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Fünftes Kapitel

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„Streng dich mehr an, du Lappen.“

Amberius stand wacklig auf seinen Beinen. Er war angeschlagen und untrainiert, das machte sich nun bemerkbar.

Sein Gegner schlug ihn bewusstlos und er kam auf den Boden auf. Er schmeckte den Sand und das Blut spritzte aus seinem Mund. Dann wurde es dunkel.

Als die Helligkeit wiederkam, da realisierte Amberius, dass er den Übungskampf nicht bestanden hatte. Er wollte unbedingt zu den Kämpfen zugelassen werden, um die Freiheit zu erhalten.

Amberius erinnerte sich, dass er nach seinem Verkauf an einem Händler gelangte, der ihn wiederum an einen Stall von Kämpfern weiterverkaufte.

Amberius wusste, dass seine Liebe noch lebte. Er spürte dies. Es trieb ihn an. Aus diesem Grunde versuchte er den nächsten Kampf zu gewinnen, um sich zu empfehlen. Er verlor aber auch diesen.

Die Niederlagen sollten ihn tagelang begleiten.

An einem Tag kämpften zwei Kämpfer gegeneinander, die sich seit Tagen im Clinch waren. Der eine verdrosch dabei den anderen und der Kampf endete relativ schnell.

Amberius konnte beobachten, wie der Gewinner, im Moment seiner Unaufmerksamkeit, nicht ahnen konnte, dass sich langsam der Verlierer mit einem Messer von hinten anschlich.

Der hinterlistige Angreifer war in der Absicht, den anderen zu töten. Amberius reagierte instinktiv und rannte zu dem Angreifer und schmiss ihn mit voller Wucht um.

Dabei bekam Amberius das Messer ab. Dem Angreifer wurde das Messer aus der Hand gestoßen und in sein Genick gestochen. Der Angreifer verblutete.

Sofort kamen Wächter, die es zuhauf dort gab. Sie vertrieben die Meute, um an den Toten heranzukommen.

Sie erkundigten sich, wer für den Toten aufkommen würde. Kurz bevor Amberius sich melden wollte, um niemanden dafür bluten zu lassen, bekannte sich der Mörder dazu.

Da er der Beste seiner Art zu sein schien, ließ man ihn ungestraft gehen, denn der Angreifer, den er getötet hatte, war nicht viel Wert. Wäre Amberius schuldig gewesen, hätten sie ihn ebenso getötet, da Amberius‘ Wert weniger gewesen war.

Nachdem sich die Masse der Kämpfer aufgelöst hatte, kam der Kämpfer, der gerettet wurde, zu Amberius. Er bedankte sich kurz und versicherte, in der Lebensschuld von Amberius zu stehen, denn so sieht man es vor, von dort, wo er herkäme.

Amberius fand dies Verhalten nicht angemessen, empfand es als unangenehm, da er solch eine Geste nicht kannte. Er erkundigte sich, wer der Gerettete denn wäre.

„Man nennt mich Wargo.“ gab er sich zu erkennen.

Nachdem sich der Glacianer vorgestellt hatte, setzte er sich die Aufgabe, den unerfahrenen Amberius zu trainieren. Zumindest sollte er die Grundfertigkeiten erlernen.

Anfangs lehnte es Amberius ab, aber nach einer Weile sagte er zu. Das Training war hart, sogar sehr hart für ihn.

Das Training verpasste ihm einige Wunden und doch gelang es dem Glacianer, aus dem pazifistisch veranlagten Bauern, einen halbwegs guten Krieger zu machen.

Amberius schaffte es, die ersten Kämpfe zu gewinnen. Es war nun ein letzter Kampf, der entscheiden sollte, ob Amberius es bewältigen könnte, noch in die Gruppe zu geraten. Die Ausscheidung sollte gegen Brasos sein, welcher ein Hüne war. Viele der Kämpfer fürchteten ihn. Er hatte schon zwei seiner Konkurrenten getötet!

Als der Kampf begann, rannte Amberius auf seinen Gegner zu und schlug ihn mitten ins Gesicht. Brasos zeigte keine Regung, die Nachweis für einen Schmerz hätte sein können.

Nach der nichtwirkenden Attacke, begab sich Brasos zu einem Gegenangriff. Dieser hatte es in sich, sodass Amberius auf den Boden knallte. Der Schlag sehr präzise, sodass Amberius die Luft ausblieb. Er lag am Boden. Brasos ließ sich feiern.

Irgendetwas in ihm veranlasste Amberius, wieder aufzustehen und weiter zu kämpfen. Brasos sah dies und schritt auf Amberius zu. Brasos packte ihn am Hals und hob ihn ein wenig hoch, dann warf er Amberius abermals zu Boden.

Erneut bleibt Amberius der Atem weg. Brasos wollte auf Nummer sicher gehen und verpasste seinem Opfer ein paar Tritte. Amberius hatte das Gefühl zu sterben. Brasos bemerkte die schmerzliche Lage. Es veranlasste ihn dazu, sich wiederholt dem Publikum zu widmen. Er genoss die Menge, die lautstark für ihn fieberte.

Für Amberius schien es alles wie aus einem Traum zu sein, die Geräuschkulisse wirkte dumpf. Amberius schaute ins Leere. Es kam ihm vor, als wenn sich jede Minute wie eine Ewigkeit anfühlte.

Auf einmal spürte er, dass er nicht allein war. Die Wärme in ihm stieg- er empfand die die Anwesenheit und Liebe von Rubina!

Er wusste, dass sie noch lebte. Amberius musste sie nur finden, dafür musste er hier raus- raus aus diesem Stall. Ohne diesen Kampf war der Weg in die Freiheit unmöglich.

Amberius würde sie dann nie wieder sehen. Unerwartet richtete Amberius sich auf. Seine Wunden schmerzten, jedoch war er wie betäubt. Er hatte auf einmal viel Kraft.

Brasos registrierte, dass Amberius nicht mehr auf der Erde lag, denn die Menge richtete das Interesse auf seinen Gegner. Brasos war genervt und wurde zunehmend wütend.

Er fragte sich, ob dieser Schwächling nicht langsam verrecken konnte?

Demzufolge stampfte der gewichtige Krieger auf seinen Gegner zu und verpasste ihm mit aller Wucht einen Hieb, der direkt auf das Gesicht ging.

Amberius wurde zurückgeworfen, stellte sich aber umso zügiger wieder auf. Brasos war überrascht und schlug gleich noch mal zu. Auch den zweiten Schlag steckte Amberius weg.

Dann ging Amberius auf Brasos los und prügelte derart auf ihn ein, so dass dieser mehrere Knochenbrüche, Hämatome und andere Blessuren davontrug.

Amberius war siegreich. Siegreich für Rubina, um sie wieder zu sehen. Er würde alles dafür tun.

Brasos hingegen war schwerstens verletzt und konnte nicht mehr an dem Turnier teilnehmen.

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Dyako stellte sich tot, als Milos ihm näher kam. Nachdem Milos zu seinem bereits toten Freund zurückkehrte, nutzte Dyako die Chance zur Flucht.

Normalerweise hatte er keine derartigen Probleme, einen Gegner zu erledigen. Diesmal hatte er aber versagt. Seine Kräfte reichten nicht aus, um einem weiteren Angriff zu trotzen.

Dyako entschloss sich, in einer Höhle Unterschlupf zu suchen. Es dauerte ein paar Tage voller Schmerzen bis er einigermaßen regeneriert war.

Er nährte sich von Kleintieren und einigen Heilkräutern. Venatoren konnten rohes Fleisch zu sich nehmen, denn sie besaßen einen sehr robusten Magen.

In dieser Zeit ließ er den Kampf mehrmalig Revue passieren. Es war wie ein Schauspiel in seiner Vorstellung.

Er konnte sich nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass er besiegt worden war.

Für einen Magier war die Kraft einfach zu mächtig gewesen, die Milos besaß und zu unkontrolliert. Es schien, als wisse Milos diese Energie nicht effizient für sich zu nutzen. Trotz dessen war er der erste würdige Gegner. Milos hätte ihm ernsthaft gefährlich werden könnte!

Es rief in Dyako eine Mischung aus Respekt und Herausforderung hervor. Venatoren konnten nur schwer damit umgehen, Aufträge nicht zu erfüllen und trotzdem hatten sie zeitgleich Respekt vor ebenbürtigen Gegner.

Es war nun etwas Persönliches.

Dyako benötigte zusätzlich einige Tage bis zur vollständigen Erholung. Venatoren heilten sehr schnell.

An dem Tag, an dem Dyako vollständig regeneriert war, machte er sich auf den Weg, um Milos zu finden.

Zunächst begab er sich erneut an die Stelle, von wo aus er geflohen war. Dort konnte man die Spuren des Kampfes, zumindest für geübte Augen, noch deutlich erkennen.

Dyako fand das Grab, welches Milos für seinen Kameraden gefertigt hatte. Er suchte das gesamte Gebiet auf Hinweise ab. Dyako fand eine Spur und machte sich auf, um Milos zu finden und seine Mission zu erfüllen.

Dyako vermutete, dass Milos einen südwestlichen Weg eingeschlagen haben musste. Dabei war er nicht allein. Entweder wollte er nach Belago oder nach Fortes.

Dyako musste durch den Wald Silvanus, welcher auf dem Weg lag. Zuvor mussten Milos und die unbekannte Person durch diesen gegangen sein.

Dyako sah es vor seinem inneren Auge- eine Fähigkeit, die Venatoren besaßen. Dyako ahnte nicht, dass er beobachtet wurde. Er konnte es nicht spüren, da sein Fokus allein Milos galt.

Die Spur ließ sich gut verfolgen. Doch mitten in Silvanus endete sie unerwartet. Dyako konnte Nichts mehr erkennen, sodass er vor dem Rätsel stand, wo sich Milos befinden konnte. Milos hatte ja keine Flügel, nahm Dyako an.

Gedankenversunken reagierte er zu spät als ein kleiner Pfeil seinen Nacken traf und bevor er es wahrnahm noch ein zweiter von rechts in seinen Hals. Sofort wurde ihm schwindelig, er verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.

Die Kontrolle hatte er verloren, aber sein Bewusstsein blieb wach!

Plötzlich kamen aus allen Büschen, Sträuchern und von überall kleine Lebewesen daher, die ihn fesselten. Dyako konnte sich nicht wehren, doch innerlich schrie er vor Wut.

Es stemmten vier von ihnen Dyako. Sie transportierten ihn in eine Höhle. In dieser Höhle marschierten sie abwärts und landeten in einen gigantischen Saal.

Dyako wurde abgesetzt. Mit einem Trommelwirbel erschien ein weiteres dieser Wesen. Es hatte eine Krone auf dem Kopf und schien der Anführer zu sein.

Die Menge beruhigte sich. Der Anführer trat vor. Er schlich um Dyako herum und begutachtete ihn. Danach schaute er zur Menge, und verkündete:

„ Monteseus sei gepriesen, er hat uns ein Geschenk gemacht, und dies, obwohl er des gestrigen Tages schon so gnädig war!“

Die Menge jubelte, brüllte- einige flippten regelrecht aus. Dyako dachte die ganze Zeit an Flucht. So etwas wie Angst kannte er nicht.

„Hiermit verkündige ich, dass heute Abend ein Festmahl gefeiert wird.“ gab der Anführer bekannt.

Die Menge lechzte. Dyako hatte den Eindruck, dass es sich bei dem Festmahl um seine Person handelte.

„So bringt die anderen herein.“ befahl der Anführer.

Die Wesen brachten, ebenfalls in einer erstarrten und in sich gefangenen Position, den anderen für das bevorstehende Festmahl herein. Dyako sah ihn an und erkannte, dass es Milos war.

Sogleich brachten sie eine weitere Person herein, es war ein kleines Mädchen. Dyako wusste nicht, dass es Laetizia war.

Wenngleich heute Abend das Leben der drei ein Ende finden sollte, so musste er seinen Auftrag erfüllen. Er konnte sich nicht über einen Fluchtplan oder dergleichen Gedanken machen.

Venatoren hielten stets ihre Missionen ein, auch wenn dies bedeutete, dass sie danach sterben würden. Dyako wollte nicht als Versager in Erinnerung verbleiben. Er musste irgendwie an diesen Milos herankommen und ihn töten. Diese Wesen durften dies nicht vor ihm schaffen.

Auf welche Art sollte ihm das gelingen, war er doch angebunden und starr. Zudem kam er nicht nahe genug heran, um Milos ernsthaft zu verletzen.

Der Abend brach herein, nicht sichtbar, aber spürbar, da das Fest startete. Die Wesen zelebrierten diesen Anlass, indem sie tanzten, sangen, schrien und immer wieder an den Opfern vorbeizogen, um ihnen zu signalisieren, dass sie bald jeder ein Teil von ihnen in sich haben würden.

Laetizia weinte die gesamte Zeit über. Dyako berührte dies nicht. Milos hingegen verspürte Furcht.

Es begann der festliche Akt. Zwei Wesen schritten auf Milos zu und banden ihn los. Er konnte sich dennoch nicht bewegen.

Dyako gefiel es nicht, dass die Wesen Milos holten. Die Wesen jedoch dachten, es geschehe aus Mitgefühl, dabei missinterpretierten sie dies. Es handelte sich um Wut.

Wut, da es ihm nicht gelingen würde, Milos zu töten.

Laetizia hingegen hatte starkes Mitgefühl. Milos wurde auf ein Podest getragen. Dort band man den gesamten Körper an einen Pfahl fest. Den Kopf ließen die Wesen frei. Ein weiteres Wesen kam hinauf. Milos kombinierte, dass dieser sein Henker sein würde.

Er sollte Recht behalten. Das Wesen hatte eine Axt bei sich, die es für die Schlachtung benutzen sollte. Milos schloss die Augen. Vor dem inneren Auge erschien ihm seine geliebte Laetizia.

Ihm wurde warm. Ziemlich warm. Heiß. Sehr heiß.

Als er die Augen wieder öffnete, brannte der Henker und zuckte. Er lag auf den Boden. Plötzlich war Milos befreit und konnte sich bewegen.

Sofort setzte er seine Energie ein, um die Menge zu verbrennen. Es löste ein Chaos aus. Die Wesen rannten wild durcheinander. Manche wollten sich Laetizia schnappen. Milos wusste dies zu verhindern, indem er auf sie zuschritt und sie verbrannte. Sie schrien, da das Leben aus ihnen gebrannt wurde. Es roch nach verbrannten Leichen.

Milos befreite Laetizia, die sich inzwischen ein wenig bewegen konnte. Sie schaute verängstigt und hatte doch vertrauen in ihren Retter.

Milos bekam aus dem Augenwinkel mit, dass sich manche Wesen an Dyako vergriffen. Ein Impuls in ihm, den er nicht erklären konnte, veranlasste ihn, Dyako zur Hilfe zu kommen.

So brannten die Wesen um Dyako herum. Dieser wirkte erstaunt. Er war verletzt, da die Wesen ihn angeschnitten hatten. Dyako wäre wahrscheinlich getötet worden, ohne die Hilfe von Milos.

Milos löste die Fesseln. Dyako konnte sich nicht bewegen, dafür war das Gift zu frisch in seinem Körper. Milos beschloss, ihn mitzunehmen. Er schulterte ihn, und sie gingen Richtung Ausgang.

Milos verbrannte noch das ein oder andere Wesen, welches ihnen den Weg nach draußen versperren wollte. Seine Kraft reichte gerade bis zum Ende der Höhle. Dann setzte er Dyako ab. Milos war erschöpft. Laetizia war am Ende.

Dyako konnte sich plötzlich bewegen. Wahrscheinlich, weil der Heilungsprozess bei Venatoren schneller war, als bei anderen Wesen. Er stand auf und ging auf Milos zu. Nun hatte er die Gelegenheit, die zum Tod von Milos führen sollte.

Gerade als er seine Hände um den Hals von Milos setzen wollte, durchfuhr ihm ein starkes Gefühl, dass er nicht kannte. Er konnte Milos nicht umbringen.

Dyako schossen Bilder in den Kopf, Bilder von der Rettung durch Milos. Dyako erstarrte. Die Ehre seiner eigenen Rasse war ihm wichtiger als der Auftrag. Nun konnte er Milos nichts mehr anhaben- wie konnte das nur geschehen?

Dyako schaffte beide weg von der Höhle. Weit weg. Er sah es als Lebensschuld an. Ihm fiel auf, dass Laetizia kalt war. Dies wirkte auf ihn nicht normal. Aber er konnte es sich nicht erklären.

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Das Krummmesser steckte tief in seinem Herzen. Das Blut quoll aus der Wunde. Er zitterte und wurde schwächer.

„Das ist das Dankeschön für mein Auge.“ hörte er noch sagen, bevor er die Augen für immer schloss und zu Boden sank.

Balthasar war tot. Friedrich hatte ihn getötet, da er es nicht ertragen konnte, der Verlierer zu sein. Respektlosigkeit sollte von nun an mit dem Tode bestraft werden!

Er wusste nun auch, wie seine Männer, dass eine Rückkehr nach Edengaard nicht mehr möglich war, denn niemand bringt einen Offizier um, ohne Strafe, auch nicht ein Verwandter des Herzogs.

Friedrich stellte seine Männer vor vollendeten Tatsachen, entweder sie zogen mit oder sie waren raus.

Cas wollte raus und Friedrich brachte auch ihn um. Er schnitt ihm nach dessen Ablehnung von hinten die Kehle durch.

Einfach zu gehen, das bedeutete ebenso Respektlosigkeit, dachte sich Friedrich.

Er wollte seine Männer testen. Nach Cas‘ Abgang traute sich niemand mehr, dem Irren gegenüber zu stehen.

So befahl Friedrich, dass sie nach Rax ziehen mussten, das im Lande Lavazien lag. Aus welchen Grund, blieb geheim, aber Friedrich wollte ein für alle Mal nicht mehr kuschen, wenn es jemand sagte. Zudem wurde er zunehmend überheblicher.

Die Männer zogen mit. Während der Reise trainierte ihr Friedrich immer wieder den Schwertkampf wie ein Besessener und es gelang ihm, sich zu verbessern, wenngleich er nicht so gut wie seine Männer war, er war gefürchtet.

Der einzige, der ihm wahrliche Treue gab, war zu dieser Zeit Josias, der stets eine dunkle Ader in sich hatte. Dieser schützte Friedrich auch bei einem Mordversuch seitens Balog und tötete ihn.

Zuerst stieß Josias ihm das Schwert in die Brust. Danach zog er es wieder heraus, was eine Fontäne an Blut verursachte, und schlug ihm dann, mit aller Wucht, den Kopf ab. Von da an war er der erste Offizier. Friedrich vertraute ihm.

Nach etlichen Tagen der Wanderung erreichten sie Rax. Die Reise endete vor dem Anwesen des Piratenkapitäns Revang, der die Caducos Piraten beherrschte.

Friedrich bestand darauf, von diesem empfangen zu werden, was zunächst von den Wachen abgelehnt wurde. Erst als Friedrich deutlich machte, er habe ein Geschäft vorzuschlagen, ließ man ihn gewähren.

Alle Waffen mussten abgegeben werden. Friedrich durfte mit seinen Männern den Palast betreten, welcher den Erfolg geradezu verkörperte. Reichtum schien hier zu Hause zu sein.

Es war Vieles mit Gold verziert,- edler Marmorboden, Seide an den Fenstern, überall Sklaven, die die Arbeit verrichteten. Es beeindruckte Friedrich und er wollte es besitzen.

Die Männer und Friedrich erreichten den prunkvollen Saal des Hausherrn, dem Piratenkönig der Caducos.

Revang ließ sich gerade bedienen.

„König Revang, die Leute mit dem Geschäft…“ erklärte eine Wache dem König Revang. Zunächst beobachte er die Ankömmlinge. Er winkte die Bediensteten ab und wandte sich den Männern und Friedrich zu.

„Was wollt ihr?“ wollte er in Erfahrung bringen.

„Ihr kommt gleich zur Sache“, bemerkte Friedrich, „wollt Ihr gar nicht erfahren, wer wir sind?“

Der König grinste.

„Was macht das für einen Unterschied?“ fing er an.

„Wenn mir nicht gefällt, was ihr anbietet, dann seid ihr sowieso des Todes. Dann ist es auch mühselig von jedem dahergelaufenen Schmarotzer sich den unbedeutenden Namen merken zu müssen.“

„Mein Name ist Friedrich, ich bin der Cousin des Herzogs von Edengaard.“ stellte sich Friedrich trotzdem vor.

Der König zog die Augenbrauen hoch. Er rief sein Wachen herbei. „Festnehmen!“ befahl er.

Im Nu waren die Männer, als auch Friedrich festgehalten.

„Aber warum das alles?“ wollte Friedrich erfahren.

Der König lachte:

„Hör‘ mir gut zu. Du bist für mich viel wert, deshalb kannst du mir kein besseres Angebot machen. Ich nehme, was ich kriegen kann!“

Friedrich kochte innerlich. Durch eine Unaufmerksamkeit einer Wache, konnte Friedrich sich ein präpariertes Messer in seinem Stiefel greifen und erst der einen und dann der anderen Wache blitzschnell in die Kehlen zu stehen.

Sie waren sofort tot. Die Männer kämpften sich frei und bewaffneten sich. Ankommende Wachen versuchte wurden aufgehalten, dabei wurde Fharov tödlich verletzt und blutete aus, während er schrie. Helfen konnte keiner, da alle zu beschäftigt waren, die Wachen abzuhalten.

Friedrich indes stürmte auf den König zu, der seinerseits versuchte, den Angreifer selbst abzuhalten, allerdings waren die Jahre ins Land gekommen und er war nicht mehr der Schnellste.

Friedrich erreichte ihn und schnitt ihm zunächst die Kehle durch. Danach stach er rasend vor Wut dessen Gesicht kaputt, sodass es unkenntlich geworden war.

Die Männer waren schockiert von derartiger Brutalität. Die ankommenden Wachen hielten inne. Sie griffen die Männer nicht weiter an.

Nach Piratengesetz galt, wer den König tötete, wurde neuer König. Das war das Recht. Das wussten Friedrich und seine Männer nicht. Sie dachten, dass es sich um die Ruhe vor dem Sturm handelte. Sie waren bereit zum Kampf, wenn auch erschöpft und angeschlagen.

Eine der Wachen legte seine Waffe nieder und trat hervor. Er erklärte, dass Friedrich nun, nach Auffassung des Piratengesetzes, der neue König war.

Den Männern bis auf Josias gefiel dies nicht, aber sie spielten mit. Friedrich hingegen genoss den Höhenflug und fühlte sich mächtig. Von nun an war er König, obgleich es nur der von den Piraten war, genauer gesagt der Caducos.

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Ariel befand sich gerade in einer Therme, um zu entspannen. Die Arbeit als Sapiens ist anstrengend. Nach einer Weile der Erholung verspürte er ein leichtes zucken seines Körpers und ihm war bewusst, dass Seth tot war.

Dann war die Aufgabe erfüllt, dachte er sich. Er beschloss, zu seinem Gemach zu gehen. Dort wollte er sich für die Abendstunden fertig machen.

Nachdem er ein neues Gewand anzog, wurde es plötzlich dunkel, die Kerzen erloschen und eine Kälte zog in die Räumlichkeiten. Ariel atmete ruhig, aber er wusste, was kommen dort auf ihn zukommen würde.

„Ihr solltet nicht herkommen, das ist zu gefährlich. Wenn dies jemand wüsste.“ flüsterte er.

Vor ihm stand eine Art schwarzer Nebel. Mit tiefer, vibrierender und durchdringender Stimme hauchte es:

„das entscheidet meine Person. Ihr tut, was ich euch befehle.“

Der Sapiens zuckte zusammen. Furcht überkam ihm.

„Ich habe alles getan, was ihr wolltet. Die Aufgabe an einen meiner besten Schüler erteilt, der sich geopfert hat und ich habe ihn belogen.“ beschwerte sich der Sapiens.

„Aber ihr habt es alles so gewollt.“ antwortete das Wesen. „Ihr wolltet eure Tochter wieder und ich gab sie euch. Dafür habe ich fast meine Energie verloren. Ihr wolltet mir einen Gefallen tun als Gegenleistung, da ich ansonsten das Leben Eurer Tochter wieder hätte nehmen können.“ fügte das Wesen mit rauchiger Stimme hinzu.

„Ihr gabt mir meine Tochter nicht zurück, sondern etwas, dass so aussah wie meine Tochter.“ Korrigierte der Sapiens.

„Deshalb nahmt ihr mir meine Tochter auch nicht. Ich habe mein Versprechen gehalten, da ich ein Ehrenmann bin. Nun habt Ihr, was Ihr wolltet.“ schnauzte Ariel. „Dann könnt ihr mich in Frieden lassen.“

Das Wesen drehte sich weg und war im Begriff zu gehen. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens, schritt es auf Ariel zu.

Es streckte seine Hand aus. Vorne bildete sich eine Art dunkle Materie, die sofortig den Torso des Sapiens traf. Ariel fiel zu Boden. Durch seine Adern schoss dunkles Blut.

Er konnte nur schwer Luft bekommen. Er zitterte stark. Er röchelte. Er starb. Ohne zu schreien, da er es, selbst wenn er gewollt hätte, es nicht gekonnt hätte. Das Wesen verschwand indes.

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Es dauerte nicht lange bis Rubina wieder bei Bewusstsein war. Mirabella hatte sie in einer kleinen Höhle in der Nähe eines Abhangs versteckt.

Sie bemerkte, dass die Männer von Watango hinter ihnen her waren. Watango würde nie jemanden freiwillig gehen lassen. Er hielt sich zwar für den Größten und wirkte auf die meisten verrückt, aber er war nicht dumm.

„Leise.“ flüsterte Mirabella und zeigte dabei den Zeigefinger vor ihren Mund.

Rubina verstand in diesem Augenblick, worum es ging. Schließlich wusste sie, was Flucht bedeutete, da sie sich seit Edengaard auf einer befand.

Für einen Moment dachte sie daran, wie es wäre, ohne Flucht, ohne diese Hetzjagd. Schon wieder, oder immer noch. Was machte das für einen Unterschied, ob Watango oder der Herzog?

Ihre Gedanken wurden unterbrochen als Mirabella signalisierte, dass sich jemand der Höhle näherte. Mittlerweile war es dämmerig geworden. Die Äste knackten langsam als diese Person auf die Höhle zukam.

Mirabella sah kurz hinter sich. Es gab keinen Ausweg. Plötzlich war es still, zu still. Die beiden hielten die Luft an, um nicht durch lautes Atmen aufzufallen.

Die Person schaute in die Höhle, konnte Mirabella und Rubina nicht erblicken. Dann wendete sie sich ab und zog davon. Rubina und Mirabella waren erleichtert. Zeitgleich atmeten sie aus. Sie schauten sich an und mussten vor Erleichterung lachen!

Die Männer von Watango zogen indes weiter, sie hörten wie die Geräusche immer leiser wurden. Etwas später verschwanden sie.

Da es abends wurde, beschlossen die Frauen, in der Höhle zu übernachten. Die Nacht war klar und sehr kalt. Feuer konnten sie zum einen nicht machen, da sie dachten, dass Watango sie dann sehr leicht hätte aufspüren können. Zum anderen beherrschte keine von ihnen die Fertigkeit, Feuer zu entfachen. Die Nacht wurde spät. Mirabella und Rubina erzählten sich viel.

Rubina berichtete von der Flucht, Amberius und einer ungewissen Zukunft. Mirabella von ihrer Gefangennahme und dem jahrelangen Aufenthalt bei Watango und ihrer Liebe.

Rubina interessierte sich brennend für die Nachricht von Amberius. Mirabella erklärte ihr nochmals, dass die Botschaft durch Lagon erfolgte, sie wisse nicht woher. Mirabella und Rubina verstanden sich. Zu später Stunde schliefen sie ein.

Am nächsten Tag machten sich beide auf. Sie besprachen, dass sie von hier fort mussten und beschlossen, zum Hafen von Fortes zu gehen.

Von dort aus wollten sie auf ein Schiff, um irgendwie von hier weg zu gelangen. Rubina hatte zwar Zweifel, da sie immer noch hoffte, dass Amberius kommen würde, um sie zu finden, aber konnte sie hier verbleiben? Sollte sie es riskieren? Rubina dachte, dass dies keine gute Lösung sei, aber die Sehnsucht in ihr war stärker.

„Was hast du?“ wollte Mirabella wissen.

Rubina zögerte erst. Dann fasste sie einen Entschluss:

„Ich muss ihn finden. Er ist die Liebe meines Lebens. Ich bleibe hier.“

Mirabella bewegte sich hektisch auf und ab.

„Das ist zu gefährlich- du begibst dich ins Unglück.“ erklärte sie.

Mirabella erkannte schnell, dass es keinen Sinn machte, noch weiter zu argumentieren, denn die Liebe war stärker als alles auf der Welt. Sie fühlte sich mit Rubina verbunden. Einst hatte sie ihre Liebe verloren.

Damals ging er von ihr, da er sie schützen wollte, denn die Frau von ihm zu sein bedeutete gleichzeitig in Gefahr zu sein. Mirabella hatte an diesem Tage ihr Herz verloren und hatte von da an keinen Mut mehr. Deshalb wollte sie vorher nie flüchten, da es keinen Grund gegeben hatte. Dies hatte sich nun geändert.

„Ich mache mit.“ rief sie Rubina zu. „Wir werden ihn finden oder er uns.“

Beim Hafenmarkt in Fortes stahlen sich die Frauen einige Kleidung, um sich äußerlich zu verändern. Sie trugen Kapuzen und lange Roben. Danach gingen sie zu der Höhle zurück, bei der sie gestern noch Zuflucht suchten. Einen anderen Plan hatten sie erst einmal nicht. Rubina erhoffte sich, dass sie Amberius erspähen konnten.

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