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Kapitel 3


Y-Quadrant

An Bord der Cordelia

22. Tag des Monats Jakus im Jahr 7067 Federationszeit

Kordan stand auf der Brücke und starrte in die Weite des Universums hinaus. Sie waren auf dem Weg nach Xevus3, einem Wüstenplaneten im Kanavirius System. Er hatte eine Mission zu erfüllen. Er sollte zwei junge Frauen retten, die sich irgendwo in Betzlawk, der Hauptstadt von Xevus3, befanden. Die beiden jungen Frauen waren vor Sklavenhändlern geflohen und befanden sich nun ohne Schutz und mittellos in einer ihnen unbekannten Umgebung. Kordan hoffte, dass es ihm möglich sein würde, sie zu finden, ehe ihnen etwas zustieß. Sie waren schon viel zu lange dort ganz auf sich allein gestellt und die Reise würde ihn noch einmal eine Woche kosten. Das bedeutete, dass die Frauen dann seit fast drei Wochen auf der Flucht waren. Kordans Herz sank, als ihm die Hoffnungslosigkeit seiner Mission klar wurde.

„Verdammt!“, knurrte er und schlug mit der Faust auf die Reling ein.

„General“, sagte Bardo, ein Crewmitglied, neben ihm.

„Ich will, dass dieses Baby so schnell fliegt, wie wir riskieren können. Lass die Maschinen auf Trank drei hochfahren und reduzier dafür die Versorgung der nicht benötigten Decks.“

„Aye. Ich werde das Kommando sofort weiterleiten“, sagte Bardo und salutierte, ehe er verschwand.

„Verdammt“, murmelte Kordan erneut, den Blick fest auf die Unendlichkeit vor sich gerichtet.

Kanavirius System, Xevus3

Blauer Sektor, Spaceport, Betzlawk

27. Tag des Monats Jakus im Jahr 7067 Federationszeit

„Wenn wir nicht bald jemanden finden, der uns nach Hause bringen kann, dreh ich durch“, sagte Lory gereizt und tigerte durch die geräumige Hotelsuite, die sie angemietet hatten.

Charly lümmelte sich auf der Couch und lutschte an einem Stück Konfekt, das sie am Morgen in einem der zahlreichen Shops in der Lobby gekauft hatte.

„Du hast echt die Ruhe weg“, knurrte Lory gereizt. „Interessiert es dich überhaupt, dass wir hier schon bald drei Wochen festsitzen?“

„Was können wir tun? Wir müssen auf die passende Gelegenheit warten und in der Zwischenzeit haben wir zumindest ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Besser könnte es uns doch gar nicht gehen.“

„Ich will aber von diesem verdammten Planeten weg“, sagte Lory gereizt. „Ich habe die Schnauze voll davon, dass Tussis mir mein Essen servieren, die sechs Arme haben, oder Typen mir den Lift öffnen, deren Augen zwanzig Zentimeter über ihren Köpfen auf Fühlern herum wackeln, wie bei einer verdammten Schnecke!“

Charly kicherte.

„Ich finde es nur schade, dass wir zu Hause niemandem davon erzählen können. Die würden uns gleich in eine Geschlossene stecken. Wenn ich nur mein iPhone dabeihätte, würde ich Bilder machen.“

Lory schnaubte.

„Ich gehe jetzt erst einmal in die Bar und genehmige mir ein paar Drinks, dann fühl ich mich vielleicht besser. Kommst du mit?“

Charly sah sie an und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Als deine Sklavin?“

„O! Ich vergaß. Okay, soll ich dir irgendetwas mitbringen?“

„Wenn du noch was von dem Konfekt bekommen kannst. Das Zeug ist himmlisch.“

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Bis später.“

Sie verließ die Suite und fuhr mit dem Lift zur dritten Etage hinab, wo sich die Bar und das Restaurant befanden. Es war noch früh am Abend, und so saßen nur zwei Männer an einem Tisch in der Ecke, die Bar war komplett frei. Lory setzte sich und bestellte einen Drink bei der Bedienung, die mit ihrer gelben Haut und den grünblauen Haaren ein wenig aussah, wie ein Mitglied der Simpson-Familie.

Der Cocktail, der aus einer Art Rum mit einem Schuss süßen Likörs und Fruchtsaft bestand, war ziemlich potent. Nach dem ersten Glas spürte sie bereits deutlich die Wirkung des Alkohols. Das war auch der Grund, warum sie hier war. Sie wollte ihre Nervosität mit Alkohol betäuben. Aber sie musste aufpassen. Sie hatte schon einmal eine Zeit durchgemacht, wo sie ihre Sorgen in Alkohol ertränkt, und sie dem Alkohol seither eigentlich abgeschworen hatte, doch dieses Warten hier ohne Ergebnisse brachte sie um. Sie war nicht für das Luxusleben gemacht und ihre Rolle als Sklavenhalterin fiel ihr von Tag zu Tag schwerer. Sie hatte mit Charly eine Art Waffenstillstand erreicht und sie waren fast Freundinnen geworden. Auch wenn sie sehr unterschiedlich waren, kamen sie erstaunlich gut miteinander aus. Doch es machte sie verrückt, dass sie nur untätig rumsitzen konnte und sich nichts bewegte. Sie hatten verschiedene Piloten aufgesucht und niemand schien daran interessiert, die beiden Frauen zur Erde zu fliegen. Nur einer hatte sich ihnen angeboten, aber nur, wenn sie dafür während des Fluges seine Kabine mit ihm teilen würden. Lory und Charly hatten dankend abgelehnt. Für beide kam es nicht infrage, dass sie ihren Körper als Zahlungsmittel hergaben, und erst recht nicht für einen Mann, der ein Gesicht hatte wie ein Schwein und behaart war wie ein Gorilla. Allein bei dem Gedanken daran schüttelte es Lory erneut.

„So allein“, riss eine angenehm raue Stimme sie aus den Gedanken.

Lory wandte sich um und erblickte einen großen, gut aussehenden Mann mit kurzen schwarzen Haaren und silbergrauen Augen. Er wirkte so menschlich, dass sie wider besseren Wissens kurz hoffte, er würde von der Erde kommen, wie sie.

„Sie können mir ja Gesellschaft leisten“, gab sie keck zurück. Wer wusste, vielleicht konnte er ihr ja weiterhelfen. Würde nicht verkehrt sein, ein wenig mit ihm zu flirten, und immerhin war er der Erste, den sie auf diesem verdammten Planeten traf, der sie nicht durch sein Aussehen daran erinnerte, dass sie Lichtjahre von zu Hause entfernt war.

„Wie könnte ich eine solche Einladung ausschlagen“, sagte er mit seiner sexy rauen Stimme und setzte sich auf den Hocker neben sie. „Darf ich Euch zu einem Drink einladen?“

Lory drehte ihr leeres Cocktailglas zwischen den Fingern und zuckte mit den Schultern.

„Wie es der Zufall so will, ist mein Glas gerade leer, wie Sie sehen können.“

„Was darf ich Euch bestellen? Einen Sundown?“

„Ja, ich nehm noch so einen.“

Der Mann bestellte zwei Sundown und wandte sich erneut Lory zu. Seine silbrigen Augen musterten sie ruhig und ein sinnliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

„Mein Name ist Ellyod. Ellyod Allegrass.“

„Lory. Lory Andersson.“

„Was führt Euch hierher, Lory Andersson? Reist Ihr allein?“

„Ich … ähm, nein, ich habe meine Fre... meine Sklavin dabei. Wir warten darauf, dass wir eine Passage zu unserem Planeten bekommen. Bisher hatten wir noch keinen Erfolg damit. Ich fürchte, unser Planet liegt etwas abseits der Routen, die hier standardmäßig geflogen werden.“

„Und wo ist das genau, meine Liebe? Vielleicht kann ich Euch behilflich sein. Ich habe ein Schiff und ich bin im Moment frei. Ich kann Euch überall hinfliegen.“

„Ich habe keine Ahnung von den Koordinaten unseres Planeten. Wir kamen sozusagen aus Versehen hierher und ich weiß nur, dass es etwa eine Monatsreise von hier entfernt ist. Ich würde das Sonnensystem auf einer Sternkarte erkennen. Hoffe ich zumindest.“

„Es wäre mir eine Ehre, Euch zu Eurem Ziel zu bringen. Ich habe hier noch ein paar Tage zu tun und fliege frühestens in vier Tagen. Wäre das in Ordnung?“

„Das wäre wirklich sehr hilfreich. Ich danke Ihnen. Sie sind ein Geschenk des Himmels.“

Ellyod lachte.

„So hat mich noch niemand genannt.“ Er zwinkerte und Lory lächelte ihn an.

„Meine Begleitung und ich werden Ihr freundliches Angebot gern annehmen. Nennen Sie mir Ihren Preis, und ich werde veranlassen, dass Sie die Credits umgehend erhalten.“

„Nicht doch. Ich kann doch von einer Dame in Not keine Credits annehmen. Es ist mir eine Pflicht, Euch zu helfen. Und ich tue es wirklich gern. Es ist eine willkommene Abwechslung. Ihr tut mir sogar einen Gefallen damit. Aber jetzt muss ich mich leider verabschieden. Ich habe noch eine Verabredung. Wir sehen uns, Lory Andersson.“

„Ja. Und danke für das nette Angebot.“

„Keine Ursache. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht.“

Als der Mann die Bar verlassen hatte, stürzte Lory ihren Cocktail hinunter und wollte ihren ersten Drink bezahlen, doch die Bedienung informierte sie nur, dass Mr. Allegrass bereits alles bezahlt hatte. Schulterzuckend wandte Lory sich ab und verließ die Bar. Sie hatte Charly die frohe Botschaft zu verkünden. Die würde sich wundern. Lory konnte ihr Glück noch gar nicht fassen. Sie würden endlich hier wegkommen. Mit dieser Aussicht konnte sie sogar noch ein paar Tage hier im Spaceport genießen.

Kanavirius System, Xevus3

In den Straßen von Betzlawk

30. Tag des Monats Jakus im Jahr 7067 Federationszeit

„Verdammt!“, knurrte Kordan ungehalten. „Seit zwei Tagen irren wir hier rum und haben keinen Anhaltspunkt, wo die beiden Frauen sind.“

„Ich kann nicht glauben, dass niemand sie gesehen hat in all den Wochen“, erwiderte sein Cousin Amano ebenso frustriert.

„Lass uns hier noch einen Versuch starten, ehe wir für heute zurück zum Hotel gehen. Wir könnten uns hier einen Drink genehmigen und die Bedienung ein wenig ausfragen.“

„Ja, das klingt gut. Ich könnte einen Drink vertragen. Oder zwei.“ Amano klopfte Kordan auf die Schulter. „Komm! Worauf warten wir noch?“

Sie betraten das Trinkhaus und setzten sich an einen Tisch in der Nähe der Theke. Eine Bedienung kam mit einem Lappen an ihren Tisch und wischte halbherzig über die verklebte Tischplatte.

„Was kann ich euch bringen?“

„Bring uns zwei doppelte Schwarze und was zu essen.“

„Wir haben Taki vom Grill, Mosule mit Brot oder gebackene Shanika.“

„Ich nehm das Taki“, sagte Amano.

„Ich auch. Bring uns zwei Taki und auch etwas Brot dazu.“

„Kommt gleich“, sagte die Bedienung und verschwand.

Kurz darauf kam sie mit den Getränken zurück und stellte die Gläser vor Kordan und Amano auf den Tisch.

„Können wir dich etwas fragen? Wir bezahlen auch gut, wenn du uns weiterhelfen kannst“, machte Kordan den Vorstoß, ehe die Bedienung wieder verschwinden konnte.

„Frag!“

„Wir suchen zwei junge Frauen. Eine hat lange schwarze Haare und blaue Augen, die andere hat rote Locken und grüne Augen. Beide sind sehr hübsch, sehen aus wie Frauen meiner Rasse, nur vielleicht ein wenig kleiner. Sie kennen sich hier nicht besonders gut aus. Wir sind hier, um ihnen zu helfen.“

„Es waren zwei Frauen hier, auf die deine Beschreibung passen könnte. Ist zwei oder drei Wochen her. Sie hatten eine goldene Tik-Karte und wussten nicht damit umzugehen. Außerdem wollten sie, dass ich ihnen helfe, eine ID zu fälschen. Ich hab sie zu einem Freund geführt, der so etwas macht. Danach hab ich sie nicht mehr gesehen. Ich weiß nur, dass sie zum Spaceport wollten.“

Amano stieß einen Pfiff aus.

„Eine golden Tik-Karte. Frag mich, wie sie an die gekommen sind.“

Die Bedienung zuckte mit den Schultern.

„Interessiert mich nicht. Ich hab gut für meine Hilfe bezahlt bekommen. Tausend Credits gaben sie mir.“

„Wir bezahlen dich ebenso gut“, sagte Kordan und zückte seinen Geldbeutel. Er zählte tausend Credits auf den Tisch, die schnell in der Rocktasche der Bedienung verschwanden.

„Ich bringe euch euer Essen“, sagte sie und verschwand.

„Was sagst du?“, wollte Amano wissen und schaute Kordan an.

„Ich sage, sie sind es. Deswegen haben wir sie hier nirgendwo gefunden. Sie sind im Spaceport, am letzten Ort, wo ich gesucht hätte. Die beiden Weiber sind cleverer, als ich gedacht hätte. Goldene Tik-Karte. Alle Achtung. Damit leben die sicher in Luxus und ich hab mir Sorgen gemacht, dass sie am Verhungern sind.“

Amano lachte.

„Aber ich bin erleichtert. Besser sie leben im Luxus, als dass sie hier irgendwo tot in einem Hinterhof liegen.“

„Ja, du hast recht. Ich bin auch froh. Ich hoffe nur, dass sie Xevus3 noch nicht verlassen haben, sonst wird es kompliziert für uns.“

***

„Ich kann es nicht glauben, dass wir morgen früh diesen verdammten Planeten verlassen“, sagte Lory und schaute aus dem Fenster.

„Ich auch nicht“, stimmte Charly zu. „Ich weiß gar nicht, was ich als Erstes mache, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich hoffe nur, ich hab meine Wohnung noch und alles. Wie lange waren wir jetzt weg?“

„Über zwei Monate und ehe wir da sind noch ein Monat, also sind wir mehr als ein Vierteljahr weg gewesen. Ich hab auch keine Ahnung, wie wir das jemandem erklären sollen. Was mit meiner Wohnung und meinen Sachen passiert ist, meinem Job, keine Ahnung. Wir werden sehen. Irgendeine Geschichte werden wir uns während der Rückreise schon einfallen lassen.“

Es hämmerte an der Tür. Lory und Charly schauten sich an und zuckten mit den Schultern.

„Ich geh nachsehen“, meinte Charly und ging zur Tür, um durch den Sucher zu gucken.

„Da stehen zwei riesige Typen vor der Tür. Beide groß und breit wie Schränke und der eine von ihnen hat den eiskalten Blick eines Killers. Ich glaub nicht, dass das nette Kerle sind. Was machen wir?“, flüsterte Charly.

Lory ging ebenfalls zur Tür und schaute durch den Sucher. Die beiden sahen wirklich aus wie geborene Mafiosi, wenn man davon absah, dass der eine blond war.

„Wer ist da?“, fragte Lory.

„Wir müssen mit euch reden. Wir sind gekommen, euch zu holen.“

„Zu holen? Wir fliegen doch erst morgen früh. Gehört ihr zur Crew?“

„Ja. Wir gehören zur Crew“, bestätigte der Mann vor der Tür.

„Und das soll ich dir glauben, Wichser“, murmelte Lory. „Diese Typen gehören nicht zu Ellyod, darauf verwette ich mein Rückfahrtticket. Geh und versteck dich irgendwo. Falls ich mit ihnen nicht fertig werde, bleib in deinem Versteck bis morgen früh. Wenigstens eine von uns muss es zurück zur Erde schaffen.“

„Aber ich kann dich doch nicht in Stich lassen“, widersprach Charly.

„Baby, diese beiden dort sind wahrscheinlich gefährlich. Du hast mir deine Story erzählt, du willst sicher nicht, dass dir noch einmal so etwas Schlimmes passiert. Ich bin hart. Entweder kill ich die Typen oder ich geh drauf. Das ist mein Job. Aber du wirst das nicht durchstehen. Glaub mir. Niemand will, dass du hier die Heldin spielst, also geh und verstecke dich gut. Los!“

Charly umarmte sie kurz und fest, dann lief sie ins Schlafzimmer, um sich zu verstecken. Lory ging langsam zurück in den Wohnraum, wo es eine kleine offene Küche gab. Sie steckte sich drei Messer in ihren Gürtel und hielt eines in der Hand, bereit für den Kampf. Denn sie war sicher, dass es einen geben würde.

„Ich will aber nicht mit euch reden“, rief sie den Männern vor der Tür zu. „Verschwindet!“

„Wir sind geschickt worden, euch zu holen“, rief der andere der Männer.

„Ja, das glaube ich euch gern. Von diesen Sklavenhändlern, möchte ich wetten“, murmelte sie. Laut sagte sie: „Das ist mir scheißegal, ob ihr geschickt worden seid, ich werde nirgendwo mit euch hingehen!“

„Wir wollen euch helfen.“

„Ja, und mein Onkel ist der Kaiser von China“, rief sie mit spöttischer Stimme. „Verpisst euch oder ihr werdet es bitter bereuen. Ich kill euch, wenn ihr hier reinkommt!“

„Mach die Tür auf. Wir wollen nur reden. Mach auf!“

Lory reagierte nicht. Es dauerte nicht lange und sie hörte einen lauten Rums und die Tür flog in den Raum. Die beiden Kerle stürzten in die Suite. Lory warf das erste Messer, doch der Blonde, auf den sie gezielt hatte, wich geschickt aus, sodass der Versuch ins Leere ging.

„Hey! Sachte, Kleine“, knurrte er. „Lass uns doch wie vernünftige Leute miteinander reden, okay?“

„Du kannst mich mal, Wichser! Nimm dass!“, sagte sie und warf zwei weitere Messer. Obwohl die beiden Kerle jetzt vorgewarnt waren, erwischte sie den Mann mit den langen schwarzen Haaren am Oberarm. Die Klinge streifte nur seinen Trizeps, doch er fluchte laut und sie bereute es, dass sie nicht besser getroffen hatte. Jetzt hatte sie nur noch ein Messer, mit dem sie sich verteidigen konnte.

„Geh und such nach der anderen“, sagte der Blonde zu seinem Kumpanen und der Schwarzhaarige verschwand in einem der Zimmer.

Lory hoffte, dass Charly sich gut versteckt hatte.

„Komm mir nicht zu nahe“, warnte Lory und nahm ihre Kampfposition ein.

Der Blonde musterte sie aus seinen eisblauen Augen. Seine Gesichtszüge verrieten nichts über seine Gedanken oder Absichten. Das war schlecht, denn normalerweise gaben ihre Gegner, wenn auch oft kaum merklich, ihre Absichten durch kleine Veränderungen in der Mimik preis. Dieser Mann hingegen war unmöglich zu lesen. Dennoch ließ sie sich nicht beirren, als sie sich vorsichtig umkreisten. Sie wusste, dass die Art, wie sie die Klinge hielt, und ihre Körperhaltung ihm deutlich verriet, dass sie in der Kampfkunst geschult war, doch das spielte jetzt ohnehin keine Rolle. Sie hatte ihren Überraschungsmoment längst verpasst. Jetzt hieß es nur noch kämpfen auf Leben und Tod.

Der Blonde machte einen ersten Vorstoß, doch Lory war hoch konzentriert und holte mit der Klinge aus, sodass er zurückspringen musste, um dem Messer auszuweichen. Trotzdem erwischte sie ihn und schlitzte sein Shirt quer über der breiten Brust auf. Blut zeigte ihr an, dass sie ihn verletzt hatte, doch es war nur ein Kratzer, den er wahrscheinlich nicht einmal bemerkte.

Obwohl sie ihn höchstwahrscheinlich beeindruckt hatte, gab seine Miene noch immer nichts preis. Sie fluchte leise. Irgendwie erinnerte er sie an jemanden, wenngleich ihr im Moment nicht einfiel, an wen. Ohne irgendein warnendes Anzeichen trat der Blonde ihr mit einem geübten Sprung das Messer aus der Hand. Sie drehte sich, wodurch sie seinem Griff entkam, und versetzte ihm ihrerseits einen Tritt vor den Brustkorb, dann landete sie auf den Händen und machte einen Flickflack, um sich erneut etwas Raum zu verschaffen und sich neu zu sortieren. Jetzt fiel ihr ein, an wen er sie erinnerte und sie musste fast lachen. Er sah ein wenig aus wie der böse blonde Russe aus diesem alten Box Film. Wie hieß der Film noch gleich? Rocky oder so.

Der Blonde griff erneut an und sie tauschten ein paar Schläge und Tritte aus. Zu ihrer Genugtuung hörte sie Knochen splittern, als sie ihn hart an der Nase traf, und Blut spritzte. Dafür kassierte sie einen Schlag gegen ihr Kinn und sie schmeckte Blut. Sie registrierte, dass der Typ seine Kraft unterdrückte, denn bei seinen Körpermaßen hätte er ihr locker den Kiefer brechen können. Sie fragte sich, warum er sich so zurückhielt.

Ein Schrei aus dem Schlafzimmer lenkte sie ab und deshalb sah sie den nächsten Schlag nicht kommen.

Charly, ging es ihr durch den Kopf. Der Scheißkerl muss sie gefunden haben.

***

Kordan fluchte innerlich. Das lief alles nicht so, wie er es geplant hatte. Er war hier, um zwei schwache Frauen aus der Not zu retten und nun sah es so aus, als wenn sie gar nicht gerettet werden wollten, und schwach waren sie auch nicht. Zumindest nicht diese Schwarzhaarige, die ihm gerade die Nase gebrochen hatte. Er war mit der Situation vollkommen überfordert. Wie sollte er sie ruhigstellen, ohne sie zu sehr zu verletzen? Er hatte Angst, zu hart zu schlagen. Doch irgendwas musste er tun. Das Weib kämpfte wie eine ausgebildete Kriegerin. So etwas war ihm neu. Carthianische Frauen benahmen sich nicht so.

Gerade hatte er zu einem Schlag angesetzt, als ein Schrei ertönte, der seine hübsche Gegnerin kurz ablenkte. Anstatt wie zuvor seinem Schlag auszuweichen oder ihn abzuwehren, drehte sie sich auch noch so, dass er sie mit mehr Wucht als geplant an der Schläfe erwischte. Zu seiner Bestürzung taumelte sie und stürzte mitten auf den Glastisch. Sie landete in einem Haufen Scherben und Kordan stieß einen markerschütternden Schrei aus, als er die große Scherbe sah, die sich von hinten durch ihren Rücken gebohrt hatte und am Bauch wieder austrat. Blut spritzte und er fiel neben ihr auf die Knie.

„Nein! Verdammte Scheiße!“, fluchte er verzweifelt. „Bitte nicht! Halte durch, Mädchen.“

Er hob sie vorsichtig aus dem Scherbenhaufen, nicht darauf achtend, wie er sich selbst dabei unzählige Schnittwunden zuzog, und legte die verwundete Frau auf das Sofa, als Amano mit einer kreischenden Rothaarigen in das Zimmer platzte.

„Nein! Lass mich los“, schrie der Rotschopf. Sie brüllte und fluchte, bis sie plötzlich verstummte. Sie starrte vor Grauen auf ihre verletzte Freundin. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von Entsetzen zu schierer Wut und sie fing erneut an zu toben.

„Du Bastard! Was hast du mit ihr gemacht? Schwein! Hurensohn! Du verficktes Arschloch! Ich mach dich platt, wenn ich dich kriege. Das wirst du mir büßen!“

Sie verstummte endgültig, als Amano ihr einen gezielten Schlag auf den Kopf verpasste, und sie bewusstlos in seinen Armen zusammensackte.

„Sorry, Kleines“, entschuldigte sich Amano unbehaglich. „Aber es ist besser, wenn du jetzt eine Weile schläfst.“

Amano ließ sie in einen Sessel sinken und eilte an Kordans Seite, der sein Shirt zu Streifen zerriss und damit begann, einen vorläufigen Verband anzulegen.

„Was ist passiert?“, wollte Amano wissen.

„Sie fiel in den verdammten Tisch“, knurrte Kordan. „Verdammt! Ich wollte doch nicht, dass ...“

„Ich weiß. Es war ein Unfall. Wir müssen sie schleunigst zum Schiff bringen. In der Medizineinheit wird sie wieder gesund. Bist du so weit?“

Kordan nickte. Er erhob sich und nahm das Mädchen auf seine Arme. Amano hob das andere Mädchen aus dem Sessel, bevor sie die Suite verließen.

Fighting Lory

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