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02 Wie Sie Ihren Stimmklang durch Vorstellungen beleben

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Viele unschöne Aspekte unseres Stimmklangs und unserer Wortbeiträge entstehen durch Hemmungen. Wir trauen uns nicht, das, was wir gerade fühlen und denken, auszusprechen. So verbiegen wir uns, geraten ins Stocken und üben Druck auf die Stimme aus. Heraus kommt ein zwar unserer Kontrolle unterworfener Wortbeitrag, aber er hat seinen Reiz und seine Schönheit verloren. In diesem Kapitel lernen Sie, Ihre Gefühlswelt wieder konstruktiv in Ihr Sprechen zu integrieren und pointiert auszusprechen, was Sie wirklich meinen.

Gehen Sie doch mal alleine in der Natur spazieren und sprechen Sie ungefiltert aus, was Sie sehen: Ein Baum, den der Wind bewegt. Ein farbenfroher Schmetterling. Eine kahle Felswand. Eine bunte Blumenwiese. Eine breite Brücke. Eine neugierige Hummel usw. Nutzen Sie auch einsame Autofahrten dazu, einfach auszusprechen, was sie in der Landschaft sehen. Nehmen Sie sich dann Zeit, den Dreischritt – Objekt wahrnehmen, Atem spüren, Beschreibung aussprechen – zu gehen. Wenn Sie zum Beispiel einen Kirchturm in der Landschaft sehen, atmen Sie einmal bewusst aus und wieder ein und sprechen dann das Wort „Kirchturm” mit dem zweiten Atembogen und hören sich dabei zu. „Kirchturm”… wie hört sich dabei Ihre Stimme für Sie an?

Und jetzt stellen Sie sich diese Abfolge für abstrakte Aussagen vor: Sie wollen in einer Besprechung melden, dass die Vorräte im Lager aufgebraucht sind. Stellen Sie sich das Bild von leeren Regalen vor, atmen Sie aus und wieder ein und lassen Sie dieses Bild mit Ihrer Stimme zu Klang werden: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht.” So einfach ist der Ablauf in der Regel aber nicht. Unsere Gesprächspartner, die Gruppe, das Publikum beeinflussen uns. Was werden sie sagen, wen werden sie beschuldigen, welche Konsequenzen werden sich aus Ihrem Wortbeitrag ergeben? Vielleicht sprechen Sie leiser als angebracht, weil Sie kritische Reaktionen befürchten? Vielleicht kommen Sie patzig und vorwurfsvoll rüber? Ihr Blick auf die Sache, die Sie mitteilen wollen, wird durch Gefühle getrübt, die erst mal nichts mit der Beschreibung der Sache zu tun haben. Vielleicht fühlen Sie sich nicht gut mit sich selbst und mit den Leuten in der Gruppe? Das wird ihre Stimme verbiegen. Ablehnung bestimmt dann den Klang Ihrer Stimme, Ihre Körpersprache und zum Teil auch die Reaktion der Zuhörenden.

Der Weg zu einer kraftvollen Stimme führt auf die lange Sicht auch zu einer besseren Beherrschung solcher Gruppensituationen. Allerdings gehen wir an dieser Stelle schon mal eine Abkürzung: Auch ohne die vielfältigen menschlichen Aspekte zu durchdenken, die für Vorträge, Gesprächsbeiträge in Gruppen oder anspruchsvolle Einzelgespräche relevant sind, können Sie mit einer einfachen Regel Ihre Redebeiträge kraftvoller machen: Stellen Sie sich bildlich vor, was Sie gleich sagen wollen, atmen Sie ruhig aus und wieder ein und machen Sie Körper und Stimme so zu einem Vehikel für dieses Bild. Mehr nicht. Auf diese Weise färbt sich Ihre Stimme so, als stünden Sie direkt vor der Sache, also im Beispiel von eben vor den leeren Regalen. Dort sind Ihre Gedanken erst mal sicher verankert. Sie verharren mit Ihrer Vorstellung beim Redegegenstand. Von diesem sind Sie entweder überzeugt, fasziniert, erschreckt, angetan oder aufgewühlt. Lassen Sie diesen Blickwinkel auf Ihre Stimme wirken. Er wird ihr automatisch einen der Sache angemessenen Klang verleihen.

Auf diese Weise führen Sie Ihre Vorstellung während Ihrer Redebeiträge konsequent von Bild zu Bild. Jedes einzelne Bild färbt in seiner Einzigartigkeit Ihre Stimme mit einer anderen Klangfarbe. Wenn Sie zum Beispiel nach den leeren Regalen auch von verärgerten Kunden berichten wollen, lassen Sie diesen Ärger kurz auf Ihre Stimme wirken, ohne daraus einen Vorwurf an die Zuhörenden zu machen. Das klingt dann zum Beispiel so: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Manche Kunden sind richtig verärgert.” Als drittes haben Sie dann zum Glück noch eine gute Botschaft, die die Schönheit Ihrer Stimme herauslocken könnte: „Aber morgen kommt zum Glück die nächste Lieferung.” Im Dreischritt mit verschiedenen Farben klingt das dann so: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Manche Kunden sind richtig verärgert. Aber morgen kommt zum Glück die nächste Lieferung.”

Versuchen Sie nun, diese drei verschiedenen Mitteilungen bildlich vor Ihrem inneren Auge abzuspulen. In Ihrer Vorstellung stehen Sie zunächst überrascht vor leeren Regalen, dann wären Sie selbst im Rollenspiel ein verärgerter Kunde, bevor Sie mit der positiven Nachricht etwas kindlich Erfreutes in sich aufblitzen lassen können. Sie stehen also in der Vorstellung vor den Regalen und sagen dort: Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Danach sagen Sie, als wären Sie selbst ein Kunde: Manche Kunden sind richtig verärgert. Und jetzt stellen Sie sich gedanklich wie ein unbeschwertes Kind auf eine Blumenwiese und sagen: Aber morgen kommt zum Glück die nächste Lieferung.

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