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Sicher anlegen

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Sicherheit bei Geldanlagen ist vor allem in den letzten Jahren der Berufstätigkeit gefragt. Sicherheit bezieht sich dabei auf die Gefahr des Verlustes der eingezahlten Gelder und der zu erzielenden Gewinne. Deswegen ist die richtige Strategie, vor allem das Wertpapier-Portfolio umzubauen: Ausstieg aus Risikoanlagen und Einstieg in geldmarktnahe Titel und Anleihen, wobei auch das Währungsrisiko ausgeschaltet werden sollte.

Als sichere Zielanlage kommen in Frage: Bundespapiere, sichere Unternehmensanleihen und Pfandpapiere - Die Finanzprodukte wurden im Kapitel Vermögensmanagement ab 55 erläutert. Diese zählen zu den Anleihen. Der Überbegriff für alle Wertpapiere, die während ihrer gesamten Laufzeit einen unveränderlichen Zinssatz haben, ist festverzinsliche Wertpapiere. Diese werden aber auch synonym als Schuldverschreibungen, Obligationen, Anleihen oder Renten (wird nur im Plural benutzt) bezeichnet. Der Begriff Renten irritiert oft, dabei ist die Erklärung einfach: Da Festverzinsliche in festen Abständen Zinszahlungen einbringen, vergleichbar mit dem Ruhegeld eines Pensionärs, spricht man dann von Renten. Bei festverzinslichen Wertpapieren steht – wie der Name schon sagt – der Zinssatz von vorneherein fest und gilt für die ganze, ebenso festgelegte Laufzeit. Bei diesen Papieren kennt der Anleger außerdem den Fälligkeitstag, an dem er sein investiertes Kapital zurück erhält.


Tipps zu Unternehmensanleihen

Investieren Sie nur in Anleihen von Unternehmen, die Sie kennen.

Bei der Auswahl des individuell richtigen Corporate Bonds (der angloamerikanische Begriff für Unternehmensanleihen) ist das Rating ein wichtiger Wegweiser. Dabei ist ein Rating alleine keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung. Als sicherheitsbewusster Anleger sollten Sie nur Anleihen von Schuldnern wählen, denen mindestens eine Bonität von A zu­erkannt wurde. Im Einzelfall bei einem guten Unternehmen und einer interessanten Rendite ist sicherlich auch ein BBB hinzunehmen.

Beim Rating ist entscheidend, dass Ihre Einschätzung des jeweiligen Unternehmens mit der der Rating-Agentur korreliert. Denn ein Rating ersetzt nicht die eigene Urteilsbildung.

Unternehmensanleihen bieten Chancen und Risiken. Von den sicheren Anleihen bis hin zu den so genannten Junk Bonds mit höchsten Renditen, bei denen aber der Kapitalverlust ganz schnell gehen kann. Damit kann sich jeder Anleger das für ihn passende Risiko heraussuchen. Und ruhig schlafen.

Der Spread zu Bundesanleihen ist für Zinsjäger das Sahnehäubchen bei der Anlage in Unternehmensanleihen. Dabei kann der Spread als Meßlatte für das Risiko angesehen werden: je höher, desto mehr. Oder als Risikoprämie.

Angenehm: Corporate Bonds bieten alle Laufzeiten. Hier kann man sich kurz- und langfristig binden. So sind Unternehmensanleihen bei attraktiven Kursen ebenso für das Geldparken geeignet wie für mittel- und langfristige Engagements.

Immer wieder ist zu beobachten, dass bestimmte Branchen aus ihrer jeweiligen Marktsituation heraus großen Kapitalbedarf haben. Das ist dann die Phase, in der viele Unternehmen eines bestimmten Sektors an den Rentenmarkt gehen, um dort Geld für ihre Investments einzusammeln. Oftmals buhlen die Emittenten um Anleger mit interessanten Risikoaufschlägen.

Bei Unternehmensanleihen in Euro droht Ihnen kein Wechselkursrisiko. Investieren Sie in andere Währungen sind sie auch Währungsspekulant. Sind Sie sich dieses Risikos bewusst, sollten Sie sich auch in anderen Währungsräumen nach interessanten Zinspapieren umschauen.

Sicherheitsorientierte Anleger sollten Corporate Bonds bis zum Ende der Laufzeit halten. Dann sind keine Wertschwankungen zu fürchten. Man bekommt auf jeden Fall sein Geld hundertprozentig zum Nennwert zurück. Zu berücksichtigen sind Kursänderungsrisiko nur von denjenigen, die ihre Anleihen vorzeitig vor Fälligkeit verkaufen.


Als Laufzeit sollte man immer den Tag X, wahrscheinlich mit 67, im Auge behalten. Gehen Sie deswegen ab 60 Jahren von einem Anlagezeitraum von maximal sieben Jahren aus.

Damit Sie trotz der Anlage in festverzinsliche Rentenpapiere flexibel bleiben, sollten Sie die Laufzeiten der Papiere staffeln, so dass Sie – falls nötig – immer an eine größere Summe herankommen. Zu den Erträgen der Rentenpapiere: Die Zinsen sollten Sie dabei nicht einfach nur vereinnahmen, sondern wieder anlegen. Vielleicht lässt sich ja nur aus den mehrmals jährlich eingehenden Zinserträgen ein Investmentfonds speisen. Denkbar wären hierfür Rentenfonds. Denn so entsteht ohne größeres Zutun aus den Erträgen von Geldanlagen mit der Zeit eine interessante Summe.

Auch Kleinvieh macht Mist

Wer regelmäßig Monat für Monat spart, der kommt auch mit weniger zum Ziel. Angenehm auch dabei, man kann einen Sparplan einmal organisieren und dann die Sache vergessen. Weiterer Vorteil: Kleine Summen tun nicht weh und haben praktisch keinen Konsumverzicht zur Folge. Denn kleine Beträge belasten das monatliche Haushaltsbudget kaum, laufen über Monate und Jahre einfach so mit und fallen mit der Zeit gar nicht mehr auf.


50 oder 150 Euro anlegen:

Banksparpläne

Erläuterung siehe Vermögensmanagement ab 55


Ab 500 Euro anlegen:

Um einmalige etwas größere Summen anzulegen, empfiehlt sich vor allem die breite Palette der Anleihen. Der Vorteil all dieser Finanzprodukte: ihre Sicherheit. Zudem kann man teilweise bei diesen häufig auch früherer als ursprünglich geplant aussteigen.


Bundesanleihen

Das sind die Langläufer der Bundespapiere. Hier ist es sinnvoll, sich schon länger laufende Anleihen mit Restlaufzeiten und interessanten Renditen einzukaufen.


Bundesobligationen

Seit 1979 gibt es diese Daueremissionen, die als börsengehandelte Wertpapiere, eigentlich eine Anleihevariante, jederzeit verfügbar sind. Der Zins ist festgeschrieben. Die Zinszahlung erfolgt jährlich. 100 Euro beträgt die Mindestanlage. Damit sind Bundesobligationen bestens geeignet zum Ansparen einer bestimmten Kapitalsumme. Auch möglich: Das Anlegen einer höheren Summe für fünf Jahre. Die Obligationen sind als Daueremissionen jederzeit erhältlich.


Pfandbriefe, Sparbriefe, Unternehmensanleihen

Siehe Vermögensmanagement ab 55


Fällige Kapital-Lebensversicherung nutzen


Es ist einer der schöneren Tage, wenn die fällige Lebensversicherung ausgezahlt wird. Meistens hat man viele Jahre oder vielleicht ein halbes Leben eingezahlt. Doch nun muss man die richtigen Geldanlageentscheidungen treffen, um viele Jahre finanzieren zu können. Wenn man sich unsicher fühlt oder gar bedrängt von verschiedenen Beratern, empfiehlt es sich, sich Zeit zu geben und zu nehmen. Parken Sie Ihr Kapital zunächst in Tagesgeld. Bei dem momentanen niedrigen Zinsniveau verlieren Sie so nichts und außerdem ist es dort sicher. Und dann treffen Sie Ihre Entscheidung in Ruhe und lassen Sie reifen.

Für die meisten im Ruhestand dürfte eine monatliche Zusatzrente zur gesetzlichen Rente interessant sein. Damit kann dann alles Notwendige finanziert werden: eigene Bedürfnisse, aber auch regelmäßige Aufwendungen für Kinder oder Enkelkinder. Hier stehen Renditefragen nicht im Vordergrund. Dafür aber die Sicherheit der Anlageform. Das ist sinnvoll, weil sonst ein vermeintlich gewinnträchtiges Angebot den Lohn vieler Jahre in Luft auflösen kann. Empfehlenswert ist deswegen eine private Rentenversicherung, die dann jeden Monat eine vorher vereinbarte Summe auszahlt. Eine Alternative zur privaten Rente sind die Auszahlpläne von Investmentgesellschaften. Auch hier kann ein Großteil des Kapitals die monatliche Rente aufbessern, indem man das Geld als Zusatzrente für einen vorher festzulegenden begrenzten Zeitraum, zum Beispiel 15 Jahre, umgewandelt wird. Die Variante ohne Kapitalverzehr mit einer niedrigeren Auszahlung durch den vollen Erhalt des Geldes ist besonders empfehlenswert.

Allerdings sollte man sichere Fondstypen auswählen. Hier sind oft Rentenfonds sinnvoll.

Berufstätige sollten anders vorgehen. Für sie bedeutet die Zeit bis zum Ruhestand, ihr Kapital sicher, aber trotzdem rentabel anzulegen. Dabei sollte man sein Geld breit anlegen, also auf verschiedene Geldanlageformen, Finanzprodukte oder Wertpapiere verteilen, damit steigt die relative Sicherheit, dass man sein Kapital nicht verliert. Das bedeutet jeweils kleinere Beträge zu investieren. Beispielsweise in Immobilien- oder Rentenfonds. Wer wegen der im Schnitt langjährig besseren Rendite Aktienfonds bevorzugt, sollte schlechte Börsenzeiten aussitzen können. Wer also nicht unbedingt auf das Geld angewiesen ist, für den können Aktienfonds eine gute Wahl sein.

Eine gute, weil sichere Wahl sind festverzinsliche Wertpapiere, die ihren Besitzern jahrelang festgelegte Zinsen und die Auszahlung des 100-prozentigen Nennwerts am Laufzeitende garantieren. Interessant sind hier Bundespapiere, also Finanzprodukte herausgegeben vom Staat. Auch Pfandbriefe sind interessant.

Für Geübte sind gute Anleihen bekannter Unternehmen eine weitere Möglichkeit. Dabei sollten sich Anleger nach dem wichtigsten Auswahlkriterium, dem Rating, als Orientierung und objektiven und fundierten Qualitätsmaßstab richten. Dabei ist bei Anleihen prinzipiell ein A-Rating empfehlenswert. Insgesamt betrachtet können die Festverzinslichen nach Laufzeiten gestaffelt werden. So hat man in jedem Jahr wieder neues Kapital zur Verfügung. Aber auch wie bei Rentenfonds sind bei all diesen Zinspapieren der Sparerfreibetrag zu beachten.

Mit einer schönen Lebensversicherungsauszahlung kann man sich auch eine Immobilie kaufen. Dabei macht der Kauf einer Immobilie zur Eigennutzung nur dann Sinn, wenn diese voll bezahlt werden kann. Denn nur dann macht sich der große Vorteil einer eigenen Wohnimmobilie bezahlt: das kostenfreie Wohnen ohne monatlich Zahlungen leisten zu müssen. Besonders empfehlenswert ist dies, wenn eine Immobilie zu Beginn des Ruhestands abgezahlt ist. Damit ist eine kleinere Immobilie, die nur einen Teil des verfügbaren Kapitals bindet, empfehlenswert.

Sind Haus oder Eigentumswohnung allerdings schon fast abgezahlt, ist mit spitzem Bleistift zu rechnen. Denn löst man auf einen Schlag das Immobiliendarlehen ab, muss man der Bank eine so genannte Vorfälligkeitsentschädigung leisten, die empfindlich teuer werden kann. Eventuell ist es dann besser, tatsächlich für die erforderliche Zeit noch die monatlichen Hypothekenbelastungen zu leisten und erst am Ende der Zinsbindung zu tilgen.


Tabelle: Anlage-Instrumente – sinnvoll ab 55, 60 und 67?


Finanzprodukt: Sicherheit, Rendite, Risiko, Flexibilität, Kosten, Arbeitsaufwand, wann interessant mit?, Anlagehorizont, empfehlenswert?

Tagesgeld: hoch, gering, gering, hoch, gering, gering, 55,60,67, kurz, sehr

Banksparpläne: hoch, gering, gering, gering, gering, mittel, 55,60, mittel, bedingt

Auszahlplan Bank: hoch, gering, gering, gering, gering, gering, 67, mittel, bedingt

Anleihen/festverzinsliche Wertpapiere (solide): hoch, gering-mittel, gering, gering, mittel, hoch, 55,60, mittel, ja

Bundespapiere: hoch, gering-mittel, gering, gering-hoch, gering, gering, 55, 60, kurz-mittel, bedingt

Pfandbriefe: hoch, gering-mittel, gering, mittel, mittel, gering, 55,60, mittel, sehr

Aktien: gering, schwankend, hoch, hoch , hoch, hoch, eher aussteigen, lang, sehr bedingt

Aktienfonds: gering, schwankend , hoch, hoch, hoch, mittel, 55, lang, bedingt

Indexnahe Fonds: gering, schwankend, hoch, hoch, hoch, gering, 55, lang, bedingt

Rentenfonds: mittel, mittel, gering, hoch, hoch, mittel, 55,60, mittel-lang, bedingt

Auszahlpläne Rentenfonds: mittel, mittel, gering, hoch, mittel, gering, 67, mittel-lang, bedingt

Kapital-Lebensversicherung: mittel, mittel, mittel, gering, hoch, mittel, nur weiter einzahlen bis Laufzeitende, lang, ja

Fondsgebundene Lebensversicherung: gering, schwankend, hoch, gering, hoch,mittel, nur weiter einzahlen bis Laufzeitende, aber umschichten!, lang, sehr bedingt

private Rentenversicherung: hoch, mittel, gering, gering, hoch, gering, 55,60,67, lang, sehr

Unternehmensanleihen (solide): hoch, mittel, gering, gering, mittel, hoch, 55,60, mittel, ja

Wohnimmobilie: schwankend, gering, mittel, gering, hoch, hoch, 55,60,67, lang, sehr

Vermietete Immobilie: schwankend, gering-mittel, mittel-hoch, gering, hoch, hoch, 55,60,67, lang, ja


Erläuterung


Sicherheit: Gefahr durch Verlust der eingezahlten Gelder und der erzielten Gewinne


Rendite: Rendite ist der jährliche Ertrag der Geldanlagen. Und der sollte akzeptabel (hier: mittel) sein - immerhin geht es um Ihr gutes Geld.

Risiko: Eigentlich bedeutet Risiko die Gefahr des Verlustes des eingezahlten Kapitals. Unter einem hohen Risiko wird heute allerdings die Gefahr des schwankenden Gewinns durch Börsenphasen verstanden.

Flexibilität: Die Spalte klärt auf, wie schnell und problemlos Geld wieder flüssig gemacht werden kann, der Anleger wieder über sein Kapital verfügen kann.


Kosten: Nicht immer stehen die Kosten der Geldanlage in Relation zur Rentabilität. Dies verdeutlicht diese Spalte.


Arbeitsaufwand: Aufwendige Recherchen sind nicht jedermanns Sache. Deswegen hier ein kleiner Überblick, welche Anlageform Ihre Zeit besonders beansprucht.


Steuer: Schließlich wird der steuerliche Aspekt berücksichtigt.


Wann zu berücksichtigen mit: Die Geldanlagen sind für die verschiedenen Phasen des Vermögensmanagements verschieden sinnvoll. Hier zeigt sich, wann man mit 55, 60 oder 67 investieren sollte.


Anlagehorizont: Manches eignet sich für Parken, in andere Finanzprodukte zahlt man dagegen ein Leben lang ein. Dies soll diese Spalte erläutern. Kurz – wenige Monate bis wenige Jahre, mittel: fünf bis acht Jahre, lang – ab zehn Jahre


Empfehlenswert: Die Quintessenz. Von weniger bis sehr empfehlenswert.

Finanzplanung in der zweiten Lebenshälfte

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