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3 Rein rationale Erziehung entkoppelt den Menschen von tieferem Wissen: Wie diese Erziehungsart uns von unserem besten Schutz trennt, damit wir konsumieren

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Die Geschichte von Martina, die nun folgt, könnte zu der Mehrheit der Menschen passen und erklärt den Titel dieses Kapitels.


Heute ist Freitag, es ist 6:00 Uhr am Morgen. Martina liegt noch im Bett und muss bald aufstehen, doch ihr Bauch macht schon Probleme. Das Wochenende, die Tage zum Ausruhen, stehen vor der Tür und sie hat das Gefühl, dass sie zu wenig Luft zum Atmen bekommt. Sie fühlt, dass es am Wochenende schwierig werden wird, den Tag zu überstehen.

So viel zu tun! Martina weiß nicht, wie der Tag ihrer Kinder in der Schule laufen wird. Ihr Sohn muss heute eine Klausur schreiben. Ihre Tochter hat einen Streit mit ihrer besten Freundin, bei der sie immer am Wochenende zum Spielen ist. Sie macht sich Sorgen, wie es nun ohne diese Freundin am Wochenende sein wird. Dann, am Samstag, ist da noch ein Fußballspiel des Sohnes. Die Tochter will nicht immer hingehen. Was wird sie dann tun, sie allein zu Hause lassen, sie mitnehmen? Vielleicht geht ihr Mann zum Spiel (in diesem Moment vergisst sie, dass er das sowieso immer tut und sie immer mit der Tochter zu Hause bleibt, dennoch dreht sich das Gedankenkarussell immer weiter). Und dann es gibt noch die Arbeit, vielleicht kommt die Mitarbeiterin nicht. Sie macht am Freitag oft krank. Wenn sie nicht kommt, dann muss Martina alles alleine machen. Wie wird sie die Arbeit schaffen, wenn ihre Kollegin wirklich nicht kommt?


Und der Arzttermin am Montagnachmittag? Da haben die Kinder doch auch noch beide Training? „Warum habe ich diesen blöden Termin gemacht?“, fragt sie sich. Das Auto ist seit einer Woche immer noch nicht repariert, Antoine, ihr Mann, hatte noch keine Zeit, sich darum zu kümmern. „Vielleicht sollte ich noch heute nach der Arbeit schnell zur Werkstatt fahren, damit sie schauen können, was los ist? In diesem Fall muss Antoine früher nach Hause kommen und auf die Kinder aufpassen oder soll ich organisieren, dass die Kinder nach der Schule zu Freunden gehen?“, grübelt sie weiter. Am Freitag isst Martina oft nichts. Die Lampe muss auch unbedingt noch montiert werden und sie möchte wirklich, dass ihr Ehemann sich darum kümmert. Ja, er arbeitet auch hart, aber er könnte sich ruhig mal ein paar Minuten Zeit nehmen, um es zu tun! Wenn das so weitergeht, wird sie einen Profi rufen, der es erledigt! Das Wochenende ist schon voll genug. Am Sonntag sind beide Kinder zum Geburtstag eingeladen, aber sie haben auch ihre Großeltern seit zwei Wochen nicht gesehen und würden sich freuen, sie mal wieder zu besuchen. Dann ist da noch das Essen für heute Abend. Was wird Antoine essen wollen? Es nervt sie, darüber nachzudenken, was er essen will, aber ihn einfach fragen, um es zu wissen und nicht mehr daran denken zu müssen, tut sie trotzdem nicht. Und Antoines Chefs, der ihn nicht mag. Vielleicht sollte er direkt mit ihm reden, vielleicht einen Rechtsanwalt aufsuchen? Wer ist gut in diesem Bereich? „Wenn er seinen Job verliert, dann können wir das Haus nicht halten“, denkt sie. (Obwohl der Verlust der Arbeit gar nicht auf der Tagesordnung steht, will sie schon jetzt überlegen, welche Lösungen es geben könnte). „Ich sollte noch mehr verdienen, dazu muss ich mehr arbeiten“, denkt sie weiter, obwohl sie in diesem Moment weiß, dass dies erst nach ihrer Ausbildung, die in 3 Jahren fertig sein wird, möglich ist. Dennoch will sie schon jetzt die Macht darüber haben.

Wie die meisten Menschen ist auch Martina ein Kontroll-Freak! Sie ist wie viele andere moderne Menschen. Vielleicht findest auch du dich in ihr wieder? Martina hat ein großes Bedürfnis alles zu kontrollieren, selbst zu bestimmen, Kontrolle über ihre Umwelt und alles, was sie tut, zu haben. Es gibt ihr ein Gefühl von „Macht“ zu denken, dass sie die „Pflicht“ habe, in alles, was um sie herum passiert, einzugreifen.

Die Angst vor dem Scheitern, die Überzeugung, dass andere nicht in der Lage seien, selbst mit Problemen umzugehen und Lösungen zu finden und der Mangel an Vertrauen in andere und die Suche nach Perfektion drängen Leute wie Martina dazu (sie fühlen sich dazu verpflichtet), über einfach alles nachzudenken, zu planen, die Dinge in die Hand zu nehmen und sich alle möglichen Sze­narien (oft Katastrophen) vorzustellen, in der Hoffnung, alles meistern zu können, alles unter Kontrolle zu bekommen, alles Schlimme verhindern zu können. Und am Ende soll es sie davon überzeugen, dass sie selbst fähig und kompetent sind. Wie man sieht, geht es um die Macht. Martina lebt seit Jahren in diesem Kriegszustand mit sich selbst. Sie ist ständig nur im Stress, meistens in einer inneren Panik. Sie hatte in einer Minute tausende Fragen auf die sie Antworten sucht. Fragen über Dinge, die noch gar nicht passiert sind. Sie versucht ständig zu erraten, was Böses und Schlimmes passieren könnte. Alles, um am Ende eine sadomasochistische Befriedigung zu haben, dass sie Recht hatte, wenn die Sache nicht funktioniert, wie sie es sich schon ausgemalt hatte.

Recht haben, Rechtfertigungen finden und Macht beherrschen den Erziehungsstil des modernen Menschen.

Dieses Verhalten, das aus diesem modernen Erziehungsstil resultiert, lässt den Mensch glauben, er sei Meister seines Lebens, dass er über sein Leben bestimmt und es planen kann. Aber die Realität lässt uns immer wissen, dass viele Dinge um uns herum ohne unser Zutun passieren und egal, wie massiv wir dagegen vorgehen, dass vieles einfach gegen unseren Willen und anders als geplant passieren. Die Unfähigkeit dies zu akzeptieren ist in Wahrheit die große Niederlage der Menschheit.

Martina will die Macht mit Gewalt haben. Sie muss die Dinge um sich herum kontrollieren, um ihre Unsicherheit zu bekämpfen. Über die Jahre strebt sie mehr und mehr Perfektion an und hofft, eines Tages einen Zustand der Ruhe und inneren Balance zu erreichen. Sie denkt, dass schlimme Dinge gar nicht erst passieren und sie weniger Sorgen hat, wenn sie nur gut plant. Sie muss immer sehr früh Antworten auf Fragen der Zukunft erhalten. So hat man es ihr in ihrer Erziehung glauben gemacht.


Aber ich stelle dir eine kleine Frage:

Glaubst du, dass Martina, eines Tages ein nachhaltiges, zufriedenstellendes, gewünschtes Ergebnis erzielen wird, das sie glücklich macht?“


Nein! Die Chance, dass sie gerade deswegen auf ganzer Linie versagt, ist im Gegenteil viel größer. Dieses Verhalten wird sie niemals glücklich machen oder zu ihrer Entfaltung beitragen. Es bringt stattdessen genau das, was sie damit vermeiden, besiegen wollte:


Stress, Spannung, Nervosität, Panik, Angst, Panikzustände, Sorge, Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexe, Krankheiten, psychosomatische Beschwerden, Blockaden, Selbstzweifel, Misstrauen, Scham, Abhängigkeit, Selbstvertrauensverlust, Vertrauenslosigkeit besonders gegenüber positiven Menschen …


Der einzige, der beste Schutz, den Martina an diesem Morgen haben könnte, wäre, mit dem ständigen Grübeln aufzuhören und statt­dessen einfach zu vertrauen und sich zu sagen:


Alles wird gut sein, wie es kommt, da ich sowieso nicht viel ändern kann und wenn es kommt, werden wir auch eine Lösung finden.“


Am Nachmittag, wenn die Kinder aus der Schule kommen, würde ihre Tochter ihr fröhlich mitteilen, dass sie sich am Wochenende mit ihrer besten Freundin trifft, ihre Eltern würden sich melden und ihr mitteilen, dass sie am Wochenende verreisen. Antoine würde sie anrufen um ihr zu sagen, dass er auf dem Weg zum Einkaufen ist und für das Abendessen einkauft und dass er am Samstag die Lampe montieren wird usw. Sie würde sehen, dass viele Dingen sich von allein regeln.

Diese Geschichte von Martina ist die wahre Geschichte einer Klientin, wie sie sich mit ihrer Denkweise und Lebenseinstellung selbst das Leben schwer und unglücklich gemacht hat. Sie war Opfer einer falsche Erziehungsphilosophie, die den Menschen den besten Schutz wegnimmt und ihn in eine innere seelische Instabilität bringt. Wer zu schnell Angst bekommt, ist leicht von außen zu manipulieren und zu programmieren.


Du kontrollierst überhaupt nichts und oft werden Dinge nicht so geschehen, wie du sie geplant hast!“


Na und? Gott sei Dank, denn das ist gut so. Das ist unsere Rettung und was uns im Nachhinein die gelassene und zuversichtliche Macht wieder zurückgibt.



Endlich am Ziel … die geniale Therapie

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