Читать книгу Finanzplanung in der zweiten Lebenshälfte - Dr. Sabine Theadora Ruh - Страница 5

Die Rentenauskunft informiert mit einer Übersicht über die im Versicherungskonto gespeicherten rentenrechtlichen Zeiten. Die Rentenauskunft erhält eine Darstellung über die Ermittlung der persönlichen Entgeltpunkte mit der Angabe ihres derzeitigen Wertes und dem Hinweis, dass sich die Berechnung der Entgeltpunkte aus beitragsfreien und beitragsgeminderten Zeiten nach der weiteren Versicherungsbiografie richtet. In der Rentenauskunft ist der Versicherungsverlauf aufgelistet. Darin werden alle gespeicherten rentenrechtlichen Zeiten in zeitlicher Reihenfolge dargestellt und erläutert. So können Sie auch erkennen, für welche Zeiten noch Versicherungsnachweise fehlen. Solche Nachweislücken sollten sie unbedingt schließen. Tipp: Wenn Sie eine Rentenauskunft erhalten, prüfen Sie, ob das Versicherungskonto vollständig ist - das heißt, ob es Lücken in Ihrem Lebenslauf gibt, die eventuell nachteilig für Sie sind. Wenn solche Lücken vorhanden sind, etwa wenn bestimmte Zeiträume in Hinsicht auf die rentenrechtlichen Zeiten unklar sind, stellen Sie einen Antrag auf Kontenklärung.

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Prüfen lohnt sich!

Auf einem gesonderten Blatt der Renteninformation ist der individuelle Versicherungsverlauf gelistet. Darin werden alle gespeicherten rentenrechtlichen Zeiten in zeitlicher Reihenfolge dargestellt und erläutert. So können Sie auch erkennen, für welche Zeiten noch Versicherungsnachweise fehlen. Solche Nachweislücken sollten sie schließen. Wer zudem Lücken in der Renteneinzahlung feststellt, sollte sich zudem über eine Nachzahlung Gedanken machen. Das kann sich beispielsweise nach einer schweren Krankheit oder einer Phase der Arbeitslosigkeit lohnen. Die Nachzahlung von freiwilligen Beiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung ist eine Möglichkeit, die Rente etwas aufzupolieren. Interessanter dürfte für viele sein, dass dies vor allem Versicherte mit Zeiten langer schulischer und universitären Ausbildung betrifft, die nicht als Anrechnungszeiten berücksichtigt sind.

Dies dürfte für einen relativ großen Personenkreis relevant sein. Zeiten der Schul-, Fachschul- und Hochschulausbildung sowie berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen nach dem 17. Lebensjahr können sich als beitragsfreie Zeiten rentensteigernd auswirken. Doch für diese Ausbildungszeiten werden seit 1997 nur noch drei Jahre berücksichtigt (vor 1992 warnen es noch maximal 13 Jahre). Deshalb haben gesetzlich wie freiwillig Versicherte die Möglichkeit, für Ausbildungszeiten nachzuzahlen, die über die drei Jahre hinausgehen; außerdem für die schulische Ausbildung vom 16. bis 17. Lebensjahr. Wer lange Schul- und Studienzeiten hat, dem kann es passieren, dass die Wartezeit für einen Rentenanspruch als langjährig Versicherte nicht ausreicht. Sie sollten daher prüfen, ob Sie durch die Nachzahlung von Beiträgen wieder zu einer akzeptablen Rente kommen können.

Wegen eventueller Nachzahlungen ist es sinnvoll, sich ausführlichen Rat bei der Rentenversicherungsstelle einzuholen. Diese kann die Auswirkungen auf die Rente kostenlos aufzeigen.

Prinzipiell müssen Nachzahlungen beim Rentenversicherungsträger beantragt werden. Die Nachzahlung muss nicht in einem Betrag, kann auch in Teilzahlungen entrichtet werden – maximal auf fünf Jahre verteilt werden. Allerdings legt der Rentenversicherungsträger Zeitraum und Höhe der Raten fest.

Übrigens: Nach rechtskräftiger Bewilligung einer Vollrente wegen Alters ist eine Nachzahlung nicht mehr möglich.

Mit den Informationen Ihres Rentenversicherers sollten Sie dann mehrere Rechenexempel durchspielen. Parallel sollten Sie aber auch berücksichtigen, das verfügbare Geld auf andere Weise anzulegen.

Riester-Rente: Kleines Zubrot

Zwölf Jahre Zeit bis zur Rente, da kann sich riestern lohnen. Auch wenn die Riester-Rente nachher nur eine kleine Zusatzzahlung sein kann – Kleinvieh macht auch Mist. Dazu brauchen Sie das für Sie individuell richtige Riester-Produkt

Prinzipiell gibt es drei verschiedene: Fondssparpläne, Banksparpläne und private Rentenversicherungen.

Fondssparpläne: Börsen-Schnupperkurs

Zertifiziert werden Auszahlungspläne, aus denen mindestens 60 Prozent des Kapitals, auf jeden Fall die Summe der eingezahlten Beiträge und staatlichen Zulagen für eine gleichbleibende oder steigende Rente sowie für Sonderkosten der Rente nach 85 vorgesehen sind. Bis zu 40 Prozent des Kapitals können in unterschiedlich hohen, also auch fallenden Raten fließen. Die Hälfte darf auf einmal ausgezahlt werden. Auszahlungen aus Fonds sind – anders als bei Versicherungen problemlos vererbbar. Um den Vorsorgesparern eine lebenslange Rente zusichern zu können, wird zunächst ein Auszahlungsplan offeriert, der eine Rente bis zum 85. Lebensjahr gewährleistet. Dabei wird die Rente allerdings niedriger ausfallen als erwartet. Denn ein Teil des zum Auszahlungsbeginn zur Verfügung stehenden Vorsorgekapitals muss für die Versorgungsgarantie nach dem 85. Lebensjahr abgezweigt werden.

Banksparpläne: mit Sicherheit wenig Rendite

Banksparpläne haben ein großes Plus: ihre besondere Sicherheit. Und ein großes Minus: ihre mickrigen Zinsen. Das eingezahlte Kapital wird bei Banksparplänen angesammelt und wie bei einem Sparbuch verzinst. Der Zinssatz kann dabei von der Höhe der Einzahlungen oder des gebildeten Kapitals abhängig und variabel sein. Häufig werden die Anleger um einen Bonus bereichert. Hier muss man aber genau schauen, was das Angebot verspricht. Am besten sind Sparpläne mit jährlicher Bonusgutschrift – wegen des Zinseszinseffektes. Vorteilhaft ist bei Banksparplänen, dass meist keine Vertriebskosten anfallen. Dafür ist mit Kontoführungsgebühren zu rechnen. Das große Kapital kann man mit Banksparplänen sicher nicht zusammensparen – immerhin befinden wir uns in einer Niedrigzinsphase. Und die Inflation knabbert auch noch an der Rendite.

Private Rentenversicherung: sinnvoll

Die klassische Rentenversicherung ist schon fast ein Riester-Produkt – sie hat viele der für die Zertifizierung geforderten Eigenschaften – lange Laufzeit, Auszahlung in Rentenform, Sicherung der eingezahlten Beiträge. Nur die Kostenstruktur muss nun genauer aufgeschlüsselt werden. Bei der klassischen Police verwaltet der Versicherer das Spargeld des Kunden selbst und garantiert eine Mindestverzinsung.

Allerdings haben Anleger bei der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge zu Beginn der Auszahlungsphase keine Wahlmöglichkeit zwischen einer lebenslangen Rente oder einer einmaligen Auszahlung des angesparten Kapitals. Denn das Kapitalwahlrecht widerspricht der Intention der Rentenreform, weil die Versorgungslücke, die sich durch die Absenkung des Rentenniveaus ergibt, langfristig - und zwar bis ans Lebensende des Rentenempfängers - geschlossen werden soll, um Altersarmut vorzubeugen.

Prinzipiell brauchen Riester-Verträge eine Zertifizierung – nur dann bekommen Sie die staatliche Unterstützung. Die ersten Riester-Renten können frühestens ab dem 60. Lebensjahr ausgezahlt werden. Als Auszahlungsbeginn kann auch der Zeitpunkt vereinbart werden, zu dem man in den Ruhestand geht und die gesetzliche Rente bezieht. Der Gesetzgeber hat dabei vorgesehen, dass das ersparte Kapital nicht auf einen Schlag, sondern in gleichmäßigen Renten ausgezahlt wird. Allerdings wurde es durch nachträgliche Regelungen möglich, dass beispielsweise aus einem Fondsvermögen eine Einmalzahlung von 20 Prozent der angesparten Summe ausgezahlt werden kann. Weitere 20 Prozent können in Teilraten überwiesen werden. Man sollte aber dabei beachten, dass die Gelder nicht zu früh ausgehen.

Prinzipiell bekommt man nur die Riester-Rente, wenn man in Deutschland lebt und hier seine Steuern zahlt. Bricht man seine Zelte aber ab, um auszuwandern, in einem anderen Land zu leben und unterliegt damit nicht mehr der unbeschränkten Steuerpflicht, dann muss man die Förderung aus den vielen Jahren zurück zahlen. Denn dies gilt als so genannte schädliche Verwendung.

Vermögen sichern

Sinnvolle Finanzpläne basieren alle auf dem gleichen strategischen Fundament: Das Vermögen zur ausreichend bemessenen Grundversorgung sollte solide angelegt sein. Das bedeutet, für Ihr Vermögensmanagement sind nur garantiert sichere Finanzprodukte sinnvoll. Zudem muss das Kapital breit gestreut, also diversifiziert, sein. Denn je differenzierter Ihr Vermögen ist, desto stabiler ist es gegen zusammengebrochene Immobilienmärkte, Börsenkurseinbrüche oder eine hohe Inflationsrate. Dadurch ergibt sich eine hohe Risikostreuung.

Sicher haben Sie schon einige Engagements wie risikoarme Fonds- und Banksparpläne, Renten- oder Kapital-Lebensversicherungen. Dann zahlen Sie ruhig weiter kontinuierlich ein.

Ein wichtiger Aspekt kommt aber zum Ende des Arbeitslebens hinzu: die Flexibilität der Anlagen, also die Verfügbarkeit des Geldes. Es kann zu Situationen kommen, in denen Sie schnell auf Ihr Vermögen zugreifen müssen. Und das sollte durch die Staffelung der Laufzeiten möglich sein. Als maximaler Anlagezeitraum sollten Sie den Start in Ihre neue Lebensphase immer im Auge behalten.

Zum Geldparken: Geldmarktfonds, Tagesgeld

Jederzeit verfügbar: Geldmarktfonds, Tagesgeld

Rentenfonds

Anlagezeitraum drei bis zehn Jahre: Unternehmensanleihen

Laufzeit ein bis zehn Jahre: Pfandbriefe

Anlagezeitraum ein bis zehn Jahre: Banksparbriefe

Vorbereitung auf die Rentenphase: private Rentenversicherung

Geldmarktfonds

investieren in kurzfristige Rentenpapiere, wie Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten, oder direkt am Geldmarkt. Sie kosten keinen Ausgabeaufschlag, allerdings Verwaltungsgebühren. Die Fonds sind einfach zu handhaben und bieten zudem ein Höchstmaß an Flexibilität. Es gibt keine vorgeschriebene Anlagedauer, keine festen Laufzeiten und es sind keine Kündigungsfristen oder festen Termine zu beachten. Die eingelagerten Gelder sind täglich verfügbar.

Tagesgeld

ist beliebt. Gründe dafür sind das einfache Handling, die kurzen Bindungsfristen und das Fehlen von Kündigungsfristen und Kosten. Zudem sind Tagesgelder sicher. Die hier gelagerten Gelder sind im Falle eines Konkurses der Bank durch den Einlagensicherungsfonds abgedeckt. Direktbanken bieten oft günstige Konditionen.

Rentenfonds

Rentenfonds halten mindestens 20 festverzinsliche Wertpapiere, eventuell beschränkt auf bestimmte Währungen und Länder. Es gibt nahezu risikolose bis zu stark risikogewichteten Rentenfonds. Aus der Vielzahl der Angebote den richtigen auszusuchen ist keine ganz leichte Aufgabe. Als sichere Wahl gelten Rentenfonds mit Anlageschwerpunkt Euro und deutschen Emittenten.

Unternehmensanleihen

Ein sinnvolles Beispiel für sichere Geldanlagen sind gut geratete Unternehmensanleihen guter Firmen aus dem Euroraum. Unternehmensanleihen oder Industrieobligationen sind von Unternehmen herausgegebene festverzinsliche Wertpapiere mit festgelegter Laufzeit, bei denen der Zinssatz von vorneherein feststeht. Mit einem Kauf leiht der Gläubiger dem Herausgeber der Anleihe Geld. Dabei steht es von vorneherein fest, wann er sein Kapital zurück erhält – und zwar zu 100 Prozent. Als Gegenleistung bekommen die Anleger jedes Jahr den Zinsertrag.

Anleger sollten sich bei der Auswahl nach dem wichtigsten Auswahlkriterium, dem Rating, als Orientierung und objektiven und fundierten Qualitätsmaßstab richten. Auch bei Unternehmensanleihen bleibt man flexibel – denn man kann immer verkaufen – muss allerdings auf die jeweilige Zinssituation achten. Tipps zu Unternehmensanleihen finden Sie im nächsten Kapitel.

Pfandbriefe

eine typisch preußische Erfindung von Friedrich dem Großen aus dem Jahr 1771 – sie scheinen traditionell, grundsolide und langweilig. Pfandbriefe sind – wie der Name schon sagt - durch ein Pfand gesichert. Das Pfand ist ein verbrieftes Recht an Grund und Boden (Hypothek). Sie werden nur von Realkreditinstituten, wie privaten Hypothekenbanken und öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten, ausgegeben. Mit dem geliehenen Geld werden Hypothekenkredite an Immobilienkäufer und Kredite an Kommunen vergeben. Für Gläubiger bieten sie die höchste Sicherheit: Die Papiere sind durch die vorgeschriebene erstklassige Sicherheit der Kreditnehmer gedeckt. Der Wert der ausgegebenen Pfandbriefe muss durch Hypotheken gedeckt sein. Außerdem haften die Banken mit ihrem gesamten Vermögen.

Weiterer Pluspunkt: die attraktive Rendite. Denn im Vergleich zu Bundesanleihen schneiden Pfandbriefe immer besser ab: Sie bieten meist bessere Zinsen.

Pfandbriefe werden an der Börse gehandelt und ihr Kurswert täglich festgelegt. Auch hier sind Schwankungen möglich, beispielsweise aufgrund von Angebot und Nachfrage, der allgemeinen Zinsentwicklung des Kapitalmarktes und den Inflationserwartungen. Wobei die Volatilität nicht mit der des Aktienmarktes zu vergleichen ist. Die Zinsen eines Pfandbriefes liegen wie bei allen festverzinslichen Wertpapieren für die gesamte Laufzeit fest und werden jährlich ausgezahlt. Und trotzdem kommt man immer an sein Geld, denn der Verkauf ist börsentäglich möglich. Allerdings kann sich die Verzinsung durch Kursverluste und Gebühren verringern.

Banksparbriefe

Der Kauf eines Sparbriefes bietet im Vergleich zu Sparbüchern bei gleicher Sicherheit den Vorteil einer wesentlich höheren Verzinsung. Dabei richten sich die aktuellen Zinssätze nach den jeweiligen Marktzinsen des Kapitalmarktes. Bei Sparbriefen können Anleger auf eine jährliche feste Verzinsung für einen bestimmten, selbst festgelegten Zeitraum bauen. Diese Laufzeiten liegen zwischen einem und zehn Jahren.

Dabei handelt es sich um die normalverzinslichen Sparbriefe. Neben den jährlichen Zinsen bekommen Sie am Ende der Vertragszeit Ihr eingesetztes Kapital zurück. Dazu gibt es auch eine abgezinste Form. Hierbei erhalten Sie während der Laufzeit keine regelmäßigen Zinszahlungen. Dafür werden Ihnen die gesamten Zinserträge einschließlich Zinseszinsen auf einen Schlag am Ende der Laufzeit zusammen mit dem eingesetzten Kapital ausgezahlt. Bei abgezinsten Sparbriefen vereinbaren Sie mit Ihrer Bank vorher, welchen Betrag Sie ausgezahlt bekommen wollen. Danach errechnet sich dann das einzusetzende Kapital und die Zinsen. So eine Vorausberechnung ist mög­lich, da alle Faktoren zuvor feststehen: Zinssatz, Laufzeit und Zinseszinsen. Es ist zwar angenehm, die gesamten Zinsen nicht Schritt für Schritt ausgezahlt zu bekommen, aber abgezinste Sparbriefe haben dadurch einen großen Nachteil: Die Zinserträge werden alle in einem Jahr steuerlich berücksichtigt. Und da kann man schnell über den Steuerfreibetrag kommen. Aus Sparbriefen kann man nicht vorzeitig aussteigen.

private Rentenversicherung

Der große Vorteil der privaten Rentenversicherung ist die lebenslange Zahlung. Egal, wie alt man wird, ob unterdurchschnittlich oder hundertjährig, die private Rentenversicherung überweist auch, wenn das eingezahlte Kapital rein rechnerisch schon verbraucht ist. Also garantiert lebenslänglich.

Wie bei der Kapital-Lebensversicherung sammelt man zunächst jahrelange Beitragszahlungen in einem reinen Sparvertrag an, damit diese dann später nach und nach verrentet werden. Auch hier gilt der festgelegte Garantiezins. Und wie bei der Kapital-Lebensversicherung setzt sich die private Rente aus einem garantierten Teil und einem Überschussanteil zusammen. Im Gegensatz zu dieser aber gibt es bei der Renten-Police keine Gesundheitsprüfung.

Am Ende der Laufzeit kann man wählen: Entweder Sie lassen sich den angesammelten Betrag überweisen oder so lange Sie leben als private Rente Monat für Monat auszahlen. Doch dies ist eine Spekulation auf ein langes Leben. Sie kann auch als Wette gelten: für 67-Jährige älter als 80 Jahre zu werden. Erst von diesem Alter an schüttet der Assekuranzkonzern mehr aus, als man mit dem gleichen Kapitaleinsatz hätte erwirtschaften können. Ansonsten ist das Geld weg und die Versicherungen reiben sich die Hände. Und die Erben gehen leer aus.

Anlage-Turbo: So kommen Sie zu mehr

Wenn Sie mehr Vermögen brauchen bis zu Ihrem Renteneintritt, dann nutzen Sie die verbleibenden zwölf Jahre. Dabei helfen drei TIPPS:

EINS Sparen Sie statt Konsum monatlich einen festen Betrag an, der Sie wirklich weiter bringt – je nach Brieftasche 500, 1000 oder 1500 Euro.

ZWEI Nutzen Sie jede – aber auch wirklich jede – Möglichkeit, um Geld auf die hohe Kante zu legen: Gehaltserhöhungen, Gewinnausschüttungen, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, Tantiemen, Sonderzahlungen – vielleicht nicht zu 100 aber mindestens zu 80 Prozent

DREI Machen Sie sich die Grundsätze von „Vermögen sichern“ zu eigen und räumen Sie auf. Trennen Sie sich von unrentablen Investments wie ungünstig vermieteten Immobilien oder Beteiligungen.

Risiko reduzieren

Wenn Sie bisher auch auf risikoreichere Geldanlageformen gesetzt haben, sollten Sie das Erreichte festhalten und Schritt für Schritt mit der Umschichtung des Vermögens auf weniger schwankungsanfällige Anlageformen beginnen. Wenn im Rentenalter das angelegte Geld sukzessive für die Aufbesserung der gesetzlichen Rente entnommen werden soll, ist es sinnvoll, diese Reserve nicht dem Auf und Ab der Kapitalmärkte auszusetzen, um dann im ungünstigsten Moment empfindliche Verluste hinnehmen zu müssen.

Das muss aber nicht heißen, dass Sie auf den Nervenkitzel der Börse verzichten müssen. Dies sollte aber dem Teil des Vermögens vorbehalten bleiben, der nach Berücksichtigung aller Liquiditäts- und Vorsorgereserven für eine langfristige Anlage übrig bleibt. Die Sicherung des Lebensstandards darf nicht von risikobehafteten Investments beeinträchtigt werden. Ein Mehr an Risiko sollte vielleicht eher als „Sahnehäubchen obenauf“ verstanden werden. Wer dieses Glück nicht hat – der muss konsequent in sichere Anlageformen umschichten, je näher der Rentenbeginn rückt. Empfehlung: Mindestens zehn Prozent des Portfoliowertes im Jahr. Hedgefonds, Private Equity, Wagniskapital, geschlossene Immobilienfonds oder andere Investments wie beispielsweise Floater – alles das sind „Spielwiesen“ für Vermögende, die sich auch den Verlust des eingesetzten Kapitals leisten können.

Bei Aktien sind defensive Aktien mit hoher Dividendenrendite als Investment auch direkt vor der Rentenphase geeignet. Hier ist die beste Empfehlung, sich an die Aktien im DAX oder Dow Jones Euro Stoxx 50 – das europäische Pendant zum DAX mit den 50 größten europäischen Unternehmen – zu halten. Für breite Streuung sind Indexfonds auf europäische und amerikanische Aktien empfehlenswert.

Von Nobelpreisträgern empfohlen: Indexprodukte

Auch Nobelpreisträger fangen klein an. 1952 veröffentlichte ein 25jähriger Student der Betriebswirtschaftslehre an der amerikanischen Universität Chicago in der Fachzeitschrift „Journal of Finance“ einen Aufsatz mit dem unscheinbaren Titel „Portfolio Selection“. Fast die Hälfte des 14 Seiten umfassenden Artikels bestand aus mathematischen Gleichungen. Er formulierte die vielleicht berühmteste Kapitalmarkttheorie des zwanzigsten ­Jahrhunderts. Denn Harry M. Markowitz, der 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit den amerikanischen Finanzökonomen William Sharpe und Merton Miller erhielt, war etwas Einzigartiges gelungen: Seine Erkenntnisse liefern eine clevere Investmentstrategie, die auch ganz normale Privatanleger umsetzen können. Der theoretische Hintergrund der modernen Portfoliotheorie (MPT) ist zwar komplex, die Praxis jedoch so einfach, dass sie unabhängig von Vorbildung und finanziellen Mitteln für jeden Anleger einfach anzuwenden ist. Denn die MPT ist die Basis der Idee der Indexprodukte. Die Hauptthese des Aufsatzes von ist heute den meisten Anlegern selbstverständlich: Markowitz geht davon aus, dass die Rendite und das Risiko eines Wertpapierinvestments untrennbar miteinander verbunden sind. Doch es gibt eine Möglichkeit, mit der das Risiko verringert werden kann, ohne ­dabei auf interessante Renditen verzichten zu müssen. Diese Methode heißt Diversifikation. Ein effizientes Portfolio ist nur durch Streuung zu erreichen, lautet die nobelpreisträchtige Idee: „Das Risiko eines Portfolios riskanter Anlagen ist in der Regel viel geringer als der Durchschnitt der Einzelrisiken der einzelnen im Portfolio enthaltenen Papiere.“ Das Geheimnis einer erfolgreichen Geldanlage besteht also darin, auf viele, mindestens 20 verschiedene Investments zu setzen, die sich durch eine zu erwartende unterschiedliche Kursentwicklung auszeichnen.

Damit ist die Moderne Portfoliotheorie die wissenschaftliche Grundlage für Indexing, also das Setzen auf breit gestreute Märkte, wie sie sich in Indizes wiederspiegeln, und die Finanzprodukte Indexfonds, -aktien und -zertifikate.

Entscheidend dabei: das passive Management, bei dem sich die Zusammensetzung von Investmentfonds und Zertifikaten ausschließlich an bestimmten Indizes orientiert. Das Verfahren wird deswegen passiv genannt, da hierbei kein aktives Auswählen der Wertpapiere durch einen Fondsmanager vonnöten ist.

Indexfonds: Albtraum für Fondsmanager

Das dritte Finanzmarktförderungsgesetz ließ im April 1998 Indexfonds als eigene Fondsgattung zu. Sie bilden den jeweiligen Börsenbarometer möglichst genau ab, samt aktueller Marktveränderungen. Der Anleger hält so den Gesamtmarkt im Depot und die Wertentwicklung entspricht diesem. So ist der Verlauf zudem leicht börsentäglich zu verfolgen. Da Indexfonds das Wertpapier-Portfolio, an das sie sich anlehnen, nach Art und Gewichtung nachbilden, nehmen die Fonds die gleiche Entwicklung wie der ihnen zugrunde liegende Index. Die Fonds folgen also positiv wie negativ ihren Maßstäben. Deswegen steigen und fallen Indexfonds so wie der zugrundeliegende Index. Und auch der Fondspreis steigt und fällt mit dem Index. Dies ist durch einen Vergleich der Wertentwicklung des Indexfonds mit der des entsprechenden Index leicht auszumachen.

Indexfonds bilden ihren Index, die Benchmark, 1:1 ab. Wer beispiels­weise auf deutsche Blue Chips set­zt, greift zum Indexfonds des DAX 30, wer Europas Große bevorzugt, nimmt einen Fonds zum Euro Stoxx 50, wer sich für Mid-Caps interessiert, wird bei einem MDAX-lndexfonds fündig.

Wie bei den üblichen Investmentfonds ist die Laufzeit passiver Fonds unbegrenzt. Zu haben sind sie bei der ausgebenden Fondsgesellschaft. Indexfonds sind außerdem ebenso sparplantauglich – ab 50 Euro. Prinzipiell ergibt sich bei Indexfonds eine breite Risikostreuung. Durch die breite Ausrichtung der Aktien erzielt man hiermit eine kaum zu übertreffende Risikoreduktion.

Schulden tilgen

Schulden können sinnvoll sein. Doch neben Liquiditäts- und Steueraspekten sind auch „weiche“ Faktoren beim Thema Schulden zu berücksichtigen. Wenn die Verschuldung zur emotionalen Belastung wird, sollten die Darlehen in jedem Fall zurück geführt werden. Das gilt vor allem für Hypothekenkredite der eigenen vier Wände. Das hat gute Gründe: Eine Wohnimmobilie sollte zum Start in die Rentenphase unbelastet sein. Viele wollen auch das Haus schuldenfrei an die Kinder übergeben. Dies muss jetzt geschehen und nicht dann, wenn man von der Substanz leben will. Oder die Immobilie soll verrentet werden. Und das geht nur, wenn die Schulden abgezahlt sind.

Wenn Sie in den letzten Jahren vor Rentenbeginn größere Investitionen planen, sollten diese möglichst komplett aus Eigenmitteln finanziert werden.


Ab 55 Jahren sollten also bei längerfristigen Verbindlichkeiten der Abbau der Darlehen beschleunigt werden. Zudem: Je schneller ein Kredit zurückgezahlt wird, desto niedriger ist unter dem Strich die Zinsbelastung. Organisieren Sie also den Schuldenabbau vor dem Rentenalter nach Möglichkeit von langer Hand.

Wenn Sie die Tilgung bis zum Rentenbeginn über zehn Jahre forcieren, kommen Sie nicht in Zeitdruck und vermeiden Engpässe in Ihrer Liquidität. Dabei kann man auch im Hinterkopf haben, dass manches anders kommen kann, wie geplant. Vielleicht müssen Sie, aus welchen Gründen auch immer, früher in Rente oder Pension gehen. Den Darlehensvertrag könnten Sie auf Sondertilgungsoptionen prüfen. Oder Sie sparen gezielt auf Tilgungstermine hin. Das kann beispielsweise auch der Ablauf einer Zinsbindung sein. Dann darf man ohne „Strafzahlungen“ in Form von teuren Bankentschädigungen - Vorfälligkeitsentschädigung bei außerplanmäßiger Tilgung - fürchten zu müssen, teilweise oder ganz Hypothekendarlehen tilgen. Damit verringert sich der Finanzierungsaufwand erheblich und das frei gewordene Kapital kann anders eingesetzt werden. Für diese Schuldentilgung kommen verschiedene Finanzquellen in Frage: Gewinnausschüttung, ein Immobilienverkauf, Verkauf von Wertpapieren, Erbschaft, wenn eine größere Summe es möglich macht oder einfaches Ansparen wie in diesem Kapitel schon kennen gelernt.

TIPP: Risiko-Lebensversicherung bei Schulden

Bei größeren Schulden, wie Belastungen durch Scheidungen, sollte der neue Partner durch eine Risiko-Lebensversicherung vom Schuldenballast befreit werden. Empfehlenswert: eine Risiko-Lebensversicherung mit sinkender Todesfallsumme parallel zu den geringer werdenden Schulden. Tipp Ende

Bei vermieteten Immobilien stimmt der Tipp, dass angehende Ruheständler schuldenfrei sein sollten, nicht unbedingt. Es ist allerdings dabei zu bedenken, dass steuerlich abzugsfähige Schuldzinsen aufgrund des tieferen Steuersatzes im Ruhestand teurer werden. Richtig ist aber auch, dass laufende Tilgungsleistungen und Zinszahlungen das Liquiditätsbudget belasten. Wenn das Vermögen zur ausreichend bemessenen Grundversorgung ausreicht, sollte man sich weiterhin verschiedene Anlagen und die damit verbundenen Chancen gönnen.

Immobilie genießen

Mit 55 ist der Traum von einer eigenen Wohnimmobilie noch nicht gelaufen. Wenn ein größerer Geldbetrag als Eigenmittel schon vorhanden ist und das Hypothekendarlehen zehn Jahre läuft, dann ist ein Heim für die nächsten Jahre noch zu finanzieren. Allerdings sollte es möglich sein, Haus oder Wohnung bis zum Zeitpunkt des Renteneintritts abzuzahlen. Hier hilft das aktuell niedrig Zinsniveau und eine hohe Tilgung. Ein kleinerer Obolus kann dann am Ende der Zinsfrist geleistet werden, beispielsweise aus Angespartem oder Wertpapierverkäufen. Oder Sie vereinbaren zusätzliche Sondertilgungen.

Die Investition in Immobilien muss aber nicht zwangsläufig in selbst genutztes Eigentum fließen. Sie können ein Mietobjekt erwerben, statt Geld ansonsten parken zu müssen. Wenn die Kredite für den Immobilienerwerb bis zum Rentenbeginn getilgt sind, kommen dann dem Haushaltsbudget die vollen Mieteinnahmen zugute. Eventuell bietet sich als Lösung aber auch ein - im Idealfall gewinnträchtiger - Verkauf des Objekts an, um dann daraus schöpfen zu können.

Beim Verkauf einer Immobilie muss man seit 1999 umdenken. Damals wurde die so genannte Spekulationsfrist von zwei auf zehn Jahre verfünffacht. Veräußerungen unterliegen seitdem der Einkommenssteuer, wenn der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung nicht mehr als zehn Jahre beträgt. Positiver Nebeneffekt, wenn man nach der Spekulationsfrist veräußert: Man kann sicher sein, dass das Finanzamt das Objekt bei der Prüfung für die Voraussetzungen für einen gewerblichen Grundstückshandel – Stichwort Drei-Objekt-Grenze – außen vor lässt. Nach der Rechtsprechung der Finanzgerichte ist bei einer Veräußerung nach zehn Jahren davon auszugehen, dass die Absicht im Vordergrund steht, Einkünfte zu erzielen.

Das kann sinnvoll sein, bei unrentablen vermieteten Immobilien mit Renditen von zwei bis drei Prozent oder noch weniger. Beim Kauf von vorhandenen Immobilien stand häufig die Steuerersparnis im Vordergrund. Wohlhabende Deutsche stecken einen Großteil ihres Kapitals in Mietshäuser oder Eigentumswohnungen. Dadurch werden ihre Vermögen häufig illiquide und renditeschwach.

Dann besser zumindestens teilweise abstoßen. Der Verkauf hat einen doppelten Effekt. Er reduziert die Ausgaben und schafft zusätzliches Renditepotenzial. Hier bieten sich sichere Staats- und Firmenanleihen an. Oder man glättet Schulden.

Finanzplanung in der zweiten Lebenshälfte

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