Читать книгу Die Mulgacamper Romane Band 7 und 8 - Elda Drake - Страница 10

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Kapitel 7

Als ihr Handy läutete, entschuldigte sich Hetty bei Pat. »Du, das dauert jetzt etwas länger, ich verzieh mich, damit du deine Ruhe hast.«

Die sah etwas perplex zu, wie sich Hetty Richtung Poolanlage verkrümelte und sich dort in einen der Liegestühle setzte. Sie hatte nur kurz auf das Display geschaut und den Anruf dann als belegt weggedrückt. Doch das hatte die Person anscheinend nicht davon abgehalten es gleich nochmal zu versuchen. Pat runzelte die Stirn, als sie sah, dass Hetty lächelnd auf die Stimme aus dem Telefon antwortete. Wer immer der Anrufer war, er war sehr wohl willkommen. Und da er gleich darauf wieder angeläutet hatte, war das erste Klingeln anscheinend so etwas wie ein Signal gewesen.

Mit ihrer Schlussfolgerung hatte sie natürlich vollkommen recht. Patrick wusste genau, dass sich Hetty erst irgendwohin verziehen würde, wo ihr Gespräch nicht belauscht werden konnte. Obwohl es bei ihren Telefonaten eigentlich nur um belanglose Dinge ging, war auch er bestrebt, dass niemand zuhörte. Er hatte noch viel zu gut Kais nachdenklichen Blick in Erinnerung, als der einmal Zeuge eines Anrufs geworden war. Und er hatte keine Lust in einem sachlichen Ton mit Hetty zu palavern, nur damit niemand irgendwelche falsche Ideen bekam. Auch wenn ihre Beziehung durch seine Heirat mit Chrissie inzwischen rein platonisch war, so waren dann doch noch zu viele Gefühle vorhanden, um völlig neutral zu reden. Dafür standen sie sich einfach zu nahe. Patrick seufzte. Hetty hatte ihn nur einmal im Leben die kalte Schulter gezeigt und das leider genau im falschen Augenblick.

Einige Wochen nach seiner Heirat war sein Vater wegen einer Sportreportage nach Brisbane gekommen und hatte die Gelegenheit zu einem Besuch auf der Farm genützt. Und dabei seinem Sohn natürlich auf den Zahn gefühlt. Denn schließlich hatte er mitbekommen, dass der an seinem Hochzeitstag eigentlich am liebsten alles getan hätte, nur nicht zu heiraten. Jetzt wollte er wissen, ob die Entscheidung die sein Sohn damals getroffen hatte, die Richtige gewesen war.

Sie hatten sich am Abend an die Poolbar verzogen, dort konnten sie ungestört reden.

Michael hatte seine knappen zwei Meter Körpergröße in einem der bequemen Gartenstühle verstaut und deutete mit einem Kopfnicken Richtung Haus. »Und wie lebt es sich so als Multimillionär?«

Sein Sohn seufzte. »Hör bloß auf. Du weißt genau, dass ich auf einen Ehevertrag bestanden habe. Aber da ich jetzt der Geschäftsführer bin, habe ich Zugriff auf das komplette Vermögen und könnte jederzeit alle Konten abräumen.«

Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah seinen Vater leicht genervt an. »Die vertrauen mir einfach blind.«

Der lachte. »Na, das gehört sich doch auch so. Wieso sollten sie nicht?«

Als keine Antwort kam, hakte er nach. »Wo ist das Problem?«

Patrick sah seinen Vater frustriert an. »Da, wo es die ganze Zeit war. Nichts hat sich geändert!«

Michael brauchte eine Weile, um aus dieser Aussage schlau zu werden. Doch dann kam er auf die Lösung. »Also von wegen nichts ist los – gar nichts?«

Das hatte sein Sohn zu ihm gesagt, als er ihn ein paar Stunden vor seiner Heirat gefragt hatte, was zwischen ihm und Hetty passiert sei. Denn er hatte beim Frühstück bemerkt, dass sein Sohn wie im Fieber war und anscheinend irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen war. Die Schlussfolgerung, dass die zwei nicht nur auf freundschaftlicher Basis miteinander verkehrt hatten, war logisch und führte natürlich auch zu der Frage, ob es nicht besser sei, die Hochzeit einfach abzusagen. Doch sein Sohn hatte sich bereits entschieden und die Sache durchgezogen.

Patrick stöhnte auf. »Sie hat gelogen! Sie hat mich einfach angelogen, weil sie wollte dass ich Chrissie heirate und die Hochzeit nicht hinschmeiße.«

Er schüttelte den Kopf. »Und ich Trottel habe es ihr abgekauft!«

Oh, oh! Michael schloss kurz die Augen. Voll auf die zwölf! Ihm war absolut bewusst, dass Patrick mit dieser Information niemals geheiratet hätte. Hetty hatte ihn hereingelegt. Wahrscheinlich sogar noch mit bestem Gewissen. Denn sie war, wie er inzwischen erfahren hatte, tatsächlich fünfzehn Jahre älter als sein Sohn. Das sah man ihr zwar nicht an, aber trotzdem. Mit Sicherheit hatte sie gedacht, dass es nur eine vorübergehende Vernarrtheit von dem Jungen war, die nicht mehr zu bedeuten hatte. Abgesehen davon, hatte sie ihm ja erzählt, dass sie keine festen Beziehungen mochte.

Aber er erinnerte sich auch nur zu gut daran, wie traurig sie Patrick nachgesehen hatte, als der vom Frühstückstisch aufgestanden war. Es war ihr sicher nicht leicht gefallen, ihn so fertigzumachen, denn nur als eine belanglose Affäre hatte sie ihn gewiss nicht betrachtet, wenn er diesen Blick richtig deutete. Doch sie war anscheinend der Meinung gewesen, Patricks Heirat mit Chrissie wäre die beste Lösung für alle und hatte dementsprechend gehandelt.

»Also, was war jetzt eigentlich los. Erzähle mir endlich mal die ganze Geschichte.« Michael hatte für Alkoholnachschub gesorgt und lehnte sich zurück.

Als er dem Bericht seines Sohnes lauschte, hob er die Augenbrauen. Der Bursche hatte mit dem Feuer gespielt und sich fürchterlich verbrannt. Wobei er trotz allem sehr gut nachvollziehen konnte, warum sich Patrick, trotz des großen Altersunterschieds, mit Hetty eingelassen hatte. Die war schon etwas Besonderes.

Allerdings war da dann noch eine Frage offen. »Was war jetzt dann eigentlich der Grund, warum sie sich quergestellt hat? Denn offensichtlich hat sie dich ja mehr als gerne.«

Patrick sagte nur ein einziges Wort und das genügte seinem Vater vollkommen, um zu verstehen. »Kai!«

Tja! Das war eine Konkurrenz, gegen die man nur verlieren konnte. Denn der Mann stand über allem. Wenn der mit im Spiel war, dann hatte er wirklich keine Chance. Also hatte der Junge wohl doch die richtige Entscheidung getroffen.

Er sah ihn prüfend an. »Hast du noch Kontakt mit ihr?«

Patrick nickte. »Wir telefonieren, nach wie vor, regelmäßig miteinander.«

Michael versuchte keinerlei Reaktion zu zeigen. Gar nicht gut. Überhaupt nicht gut! Dann konnte er doch einen Kommentar nicht unterdrücken. »Du weißt ja, der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.«

Sein Sohn lächelte zum ersten Mal, seitdem er das Gespräch mit ihm begonnen hatte. »Ich bin gerade unterwegs dahin.«

Und auch jetzt war er wieder auf diesem Weg. Denn er versuchte sich, auf nur freundschaftlicher Basis, mit Hetty zu unterhalten. Das war auch überhaupt kein Problem, da er eigentlich überhaupt nicht zum Reden kam.

Denn Hetty klagte ihm ihr Leid. »Du kannst deiner Frau sagen, dass ich ihr das nie verzeihen werde! Ich bin fix und fertig. Nur noch ein Strich in der Landschaft. Mit den Höhenmetern, die ich in der letzten Woche gemacht habe, käme ich locker ein paarmal den Mount Everest rauf und runter.«

Als sie hörte, dass Patrick sich vor lauter Lachen fast nicht mehr einkriegte, knurrte sie ins Telefon. »Ich übertreibe wirklich nicht. Die macht mich schlichtweg fertig.«

Ihr Gesprächspartner riss sich zusammen. »Wieso sagst du nicht einfach, dass du nicht mehr kannst?«

Hetty stöhnte auf. »Sie glaubt mir einfach nicht, dass ich das ernst meine. Ich Rindvieh habe ihr am Anfang gesagt, sie soll sich nicht von mir aufhalten lassen, denn ich sei einfach nur faul und bequem.«

Patrick grinste. »Da hast du dir ein schönes Ei gelegt. Schade, dass ich nicht dabei zusehen kann. Meinst du, Pat könnte mir ein paar Filmaufnahmen schicken?«

»Jetzt fällst du mir auch noch in den Rücken. Sei froh, dass du nicht da bist, sonst würde ich dich erwürgen!«

In dem Moment als sie diese Worte gesagt hatte, wurde ihr bewusst, dass sie wieder einmal einen Fehler gemacht hatte. Denn Patrick gab nicht sofort eine Antwort. Hetty stöhnte innerlich. Die Wunde war noch zu frisch und anscheinend hatte er immer noch nicht ganz losgelassen. Ansonsten wäre jetzt eine flapsige Bemerkung gekommen. So aber herrschte Schweigen. Sie sah geradezu, wie Patrick sich bemühte, eine lustige Antwort zu finden und immer nur wieder an dem Teil mit dem „Sei froh, dass du nicht da bist“ herum kaute.

Also redete sie einfach selber weiter und erzählte und erzählte, damit sie die Stille überbrücken konnte. Nach ein paar Minuten hatte sich Patrick auch wieder gefangen und gab wieder ganz normal Antwort. Als sie eine Viertelstunde später zum Camper zurückging, war sie leicht frustriert. Warum schaffte der Junge es nicht, endlich die Tatsachen zu akzeptieren?

Da sie grundsätzlich nicht zuhörte, wenn sie etwas nicht hören wollte, verklang auch der Einwurf ihres Verstandes ungehört: »Weil er dich nach wie vor liebt!«

Die Mulgacamper Romane Band 7 und 8

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