. Er sah ungewöhnlich rotgesichtig aus und wirkte verstört. „Ich habe Herrn Seeberger gefunden“, verkündete er. „Er liegt schwer verletzt in einer Biegung des Durchgangs zwischen der Kirche und den Konferenzräumen. Jemand hat ihn niedergestochen. Überall ist Blut.“

Mord in St. Oskar

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