Читать книгу Wer hat Angst vorm weißen Mann - Dominique Lorenz - Страница 5
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Ein großer Wurstkutter läuft. Wurstverarbeitungsgeräte, Metallschränke, ein Arbeitstisch. Vorn rechts eine Theke mit Wurstwaren. Stehtische. Franz humpelt durch den Zuschauerraum auf die Bühne zu, er hat Mühe mit der Krücke. Er zieht das rechte Bein nach, der rechte Arm hängt runter. Zita trägt seinen Koffer.
ZITA
Du, Papa, i wollt…i muss dir was sagn.
FRANZ
Hm.
ZITA
Es is nur…weil. I hab…es geht um…ah…
FRANZ
Jetzt red halt.
ZITA
Wegen der Aushilf im Gschäft. I schaff die ganze Arbeit ned allein und –
FRANZ
Mir brauchen kei Aushilf! I hab an Enkel, der is 18 Jahr alt! Warum hilft der dir ned, wenn i ausfall?
ZITA
Der Claudio is Vegetarier. Du kannst doch ned von am Vegetarier erwarten, dass er Weißwürst und Leberkäs macht.
FRANZ
Warum ned. Dann kummt er vielleicht wieder aufn Gschmack.
ZITA
Der Alpha is –
FRANZ
Alpha? So heißt ma doch ned bei uns. Wen hast´n du mir in mei Gschäft nei gestellt?
ZITA
Er is sehr fleißig und was du noch wissen solltest –
FRANZ
I will überhaupt nix mehr wissen.
Franz ist am Bühnenrand angekommen, schaut rauf zu seiner Metzgerei, lächelt.
ZITA
Da simma. Willkommen daheim, Papa.
Franz geht auf eine kleine, steile Treppe zu.
ZITA
Komm, i helf da.
FRANZ
Finger weg. Des geht scho.
Franz hievt sein lebloses Bein auf die erste Stufe.
ZITA
Kumm, Papa, geh ma außen rum, des is leichter.
FRANZ
Na! I geh durch mei Gschäft.
Verbissen kämpft sich Franz die Treppe hoch. Zita kommt ihm nach. Die Türglocke.
ZITA
Da simma…
Franz
(glücklich) Ja.
Zita
Komm, mir gehen in d´Wohnung nauf.
Franz geht auf den Wurstkutter zu, in dem Moment taucht Alpha hinter einem Schrank auf, Werkzeug in der Hand. Franz schreit auf.
FRANZ
Des is a Neger. In meiner Metzgerei.
Zita
Papa, des…des is da Alpha. Die Aushilf, von der ich dir grad –
Alpha geht auf Franz zu.
ALPHA
Gute Morge.
FRANZ
Was macht der da herin?
ZITA
(zu Alpha) Es tut ma leid, Alpha. I hab doch gsagt, dass´d di im Hintergrund halten sollst! (zu Franz) I brauch jemand, der mir des Fleisch tragt.
FRANZ
A Neger in meiner Metzgerei? Ham´s dir ins Hirn einigschissen?
ZITA
Hör jetzt auf, Papa! Mir wär a lieber, dass dir des ned passiert wär! Des is wirklich a gute Übergangslösung.
FRANZ
Mir brauchen kei Übergangslösung! I bin wieder da!
Zita
Jetzt bring i di erst amal rauf.
FRANZ
Gar nix bringst du mi!
ZITA
Reg di ned so auf, Papa! Bitte! Sonst kriegst glei no an Schlag!
FRANZ
A Wunder wärs ned.
Franz stützt sich auf seine Krücke, schnappt nach Luft.
ZITA
Um Gottes Willen, Papa. Ruh di erst amal aus.
Zita schiebt Franz zur Treppe, sie gehen rauf.
FRANZ
Kaum bin i weg, draht die durch. A Bimbo da herin. Madl, du bist ja nimma gscheit…
Alpha schaut ihnen fassungslos nach. Zita kommt wieder runter. Alpha zeigt ihr, dass sich die Schranktür wieder öffnen und schließen lässt. Auf dem Kasten liegt ein Wörterbuch und ein Heft, in das Alpha gelernte Wörter schreibt.
ALPHA
Geht wieder… (er schaut in sein Heft)…das Scharnier.
ZITA
Und des Brät? Wie lang lafft des jetzt? (sie schaut auf die Uhr) Herrgott! Des Brät wird kurz! I find´s ja guad, dass du ois reparierst, aber i brauch a Hilfe für´d Metzgerei!
ALPHA
Ah! Okay, okay! Sorry!
Alpha stellt den Kutter aus, öffnet ihn, schüttet die Masse in den Wurstbefüller. Zita befestigt den Darm am Ausgang der Maschine. Alpha beginnt vorsichtig die Kurbel am Wurstbefüller zu drehen, die Wurstmasse drückt sich langsam in den Darm. Alpha macht ein angeekeltes Gesicht. Zita sieht das.
ZITA
Jetzt stellst di ned so an! Des is ned giftig! Mach´s wie ich´s dir zeigt hab!
Zita beginnt, einzelne Würste abzubinden. Alpha kurbelt schneller.
ALPHA
Alles gut? Problem wegen (deutet auf seine Haut) Farbe?
ZITA
(nickt betreten) Für mein Papa is einer aus am anderen Viertel scho a Ausländer.
ALPHA
Bitte, Zita! Ich arbeiten! Wir machen zusamme.
ZITA
Komm, jetzt mach amal weiter.