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In der stattlichen Wohnstube des van Vlieten’schen Hauses saß Jungfrau van Vlieten allein und suchte sich, wie es gehen wollte, die Langeweile zu vertreiben. Sie zählte bald die Fensterscheiben, sie ließ einen flüchtigen Blick über die tausendmal gesehenen Figuren des chinesischen Wandgetäfels hingleiten, sie betrachtete dann auch wohl einige Momente lang die beiden Pagoden, die nickend in den Ecken des Zimmers standen, oder das große, seltsam gestaltete ostindische Götzenbild, das ihr Vater, aus einer besonderen Liebhaberei, aus Asien mitgebracht und im Hintergrunde des Gemaches aufgestellt hatte. Es begann ihr unheimlich zu werden in der wunderlichen Umgebung. Sie glaubte, das Dämmerlicht der wenigen Kerzen, die in dem Zimmer brannten, ließ ihr heute besonders die sonst gewohnten Gegenstände in neuer beunruhigender Weise erscheinen. Sie zündete noch mehr Kerzen an, sie umstellte das Götzenbild, das ihr so grauenhaft noch nie vorgekommen war, mit vielen brennenden Lichtern, sie zwang sich zu dem Muthe, in das Innere des hohlen Bildes hineinzuleuchten, um sich zu überzeugen, daß hier niemand verborgen sey. Aber weder die vermehrte Erhellung, noch die erkünstelte Verwegenheit, reichten hin, sie nur auf die kurze Dauer einer Viertelstunde gegen die furchterweckenden Eindrücke der einmal bedeutungsvoll gewordenen Gegenstände zu wappnen. Die gläsernen Augen des Schiwa oder Brama schienen drohend aus dem widrigen Menschenhaupte, das auf einem Thierrumpfe saß, auf sie herabzublicken; der Götze schien die erhabenen Arme mit den kralligen Tatzen nach ihr auszustrecken. Clelia mußte die Blicke von ihm abwenden. Zitternd schwankte sie ans Fenster und sah in den dämmernden Abend hinaus. Ein Seufzer hob ihre schöne Brust. Sie war nicht groß, aber schlank und zart gewachsen. Sie besaß eine Leichtigkeit der Bewegungen, die in einem Lande, wo sie beim schönen Geschlechte ebenso selten ist, wie beim starken, um so mehr auffallen mußte. Ihr Angesicht war regelmäßig und fein gebildet, ihre Augen waren groß und schmachtend, ihr Haar von seltener Schönheit und die rothen Rosen auf den südlich dunkeln Wangen gaben ihr einen ganz eigenthümlichen Reiz.

Sie schien jemand zu erwarten: Bei jedem Geräusche, das auf den Gängen vor dem Zimmer entstand, horchte sie aufmerksam hin. Oft wurde ihre Erwartung getäuscht. Dann zeigte sich neben dem Ausdrucke der Furcht, noch der des Unmuths in den Zügen des lieblichen Antlitzes. Endlich nahm sie ihren Platz vor dem zierlich aus Rosenholz gearbeiteten Spinnrade ein, einem Werkzeuge, das in jener Zeit, statt der bisher gebräuchlichen Spindel, bei den Damen sehr in Aufnahme gekommen war und durch sein tacktmäßiges Schnurren in der That die etwa lästig erregte Aufmerksamkeit zerstreuen und die Gedankenlosigkeit befördern konnte. Aber aus dem Angesichte der schönen Clelia wollte ein Zug, der Unruhe und Verlegenheit ausdrückte, nicht verschwinden. Sie lauschte noch immer unter dem Spinnen auf, sie schrack bei einem kleinen Geräusche zusammen, sie sah sich ängstlich um.

Da hörte sie mit einemmale einen leisen aber raschen Fußtritt auf dem Gange. Sie ließ die Hand sinken, sie blickte voll Spannung nach der Thüre. Die Rosen auf ihren Wangen wurden so glühend, daß ihr Roth das ganze Antlitz einnahm; das ungestümer schlagende Herz hob in unruhigen Bewegungen die jugendliche Brust. Der Kommende mußte mit Hoffen und Zagen, mit Wünschen und Bangen erwartet worden seyn!

»Clelia!« flüsterte eine gedämpfte Stimme durch die Thürspalte. »Darf ich eintreten?«

Das Mädchen war nicht im Stande zu antworten. Sie that schwankend einige Schritte nach der Thüre hin, ein tiefer Seufzer entrang sich der beengten Brust. Ihre Augen hafteten ängstlich an dem Eingange, in welchem jetzt mit leisem schwebendem Schritte und vorsichtig spähendem Blicke, ein schlank gewachsener junger Mann erschien, der so geschmackvoll und anständig gekleidet war, als es sich nur mit der Sitte der damaligen Zeit vertragen wollte.

»Herr Cornelius,« hatte jetzt Clelia Kraft zu stammeln. »Ihr wagt es dennoch – trotz meiner Bitte – wenn der Vater – «

»Beruhigt Euch, theuere Jungfrau,« erwiederte schnellzüngig der junge van Daalen, indem er mit einer leichten und anmuthigen Bewegung vor ihr stand. »Der werthe Vater steigt in diesem Augenblicke mit dem meinigen am Haven umher und höchst wahrscheinlich sind beide in sehr tiefsinnige Gespräche, die unser beiderseitiges Glück betreffen, verflochten. Von da spazieren die zwei wohlmögenden Handelsheern, wie es ihre auf viele Jahre hin gestellte Lebensuhr will, in’s Prinzencollegium, um dort bei einem Dutzend oder noch mehr Tassen Thee, die Franzosen zu Land und die Spanier zur See zu schlagen. Mögen Sie es thun! Mögen sie tausend Kanonen und hundert Linienschiffe erobern, ohne einen Tropfen Blutes zu vergießen, ich entsage gern dem wilden Waffenwerke, der Fahne des unruhigen Kriegsgottes, um mich zu beugen unter die Macht Amors, des freundlichen Liebesgottes. Ja, holdselige Clelia! Als ich zum erstenmale Eure anmuthige Gestalt sah, da hatte ich in einem Augenblicke alle Gedanken an Waffenruhm, an Ehre im Felde, an Lust und Jubel im Kriegslager rein vergessen. Wenn ich sonst nur immer von erschlagenen Franzosen, von angesehenen Gefangenen, von Lobeserhebungen meiner Vorgesetzten träumte, so sah ich jetzt im Traume nur Euer liebliches Bild, nur Euch, wie ich Euch aus der Kirche heimführte, als meine wohlleibliche Ehefrau, ich hörte nur Euere Stimme, die mich mit süßen, wohlklingenden Namen nannte. Aber, Ihr sagt nichts, mein theueres Bräutlein? Keine Silbe geht über Eueren Purpurmund und ich hoffe und harre vergebens eines freundlichen Grußes, eines gütigen Willkommen!«

»Kann man denn zu Wort kommen vor Euch, Herr Cornelius?« versetzte lächelnd, aber dennoch schüchtern Clelia. »Und überdem bin ich auch böse auf Euch, denn Ihr habt meinem Wunsche, nicht hierher zu kommen zu dieser Stunde, entgegen gehandelt.«

»Bei allem Glücke Oraniens!« rief mit Lebhaftigkeit der junge Mann. »Ich verehre Euch zu sehr, um selbst Euerer Rede zu trauen, wenn sie in derselben Viertelstunde das zurücknehmen will, was sie kurz zuvor gestattet. Nein, verehrte Jungfrau! Ihr könnt nicht von sträflichem Wankelmuth, von unbeständigem Leichtsinn regiert werden. Ihr sprecht wenig, aber Ihr denkt desto mehr und was Ihr einmal bedacht und überlegt habt, das ist gewißlich das Rechte und ich leiste ihm Folge, ob auch tausend Gegenbefehle kämen! Wer flüsterte mir ein trauliches Ja zu, als ich Sonntags Nachmittag an der Kirchthüre um die Erlaubniß zu diesem Besuche bat? Ihr waret es, Holdseligste! Was Ihr später, als ich Euch einige Schritte weit begleitete, gesagt habt, mag ich gar nicht gehört haben und lasse es in der Nacht der Vergessenheit begraben seyn. Ich habe mir nur einen Vorwurf zu machen. Es ist der, zu spät gekommen zu seyn. Aber da muß mein böses Schicksal, gerade als ich das Haus verlassen will, unsern Buchhalter, den alten Hoontschoten, von weiter Reise zurückführen, da nimmt mich der alte Mensch beim Kragen, jammert und heult mir Dinge vor, von denen ich kein Wort begreife, bis ich ihm endlich verständlich mache, daß mein Vater im Prinzencollegium ist, daß er dorthin gehn und seinen Jammer anbringen soll, wo er ohne Zweifel mehr Aufmerksamkeit und Begriffähigkeit dafür finden würde. Der seltsame Kauz war ganz außer sich. Ich habe ihn noch nie so gesehen und ich fürchte sehr, er wird mit seinen Litaneyen meinem Vater den beliebten Thee in betrübten Wermuthtrank verwandeln. Ach, Clelia,« fuhr der Gesprächige mit einem Seufzer fort, der ernsthaft seyn sollte, aber, indem er seinen Ursprung aus einem heitern Character nicht verleugnen konnte, eher komisch ausfiel: »welche Leiden hat doch die Liebe in ihrem Gefolge! Da ist die gespenstige Eifersucht, da ist Zweifelsucht, da ist die übele Nachrede anderer. Ja, liebwertheste Jungfrau, es giebt Leute, welche behaupten, wir paßten nicht für einander, weil Ihr viel denkt und wenig sprecht, und ich gerade das Gegentheil von diesen beiden Dingen thue. Welche Thorheit, oder gar welche Bosheit aus schwarzem Neide entsproßen! Eben um dieser Ursachen willen sind wir ganz für einander geboren. Ihr denkt für mich und ich spreche für Euch. So wandeln wir vereinigt durch’s Leben und jeder sorgt und handelt für den andern, lebt nur in diesem, vergißt sich selbst und ist so in der einzigen und wahren Liebe, welche allein die Sterblichen beglücken kann! Ach, wie viele unglückliche Ehen gäbe es weniger in der Welt, wenn jedermann in der Wahl des zu liebenden Gegenstandes so vernünftig zu Werke ginge, wie wir!«

Langsam und unter dem Scheine der Unabsichtlichkeit war indessen Clelia mit ihrem Verehrer zu der Fensternische geschritten, in der zwei Sessel standen, auf denen sie nun einander gegenüber Platz nahmen.

»Es ist wahr, Herr Cornelius,« begann jetzt Clelia in einem ruhigen und gemessenen Tone, »daß mein Vater von der Möglichkeit einer Verbindung zwischen uns beiden mit mir gesprochen hat, aber er hat mir auch nicht verhehlt, daß erst gewisse Bedingungen, die er mir nicht nennen wollte, erfüllt seyn müßten, ehe er sein Jawort in einer bestimmten Weise geben könne. Ich bin Euch von Herzen gewogen, Ihr habt ein gutes Herz, ein treues und offenes Gemüth. Ich glaube, daß ich glücklich mit Euch werden kann. Aber Ihr müßt immer bedenken, daß wir noch nicht am Ziele stehen, daß Alles noch sehr ungewiß ist. Deshalb müßt Ihr auch meinen Ruf schonen, nicht so oft an unserm Hause vorübergehn und heraufschauen, mich nicht an der Kirchthüre erwarten, auf der Straße mir nicht auflauern und geheimnißvoll zu mir flüstern. Euch recht dringend darum zu ersuchen, war allein die Ursache, daß ich Euere Gegenwart verlangte, was ich gleich nachher bereuete, da es doch auch zu übelm Leumund Anlaß geben kann. Aber ich bitte Euch recht sehr Herr Cornelius, bedenkt was ich Euch gesagt habe!«

»O, das abscheuliche Denken!« rief Cornelius, indem er sich mit einer Gebehrde des Unmuths durch das krause Lockenhaar fuhr. »Fordert Alles von mir, vieltheuere Clelia, nur das nicht! Soll ich Euch irgend einen französischen Oberoffizier mitten aus seinen Leuten herausholen, mit Roß und Waffen? Bei dem Glücke Oraniens, Ihr sollt ihn haben! Befehlt sonst ein Wagstück, ein Unternehmen, bei dem es Blut und Leben gilt: Cornelius van Daalen, gewesener Hauptmann König Wilhelms, wird keinen Augenblick zaudern. Aber Denken? Das scheint mir gerade so schwer, wie Sprechen leicht! Auch ist es sicherlich in den weisen Einrichtungen der Natur nicht so begründet, wie das Sprechen. Gibt es doch unvernünftige Vögel, welche zum Sprechen abgerichtet werden können, ohne daß es noch je möglich gewesen wäre, sie auf einen gescheidten Gedanken zu bringen. Wenn ich mir einmal ein Herz fasse und mich bemühe zu denken, dann geht’s mir, wie den Krebsen, und ich schreite mit meinen Gedanken rückwärts in die Vergangenheit, statt vorwärts in die Zukunft hinein, in die ich eigentlich wollte. Dann fallen mir tausend dumme Streiche ein, die ich begangen habe, und noch mehr übereilte, zu denen ich mich in der Gutmüthigkeit meines Herzens hinreißen ließ und die meinen Vater Geld genug kosten. Dann ärgere ich mich und verschwöre das Denken auf lange hin. Glaubt mir, sehr theuere Jungfrau, es ist höchst weise von unsern Vätern gethan, daß sie für uns Geld und Gut in Fülle zusammengescharrt und gespart haben; denn, wenn wir von dem zehren sollten, was ich durch Denken und Speculiren aufzubringen vermöchte, als ein wohl ehrsamer Handels-Patron, so würde nicht allein das Salz auf dem Brode, sondern auch das Brod unter dem Salze fehlen. Aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich mich, Euerm Wunsche zu Folge, in meinem Betragen ändern werde, bis die gestrengen Väter das Facit des Rechenexempels, das sie mit uns beiden anstellen, gezogen haben. Ihr werdet mich nicht mehr in der Kirchenthüre sehn, sondern in der Kirche selbst, wohin mich die christliche Pflicht ruft; ich werde Euch nicht mehr auf offener Straße anreden, sondern höchstens in einem verborgenen Gäßchen; ich werde bei der Fensterpromenade nicht mehr gerade zu Euern Fenstern hinaufschauen, sondern höchstens nur etwas Weniges hinaufblinzeln.«

»Eine schöne Besserung!« lächelte Clelia. »Ich aber werde dazuthun, sie zu einer wirklichen zu machen. In der Kirche gibt es auch vergitterte Betstühle, verborgene Gäßchen werde ich zu vermeiden wissen, und meinen Sitz am Fenster werde ich in die Mitte des Zimmers verlegen.«

»Welche strafbare Vorsätze!« rief Cornelius, indem er von seinem Sitze aufsprang. »Insubordination und Rebellion! Bei dem Degen des großen Marlborough! indem Ihr Euch zu meiner Liebsten bekannt, habt Ihr zu meiner Fahne geschworen und der dürft Ihr nicht untreu werden durch kaltes Zurückziehn, listige Winkelzüge und muthlose Flucht. Ich werde nach Kriegsgebrauch mit Euch verfahren. Ich werde Euch vor ein Gericht stellen, dessen Präsident, Beisitzer und Ankläger ich in einer Person seyn werde. Alles geht rasch nach Kriegsmanier. Ihr werdet verurtheilt, arquebusirt zu werden und das geschähe ohne Gnade und Barmherzigkeit, wenn ich mich nicht im letzten Augenblicke, da Ihr schon auf dem Sandhügel knieet, um den tödlichen Schuß zu empfangen, bereit erklärte, Euch zu heirathen, was bekanntlich ebenfalls nach einem alten Soldatenherkommen, den armen Sünder von der Todesstrafe retten kann. Doch Holland und Oranien! was höre ich?« unterbrach er plötzlich aufhorchend sich selbst. »Das ist Eueres Vaters Stimme, das ist die des meinigen, oder ich habe nie Pulver gerochen! Sie sind schon auf der Treppe, gleich wird sich die Thüre öffnen und wir werden die wohlmögenden Heern erscheinen sehen.«

Während Cornelius noch sprach, waren seine Blicke im Zimmer nach einem Verstecke umhergeflogen. Clelia war keines Wortes mächtig, sie zitterte und mußte sich an der Fensterbank halten. Schon scharrte es vor der Zimmerthüre, schon wurde die Klinke ergriffen und man vernahm deutlich die beiden Herren, wie einer den andern zum Voranschreiten nöthigte. Es war kein Augenblick zu verlieren. Mit einem raschen Sprunge flog jetzt Cornelius zu dem Götzenbilde; indem die Thüre aufging und die kleine, runde Gestalt des Herrn van Daalen sich hereinschob, schlüpfte dessen liebe- und lebenslustiger Sohn in das Innere des indischen Heiligthums.

Herr Jan ließ einige forschende und befremdete Blicke im Zimmer umherschweifen. Er besaß ein sehr scharfes Gehör und hatte vor der Thüre deutlich die Stimme seines Sohnes im Innern des Gemaches vernommen. Er kannte ihn hinlänglich, um ihm den verwegenen Versuch eines Stelldicheins mit Jungfrau Clelia van Vlieten zuzutrauen. Er sah auf das Mädchen, er gewahrte ihre Verlegenheit, er war seiner Sache gewiß. Aber wo war Cornelius hingekommen? Das Zimmer besaß nur die eine Thüre, durch welche die Väter es betreten hatten. Nirgends war ein Behältniß, eine verhängte Stelle zu bemerken, wo Cornelius ein Versteck gefunden haben konnte. Da fielen Herrn Jan’s Blicke auf das Götzenbild, da sah er hinter dessen gläsernen Augen etwas Bewegliches und nun wußte er auch, welche Kriegslist der theuere Cornelius angewandt habe, sich dem unerwarteten Rencontre mit dem Gegner zu entziehn.

Bedeutungsvoll lächelnd näherte sich der alte Herr van Daalen der zagenden Jungfrau, bedauerte sehr, wenn sein, zu dieser Stunde ungewöhnlicher Besuch sie in irgend einer angenehmen Beschäftigung gestört habe und sprach die Hoffnung aus, daß sie wohl Zeit und Gelegenheit finden werde, solche verlorene Augenblicke wieder einzuholen. Clelia erröthete über und über. Sie sah sich verrathen; sie vermochte kein Wort zu erwiedern.

Mit einem sehr jammervollen Gesichte trat jetzt ihr Vater zu ihr heran.

»Clötje,« – so pflegte Herr Tobias den Namen Clelia zu verniedlichen – sagte er weinerlich, »besorge uns Thee: viel und stark! Thue auch Zimmet und Gewürznelken hinein, damit er mich erwärme, denn es schüttelt ein Fieberfrost meine Glieder und eine wunderliche Sehnsucht, wie ich noch nie empfunden, wandelt mich an, um die Mittagsstunde in heißer Sonnenhitze auf dem Plätzchen vor meiner Plantage am Fluße Jakkatarg, wo ich ungehorsame Sklaven oft zur Strafe den glühenden Mittagsstrahlen preißgab, zu liegen, ohne ein schattendes Obdach, einschlürfend und gierig einsaugend jeden senkrecht niederfallenden Sonnenstrahl.«

Langsam entfernte sich die Tochter. Es war ihr lieb, sich unter einem guten Vorwande der drückenden Gegenwart der beiden Männer entziehen zu können, aber sie fühlte sich auch zugleich von Besorgnissen um den versteckten Cornelius, den leicht ein Zufall verrathen konnte, bewegt. Sie warf, als sie schon an der Thüre stand, einen ängstlichen Blick auf das Götzenbild. Da lächelte ihr Herr van Daalen freundlich zu und machte, während der Vater seine Augen nachdenklich zu Boden geschlagen hatte, eine beruhigende Bewegung mit der Rechten, die dem Mädchen sagte: daß er mit im Einverständnisse sey und schon sorgen wolle für eine sichere Bewahrung des Geheimnisses. Dennoch verließ sie mit schwerem Herzen das Gemach.

»Dieser entsetzliche Professor Eobanus Hazenbrook!« hob Herr van Vlieten in einem sehr wehemüthigen Tone an, nachdem er sich mit seinem alten Freunde an einem chinesischen Tischchen in der Mitte des Zimmers niedergelassen hatte. »Womit habe ich ihn gekränkt, daß er Gift und Galle in mein Herz schüttet, daß er mit boshaften, tückischen Worten mich an das schauderhafte Ende alles Zeitlichen mahnt und mit einemmale alle Standhaftigkeit meiner Seele niederwirft und da, wo Aufklärung und Muth herrschten, Grauen und Furcht säet? Ach, Myn Heer van Daalen, seit vielen Jahren habe ich kein Wörtchen von Tod und Sterben gehört, ich habe jeden Gedanken daran sorglich fern gehalten, und war in den schönen Traum eingewiegt, ich könne gar nie sterben und würde mich ewiglich des Lebens und seiner Güter erfreuen! Dies herrliche Gebäude der leiblichen Unsterblichkeit ist nun wie weggeblasen durch den mörderischen Odem des schauderhaften Hazenbrook. Er hat mir es angethan, ich bin wie umgewandelt, Todesfurcht liegt mir in allen Gliedern und wohin ich sehe, erblicke ich Gespenster. Ach, Myn Heer und Freund, habt die Gefälligkeit und nehmt meinen Platz ein! Ich kann es nicht ertragen, wie mich das häßliche Götzenbild, mir gerade gegenüber, mit starren Blicken anglotzt. Das ist das erstemal in meinem Leben, daß ich mich davor fürchte, aber es ist auch heute, als stäke etwas Besonderes drin und manchmal dünkt es mich, als gewönnen die Glasaugen Leben und schleuderten Blitze in mein bebendes Herz herab!«

Herr van Daalen war gleich erbötig, mit Tobias den Platz zu wechseln. Er hatte schon Anfangs, als sie sich niederließen, sich bemüht an diese Stelle zu kommen, damit das Versteck des Sohnes nicht zu sehr den Blicken des Herrn van Vlieten ausgesetzt sey; aber der alte Herr hatte so fest Posto gefaßt, daß es jenem nicht gelang, ihn vom Flecke zu mannoeuvriren. Jetzt änderte sich Alles von selbst, wie Herr Jan es wünschte, und von seinem Vater hatte der verborgene Bewohner des Bildes nichts zu fürchten.

»Schon oft,« sagte Tobias jetzt in dem kleinlauten Tone, zu dem ihn der Antrag des Professors herabgestimmt hatte, »sind mir von dem Domine unseres Kirchsprengels Vorwürfe gemacht worden, daß ich, als ein christlicher Kauf- und Handelsheer, den heidnischen Brama, Schiwa, Vischnu, oder wie sonst die Teufelsfratze heißen mag, innerhalb meiner vier Wände aufgestellt habe. Ich lachte darüber und versicherte den Domine, ich sähe das seltsame Götzenbildniß nicht anders an, als eine Curiosität, wie etwa die chinesischen Pagoden dort im Winkel, oder ein Gemälde von einem unserer berühmten Maler, welche die Kirmessen so getreulich dargestellt haben. Ich achtete nicht auf das Kopfschütteln des geistlichen Heern, was er sagte, schien mir eitel Thorheit und Aberglaube. Aber Uebermuth bestraft sich selbst! Ich sehe die Sache jetzt ganz anders an, wie früher. Man soll den Bösen nicht an die Wand malen! Daß ich dem ehrenwerthen Domine so schnöde begegnen konnte, war sicherlich schon eine Eingebung des Satans mit den glotzenden Glasaugen, der dort hinten auf dem Piedestale steht. Wißt Ihr was, Myn Heer van Daalen? Ich habe große Lust, meinen Gewissensbissen wegen dieser Sache mit einemmale ein Ende zu machen. Ich werde meinen Leuten rufen, daß sie den Vischnu in tausend Stücke zerhauen und ihn ökonomisch verwenden auf dem Heerde, um eine christliche Suppe daran zu kochen.«

Er war schon im Begriff aufzustehen, als Herr van Daalen, rasch den kurzen Arm über den Tisch streckend, ihn zurückhielt.

»Um Gotteswillen, thut das nicht!« rief dieser mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit. »Wer weiß, ob so ein Ding, aus Zorn über ein solches Unterfangen, die Macht, die es in Indien exerciert, dann nicht einmal auch hier üben möchte, so daß Euch und Euerem Hause entsetzliches Unglück daraus entstünde. Wahrhaftig! mir kommt es schon vor, als verdrehe es die Augen und richte sie mit drohendem Ausdrucke auf uns. Myn Heer van Vlieten, gebt der Vernunft Gehör! Laßt heute das garstige Bild in Ruhe. Ein anderes Mal, wenn der Domine dabei ist, um durch geistliches Wort und Gebet den Höllenhund zu bändigen, mögt Ihr’s versuchen; uns zwei armen Sündern, die immer mehr dem Weltlichen, wie dem Geistlichen ergeben gewesen, dürfte er übermächtig seyn. Er ist ein häßlicher Kerl, der Schiwa oder wie Ihr ihn nennt. Er verdreht schon wieder die Augen, er bewegt den Mund – «

In diesem Augenblicke ließ sich in der That ein tiefer Seufzer aus dem Innern des Götzenbildes vernehmen. Cornelius fühlte seine Brust beklemmt in dem engen Behältnisse; es ward ihm schwer, Odem zu schöpfen. Die Anstrengung, welche er hierzu verwenden mußte, brachte jenen Ton hervor, den sein Vater bemerkte und der Herrn Tobias schnell von seinem Sitze auf und in einem weiten Sprunge nach der Thüre hintrieb.

»Der Teufel ist los und wird uns gleich am Kragen haben!« schrie er entsetzt. »Gleich steigt er herab von seinem Postamente, auf das ich Unglücklicher ihn erhoben habe. Ich sehe ihn schon durch das Zimmer schreiten, ich höre sein furchtbares Trappeln hinter mir her, Trepp’ auf, Trepp’ ab, durch alle Gänge des Hauses, wenn ich ihm zu entrinnen suche – ich bin ein verlorener Mann, denn er hat mich! Der Domine muß herbei, der allein kann helfen.«

Cornelius erstickte beinahe vor unterdrücktem Lachen in seiner dunkeln Verborgenheit. Er konnte nicht so sehr Herr seiner einmal erregten Lachlust werden, daß nicht wiederum sein Kichern vernommen worden wäre. Herr Tobias glaubte in diesen Tönen die Vorboten von dem ausbrechenden Zorne des Heidengötzen zu erkennen. Er achtete nicht auf Herrn van Daalen, der mit beruhigender Gebehrde ihm nachschritt, er sah nicht das Lächeln, das sich wider dessen Willen, auf seinem runden Angesichte zeigte. »Fort, fort!« war der einzige Gedanke, dessen er fähig war. Er riß die Thüre auf, er wollte hinausstürzen; da stürmte ihm von außen herein eine fremde Gestalt entgegen, von neuem Entsetzen ergriffen prallte er zurück, in die Arme des hinter ihm stehenden Handelsherrn.

»Der Satan hat Genossen!« stammelte er. »Der Rückzug ist uns abgeschnitten.«

Aber Herr Jan wurde in diesem Augenblicke bleicher, als Tobias. Seine Augen starrten mit Blicken des Schreckens und der ängstlichsten Erwartung den Hereintretenden an. Jeder Zug des heimlichen Spottes, jedes Lächeln war aus seinem Antlitze verschwunden. Angst, Verzweiflung und Entsetzen sprachen aus seinem ganzen Aeußeren. Er hatte den sogenannten Genossen des Satans erkannt: es war sein alter Buchhalter, Jeremias Hoontschoten, der mit dem kläglichsten Jammergesichte von der Welt vor ihm stand.

»Ich bin da, gestrenger Patron!« wimmerte Jeremias. »Aber meine werthe Person und die wenigen Fetzen, welche ich auf dem Leibe trage, sind auch Alles, was ich mitbringe aus Mexiko. Die reichste Silberflotte, die je über den Ocean gekommen, ist gekapert worden im Haven von Vigos und zweimalhunderttausend Stück Dukaten, die meinem hochedeln Heern angehört, sind in die schmutzigen Hände der Matrosen gefallen. Sie fanden ebenso guten Cours bei den Engländern, wie bei unsern eigenen Leuten und wenn ich diesen versicherte, sie seyen das Eigenthum meines wohlmögenden Prinzipals, des Herrn Jan van Daalen in Rotterdam, so behaupteten sie dagegen mit einem wahrhaft teuflischen Gelächter: das sey erlogen, die Dukaten gehörten ihnen und wenn der Herr van Daalen sie haben wolle, so solle er sie nur von ihnen abfordern. O, mein hochedler Patron, ich habe mich ihnen zu Füßen geworfen, ich habe geheult, wie ein altes Weib, für die Dukaten! Aber die Tigerherzen waren nicht zu rühren. Sie spotteten meiner und schimpften mich einen spanischen Holländer, den man von Rechtswegen aufknüpfen müsse.«

Herr Jan blieb stumm. Er konnte die Größe der Schreckenspost, die ihm gebracht wurde, nicht fassen. Tobias war dagegen ganz Ohr geworden. Bei dem Blicke, den er mit einemmale in das Handelsgeheimniß des Herrn van Daalen warf, hatte er den Domine, den Götzen sammt dem Gottseybeiuns vergessen. So war denn endlich entschleiert, was der geheimnißvolle Patron im Stillen getrieben, so wußte man denn nun, nach so vielem vergeblichen Sinnen und Rathen, wodurch er Geld und Gut gewonnen! Er war, wie viele andere niederländische Kaufleute, bei den spanischen Gold- und Silberflotten interessirt gewesen, indessen war der Krieg zwischen Spanien und Holland ausgebrochen, die vereinigten Holländer und Engländer nahmen die spanischen Schiffe, wo sie sie fanden, und durch einen besonders glücklichen Zufall gerieth ihnen auch die im Haven von Vigos liegende reich beladene Flotte in die Hände.

»Also von dort her erwartetet Ihr die zweimalhunderttausend Dukaten, welche die Differenz in der Mitgift ausgleichen sollten?« sagte jetzt mit finsterem Angesichte und in einem sehr gedehnten Tone Herr van Vlieten. »Und sie sind nun hin und fort und werden eingehen am Nimmerstage, wo alle insolvente Gläubiger ihre Wechsel bezahlen? Lasset zu Euch reden, Myn Heer van Daalen, wie es mir ums Herz ist in dieser Sache! Euere ganze Handelschaft ist eitel Schwindelwesen und Ihr habt mehr Glück als Verstand gehabt, daß Ihr nicht schon längst zu Grunde gegangen seyd. Zucker und Kaffee, das ist solid, aber Schmuggelei mit dem spanischen Erbfeinde kann nicht Segen haben auf die Dauer! Freilich ist es Euch noch gut genug gegangen, daß Ihr durch die Kriegsjahre und Kriegstroublen glücklich hindurch gesegelt seyd mit Euern Silberschiffen; allein der Krug geht so lange zu Wasser bis er bricht, und Ihr gemahnt mich jetzt gerade, wie so ein zerbrochener Krug, der keinen Henkel mehr hat, an dem ihn unsereins anfassen mag, und dem der Boden ausgefallen ist, auf dem der Inhalt geruhet.«

Der Handelsherr, an welchen diese Worte gerichtet waren, hatte indessen einigermaßen die verlorene Fassung wiedergewonnen. Er sah ein, daß er noch ohne die zweimalhunderttausend Stück Dukaten ein reicher Mann blieb, er ahnete aber auch zugleich, daß diese unausgefüllte Lücke in seiner Casse eine Kluft bilden könnte, welche sich störend zwischen die Verbindung der Häuser van Vlieten und van Daalen drängen dürfte. In dieser schlimmen Ahnung wurde er durch die Reden des Herrn Tobias noch bestärkt. Er warf einen zornigen Blick auf den Buchhalter:

»Hoontschoten, Er ist ein Esel!« sagte er ingrimmig. »Wäre Er nicht so alt, daß Ihm die Natur bald den Abschied aus dem Leben geben dürfte, so gäb ich Ihm den Abschied aus dem Dienste.«

»Mein Gott und Heer!« versetzte bebend Jeremias: »worin habe ich denn gefehlt? Gebot es nicht Pflicht und Gewissen, meinen wohlmögenden Patron sogleich in Kenntniß zu setzen von einem solchen Unglücksfalle? Und darin habe ich nicht gesäumt, nach den schwachen Kräften, welche mir mein Alter vergönnt. Ich habe Euch gesucht wie eine Stecknadel, im Hause und am Haven, im Prinzencollegium und am Boompjes, bis mich endlich ein scharmanter Herr, ein Professor aus Leyden, dem ich Euere und Herrn van Vlietens Personen weitläuftig beschreiben mußte, hierher verwieß.«

»Verdammter Hazenbrook!« schalt Herr Tobias für sich hin, und die große Ader auf seiner Stirn schwoll in zorniger Erinnerung höher an: »Das Gespenst des verruchten Professors verfolgt mich allenthalben und wenn ich mir ihn einmal aus dem Sinne geschlagen habe, so bringt ihn mir ein verwünschter Zufall wieder in den Wurf.«

»Ich hätte Ihn nicht für so dumm gehalten, Hoontschoten!« zürnte indessen der alte van Daalen zu seinem Untergebenen. »Er meint noch Wunder wie gut er’s gemacht hat und wäre am Ende im Stande gewesen, die Sache auf dem großen Markte auszuschreien! Myn Heer van Vlieten,« wandte er sich jetzt gänzlich umgewandelt, mit sanfter Stimme und lächelndem Angesichte, zu diesem: »der Verlust einer solchen Kleinigkeit wird keinen Einfluß auf Euere gütigen Gesinnungen für mich und meinen Cornelius haben, wir bleiben die besten Freunde, wie bisher, und Clötje wird meine Tochter und Cornel Euer Sohn.«

»Prosit!« versetzte mit einem herben Gesichte Herr Tobias. »Aus der Heirath kann ein für allemal nichts werden, wenn die Gelder nicht bis auf einen Deut al pari stehen, und dazu ist, unter den gegenwärtigen Auspicien, auf lange hin kein Anschein. Lebt wohl, Myn Heer van Daalen! Siebenmalhunderttausend ist das Wort. Ohne das geht die Braut nicht fort. Da habt Ihr in Reimen meine Meinung. Gott befohlen, Heer Jan! Ich kann meinen Thee allein trinken. Besucht mich über’s Jahr wieder!«

»Wie?« rief der Fortgewiesene mit einer Miene, in der sich Staunen und Unwille aussprachen: »Ihr wollt das alte Freundschaftsband zerreißen; Ihr könntet um des lumpigen Geldes Willen die edlern Gefühle des Herzens verleugnen? Thut das nicht, Myn Heer Tobias! Fürchtet die Rache Schiwa’s, unter dessen Augen Ihr diesen Frevel begeht!«

In seiner Herzensangst griff Herr van Daalen zu diesem letzten Mittel, die Furcht des Widerwilligen auf’s Neue zu erregen und sie zum Hülfsweg bei dem Sturme auf Tobias Herz anzuwenden. Dieser aber hatte, unter den neu eingetretenen Umständen, das Entsetzen, welches ihm der Götze früher eingeflößt, rein vergessen und rief im Fortgehen:

»Was Schiwa, was Brama! Geld ist die Bank. Morgen brennt der Schiwa im Ofen und auf dem Herde und der Kaffee, der an dem Satan gekocht wird, soll mir wohl schmecken. Trag den Thee in mein Zimmer, Clötje!« herrschte er der entgegentretenden Tochter zu, die mit großem Schrecken den Zorn des Vaters wahrnahm und im ersten Augenblicke sich und den Geliebten verrathen glaubte. »Herr van Daalen wird uns ein anderes Mal die Ehre schenken, heute trinke ich allein.«

Er schritt so rasch nach seinem Zimmer, daß ihm die gehorchende Clelia kaum folgen konnte. Herrn van Daalens Geduld war nun auch erschöpft. Ohne weiter des Sohnes im Schiwa zu gedenken, stürmte er die Treppe hinab und zum Hause hinaus. Aengstlich und sehr gedrückt trippelte der Buchhalter hinter ihm her.

»Er ist an Allem schuld, Tölpel!« schrie ihn noch auf der Straße Herr Jan an. »Warum hat Er erstlich die entsetzliche Dummheit begangen, sich die zweimalhunderttausend Dukaten nehmen zu lassen, warum begeht Er zweitens die noch entsetzlichere, die ganze Geschichte im Beiseyn des unersättlichen van Vlieten auszuplaudern?«

Jetzt erst ging dem armen Jeremias Hoontschoten ein Licht auf. Er hatte bisher nicht einmal geahnt, warum sein hochedler Prinzipal ihm zürne. Nun sah er es ein und es kam auch zugleich eine solche Reue über ihn, daß er anfing zu weinen und laut zu schluchzen. Er machte sich selbst im jämmerlichsten Tone die heftigsten Vorwürfe über seine unzeitige Schwatzhaftigkeit. Er gerieth nach und nach in eine so verzweiflungsvolle Stimmung, daß Herr van Daalen, der im Grunde ein sehr gutes Herz besaß, bald sehr gerührt wurde und in der Furcht, der alte Mann könne sich ein Leid thun, ihn zu trösten begann. Es fruchtete aber Alles nichts. Jeremias gebehrdete sich immer kläglicher, das mitfühlende Herz seines Patrons wurde immer weicher, er mußte am Ende auch weinen und als Beiden der Hausknecht die Thüre des van Daalenschen Hauses auf ihr Klopfen öffnete, war dieser nicht wenig erstaunt, seinen Gebieter und den alten Buchhalter in Thränen auf der Straße zu finden.

Die Mumie von Rotterdam

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