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Sechstes Kapitel

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Amberius hatte genug zu tun, um nicht getötet zu werden. In der ersten Runde des Turniers erlegte er einen Tiger.

In der zweiten konnte er sich nur wehren. Er steckte einiges ein, manch eine Pranke eines Fresser oder Reißers erwischte ihn. Er konnte dann, mitten im Gefecht beobachten, wie ein Fresser Wargo töten wollte.

Schnellstens rannte Amberius zu Wargo, der für ihn mittlerweile so etwas wie ein Freund geworden war. Während des Laufs erkannte er, dass ein anderer Krieger Wargo rettete.

Es handelte sich dabei um Subdurus, der, ohne zu zögern, sein Kurzschwert in den Körper des Fressers rammte und dies gleich mehrfach. Das Tier starb. Wargo lag auf dem Boden. Er schien bewusstlos zu sein. Amberius erreichte ihn.

„Hilf ihm, ich kümmere mich um die anderen“, bemerkte Subdurus.

Dann verstrickte er sich in den nächsten Kampf.

Amberius schüttelte Wargo. Dieser erwachte, spürte seine Schmerzen und stöhnte.

„Amberius?“ röchelte er.

„Ja“, bestätigte Amberius. „Steh auf, du musst weiterkämpfen, sonst war’s das für dich!“

Wargo stand auf. Er war schwerfällig, aber es gelang ihm. Amberius gab ihm ein Kurzschwert. Die beiden mussten sich beeilen, denn ein weiterer Fresser stand vor ihnen und hatte noch die Reste menschlicher Haut und Knochen in seinem Maul.

Er war größer als die anderen. Er besaß keine gravierenden Verletzungen. Amberius und Wargo machten sich kampfbereit.

Der Fresser nahm Anlauf und sprang auf Amberius zu. Dieser richtete das Kurzschwert auf seinen tierischen Angreifer. Es ging aber ins Leere, denn der Fresser sprang über Amberius hinweg, dreht sich und schlug mit der Pranke in den Rücken von Amberius.

Wargo war wie benommen. Seine Kräfte waren noch nicht wieder da. Er schwankte. Trotzdem griff er das Ungeheuer an. Er hatte es versprochen. Der Fresser aber war zu schnell. Er drehte sich nach dem erfolgreichen Prankenhieb gegen Amberius und rannte auf Wargo zu.

Wargo hielt sein Kurzschwert gerade. Er zitterte leicht, da seine Wunde doch viel Kraft kostete.

Reiß‘ sich zusammen, dachte er sich.

Wargo nahm all seine Kraft zusammen und streckte dem Angriff des Fressers sein Kurzschwert mit letzter Kraft entgegen. Es brach. Die eine Hälfte hielt Wargo in seiner Hand.

Die andere Hälfte steckte tief in dem Fleisch des Fressers. Dennoch verhielt das Monster sich nicht als würde es gleich umkippen.

Wargo suchte eilig nach einem anderen Kurzschwert. Er fand eines, welches ein anderer Krieger, der sein Leben ließ, dort hinterlassen hatte.

Die Menge flippte indes aus.

Tausend Blitze durchfuhren die Wunde von Amberius. Trotzdem lief er geschwind zu Wargo, dem es wohl gelungen war, dem Fresser die Klinge in den Körper zu stechen. Allerdings schien das Tier nicht verletzt zu sein. Amberius stand derartig unter Adrenalin, dass er die Vorsicht vergaß.

Der Fresser entdeckte ihn und trappte auf ihn zu. Wargo nahm er nicht mehr als Gefährdung für sich wahr. Der Fresser aber sollte sich täuschen. Wargo fand gleich zwei Kurzschwerter, welche er an sich nahm. Während Amberius eher schlechte Karten gegen den Fresser hatte, bereitete sich Wargo auf einen finalen Kampf vor.

Er war vor der Arena, vor dem Training und selbst vor der Zeit bei den Glacianern stets ein Krieger- schon als Kind, da sein Vater auch ein großer Krieger war.

Den Tod fürchtete er nicht, im Kampf zu sterben war einer Ehre. Allerdings verspürte er eine Verpflichtung gegenüber Amberius, nicht nur, weil dieser sein Leben rettete, sondern weil eine Stimme in ihm es verlangte. Eine Berufung? Er wusste es nicht. Vielleicht war es ein Teil seiner Prüfung.

Wargo machte sich bereit. Er stapfte los. Der Fresser wollte zum Angriff auf Amberius starten, als Wargo ihn lautstark zum Kampf herausforderte. Der Fresser reagierte zur Freude von Amberius auf die Aufforderung Wargos.

Der Fresser wandte sich ab und rannte auf Wargo zu. Wargos Augen glühten. Er ahnte, wie in ihm seine Energie auf solch einen Moment gewartet hatte. Plötzlich stieß er einen sich übertönenden Schrei aus und nahm ebenso Anlauf. Die Wunden, die seinen Körper schmerzten, blendete er aus.

Der Fresser wie auch Wargo sprangen in etwa zur gleichen Zeit. Inmitten der Flugbahn platzierte Wargo die beiden Kurzschwerter in den Torso und landete auf dem Boden. Das Untier gab ein knappes Geheul aus und kam ebenso am Boden an.

Nun steckten drei Kurzschwerter in dem Ungeheuer und es hatte noch ausreichend Kraft in sich. Wargo war beeindruckt, aber gleichzeitig voller Energie, sodass er, auch ohne Schwerter, sofortig den Angriff fortsetzte.

Während er anlief, bemerkte er eine ungeheure Kraft, die sich in ihm breit machte. Sie schien unkontrollierbar. Wargo streckte instinktiv die Arme vor. Eine Kraft formte eine Art Kälte, die eine Art Eis bildete, welches er abstoßen konnte.

Es schoss auf den Fresser ein. Direkt in dessen Hals, sodass es mit einer Wucht nach hinten fiel. Es starb in diesem Augenblick.

Wargo stoppte seinen Angriff. Die Zuschauer jubelten und es war klar, dass Wargo nun endgültig als Favorit galt. Mit diesem Monster war auch der letzte Fresser erledigt.

Für die nächste Runde waren noch zwölf Kämpfer übrig. Unter ihnen befanden sich, schwer angeschlagen, Amberius und Subdurus, der noch keinen Kratzer zu haben schien.

Es wurde wieder keine Pause gemacht. Die Wettkämpfe waren eine Veranstaltung, die durchgängig verlief- lediglich die Arbeiten für die nächste Runde konnte von allen Kämpfern als eine Art Verschnaufen genutzt werden.

In der Mitte der Arena kam nun eine Plattform aus dem Boden. Sie war im Durchmesser in etwa fünfzig Meter breit und war aus Stein und daher sehr massiv.

Amberius erkundigte sich unentwegt wie es Wargo erging und er sah, dass Wargo am Ende seiner Kräfte sein musste. Wargo dagegen entwickelte in seinem Körper eine ungeahnte Kraft, die ihn Schmerzen vergessen ließ.

Unter ihnen öffnete sich nun eine Grube, die mit Feuer getränkt war. Wargo wurde bewusst, dass es nun an hieß „einer gegen alle“, da nur vier ins Finale kommen konnten. Die Männer seines eigenen Stalls wurden zunehmend unruhiger.

Wargo, der ein erfahrener Krieger war, erkannte sofort, dass sie gleich beginnen würden, ihn zu töten. Er hatte diesen Verdacht schon im Trainingslager. So machte er sich bereit, um diese Dreckskerle den Boden gleich zu machen, oder sie ins Feuer zu befördern.

Subdurus stammte nicht aus seinem Lager, er war der einzige von seinem Stall, aber er war gefährlich.

Amberius würde er nichts tun, er war, ja er war so etwas wie ein Freund, dachte Wargo.

Dieses Gefühl kannte er nicht, es fühlte sich merkwürdig an. Freude, aber auch Furcht. Furcht vor dem Unbekannten.

Der Rest der Übriggebliebenen waren Einzelgänger aus anderen Lagern, die keine wichtigen Gegner aus Wargos Augen darstellten.

Als die Grube sich vollständig geöffnet hatte, ertönte ein Signal und die nächste Runde begann. Die Platte begann sich zu drehen. Es war gewöhnungsbedürftig, aber aushaltbar.

Wargo wartete ab. Die anderen aus seinem Stall traten, wie erwartet, an ihn heran und attackierten ihn. Er wehrte die beiden ersten ab, aber der Dritte landete mit einem Faustschlag einen Treffer. Wargo fiel nach hinten zu Boden.

Die Angreifer rochen ihre Chance. Der erste kam an Wargo heran und machte einen Sprung, um sein Kurzschwert mit beiden Händen in den Körper von Wargo zu rammen. In letzter Sekunde hielt ihn ein Schwert, welches sich durch seine Kehle schnitt, auf. Er fiel tot zu Boden. Aus der Kehle spritzte das Blut.

Die ersten Feuerpfeile trafen auf. Es wurde niemand verletzt. Wargo realisierte aufgrund der Schnelligkeit dieser Aktion erst in diesem Augenblick, dass es sich bei dem Retter erneut um Subdurus handelte.

Schnellstens schritt Subdurus voran, wehrte gekonnt die weiteren Attacken der verbliebenden aus Wargos Stall ab.

Amberius war ziemlich beschäftigt, da er es gleich mit zwei Angreifern zu tun hatte. Die beiden konnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine dick und sehr ungelenk, dafür aber kraftvoll. Der andere eher groß und schlank, schnell, aber eher kraftlos.

Amberius konnte beide abhalten, wenngleich er große Mühe hatte. Er war von seiner Natur her ja auch kein Krieger!

Zunächst brachte er es fertig, den dicken zu verletzten, indem er sein Kurzschwert in dessen linken Oberarm stach. Allerdings blieb es stecken. Der dicke fiel zu Boden wie ein Sack Kartoffeln und schrie, dabei zappelte er hin und her.

Der dünne sah dies und erkannte, dass Amberius unbewaffnet war. Schnell griff er an. Die ersten beiden Attacken gingen ins Leere, aber die dritte traf. Ein Schnitt an der linken Brust. Es schoss durch Amberius Körper wie ein Blitz. Der Schmerz war groß. Nach dem nächsten Hieb lag Amberius auf den Boden und blutete stark. Der dünne stach Amberius in die Schulter. Amberius schrie und brüllte. Der Schmerz war unerträglich.

Die Menge jubelte indes.

Dann zog der dünne Angreifer das Kurzschwert wieder heraus. Amberius schrie abermals. Kurz schaute der dünne zu dem dicken herüber, der mittlerweile verblutet war und durch die Fliehkräfte ins Feuer fiel.

Amberius bemerkte, dass es den dünnen sehr traf. Dafür sollte Amberius nun sterben! Er sprang auf Amberius und wollte ihm das Schwert in die andere Schulter rammen, während er einen fliegenden Feuerpfeil inmitten seines Kopfes bekam. Er brannte ein wenig, zappelte und fiel auf Amberius. Das Feuer aber erlosch.

Amberius hatte, trotz des eher leichten Gewichts Mühe, den Gefallenen von sich zu bekommen. Zudem war er nun stark verletzt. Die Wunde blutete noch immer. Er riss dem dünnen Toten einen Fetzen von dessen Kleidung und verband sich selbst.

Der Feuerpfeil hatte ihm gewissermaßen das Leben gerettet, obwohl sie nicht diesem Zweck dienen sollten. Als er sich umsah, konnte er beobachten, wie Subdurus und Wargo gegen die noch verbliebenen drei aus einem Stall kämpften.

Es war ein Gemetzel, denn die beiden erfahrenen Krieger trennten Kopf und Arme von den Körpern ihrer Gegner. Ihre Kraft und Präzision war kaum zu übertreffen.

Einer der Verbliebenden sprang sogar freiwillig ins Feuer. Nach einigen Momenten war der Kampf beendet. Es ertönte ein Signal und die Platte hielt an. Die Runde war beendet.

Amberius hatte das Finale erreicht! Mit ihm waren Wargo, Subdurus und noch jemand, der die Taktik verfolgt hatte, sich aus den Kämpfen heraus zu halten. Die Grube schloss sich wieder. Die Platte verschwand durch einen Mechanismus im Boden. Die Menge wurde zur Ruhe gebeten. Ein Sprecher trat auf ein Podest.

„Ruhe“, forderte er die Menge auf. Nach einer Weile war es still.

„Es ist mir eine Ehre, die Namen der Finalisten zu verkünden. Hier nun anbei: Zum einen ist da- der Favorit- Waaargoooo.“

Die Menge jubelte.

„Als nächstes der Unerbittliche Suuubduuuruuus!“ verkündete der Sprecher weiter.

Auch hier jubelte die Menge, einige pfiffen.

„Als Überraschung“, fuhr er fort, „der Unbekannte, Aaamberiiiiuuuus.“

Die Menge jubelte verhaltener.

„Und als letztes, der Geheimfavorit, Saaanaaaiiii!“

Wieder jubelten die Massen.

Sanai? Amberius realisierte, dass die Menschen hier nicht seinen Sieg wollten, allerdings war es ihm gleichgültig.

Es ertönten Trompeten, die das Finale einleiten sollten. Amberius zitterte ein wenig. Was würde ihn erwarten? Hatte er überhaupt eine Chance?

Es kamen Trommelschläge hinzu. Ein Tor öffnete sich. Es kam ein Hüne, der ein Eisenkreuz um seinen Torso trug. Hinten hatte er orthogonal zwei Schwerter, die für einen Normalsterblichen Bihänder wären. Er wirkte durchtrainiert. Zudem schaute er finster drein, ein wenig apathisch.

Aus einem anderem Tor kam ein Diener, der 4 Waffen trug: Ein Schwert, ein Stab, eine Axt und ein Kurzschwert. Er legte sie nebeneinander hin und ging wieder aus der Arena. Das Tor schloss dann wieder.

Der Hüne wurde vom Sprecher sodann als

„Travoss“

angekündigt. Die Menschen in der Arena waren außer Rand und Band.

Travoss nahm sofortig Anlauf und bewegte sich Richtung Sanai. Dieser sah dies und rannte schnellstens zu den Waffen, welche aber noch einige Meter entfernt lagen.

Als erster kam Wargo zu den Waffen und schnappte sich eine Axt und ein Schwert! Subdurus nahm sich den Stab. Die Axt übergab Wargo Amberius, der als drittes zu den Waffen kam.

Da Sanai anfangs auch am weitesten von den Waffen entfernt war, kam er erwartungsgemäß als letztes dort an. Der Hüne erreichte Sanai als erstes und trennte den rechten Arm von seinem Körper. Es lief das Blut aus der offenen Wunde. Sanai schrie. Schmerzen breiteten sich in seinem Körper aus.

Noch bevor er sich drehen konnte, hackte Travoss den linken Arm ab. Sanai brüllte seine Qual aus seinem Leib. Er sank zu Boden und die anderen sahen zu, wie sein Blick verriet, dass er den Tod gesehen hat- er musste direkt vor ihm gestanden haben und schlug jeden Moment zu.

Sanai atmete ein, der Hüne rammte das Schwert tief durch seinen Torso, und er atmete aus. Mit diesem Atem verließ das Leben seinen Körper und er kippte leblos zur Erde.

Der Hüne brüllte. Dann zog er ein zweites Schwert und rannte Richtung Wargo. Wargo machte sich bereit. Neben ihn platzierte sich Amberius.

Subdurus wandte sich ab.

Die Klingen der Schwerter krachten aufeinander. Wargo konnte gut gegenhalten. Amberius versuchte, mit seiner Axt, dem Hünen eine Verletzung zuzufügen, aber es gelang ihm einfach nicht. Er war einfach zu langsam. Er war halt ein Bauer und kein Krieger. Zudem erwischte der Riese Amberius leicht, aber effektvoll, sodass er nach hinten auf den Boden prallte.

Wargo wurde mit dem Griff ein Schlag ins Gesicht verpasst und er strauchelte zurück, danach setzte Travoss nach und schnitt mit der Schwertklinge eine Wunde in den linken Oberarm.

Wargo strauchelte weiter. Travoss wollte nachsetzen, aber musste beobachten, dass genau in diesem Moment die Sonne am Himmel dunkel wurde.

Es stand eine Sonnenfinsternis bevor und die Sonne verschwand mit jedem Moment. Wargo konnte sich aufgrund dieser Unaufmerksamkeit von der Gewalt des Hünen befreien.

Plötzlich war alles still. Die Zuschauer waren atemlos. Travoss hielt inne. Amberius erhob sich, Wargo machte sich wieder kampfbereit.

Für einen Moment war es beängstigend dunkel. Die Menschen glaubten, dass bei einer Sonnenfinsternis stets etwas Schlimmes passieren würde.

Sie sollten Recht behalten, denn Subdurus brüllte und er wuchs auf einmal um das drei- bis vierfache seiner jetzigen Körpergröße an. Obwohl es schnell voranschritt, bekamen die Anwesenden es mit, als sei es in Zeitraffer geschehen.

Aus Subdurus‘ Gesicht wuchs eine Schnauze, er verformte sich und massive starke Zähne entstanden. Sein Körper zerfetze seine Kleidung und seine Haut wurde hart wie Steinplatten. Das Gebrüll wurde tierischer, dunkler.

Die Menge geriet in Panik!

Es liefen alle Menschen wild durcheinander. Aus Subdurus war ein Monster geworden. Als finales Ereignis wuchsen ihm noch Flügel. Die wenigen Menschen, die wohl erstarrt blieben, aus Faszination oder aus Furcht, konnten erkennen, dass aus dem Krieger ein Drache geworden ist.

Er hob seinen Kopf in die Höhe und spie Feuer. Die Zuschauer rannten wild durch einander.

Die Arena war eine Todeszone.

Menschen traten andere nieder, sogar tot, nur um dem Biest, also Subdurus, zu entkommen. Leider hinderte sie die fehlende Sonne daran, die Sicht zu erhalten, aber selbst mit der wärmenden Scheibe am Himmel wäre es nicht besser.

Amberius und Wargo schauten sich an und hatten beide den gleichen Gedanken- Flucht! Es hätte genug Wachen gegeben, die sie hätten aufhalten können, aber diese wollten ihr eigenes Leben retten.

Subdurus verbrannte indes einige Menschen. Überall war Geschrei. Menschen brannten, einige konnten flüchten. Nach einiger Zeit des Verbrennens, entschied der Drache, in die Lüfte zu steigen und die lichterloh brennende Arena zu verlassen.

Das Licht der Sonne zeigte sich in seiner minimalen Form, die Finsternis wich langsam und stetig. Amberius und Wargo zogen sich Umhänge über, welche mit Kapuzen versehen waren. Diese dienten ihnen als Tarnung. Es achtete keiner auf sie, denn der Drache flog über der Stadt und lenkte ab.

Subdurus ließ Feuerkugeln los, die Gebäude in Brand steckten. Dann jedoch, kurz bevor die Sonne wieder vollends am Himmel strahlte, verschwand er und wurde bald nicht mehr gesehen.

Amberius und Wargo hatten sich Pferde geschnappt und flohen, niemand verfolgte sie, die Spiele wurden abgebrochen.

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Es sind einige Tage vergangen, seit der Rettung, seit dem Dyako Milos nicht mehr töten kann, darf, obwohl es gewollte hätte. Sein Kodex rettete Milos das Leben, denn die Fertigkeiten des Venatoren waren dem des Kriegers weit überlegen.

Dyako begleitete ihn, da er nun seine Schuld begleichen wollte, obwohl dies unüblich war und nicht von dieser befreien würde.

Zumindest wollte Dyako in die nächste Stadt und schauen, ob er einen neuen Auftrag entgegennehmen konnte. In dieser kurzen Zeit reisten sie Richtung Saphirsee, da Milos es so verlangte.

Laetizia wirkte auf Dyako als sei sie nicht die, für die sie sich ausgeben wollte. Die Kälte in ihr strahlte ihn geradezu an.

Die Reise ging als erstes nach Rax, um sich dort mit Proviant einzudecken. Dyako fastete. Zudem wollte Milos eine Nacht in einer Herberge verbringen, um sich fit für den nächsten Tag zu machen.

Der Plan war, dass Dyako sich am morgigen Tage von der Gruppe trennen wollte. Er hatte den Wunsch, nur noch diese Nacht hier zu verbringen- ob aus dem Schutzgedanken heraus oder aus anderen Gründen, dies war selbst Dyako nicht wirklich klar.

Dyako blieb wach, er saß noch des Nachts an der Straße und sinnierte vor sich hin. Längst bemerkte er, dass sich jemand von hinten an ihn heran geschlichen hatte. Es drohte jedoch keine Gefahr.

„So spät noch wach?“ fragte er in die Nacht hinein.

Es blieb still. Das Zirpen einer Grille ertönte lediglich.

„Ich weiß doch, dass du anwesend bist, dann wäre es nur fair, wenn du dich zeigst.“ schlug Dyako vor.

Die Person kam vom dunklen ins Licht der Straßenlaternen, die leicht flackerten. Es zeigte sich, dass es Laetizia war. Dyako schien nicht überrascht.

„Was willst du?“ Dyako spürte, dass sie ein Anliegen hatte, er spürte zugleich ihre Kälte, mehr und mehr.

„Ich weiß nicht.“ antwortete sie mit zarter Stimme.

„Mir brauchst du nichts vorzumachen, ich weiß, was du bist!“ teilte er energisch mit. Dabei wusste er nicht, wer sie war, oder für ihn zu sein vermag.

Wieder Stille.

„Dann weißt du, was ich will?“ fragte sie mit einer reiferen, tieferen Stimme.

Dyako war verwirrt, und das sah man ihm an.

„Du weißt es nicht…:“ stellte sie fest.

„Aber ich weiß nun, dass ich mich nicht geirrt hatte, denn ich nehme an, dass du ein Geheimnis verbirgst.“ teilte Dyako mit.

„Was interessiert es einen Venatoren, was ich will oder vorhabe?“ fragte sie nun direkt. Es fragte kein kleines zierliches Kind, dies musste eine Frau sein!

„Es interessiert mich nicht, aber jetzt werde ich neugierig.“ Patzte Dyako.

Wieder Stille.

„Nun gut“, begann sie und stand dabei auf. „ Ich habe einen Auftraggeber, der sehr daran interessiert ist, dass Milos an den Ort seiner Bestimmung gelangt.“ verriet sie.

Dyako antwortete nicht.

Laetizia schlich ein wenig um ihn herum.

„Ich mach‘ dir ein Angebot“, fing sie an, „dass du nicht ablehnen kannst.“

„Ich kann ihn nicht umbringen.“ fuhr Dyako dazwischen.

Laetizia lachte leicht.

„Das will ich auch gar nicht. Ich will, dass du ihn schützt, bis der Auftrag erfüllt ist. Dafür bezahle ich dich gut.“ versprach sie.

Dyako überlegte.

„Wenn du einverstanden bist, dann bleib über den morgigen Tag bei Milos, ich erzähle dir dann alles Weitere.“

Dann ging Laetizia.

Dyako konnte, wie jeder Venator, dem Geld schlecht widerstehen. Es widersprach jedoch auf keinen Fall seinem Kodex, wenn er diesen Auftrag annahm. Moral besaßen Venatoren nicht, deshalb fiel es hm nicht schwer auch unmoralische Aufträge anzunehmen.

Es war der Gedanke, dass dieser Auftrag Milos schaden könnte, was sein Herz wollte, wenn er eines gehabt hätte, aber sein Kopf verbot, was seiner Ehre galt. Dyako ruhte und es ging die Sonne auf, um den nächsten Tag einzuläuten.

Milos zeigte sich überrascht, als Dyako ihm erklärte, dass er nun eine Art Wegbegleiter sein wollte. Diesem vorgeschobenen Grund glaubte Milos nicht, denn er wusste, dass Venatoren nicht einfach so, ohne Geld mit jemandem reisten.

Milos dachte, die Rettungsaktion Dyakos sei die Ursache. Eigentlich sollte es ihm gleichgültig sein. So teilte Milos mit, dass die Reise zum Saphirsee gehen müsse, genauer gesagt auf die andere Seite, nicht bei Rax, wobei dort ein Berg den Weg versperrte.

Milos benötigte dafür ein Boot. So beschloss er, ein paar Dinge zu verkaufen, um sich davon das Boot leisten zu können.

Laetizia sprach nicht viel. Die Blicke zwischen ihr und Dyako trafen sich immer wieder. Sie sah, dass Dyako noch dort war, um scheinbar die Mission zu erfüllen. Dyako hatte ihn angenommen, aber er spürte nach wie vor, dass etwas nicht stimmte.

Der Verkauf der Dinge gestaltete sich schwierig und so verbrachten die drei ihren Tag auf dem Marktplatz.

Laetizia entfernte sich auf einmal von Milos. Sie gab an, noch Proviant zu erstehen. Dyako nutzte die Chance, um die Verfolgung aufzunehmen. Laetizia bewegte sich zu den Obst- und Gemüseständen und stahl bei jeder Gelegenheit ein paar Dinge, ohne dabei erwischt zu werden.

Danach ging sie weiter. Sie wirkte ziellos, aber sie bemerkte Dyako nicht, der ihr auf den Fersen war. Es zog sie in einer Gasse, die sich abseits von der Menschenmenge befand.

Kurz nachdem sie dort angelangt war, legte sie das Erbeutete nieder, murmelte irgendetwas vor sich hin und verwandelte sich! Dyako war überrascht! Noch überraschter zeigte Dyako sich, als er feststellte, zu welcher Person sich Laetizia, oder wer auch immer sie gewesen war, wandelte: Es war er selbst. Ein exakter Doppelgänger von sich, mit allen Fehlern und dem selbigen Anzug. Dyako fühlte Bestätigung in seiner Vermutung, dass etwas nicht stimmte.

Dyako fragte sich, was Laetizia als seiner Kopie anrichten wollte. Dyako kam der Gedanke, dass sie versuchen würde, Milos zu töten, oder eine Attacke auf jemanden zu starten, um ihn aus dem Rennen zu werfen. Sie sah ihn als Gefahr!

Laetizia bemerkte plötzlich, dass sie jemand beobachtete. Sie sah, dass es Dyako war. So verwandelte sie sich in ihm, da ihr letzter Gedanke ihm galt, wenn auch unfreiwillig.

Eigentlich wollte sie sich in jemand anderes wandeln, aber nun hatte sie kaum Energie, um dies zu ändern. Sie beschloss, auf Dyako zuzugehen, um es ihm zu erklären, aber sie entdeckte ihn nicht mehr.

Sie realisierte, dass es an der Zeit war, offen zu zeigen, wer sie war. Sie legte ihre Waffen nieder und hob ihre Arme:

„Ich weiß, dass du dich versteckst hast. Ich will nur mitteilen, dass ich nicht die Absicht habe, Milos oder dir etwas zu tun. Meine Wandlung war ein Versehen, ich hatte etwas anderes vor.“ brachte sie vor.

Es war ruhig, sehr ruhig, zu ruhig. Der Marktplatz war weit entfernt im Hintergrund, nur die Stille war spürbar.

„Ich kann dir helfen“, bot sie an, „ich weiß von ihr… von Mirabella.“

Dyako zitterte bei diesem Namen. Woher konnte sie von ihr wissen, war sie doch tot, schon vor Jahren gestorben. Er trat aus seinem Schlupfwinkel. Als Laetizia sich umdrehte, erblickte sie den Venator.

„Woher?“ fragte er kurz und durchdringlich.

Laetizia in der Gestalt des Venators schaute weg.

„Ich weiß es, ich weiß, dass sie die Liebe deines Lebens war“, begann sie, „und ich kann sie dir wiedergeben.“

Dyako war fassungslos. Es war unglaublich, dennoch schien sie die Wahrheit zu sagen. Mirabella war tot, da war sich Dyako ziemlich sicher- er hatte sie auch innerlich begraben, um weitermachen zu können. Jeder Hoffnungsschimmer in ihm protestierte und wurde lauter und lauter.

„Wie?“ Dyako hielt sich kurz und energisch.

„Das darf ich nicht verraten“, gab sie preis, „aber ich gebe dir mein Wort.“

Venatoren waren Ehrenmänner und das Wort eines Venators war absolut vertrauenswürdig- sie hielten es immer. Zumal Verlogenheit keine Kunden locken würde. Venatoren aber trauten fast niemandem. Wer sein Wort gab, sollte es halten, falls nicht, so war er des Todes!

„Ich messe dich an deinem Wort“, gab Dyako an, mit drohender Stimme, „falls du die Unwahrheit sagst, dann werde ich dich nicht nur töten, sondern auch quälen!“

Laetizia stimmte zu. Zudem gelang es ihr, sich zu dem Mädchen zurück zu wandeln, welches sie bisher vorgab zu sein.

„Lass‘ uns zu Milos zurückkehren, aber er darf dir nichts anmerken.“ wandte sie ein. „Zudem darf er hiervon und über meine Person nichts erfahren.“

„Das wird er nicht“, versprach Dyako.

Sie schritten durch den Marktplatz und fanden Milos wieder. Dieser teilte ihnen mit, dass er nun sein Boot besorgt hätte und der Weg zum Saphirsee nun machbar sei.

Sodann machten sich die Drei auf den Weg, den Gaardes entlang, zu dem vorgegebenen Ziel von Milos.

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Friedrich war nun seit ein paar Tagen der neue Piratenkönig der Caducos und ihm gefiel diese Rolle. Er war erbarmungslos und veranlasste gegen alle Gegner eine Köpfung.

Nach dem diese Prozeduren ihr Ende fanden, respektierten ihn die Männer, zwar nicht die eigenen, aber diese waren dennoch nicht dumm genug, um ihn zu verletzen- wo sollten sie denn dann hin?

Außer Josias, der immer mehr der oberste Schutzmann des neuen Piratenkönigs wurde, waren die anderen eher zurückhaltend.

Friedrich interessierte dies wenig. Er war beschäftigt. Zu seinen Ehren wurde, als Eröffnung seiner Regentschaft, ein Fest veranstaltet.

Groß sollte es werden, nein, gigantisch- endlich konnte er, der es schon lange verdient hatte, beweisen, dass er der Macht würdig war. Und Friedrich fühlte sich mächtig, übermächtig.

Bald würde es Kriege geben, es roch danach, zuerst sollte ihm gehuldigt werden. Die Caducos bereiteten ihm ein würdiges Fest. Mit Weib, Wein und Gesang. Friedrich saß dabei auf seinem Thron.

„So würdigen wir dich, Friedrich, König der Caducos:“ brüllte einer der Piratenfürsten.

Piratenfürsten unterstanden dem König und waren für ein bestimmtes Gebiet zuständig. Zudem mussten sie dem König Abgaben leisten. Natürlich waren sie beim neuen König. Sie hassten den alten. Sie hofften, er, der neue, unerfahrene, würde sich über das Ohr hauen lassen, weil er keine Ahnung hatte.

Friedrich spielte mit, obwohl er dies wusste, denn er verbrachte sein gesamtes Leben am Hofe, wo es genauso zuging. Jeder wollte Macht, und jeder wollte den anderen nutzen.

Aber nicht mit Friedrich!

Wenn es einer wagen sollte, würde es ihm sein Leben kosten, das schwor Friedrich sich. Die Festivitäten stimmten ihn zunächst fröhlich und er trank, aber nicht zu viel. In der Menge tauchte plötzlich eine Frau auf, die Friedrich sofort auffiel.

Seine Blicke verfolgten sie. Sie hatte etwas aus der Mischung von Eleganz und Stärke. Es faszinierte ihn. Dann verschwand sie wieder in der Menge und er verlor sie. Im nächsten Moment, gerade als Friedrich sich einen neuen Krug des herben Bieres reichen ließ, stand sie plötzlich neben ihm. Sie lächelte.

„Hallo, mein König.“ sagte sie mit zarter Stimme.

Friedrich schmolz innerlich dahin. Ein so starkes Verlangen hatte er in seinem ganzen Leben nicht gespürt.

„Wer seid ihr?“ fragte er ganz direkt.

Friedrich hielt sich nachdem er König geworden war, wenn auch „nur“ ein Piratenkönig, als sehr mächtig und für Frauen unwiderstehlich. Die Unbekannte kam ihm näher, sehr nah, und flüsterte ihm in sein Ohr, so dass es in ihm kribbelte:

„Mein Name ist Sangua.“

Es klang für ihn wie Liebe- wie das Prickeln selbst. Friedrich konnte nicht anders als ihr zu folgen. Diese Nacht wurde für Friedrich unvergesslich und endete am Morgen.

Sangua war verschwunden. So wie diese Gefühle für sie gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verflogen. Friedrich fühlte anders, ohne dass er es erklären konnte.

Er spürte irgendwie tief im Inneren, dass etwas Dunkles aufzog. Die Nacht des Feierns hatte Spuren hinterlassen, Spuren, die überall herumlagen und teilweise noch sehr betrunken waren.

Als Friedrich sich auf den Weg zu seinem Stab machen wollte, erwachte einer der Piraten. Friedrich kannte ihn nicht. Er wirkte als wurde er fremdgesteuert und bewegte sich merkwürdig. Sein Oberkörper war aufgerichtet.

„ Krieg wird aufkommen. Krieg. Und die Toten werden sich erheben. Blut- Viel Blut. Seid gewarnt, denn Ihr müsst entscheiden, auf welcher Seite ihr sein wollt. Auf der Lebenden oder der Toten.“

Der Pirat fiel danach um und schnarchte wieder vor sich hin als sei nichts geschehen. Friedrich erschrak. Er hielt dies für einen mächtigen Zauber- für dunkle Magie. Sollte er mächtig werden? Warum wollte eine dunkle Macht, dass er mächtig wurde?

Für ihn konnte dies aber nur eines bedeuten: Er musste auf die Seite der Stärkeren.

Auch wenn dies hieß, dass er auf die dunkle Seite müsste!

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