Читать книгу Ich bin Ich - Bettina Bäumert - Страница 7

Ich bin da

Оглавление

06.10.1995

„Hallooo, hört mich denn keiner!!!“

„Halloooo!!!“ Also ehrlich, hier in dieser früher sehr gemütlichen Höhle ist nichts mehr gemütlich.

„Mama!!! Jetzt hör doch endlich!!! Mit meiner Versorgung passt etwas nicht.“

Mir wird schon ganz schwummerig.

„Hilfe!!! Holt mich hier raus!!!!“

Na endlich. Das hat vielleicht gedauert. Ich musste schon voll auf Sparflamme fahren.

Oh Mann, was soll denn jetzt das schon wieder?! Ist ja alles furchtbar kalt und hell hier. Und dann auch noch die Hände, die mich anfassen. Die passen schon mal gar nicht! Will damit sagen, dass das auf gar keinen Fall die Hände von meiner Mama oder meinem Papa sind.

Die würde ich erkennen, das könnt ihr mir glauben. Schließlich waren es die Hände von meinem Papa und meiner Mama, die mich ständig durch den Bauch meiner Mama gestreichelt haben. Ein unbeschreibliches wunderbares Gefühl. Und das, Herrschaften, sind nie und nimmer die Hände meiner Eltern, die mich da anfassen.

Und wo, bitteschön sind meine Mama und mein Papa?

„Hallo, ich habe mir das doch anders überlegt. Ich will lieber wieder zurück. Zurück in den Bauch meiner Mama, in meine warme Höhle … ein bisschen eng in letzter Zeit … trotzdem, ich kann mich ja ganz klein machen. Und genügsam bin ich auch. Ehrlich, ich brauche nicht viel. Jetzt lasst mich endlich los und zurück in den Bauch meiner Mama! Bitte!!!“

Oh nein, der Mann in diesem weißen Kittel lässt mich einfach nicht los. Und hören kann er mich anscheinend auch nicht wirklich. Na gut, ich bin selber erschrocken, wie kläglich und dünn meine Stimme klingt. Die höre ich ja selber kaum.

Aber gut, in dem Kasten, in den mich der Mann gelegt hat, ist es zumindest schön warm. Wenigstens etwas.

Was um alles in der Welt soll denn jetzt das?! Dieser seltsame Mann rennt mit einem Affenzahn den Gang entlang und schiebt mich vor sich her.

Wo ist mein Papa??!! Da ist er ja. Gott sei Dank. Meinen Papa würde ich überall wieder erkenne. Sag da bloß keiner, ein Baby würde nicht wissen, wer seine Eltern sind. Jedes Neugeborene weiß das. Nur ist die Babysprache für Erwachsenen zu schwer, um alle Feinheiten zu verstehen. Aber Gott sei Dank versteht jedes Baby die Sprache der Erwachsenen.

„Papa …?“ Ah, da ist er ja. Mein Papa rennt dem Mann hinterher.

„Ja, Papa, gut so, schneller. Sag dem Mann doch endlich, dass ich dein Sohn und nicht seiner bin. Der scheint das nämlich nicht zu wissen.“

Dieses Geschaukel macht einen ganz dusselig. Endlich, es hört auf. Mein Papa ist da und steht neben mir. Gott sei Dank aber auch. Ich würde meinen Papa so gerne weiter anschauen, aber das geht nicht. Dieser Mann in diesem weißen Kittel lässt das einfach nicht zu. Er fummelt ständig an mir herum. Autsch!!! Was soll das denn?! Geht's noch?!!

„Papa, der Mann tut mir weh! Papa!!“

Oh je, mein Papa schaut so aus, als ob er im nächsten Moment umkippen würde.

„Papa, keine Angst. Du musst dich nicht aufregen.“ Herje, sieht mein Papa fertig aus. „Papa, ich halte das schon aus. Keine Panik. Alles wird gut, wenn du nur bei mir bleibst. Du und Mama. Weißt du überhaupt, wo Mama ist?“

Endlich. Der Mann lässt mich in Ruhe. Er redet mit meinem papa. Also, alles was recht ist, dieser Weißkittel-Mann scheint doch nicht so übel zu sein. Er spricht ganz liebevoll mit meinem Papa, während er mich streichelt. Na, verstehe das einer. Erst tut er mir weh, und dann scheint es ihm wieder leid zu tun. Na, Entschuldigung angenommen.

Mein Papa und der Mann sind ganz ernst. Ich sei nicht normal, nicht so wie andere Kinder. So sagt zumindest der Mann.

Na klar doch: ICH BIN ICH.

Mein Papa gibt mir einen Namen. Einen ganz wunderschönen: Johannes.

Abgeleitet von Johanna, der verstorbenen Oma meines Vaters. Einer wunderbaren starken Frau.

Und ich sei auch stark, sagt mein Papa. Deshalb soll mein Name auch Johannes sein.

Ich bin ich. Johannes.


Ich bin Ich

Подняться наверх