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Prolog

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In diesem Jahr gab es Ende September noch warme Tage und milde Nächte. Entsprechend geschäftig war das Treiben im Berliner Tiergarten, besonders in der Nähe der Siegessäule. Die Bäume und Büsche trugen noch Grün, verfärbten sich aber schon vereinzelt in Richtung Gelb. Und die ersten Laubteppiche säumten die Wege. In den geschützteren Ecken standen Männer einzeln, zu zweit oder zu dritt. Andere spazierten die Wege entlang oder lehnten an den Geländern der schmalen Brücken.

Das Paar hatte sich erst vor wenigen Minuten gefunden. Wenige Blicke oder ein Griff in den eigenen Schritt hatten genügt, dass man sich einig war. Das Ganze hatte sich weitgehend wortlos abgespielt. Die wenigsten wollten sich hier unterhalten, sondern cruisen, was zwar sehen und gesehen werden bedeutete, an diesen Orten zu nächtlicher Stunde aber für ein flüchtiges, sexuelles Abenteuer stand.

Auf der Suche nach einem ungestörten Plätzchen schlugen sich die beiden Männer in die Büsche und landeten auf einer kleinen Lichtung, auf der einsam ein Baum stand. Eine offensichtlich männliche Gestalt saß an den Baum gelehnt, die Basecap tief auf die Stirn gezogen.

»Komm, lass uns woanders hingehen!«, sagte der Jüngere von beiden. »Der pennt oder schläft seinen Rausch aus.«

»Bis vor Kurzem muss er noch Sex gehabt haben«, meinte der Ältere. »Er hat immer noch einen Ständer in der Hose. Siehst du, wie feucht das Hemd ist? Es hat doch gar nicht geregnet. Vielleicht hat ihn jemand angepinkelt, oder er hat sich vollgekotzt.«

»Mir egal, lass uns gehen!«

»Warte mal! Irgendetwas stimmt da nicht. Es sieht aus, als würde er gar nicht atmen. Ich tippe ihn mal an und frage, ob alles okay ist.«

Schon bei der ersten Berührung kippte der Körper zur Seite und blieb bewegungslos liegen.

»Du das ist weder Wasser noch Pisse, sondern Blut. Der ist tot. Wir müssen die Kripo rufen.«

»Mach doch! Ich will keinen Ärger haben. Nachher heißt es noch, einer von uns hat ihn umgebracht. Also, ich geh dann mal. Tschüs!«

Der Zurückgelassene zückte sein Handy und rief die Polizei an. Er hatte sich die Nacht zwar gänzlich anders vorgestellt, war aber verantwortungsvoll genug, seine Bürgerpflicht zu erfüllen.


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