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[15] Schritt 1:
Motivation und Selbstverpflichtung


[16] Reflexion: Automatisches Schreiben zur Motivation

Schreiben Sie fünf Minuten lang zu folgender Frage: Warum will ich einen Schreibzeitplan erstellen?

Schreiben Sie ohne lange zu überlegen oder zu planen. Setzen Sie wenn möglich während dieser fünf Minuten den Stift nicht ab bzw. nehmen Sie Ihre Finger nicht von der Tastatur. Schreiben Sie auf, was Ihnen in diesem Moment in den Sinn kommt, ohne das Geschriebene zu beurteilen oder zu löschen. Anders gesagt: Transkribieren Sie, was Ihnen zu der Frage in den Sinn kommt. Egal, ob es sich um unvollständige Sätze handelt oder Ihre Gedanken nicht immer Sinn machen, schreiben Sie. Schreiben Sie kontinuierlich, und falls Ihnen nichts einfällt, schreiben Sie, dass Ihnen nichts einfällt. Sie müssen nicht schnell schreiben, sondern lediglich den Stift oder die Finger in Bewegung halten. Sind die fünf Minuten verstrichen, lesen Sie Ihren Text und markieren die Wörter und Sätze, die Ihnen wichtig erscheinen. Womöglich werden Sie überrascht sein, was Sie geschrieben haben. Im Idealfall gibt Ihnen das Resultat dieser Übung Auskunft darüber, was Sie dazu motiviert, einen Schreibzeitplan zu erstellen.

Motivation

Die Motivation zu kennen, weshalb man sich der Arbeit annimmt, einen Schreibzeitplan zu erstellen, und sich den Herausforderungen stellt, wird sich als wichtiger Anker erweisen – besonders in schwierigen Phasen. Vergegenwärtigen Sie sich zu Beginn und immer wieder während des Prozesses Ihre Motivation. Vielleicht verändert sie sich im Laufe der Zeit oder Sie entdecken, dass sie grundlegender ist, als Sie bisher annahmen. Überprüfen Sie Ihre Motivation nicht dann und wann, könnte es sein, dass Sie sie vergessen und in schwierigen Zeiten nicht mehr reaktivieren können. Sie könnten den Mut verlieren und den Schreibzeitplan aufgeben. Das Gegenteil ist das Ziel.

Welche Motivation könnte dahinter stecken, dass Sie einen Schreibzeitplan in Angriff nehmen? Absolvieren Sie ein Studium, ist Schreiben abhängig vom Fachbereich ein wichtiger Teil Ihrer Ausbildung. Es mag Ihnen so Vorkommen, als müssten Sie schreiben. [17] Das Ganze lässt sich aber auch von einer anderen Seite betrachten: Sie haben das Studium höchst wahrscheinlich aus eigenen Stücken begonnen und wollen sich Wissen und Kompetenzen aneignen. Schreiben bildet sowohl eine der Schlüsselkompetenzen des wissenschaftlichen Arbeitens, auf das Sie durch das Studium vorbereitet werden, als auch vieler Berufe (Frank/Haacke/Lahm 2007; Nünning 2008; Kruse 2010). Damit Sie sich Schreibkompetenzen aneignen können, ist es notwendig, dass Sie das wissenschaftliche Schreiben immer wieder üben. Ihre Motivation, einen Schreibzeitplan zu erstellen, hängt mit Ihrem Wunsch zusammen, sich als wissenschaftlich Schreibende oder Schreibender zu verbessern. Weil Sie dabei effizient Vorgehen möchten, ohne Ihre Freizeit dafür zu opfern, streben Sie eine gute Zeitplanung an.

Vielleicht stehen Sie mitten in einer Abschluss- oder Qualifikationsarbeit, sei das Ihre Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit. Sie sind mit Ihrer Arbeitsweise oder dem Arbeitsfortschritt unzufrieden und möchten daran etwas ändern. Ihre Motivation besteht darin, diese Unzufriedenheit in Zufriedenheit mit Ihrem Schreiben umzuwandeln. Es kann sein, dass Sie andere Schreibende kennen, die mit ihrem Arbeitsrhythmus zufrieden sind und genügend Zeit für andere Verpflichtungen haben. Es motiviert Sie zu sehen, dass sie es geschafft haben, und streben nach einer ähnlich geordneten Schreibsituation. Ähnlich ging es Katrin und Samuel (siehe Schritt 2), die durch andere inspiriert wurden und ihren eigenen Schreibzeitplan in Angriff nahmen.

Eine dritte Motivation könnte darin bestehen, dass Sie unterschiedliche Verpflichtungen unter einen Hut bringen müssen. Während Sie die meisten davon planen, tun Sie das fürs Schreiben noch nicht. Damit das Schreiben nicht vergessen geht, wollen Sie nun einen Zeitplan ausarbeiten. So ging es Andreas, der plante, während eines Jahres die Rohfassung seiner Qualifikationsarbeit zu entwerfen. Seine Anstellung und seine Familie mit zwei Kindern gaben ihm bereits einiges an zeitlicher Planung vor. Dies war unter anderem Grund dafür, dass er fürs Schreiben einen Plan anfertigen wollte.

Es gibt bestimmt noch andere Gründe, weshalb man sich einen Schreibzeitplan wünscht. Vergegenwärtigen Sie sich, welche Gründe das in Ihrem Fall sind und klären Sie Ihre Motivation. Dabei ist wichtig, dass die Motivation von Ihnen selbst kommt. Äußerer Druck, zum Beispiel durch die Umstände oder einen Auftraggeber, mag in manchen Fällen helfen, disziplinierter zu arbeiten. Aber wenn Sie für sich selbst nicht entscheiden können, ob und weshalb Sie einen Schreibzeitplan benötigen, werden Sie [18] wahrscheinlich die Motivation nicht lange aufrechterhalten. Der Schreibzeitplan stellt ein Mittel dar, das Sie am besten freiwillig und aus eigener Motivation wählen.

Selbstverpflichtung

Falls Sie motiviert sind, Ihren persönlichen Schreibzeitplan zu finden, schlage ich vor, dass Sie sich dazu verpflichten. Sie übernehmen die Verantwortung für den Aufbau und die Aufrechterhaltung Ihres Schreibzeitplans. Sie verpflichten sich selbst, eine neue und zu Beginn fordernde Gewohnheit aufzubauen: nach Plan regelmäßig zu schreiben.

Diese Selbstverpflichtung können Sie auf verschiedene Arten zu einem gewissen Grad verbindlich machen. Grundlegende Voraussetzung ist, dass Sie sich selbst gegenüber verpflichten. Sie können diese Selbstverpflichtung beispielsweise in Ihrem eigens dafür reservierten Notizheft oder in Ihrer Computerdatei schriftlich festhalten. Es kann aber auch hilfreich sein, anderen Personen davon zu erzählen. Während die Motivation noch immer von Ihnen kommt, schadet es nicht, wenn Sie von Ihren Freundinnen und Kommilitonlnnen hin und wieder auf Ihren Schreibzeitplan angesprochen werden. Es geht zwar nicht darum, es anderen Recht machen zu wollen. Wenn Sie jedoch merken, dass sich andere für Ihre Arbeitsweise interessieren, kann Sie das zusätzlich motivieren. Zudem geben Ihnen Nachfragen wiederholt Anlass, Ihr Vorhaben zu reflektieren.

Sie können noch einen Schritt weitergehen, indem Sie mit anderen Schreibenden eine Gruppe bilden, in der der Schreibzeitplan das einzige Thema bildet (dazu mehr in Schritt 6). Zu beobachten, wie andere ihren Schreibzeitplan verwirklichen und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben, kann alle in der Gruppe in ihren Bestrebungen unterstützen.

[19] Zum Weiterlesen über …

Automatisches Schreiben

■ Elbow, Peter (1998): Writing with Power. Techniques for Mastering the Writing Process. New York/Oxford: Oxford University Press. (Kap. 1.2)

■ Scheuermann, Ulrike (2016): Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lemwerkzeug nutzen und vermitteln. (UTB 3687). Opladen/Toronto: Verlag Barbara Budrich.

■ Wolfsberger, Judith (2010): Frei geschrieben. Mut, Freiheit & Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten. (UTB 3218). Wien: Böhlau Verlag. (S. 141–142)

Schreiben als Schlüsselkompetenz

■ Frank, Andrea; Haacke, Stefanie; Lahm, Swantje (2007): Schlüsselkompetenzen: Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler.

■ Kruse, Otto (2010): Lesen und Schreiben. Der richtige Umgang mit Texten im Studium. (UTB 3355). Konstanz: UVK.

■ Nünning, Vera (Hrsg.) (2008): Schlüsselkompetenzen: Qualifikationen für Studium und Beruf. Stuttgart/Weimar: Verlag J.B. Metzler.

Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende

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