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01 Wie Sie Menschen mit der Stimme berühren

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Ich war gerade 17, als ich die Gelegenheit hatte, bei einem Mittagessen neben einem bekannten Musiker zu sitzen. Obwohl ich mich dermaßen über die Gelegenheit freute, bekam ich meinen Mund nicht auf. Klar war der Musiker von der Studioarbeit müde und von sich aus auch nicht gerade gesprächig. Trotzdem wäre es mein Anspruch gewesen, wenigstens ein paar Sätze auszutauschen, um selber dieses Gefühl genießen zu können. Aber es klappte einfach nicht. Ich hatte die Gelegenheit verpasst.

Bestimmt kennen Sie das: Sie möchten eigentlich gerne eine Brücke zu anderen bauen. Da ist jemand Interessantes, und Sie würden ihn oder sie gerne ansprechen, aber der Versuch missglückt. Da sitzt ein für Sie wichtiges Publikum vor Ihnen, aber Sie dringen nicht zu ihm durch. Sie bringen sich in eine Gruppenbesprechung ein, aber man hört mehr auf andere Beiträge als auf Ihren. Sie möchten durch ein persönliches Gespräch ein Problem aufarbeiten, aber Sie entfernen sich nur noch mehr von Ihrem Gegenüber.

Es gibt eine gute Nachricht: Wir können in all diesen Feldern große Schritte auf andere zu machen. Wir müssen nur wissen, wie. Sind Sie als Persönlichkeit für das Abenteuer bereit, Menschen zu erreichen und zu berühren? Dann kann Ihnen dieses Buch das entscheidende Handwerkszeug an die Hand geben, Ihr Ziel zu erreichen.

Von der Professorin bis zum Bauhandwerker, vom Oberstufenschüler bis zur Unternehmerin, vom Vorstandsvorsitzenden bis zur Popsängerin, vom Starfriseur bis zum Rechtsanwalt, von der Oma bis zum Kind: Ich habe in 25 Jahren Einzel- und Gruppentraining mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten immer wieder dieselbe Erfahrung gemacht: Hinter unseren verschiedenen Rollen und Stellungen in der Gesellschaft sind wir alle auf dieselben Mittel zurückgeworfen, uns verständlich zu machen: Unsere Stimme, unsere Körpersprache und unser Talent, mit Worten umzugehen.

Diese drei Faktoren wirken immer zusammen: Zunächst nehmen Sie als ganzer Mensch eine bestimmte Haltung ein. Diese drücken wir – meist unbewusst – durch unsere Körpersprache aus. Sie ist durchaus zu vergleichen mit Signalen, die auch Tiere aussenden, wenn sie zum Beispiel entweder ruhen, neugierig und erwartungsfroh sind, oder aber fliehen oder angreifen wollen.

Weiter haben wir bestimmte Anliegen im Kopf, die wir mit Worten kommunizieren wollen. Dabei gehen wir mal zielführend und effektiv vor, und mal bewirken wir nichts oder das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollten. Heutzutage steht uns Menschen auch der schriftliche Austausch zur Verfügung. Aber der ursprüngliche Weg von Mensch zu Mensch läuft über die Stimme. Sie ist unser mächtigstes Instrument, Menschen zu erreichen und eine Wirkung zu erzielen.

Unsere Stimme vermittelt unseren Zuhörern viel mehr als Worte. Genau wie bei der Körpersprache zeigen wir über den Stimmklang auch unsere Haltung zum Gegenüber, zum Gegenstand, über den wir reden, und zu uns selbst. Fühlen wir uns wohl oder stört uns irgendetwas? Die Zuhörenden werden es an unserem Stimmklang erkennen. Finden wir unser Redethema spannend oder langweilig? Unsere Satzmelodie wird es verkünden. Wollen wir auf unser Publikum oder unsere Gesprächspartner zugehen oder würden wir am liebsten im Erdboden versinken? Der Klang unserer Stimme wird es nicht verhehlen können.

Das Erstaunliche ist: viele haben noch nie darüber nachgedacht, dass auch ihre Stimme etwas damit zu tun haben könnte, ob und wie sie bei anderen mit ihren Anliegen landen können oder nicht. Für viele läuft dieser Bereich völlig unbewusst ab. Dabei sind wir selbst ständig der Wirkung anderer Stimmen ausgesetzt: Wir erkennen die Unfreundlichkeit des mürrischen Nachbarn sofort an seiner Stimme. Firmen geben Millionen dafür aus, uns durch verführerisch gesprochene Werbetexte zum Kauf ihrer Produkte zu verleiten. Wenn uns Menschen nicht mehr gut gesonnen sind, erkennen wir das zuerst an ihrem Stimmklang, selbst wenn sie wörtlich noch die selben alltäglichen Worte verwenden wie in guten Zeiten. Wird aus einer Bekanntschaft eine romantische Liebe, so erkennen wir das am zarten Schmelz, der sich plötzlich über die zuvor neutralen Stimmen legt.

Dieses Buch lädt Sie dazu ein, Ihre Haltung gegenüber anderen Menschen zu reflektieren und sich bewusster zu positionieren. Wenn Sie erkannt haben, was Sie eigentlich erreichen wollen, wird sich das in Ihrer Körpersprache, Ihrer Wortwahl und dem Klang Ihrer Stimme manifestieren. Sie senden schon jetzt Tag für Tag Signale in die Welt hinaus, die von anderen gelesen und interpretiert werden. Es ist ein spannender Prozess, sich dieser Signale bewusst zu werden und sie aktiv einzusetzen. Sie können dabei eine ganz neue Welt entdecken, die Sie nie wieder loslassen wird.

Stellen Sie sich Ihren Körper und Ihre Stimme wie ein Instrument vor, auf dem Sie spielen, wenn Sie ein Gespräch führen, sich in einer Gruppe zu Wort melden, eine Ansage machen oder in ein Mikrofon sprechen. Wie gut beherrschen Sie dieses Instrument? Finden Sie mit Mühe und Not ein paar Tasten, um stümperhaft ein „Alle meine Entchen“ zusammenzubringen? Oder schaffen Sie den Flohwalzer, den alle Welt auch spielt? Wo auch immer Sie jetzt gerade stehen: Dieses Buch will Ihnen Lust machen, sich zum Konzertpianisten oder zur Sologeigerin auf der Stimme weiterzuentwickeln. Für die einen wird dieser Weg länger sein und über zusätzliches Coaching laufen. Für andere geht es schneller und autodidaktisch. Aber in jedem Fall können Sie heute loslegen, mit Ihrer Stimme und Rhetorik einen Unterschied zu machen.

Denn wenn Sie bei anderen landen und Ihre Stimme unter die Haut geht, wird sich etwas verändern. Menschen fühlen sich angesprochen und gemeint. Sie wollen hinhören, weil Sie ihnen auf mehreren Ebenen eine Brücke bauen. Zu Ihren Gefühlen und Visionen, zu Ihren Zielen und Ihrer Aufmerksamkeit. Manchmal werden Sie auch durch Schweigen eine Wirkung erzielen. Indem Sie Menschen nahe sind, ohne Sie „zuzutexten“. Denn Sie sind sich Ihrer Worte und Ihrer Wirkung bewusst geworden und setzen sie nur dort ein, wo sie angebracht sind. Sie brauchen dann keine Ähms und keine Ausflüchte, keine Phrasen und keine Selbst-Entschuldigungen mehr und Sie langweilen Menschen nicht mehr mit Dingen, die für sie irrelevant sind. Sie entdecken Ihre eigenen Worte als einen Schatz, der für die Zuhörenden wertvoll werden kann. Denn Ihre Körpersprache, Ihre Wortwahl und Ihr Stimmklang strahlen eine Klarheit und Direktheit aus, die die Zuhörenden erreicht. Alles andere lassen Sie weg.

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