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Auf dem Weg ins Büro reizte Elisabeth das Tempolimit auf dem San Diego Freeway über das Erlaubte aus. Angespannt beobachtete sie den nachfolgenden Verkehr, konnte aber keine Verfolger oder sich auffällig verhaltende Verkehrsteilnehmer ausmachen. Bei der Geschwindigkeit hätten potentielle Jäger es ohnehin sehr schwer gehabt. Mueller schien sich sichtbar unwohl zu fühlen. Er rutschte immer wieder auf dem Beifahrersitz hin und her. Je weiter sie sich vom Tatort entfernten, desto ruhiger wurde sie. Ohne, dass einer von beiden ein Wort gesprochen hatte, kamen sie am Büro an. Sie stellte ihren Wagen auf ihrem Parkplatz ab. Danach betraten sie zusammen das Hauptgebäude und einen der Fahrstühle, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Sie führte Mueller in ihr Büro und bot ihm einen Stuhl an. Sie selbst nahm in einem bequem aussehenden schwarzen Bürostuhl Platz, der zwischen dem großen, braunen Schreibtisch und dem Fenster positioniert war. Normalerweise würde sie jetzt zunächst ihre ungelesenen E-Mails und in ihrem Kalender den heutigen Tagesplan durchgehen. Daran war im Moment allerdings nicht zu denken.

Was mache ich jetzt? Wo fange ich an?

Unauffällig warf sie einen Blick in Richtung Mueller, der sich sehr ausgiebig im Raum umsah, ohne das leiseste Geräusch von sich zu geben. Er betrachtete die Aktenschränke, die sich links und rechts an den Wänden befanden, bevor er die Fensterfront musterte, aus der man einen großartigen Blick auf die Umgebung hatte.

Scheint nicht sehr gesprächig zu sein.

Langsam spürte sie, wie sich Müdigkeit in ihrem Körper ausbreitete. Daher beschloss sie, sich am nächstgelegenen Automaten einen Kaffee zu holen. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und schlenderte in Richtung Tür. Auf halbem Weg hielt sie inne und wandte sich an Mueller, der sie nicht zu beachten schien.

„Möchten Sie einen Kaffee?“

Scheinbar war er in Gedanken versunken, denn er schreckte kurz auf, um nach kurzer Verwirrung eifrig den Kopf zu schütteln.

Dann eben nicht.

Sie verließ das Büro und ging in die nahegelegene Küchenecke. Außer ihr ließ sich niemand im Gang blicken, was ihr aktuell ganz recht war. Sie ließ sich vom Automaten einen Kaffee einschenken und ging zurück in ihr Büro. Mueller saß nach wie vor wortlos auf seinem Platz. Sie setzte sich wieder hinter den Schreibtisch und musterte ihn erneut.

Ob ich ihn nervös mache?

Sie wollte gerade das Schweigen brechen, als es an der Tür klopfte und Wilkinson eintrat.

„Haben Sie hier in der Nähe eine Art Konferenzraum, in dem wir die Lage besprechen können?“

„Ja, direkt nebenan.“

Elisabeth erhob sich von ihrem Platz und gab den Agenten wortlos zu verstehen, dass sie ihr folgen sollten. Sie bog im Gang links ab und öffnete die zweite Tür auf der linken Seite. Zu dritt betraten sie den Konferenzraum, der durch eine große Fensterfront sehr hell und einladend wirkte. In der Mitte des Raumes stand ein großer ovaler Tisch, um den zehn bequem aussehende Stühle positioniert waren. Alle drei nahmen direkt nebeneinander Platz. Wilkinson breitete die Dokumentation des Tatorts aus und zusammen begannen sie den Hergang des Mordes zu rekonstruieren. Im Wohnzimmer des Opfers hatte man neben dem Sessel ein halbvolles Whiskeyglas nebst geöffneter Flasche entdeckt. Der Fernseher lief, als die Polizisten eintrafen. Daher konnte angenommen werden, dass sich Agent Harden zum Zeitpunkt des Überfalls in seinem Wohnzimmer aufhielt. Sowohl das Fenster zum Schlafzimmer als auch die Fenster in Küche und Badezimmer wiesen Einbruchspuren auf. Letztere wurden professionell mit einem Glasschneider geöffnet, während ein Teil des Schlafzimmerfensters einfach eingeschlagen wurde. Wilkinson runzelte verwundert die Stirn.

„Drei Fenster, demzufolge waren es wahrscheinlich drei Einbrecher. Aber warum riskiert man den Überraschungseffekt einzubüßen, indem man ein Fenster einschlägt, wenn man einen Glasschneider parat hat.“

Elisabeth drehte ihren Kopf in seine Richtung.

„Möglicherweise zur Ablenkung?“

„Wie meinen Sie das?“

„Man schlägt das Schlafzimmerfenster ein und steigt durch die vorher mit dem Glasschneider geöffneten Fenster in Küche und Bad. Harden hört das Klirren der Scheibe und bewegt sich in Richtung Schlafzimmer, wodurch er die Einbrecher aus Küche und Bad plötzlich in seinem Rücken hat.“

„Das würde Sinn ergeben. Sind es vielleicht doch nur zwei Täter?“

„Möglich wäre es.“

Eine weitere interessante Entdeckung hatten die Ermittler im Hausflur gemacht. Dort war eine Blutlache zu sehen, deren Form darauf schließen ließ, dass jemand darin gelegen hatte. Wieder ergriff Wilkinson das Wort.

„Die Menge an Blut und dessen Form passt nicht zu Hardens Verletzungen. Daher haben wir vielleicht Glück und er hat einen der Einbrecher erwischt. Dann hätten wir eine Spur.“

„Wir sollten Dr. Rockford aufsuchen.“

„Ich habe ihm meine Nummer gegeben. Er wird sich melden, sobald er seine Untersuchungen abgeschlossen hat. Wir sollten uns zunächst über unser weiteres Vorgehen abstimmen.“

„Was meinen Sie?“

„Welche Maßnahmen zu Ihrem Schutz veranlasst werden sollen.“

Elisabeth rollte mit den Augen.

Großartig.

„Sie werden sich wahrscheinlich nicht von mir abhalten lassen, oder?“

„Nein. Ihre Sicherheit hat oberste Priorität. Ein toter Agent ist mehr als genug.“

Mit offenen Karten spielen, hat Sonny gesagt. Na dann.

Elisabeth holte tief Luft, bevor sie das Wort erneut ergriff.

„Ich will ehrlich sein. Ich werde in der Sache nicht die Füße stillhalten, warten und hoffen, dass Sie Fortschritte machen. Versuchen Sie nicht, mich daran zu hindern.“

Wilkinson seufzte.

„Ich verstehe. Wir machen einen Deal. Ich werde Ihnen keine Steine in den Weg legen, wenn Sie mich regelmäßig über Fortschritte informieren. Aber ich kann Sie nicht allein lassen und gebe Ihnen zwei meiner Agenten mit.“

Super. Babysitter.

Elisabeth verzog kurz das Gesicht, nickte allerdings zustimmend. Wilkinson wirkte sichtbar erleichtert. Er zog sein Telefon aus der Innentasche seines Jacketts, drückte mehrere Male auf das Display und hielt es sich ans Ohr.

„Ihr könnt jetzt reinkommen.“

Dann legte er auf und verstaute das Telefon wieder in seiner Tasche. In dem Moment klopfte es an der Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, betraten zwei Männer den Raum. Beide waren groß und kräftig gebaut, hatten kurze, dunkle Haare und trugen dunkle Anzüge. Wilkinson wandte sich an Elisabeth und wies mit der rechten Hand in Richtung der Neuankömmlinge.

„Darf ich vorstellen. Das sind die Agenten Franklin Houser und Liam McNeill. Sie werden ab jetzt für Ihre Sicherheit sorgen, sobald Sie das Haus verlassen.“

Sehr unauffällige Sicherheitsmaßnahmen.

„Beide sind nicht sonderlich gesprächig und solange Sie sich nicht ständig umdrehen, werden Sie gar nicht merken, dass die zwei überhaupt da sind.“

Daraufhin machte er eine Handbewegung in Richtung der Agenten, woraufhin diese den Raum wieder verließen. Danach wandte er sich an Mueller.

„Haben wir noch etwas am Tatort gefunden?“

Mueller schüttelte den Kopf.

„Dann ziehen wir uns jetzt zurück und ich gebe Ihnen Bescheid, sobald Dr. Rockford fertig ist.“

Die drei Agenten erhoben sich. Mueller sammelte die Dokumentation des Tatorts zusammen. Erleichtert verabschiedete sich Elisabeth vorläufig von den beiden Männern und verließ den Raum. Rechts und links neben der Tür hatten Houser und McNeill Position bezogen und folgten ihr, als sie sich in Richtung Büro aufmachte. In dem Moment spürte sie Müdigkeit in ihrem Körper aufsteigen. Daher machte sie einen Zwischenstopp bei ihrer persönlichen Assistentin.

„Hallo Anna.“

„Guten Morgen, Agent Crane.“

Förmlich wie immer.

„Der Tag war bisher sehr ereignisreich. Ich möchte nicht gestört werden, bis Agent Wilkinson sich wieder meldet.“

Ohne eine Entgegnung abzuwarten, verließ Elisabeth den Raum und betrat ihr eigenes Büro. Houser und McNeill blieben rechts und links von der Tür stehen. Sie schloss die Tür von innen ab. Erschöpft bewegte sie sich zu ihrem Schreibtischstuhl, in den sie sich kraftlos fallen ließ. Sie ließ ihre Augen zufallen und während sie noch an Robert, Sonny und die Ereignisse des heutigen Tages nachdachte, schlief sie langsam ein.

Sonny

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