Читать книгу Wohin mein Herz uns führt - Bianka Kitzke - Страница 8

Du magst mich nicht!

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Charlie machte ihre Arbeit wie alle anderen auf der Ranch. Sie half beim Ställeausmisten und beim Füttern der Tiere. Ihr Großvater war stolz auf sie, wie auf niemanden und das ließ er sie auch wissen. Charlie aß immer wieder mal mit den Männern draußen auf der Weide, sie lachten und alberten rum. Sie war nun den dritten Tag auf der Ranch. Jeder hatte sie akzeptiert – nur einer nicht … Julian! Irgendwas schien ihn an ihr zu stören. Nie war er in ihrer Nähe, wenn die Männer und sie draußen bei den Rindern waren. Stets hatte er immer irgendwo was anders zu tun. Er ließ Charlie förmlich spüren, dass für ihn eine Frau an den Herd und nicht auf eine Ranch mit Männern gehörte, indem er sie schlichtweg ignorierte. Immer wieder versuchte Charlie mit ihm ins Gespräch zu kommen, doch wenn sie ihn anblickte und ihre sich Blicke trafen, sprühten seine Augen Funken, die nichts Gutes verhießen. Julian sprach nicht besonders viel mit Charlie, - was sie nicht besonders störte. Und wenn sie dann mal ein Wort wechselten, dann endete es meist damit, dass sie sich stritten. Jack gefiel sein Umgang mit seiner Enkelin gar nicht.

„Miss Fahle? Was tun Sie denn da?“, fragte Julian sie am Abend, als sie die Futtertroge füllte. - „Sie können doch nicht! … Oh meine Güte.“

„Was ist denn?“

„Sie mischen hier das Naturprodukt mit dem künstlichen. Das vertragen die Rinder nicht. Da wird das normale Futter schlecht“.

„Woher soll ich das denn wissen?“, brüllte sie.

„Woher? Fragen Sie doch einfach. Meine Güte. Ich wusste warum ich keine Weiber hier haben wollte. Machen Sie das raus und füttern Sie es neu“, schrie er und drehte sich um und machte weiter das Heu aufzuladen.

„Wissen Sie was? Machen Sie es selber“, brüllte sie ihn an und stampfte aus dem Stall, während sie immer wieder Flüche gegen ihn aussprach.

„Miss Fahle! Wir sind noch nicht fertig“, rief er ihr nach doch als Antwort zeigte sie ihm nur den Stinkfinger. Oh Mann, dieses Weib bringt mich um, - dachte er sich, als er ihr nachsah. Und so ließ er sie gehen in ihrer Stinklaune und füllte selber neues Futter in den Trog.

„Julian“, rief Jack ihn am anderen Morgen nach, als dieser gerade in den Stall wollte um sein Pferd zu satteln.- „Komm sofort hierher. Ich muss mit dir reden“.

„Morgen Jack, was ist denn los?“

„Was los ist? Wieso bist du so gemein zu Charlie?“

„Oh, hat Prinzessin etwa gemeckert? Außerdem …“

„Nichts außerdem Julian. Ich möchte nicht, dass du Charlie behandelst als wäre sie Luft oder hätte die Pest. Außerdem möchte ich nicht, dass du sie ständig an schreist. Behandele sie anständig. Ich bin zwar alt, aber wenn es drauf ankommt kannst du von mir auch noch mächtig Ärger bekommen.“

„Ich bin nicht gemein zu ihr. Ich …“

Julian musste sich ein Lachen verkneifen und drehte sich stattdessen etwas weg, um nicht in Versuchung zu kommen loszulachen, als sein Blick auf das Gehege mit dem Bullen stieß. Nicht dass ihn der Bulle beunruhigt hätte. Nein, es war eher das was in dem Gehege rum spazierte – Charlie!

„Scheiße“, schrie Julian und rannte los, während er Jack zurief er solle die Essensglocke, die nur bei Notfällen geläutet wird läuten.

„Miss Fahle … Charlie! Nicht erschrecken. Kommen Sie ganz langsam her. Und bewegen Sie sich nicht ruckartig“, sagte er als er das Gatter erreicht hatte.

„Was ist denn?“, brüllte Charlie ihn stattdessen an. - „Was haben Sie denn schon wieder für ein Problem mit mir? Können Sie mich nicht einmal in Ruhe lassen?“

„Das können wir später ausdiskutieren und nun kommen Sie ganz langsam her“, wies er sie an, ohne den Bullen aus den Augen zu lassen. In der Zwischenzeit waren auch noch ein paar Jungs mit Lassos angelaufen gekommen und kletterten in das Gehege um den Bullen abzulenken. Doch irgendwie funktionierte das nicht. Er hatte sich voll auf Charlie fixiert.

„Ganz langsam. Kommen Sie her“, sagte Julian, doch dann machte sie den Fehler mit den Armen zu rudern und der Bulle, der bisher nur ruhig dastand, blähte seine Nüstern auf und trabte los.

„Charlie - Lauf“, schrie einer der Männer und sie machte noch einen Fehler … sie drehte sich um und sah somit der Gefahr direkt ins Auge.

„Oh mein Gott!“ rief sie, ohne sich auch nur einen Meter zu bewegen. Julian war sofort über den Zaun geklettert, rannte zu ihr, packte sie bei ihrer Hand und riss sie das letzte Stück mit sich, bevor der wild gewordene Bulle auf sie losgehen konnte und sie beide traf. Zum Glück hatten zwei von Jacks Leuten das Gatter einen Spalt weit aufgemacht, sodass Julian mit Charlie sich durchzwängen konnte. Dabei stolperten sie und fielen der Länge nach in den Dreck. Die Männer machten das Gatter zu, während er Bulle wild durch sein Gehege rannte. Julian lag noch immer auf Charlie, als die anderen Männer angerannt kamen.

„Alles ok? Seit ihr verletzt?“, fragte Bo und Julian hob langsam den Kopf. Er konnte Charlies weiblichen Duft ausmachen und ihr weiches Haar an seinem Kinn spüren. Seine Hände lagen seitlich an ihrem Kopf und stützten sie, während der Rest von ihm wie ein Sack auf ihr lag.

„Also, ich … ich nicht“, antworte er und sah zu Charlie hinunter. Sie blickte ihm direkt in seine blauen Augen und schüttelte dann den Kopf. - „Ich auch nicht!“, sagte sie leise, spürte ihren Herzschlag während sie in Julians Augen sah. Doch schon im nächsten Moment schrie sie ihn auch schon wieder an und drückte ihn weg.

„Gehen Sie von mir runter. Sind Sie verrückt?“

Julian war nun wieder voll da und fuhr,- nachdem er aufgestanden und Charlie aufgeholfen hatte sie direkt an. - „Sie fragen mich, ob ich verrückt sei? Spinnen Sie? Sind Sie denn übergeschnappt? Wie kommen Sie dazu, in das Gehege des Bullen zu gehen? Er hätte sie in Stücke reißen können!“

„Julian hat recht Charlie …“, mischte sich Jack ein. - „Es war gefährlich“.

„Meine Güte stellt euch doch nicht so an. Ist doch nix passiert. Ich dachte das wäre eine normale Kuh als ich rein bin. Ich wollte mir das Tier nur mal ansehen. Ich habe ja noch nie eine Kuh gesehen, außer im Fernseher“, sagte sie und drehte sich um, bereit zu gehen. Doch sie hatte ihre Rechnung ohne Julian gemacht. Wütend stampfte er ihr hinterher und beide brüllten sich an.

„Eine Kuh? Eine Kuh? Sind Sie wahnsinnig. Seit wann hat denn eine Kuh Hörner?“

Die anderen Männer standen noch immer am Gatter des Bullen um Jack herum und beobachteten grinsend das Geschehen. Es war wirklich faszinierend, wie die beiden sich stritten.

„Sie wären doch ein super Paar“, erwähnte einer beiläufig und Jack drehte sich zu ihm um.- „Nein, das würde nicht funktionierten. Sieh doch! Sie kennen sich noch nicht mal eine Woche und schlagen sich jetzt schon fast die Köpfe ein. Ich habe noch keinen Tag erlebt, an dem sie sich nicht angegiftet oder gestritten haben. Aber wer weiß …“, sagte er und wandte sich wieder den beiden Streithähnen zu. - „Manchmal heißt es ja - was sich liebt das neckt sich“.

„Oh Jack, dann müssen die beiden sich aber sehr lieben, so wie da die Fetzen fliegen“.

„Ach sie stellen sich an, als wäre was weiß ich passiert“, schrie Charlie, als sie das Haus betreten hatte, dicht gefolgt von Julian. - „Hätten Sie nicht so geschrien, wäre gar nix passiert. Aber Sie mussten ja brüllen wie ein Stier“.

„Das spielt doch gar keine Rolle. Was hatten sie beim Bullen zu suchen?“

„Ich dachte es wäre eine Kuh und wollte ihn streicheln“.

„Streicheln? Das ist ein Bulle, - keine Katze“, brüllte er. -„Sie haben echt einen Knall“.

„Schreien Sie mich nicht an“, brüllte sie zurück.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis man das Geschrei bis nach draußen hören konnte.

„Ich kann schreien mit wem ich will.“

„Aber nicht mit mir. Ich bin … der Boss hier“.

Julian fing zu lachen an. - „Der Boss? Pah, dass ich nicht lache. Der wüsste, dass man nicht zu einem Bullen ins Gehege steigt. Ach … lecken Sie mich doch am …“, schrie er und öffnete die Tür. - „Sie hätten …! Er hätte sie töten können. Nur mal so, dass sie es wissen. Wie bescheuert muss man denn sein?“

„Achtung! Jetzt geht es rund“, sagte Jack leise zu den anderen als er sah, dass die Tür aufgegangen war. - „Ich wusste nicht, dass sie so viel Temperament hat sich mit Julian anzulegen. Respekt!“ flüsterte ein Arbeiter.

„Das ist Ihnen doch eh scheiß egal, was mit mir passiert. Sie hassen mich doch eh“, hörte man Charlie wieder brüllen. Doch sie bereute sofort was sie gesagt hatte, denn Julian blickte sie wütend an. Viel böser als bisher. Da er gerade gehen wollte, stand die Tür noch offen und im nächsten Moment flog sie mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Aus Angst er könnte sich vergessen und ihr was antun, ging Charlie ein paar Meter zurück und stieß dabei einen Stuhl um. Julian ging ins das Zimmer und warf seinen Hut auf dem Tisch, bevor er seine Hemdsärmel hochkrempelte und immer weiter auf Charlie zu ging. Draußen hörte es sich an, als ob es im Inneren des Hauses Mord und Totschlag geben würde und Jack wurde immer besorgter.

„Kommt Jungs, wir schauen Mal nach. Nicht das die beiden sich noch ernsthaft was antun, so wie die sich wieder einmal zoffen“.

Julian ging immer weiter auf Charlie zu, blickte sie immer weiter eisig an, doch seine Augen sprühten Funken, bis er sie in eine Ecke gedrängt hatte aus der sie nicht entkommen konnte. Mit beiden Händen stütze er sich ab, sodass sie zwischen seinen Armen stand. Julian musterte sie und blickte ihr tief in die grünen Augen. Charlie vernahm sein Rasierwasser und den männlichen Duft, der von ihm ausging.

„Verdammt noch mal …“, knurrte er sie an. Charlie durchfuhr es heiß und kalt, als sie seinen Atem auf ihrer Hut spürte. - „Wie kann man nur so dumm sein? Ich kenne Sie noch nicht lange, aber es ist mir nicht egal, was hier passiert. Schon gar nicht wenn Sie dabei eine Rolle spielen“, sagte er ganz leise, bevor er seine Lippen auf die ihren drückte und sie küsste. Charlie wusste nicht wie ihr geschah. Dieser Kuss war alles andere als die Küsse, die sie bisher bekommen hatte. Dieser Kuss war verlockend, wild und doch zärtlich. Zuerst versuchte sie sich zu befreien und Julian von sich zu stoßen. Doch als sie merkte, dass er sich nicht wegstoßen ließ, gab sie der Leidenschaft nach. Drückte sich stärker an ihn, fuhr mit ihren Händen zuerst über seinen Oberkörper,- der nicht nur fantastisch anzusehen war sondern sich auch himmlisch anfühlte, um sie dann in seinem Haar zu vergraben. Julian ließ die Arbeitsplatte los und legte seine Hände an ihr Gesicht, bevor er sie an ihrem Körper hinab gleiten ließ. Seine Hände waren groß, stark und rau. Da sich nichts mehr tat und man auch keine Schreie mehr hörte, wollte Jack nach schauen ob es beiden gut ginge und was er sah gefiel ihm. Charlie und Julian standen in der Küche in einer Ecke und küssten sich wild und leidenschaftlich. So langsam und so leise wie er die Tür aufgemacht hatte schloss er die Tür wieder und trat wieder ins Freie.

„Jungs, ich glaube, das sieht nach Happy End aus. Die beiden streiten nicht mehr!“

„Aber man hört gar nichts ...“

„Das liegt daran, das sie sich abknutschen!“

Der Jubel, der von draußen kam ließ die beiden dann auseinander fahren. Erschrocken blickten sie sich an. Charlies Lippen waren gerötet und feucht. Ihr Gesicht war erhitzt und sie spürte, wie ihre Beine drohten nachzugeben. Julians Arme lagen noch immer an ihrer Taille. Doch als sie sich wieder gefangen hatte, fing sie wieder an zu brüllen und stieß ihn weg.

„Wie konnten Sie nur?“

„Was denn? Jetzt sag nicht, dass er dir nicht gefallen hätte!“

„Oh nein! Nicht schon wieder“, jammerte Jack draußen auf der Veranda und auch die Jungs die um ihn herum standen stöhnten.

„Ich habe Sie nicht dazu überredet mich zu küssen“, schrie Charlie Julian an. Es wurde ihm langsam zu blöd. Er marschierte durch die Küche, riss die Tür auf während er sie immer wieder beschimpfte und sie ihn.

„Ich habe dir doch einen Gefallen getan. Immerhin hast du mir dein Leben zu verdanken und es scheint mir nicht so gewesen zu sein, das du dich belästigt gefühlt hast. Immerhin hast du mir beinahe die Haare ausgerissen.“

„Oh ... du kannst mich mal, Julian Gates“.

„Du mich auch“, brüllte er und stapfte die Veranda hinunter in Richtung Stall. Wenige Minuten später ritt er mit einem Affenzahn davon, ohne sich noch mal umzusehen, während Charlie die Tür wütend zu knallte.

„So Jungs. Ich glaube wir gehen dann mal besser. War wohl nix!“, sagte Bo zu den Männern und alle verschwanden während Jack auf der Veranda zurück blieb und Julian nach blickte, wie er davon ritt.

„Ich habe es ja gesagt … sie verdreht dir denn Kopf“.

Wohin mein Herz uns führt

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