Читать книгу Wer hat Angst vorm weißen Mann - Dominique Lorenz - Страница 6

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2. Bild

Franz sitzt auf seinem Bett, hat einen gerahmten Stehaltar von seiner verstorbenen Frau Herta auf dem Schoß. Er öffnet den Rahmen, holt einen dicken Packen 500-Euro-Scheine raus.

FRANZ

Gut…brav…

Er legt das Geld zurück, schließt den Rahmen, stellt das Stehbild auf den Nachttisch, nickt seiner Herta zu.

FRANZ

Mei Herta (streichelt traurig das Bild)… Pack mas.

Er zieht die Hose aus, holt seinen Kittel und seine Arbeitshose aus dem Schrank und versucht mit einer Hand die Arbeitshose anzuziehen. Das linke Bein kann er einfädeln, aber das unbewegliche rechte Bein nicht. Franz versucht es im Liegen, fängt an zu schwitzen, wird wütend.

FRANZ

Herrgott, no amoi. I werd doch… (zerrt am Hosenbein)…jetzt kumm her, du Luder!

Franz versucht hüpfend das unbewegliche Bein durch die Hose zu manövrieren, fällt, knallt mit dem Kopf gegen das Bett.

FRANZ

A geh…

Franz versucht, wieder aufzustehen, gibt auf. Zita kommt ins Zimmer, stellt einen Topf mit Weißwürsten ab, kniet sich zu Franz.

ZITA

Papa? Papa? Mei, was machst denn!

FRANZ

I mach, was i immer gmacht hab und jetzt zieh i mi an. Hast was dagegen?

ZITA

Natürlich nicht…du blutest ja.

Zita hilft Franz aufs Bett, will seinen Puls fühlen. Franz zieht die Hand weg. Zita nimmt die Arbeitshose und den Kittel.

FRANZ

Stellt die so an schwarzen Gorilla ein! Hast du dacht, i hock da heroben und merk des ned?

ZITA

Papa, du musst di erst erholen. Du kannst so ned in Laden. Mir müssen schaun, dass die bei der Physiotherapie dei rechte Seite wieder hinkriegn. Und a Freundin von der Mireille hat a ganz a nette polnische Hilfe, die kann sich a bissl um dich kümmern.

FRANZ

I hab ned mei Leben lang für euch gearbeitet, dass mir jetzt so a polnische Trutschen den Hintern abwischt!

Er versucht vergeblich, ihr die Arbeitshose und den Kittel aus der Hand zu reißen.

ZITA

Jetzt hör amal auf mit dem Schmarrn! I mag di da heroben ned allein lassen.

FRANZ

I hab a Tochter! An Sohn! An Enkel! Wieso brauch i a Pflegerin? (Pause, atemlos) San die Weißwürscht jetzt besser worn? Hast genug Melisse nei?

ZITA

Ja, hab i! Aber sie schmecken ned wie deine! I weiß a ned –

Franz humpelt zum Tischerl, holt Würste aus dem Topf.

FRANZ

(verzweifelt) War´s Fleisch kalt genug? Hast genug Eis nei? Hast du alles genau so gmacht wie ich´s gesagt hab?

ZITA

Herrgott, ja! Papa, i weiß, dass des alles ned leicht is für dich. Für mi a ned.

Franz zuzelt eine Wurst aus.

ZITA

Was hab i falsch gmacht?

FRANZ

Ois. Wie soll der Neger Weißwürst machen? Als erstes schmeißt du den Neger wieder naus! Jetzt sofort! Sonst mach ich´s!

ZITA

Der Mann heißt Alpha und den nennst in Zukunft a so! (beruhigt sich) Papa, die Ärzte ham gsagt…es is ned sicher…ob du wieder…Für des Geld arbeitet mir sonst keiner, der Umsatz is a einbrochen. Die Studenten kommen nimma. Die Leut von der Müllabfuhr a ned. Sogar die Frau Simmerling geht jetzt immer in Supermarkt.

FRANZ

Kei Wunder bei dene Weißwürscht! I hab für meine Weißwürst über 40 mal Gold kriegt vom DLG! Aus der ganzen Stadt sans kommen –

ZITA

I weiß des, Papa! Aber i weiß ned, ob i wieder mit dir rechnen kann.

Franz ist erschüttert. Zita sieht das, streicht ihm die Haare aus dem Gesicht. Die kleine Platzwunde kommt zum Vorschein.

ZITA

Soll ma da was –

Franz schlägt ihre Hand weg. Zita starrt ihren Vater an, legt Tabletten auf den Tisch.

ZITA

I hab da die Tabletten gholt.

Zita steigt mit Franz‘ Arbeitskleidung die Treppe runter, bleibt einen Augenblick stehen, hält sich fest.

Wer hat Angst vorm weißen Mann

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