Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 19 und 20 - Elda Drake - Страница 9

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Kapitel 6

»Was kriege ich zum Abendessen?« Simon hatte sie in der Zwischenzeit zum zweiten Mal durch den Schwimmingpool gehetzt, noch eine Runde Ballspielen verlangt und Hetty lag reichlich müde auf einem der Sofas in der Bibliothek. Mit grimmigem Blick sah sie ihn an. Eine neunköpfige Raupe war leichter sattzukriegen, als dieses kleine schlanke Wesen, das Portionen aß, die sogar mit ihren mithalten konnten und dabei kein Gramm zunahm.

Natürlich hätte sie jetzt das Dienerehepaar anrufen können und fünf Minuten später wären die aufgetaucht und hätten, ihren Wünschen gemäß, das Essen zubereitet. Aber genauso wie Fritz und Dolly, kochte sie normalerweise selbst und nahm diese Hilfe nur in Anspruch, wenn Gäste im Haus waren.

»Was willst du denn?« In dem Moment in dem ihr diese Frage über die Lippen gerutscht war, schalt sie sich eine Närrin. Frei nach der Devise „Wer viel fragt, geht viel irr!“

Denn die Antwort von Simon kam prompt. »Knödel mit Soße!«

Seufzend stand Hetty auf. Einst in grauer Vorzeit hatte sie Kai, als sie aufgrund einer längeren Camperreparatur als Gast in seinem Appartement übernachtete, zum Dank ein bayrisches Gericht gekocht. Ente mit Knödel und Blaukraut.

Ihr Lebenspartner war gedächtnismäßig eindeutig mit einer gut funktionierenden Speichereinheit eines High-End-Computers verwandt und hatte später, als sie ihr Zusammenleben begannen, vorgeschlagen. »Koch doch mal bayrisch für uns!«

Die Farmbewohner waren begeistert gewesen und Knödel hatten sich zu einer allgemeinen Leibspeise entwickelt. Vor allem für Simon waren sie das absolute Lieblingsgericht und er konnte etliche davon in Minutenschnelle vertilgen.

»Aber ich erwarte, dass du mir hilfst! Ich will einen willigen Sklaven in meiner Küche haben.«

Das brauchte sie ihm nicht zweimal sagen. Kurz darauf stand er brav neben ihr und schälte mit Hingabe die Kartoffeln, während Hetty sich an die Soßenzubereitung machte. Sie hatte Bratenfond aus der Tiefkühltruhe geholt und peppte das Ganze mit frischem Gemüse auf. Dann wurden die Kartoffeln gerieben, angemacht, zu Knödeln geformt, ins siedende Wasser gelegt und sie durfte sich endlich wieder auf das Sofa begeben.

Simon hatte ihr leeres Glas wieder neu aufgefüllt und wollte beschäftigt werden. »Gucken wir Fotos an?«

Hetty sah in seufzend an. »Welche willst du denn anschauen?«

Der Kleine grübelte etwas und meinte dann. »Bruce hat mir erzählt, dass du Trauzeugin bei der Hochzeit seiner Eltern warst. Hast du damals Bilder gemacht?«

Bruce war sein bester Freund und der Sohn von George und Molly, die auf der Nachbarfarm in zehn Kilometer Entfernung lebten. Er war ein Jahr älter als Simon und trainierte mit ihm im Kinderkampftraining. Seine Schwester Lisbeth war genauso alt wie Simon und so waren glücklicherweise ganz in der Nähe zwei Spielgefährten. Als seine Mutter noch auf der Farm wohnte, hatte die dafür gesorgt, dass ihr Sohn jederzeit zu seinen Freunden konnte, wenn er wollte und nach ihrem Weggang von der Farm hatte Dolly diese Aufgabe übernommen. Die drei Kinder trafen sich mindestens jeden zweiten Tag und hielten zusammen wie Pech und Schwefel.

Hetty nickte. »Die DVD ist in der untersten Schublade der Kommode in meinem Schlafzimmer. Auf dem Cover steht „Mollys Hochzeit“.«

Simon rannte aus dem Zimmer und polterte die Treppe hinauf in den ersten Stock. Lesen konnte er schon einige Zeit, denn er hatte Dolly solange genervt und gefragt, bis die sich erbarmt und mit ihm die Buchstaben geübt hatte. Dass der Kleine mit einer außerordentlichen Intelligenz ausgestattet war, hatte sich gezeigt, als er schon ein paar Wochen danach Hetty aus einem Bilderbuch vorgelesen hatte. Wenn auch noch nicht ganz flüssig, aber erstaunlich sicher.

Jetzt kam er freudestrahlend mit der DVD in die Bibliothek und hielt sie Hetty unter die Nase. »Ist das die Richtige?«

Die warf einen kurzen Blick auf den Deckel und nickte. »Leg sie gleich mal ein und bring mir die Fernbedienung.«

Kurz darauf kuschelte sich Simon zu ihr auf die Couch und Hetty klickte sich durch die Fotos.

Simon kicherte, als er die Aufnahmen von George im Hochzeitsanzug sah. »Schaut der da aber vornehm aus. Und Tante Molly ist wunderhübsch!«

Hetty lächelte und meinte. »Das solltest du ihr das nächste Mal, wenn du sie siehst, sagen, da wird sie sich freuen!«

Als sie mit der Hälfte der Bilder durch waren, war es Zeit zum Essen und Simon zeigte wieder einmal, dass das Fassungsvermögen des Magens eines fünfeinhalbjährigen Jungen schier unermesslich war. »Ich liebe deine Knödel Tante Hetty!«

Die schüttelte lächelnd den Kopf. Der Kleine konnte als Einziger aus der Familie dieses Wort aussprechen und es hörte sich sogar richtig bayrisch an. Es machte ihm auch unwahrscheinlich Spaß sie zu fragen, wie verschiedene Dinge in ihrer Muttersprache hießen und er wiederholte mit Begeisterung diese fast unaussprechlichen Namen. Der momentane Favorit war Wolpertinger und er fragte ihr schier ein Loch in den Bauch, um zu erfahren, wie diese Konstrukte zusammengebaut wurden.

Nachdem das Geschirr in der Spülmaschine verstaut war, standen noch die restlichen Fotos an. Die Kommentare die Simon abgab wurden immer leiser und als ein paar Bilder lang, kein Ton mehr kam, stellte Hetty fest, dass er eingeschlafen war. Puh! Das war geschafft. Wieder einen Tag überlebt. Sie schaltete den DVD-Player aus und schloss ebenfalls die Augen. Ein bisschen vor sich hin dösen konnte nicht schaden. Stunden später zuckte sie hoch und weckte damit Simon auf.

Der blickte sie mit müden Augen an und wehrte sich nicht im Geringsten, als sie ihn hochhob und sagte. »Ich glaube, du willst ins Bett.«

Sie selbst ging auch gleich ins Schlafzimmer – der Tag war anstrengend gewesen und Kai und Patrick würden erst spät, wenn überhaupt, heimkommen.

Womit sie bei Kai recht hatte, der ihr noch Bescheid gab, dass er bei Hashimoto übernachten würde. Doch Patrick kam kurz vor Mitternacht nach Hause und stellte fest, dass bereits alles dunkel war. Den ganzen Tag hatte er Anordnungen gegeben, Telefonate geführt und es schließlich geschafft, dass alles so lief, wie er es wollte. Jetzt war er immer noch hellwach und musste erst noch abschalten, bevor er schlafen konnte. Er öffnete eine Flasche Rotwein, schenkte sich ein Glas ein und setzte sich in die Bibliothek.

Als er zur Fernbedienung des Fernsehers griff, sah er die DVD Hülle auf dem Tisch liegen. Ah, Simon und Hetty hatten Fotos angeschaut. Er starrte auf den Titel und seufzte – tja, damals hatte alles angefangen. Kurz darauf klickte er sich in schneller Folge durch die Bilder. Er wusste, welches Foto er suchte und stoppte, als er die Aufnahme fand, die Hetty damals am Pool von ihm gemacht hatte. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie an diesem Tag die ganze Zeit mit dem Fotoapparat durch die Gegend gelaufen war und Schnappschüsse gemacht hatte.

Als er nach dem Ausritt mit Kai und Chrissie alleine zum Schwimmingpool ging, hatte sie gerufen. »Kriegt die alte Frau noch ein Bild?«

Er hatte sich zu ihr umgedreht und sich an die gemeinsam verbrachten Nächte erinnert, als er sie ansah. Er musterte die Aufnahme und schüttelte den Kopf. Hetty hätte jederzeit Profifotografin werden können. Sie hatte ihn mitten in der Bewegung eingefangen und zugegebenermaßen war das ein sehr gelungenes Bild von ihm. Allerdings war der Ausdruck in seinen Augen auch äußerst vielsagend und wenn er das Foto früher gesehen hätte, wäre ihm wohl einiges klar geworden. Tja, ohne es zu wissen, war er schon zu dem Zeitpunkt in sie verliebt gewesen.

Schulterzuckend klickte er weiter und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass die Bilder nach der Hochzeitsfeier noch weitergingen. Was hatte sie da noch aufgenommen? Zähneknirschend stellte er fest, dass sie Fotos von Kai gemacht hatte. Natürlich, von wem denn sonst. Eine wunderbare Aufnahme, die ihn auf Zerberus zeigte, und ansonsten noch einige Studien seiner Gemütszustände. Allerdings hätten die eigentlich vor der Hochzeit einsortiert gehört und vor diesem Bild von ihm, denn die waren alle beim und nach dem Ausritt geschossen worden.

Doch sie hatte sie an den Schluss der Serie angeordnet. Seltsam – warum wohl? Hmm? Hetty tat nie etwas ohne Grund und den wollte er erfahren. Patrick nahm die DVD aus dem Recorder und schob sie in seinen Laptop – er würde schnell mal überprüfen, ob er mit seiner Vermutung, dass die Reihenfolge nicht stimmte, wirklich richtig lag. Die Festplatte ratterte, als er die Kopie herunterzog. Nachdem er die DVD wieder zurück in den Recorder geschoben hatte, öffnete er seinen Explorer. Dann stellte er im Ordnerverzeichnis der Fotos die Anzeigemodi der Dateien um und ließ alle Aufnahmen nach dem Erstellungsdatum sortieren.

In der Miniaturansicht sah er sofort, dass die Bilder von Kai anscheinend mit Absicht an das Ende der Serie gelegt worden waren, denn gemäß dem Datum hätten sie, genau wie er gedacht hatte, einen Tag früher eingeordnet gehört, nämlich da, wo sie jetzt erschienen. Warum hatte sie das wohl getan? Während er noch grübelte, entdeckte er, dass sich unter den ganzen Dateien noch eine Sicherungsdatei eines Bildes befand. Seltsam, was sollte das? Es gab eigentlich kein Bildbearbeitungsprogramm, das automatische Sicherungen erstellte. Auf den Doppelklick folgte keine Reaktion – nur der Hinweis, das diese Datei so nicht zu öffnen war.

Stirnrunzelnd nahm er einen Schluck aus seinem Weinglas und stellte dann nachdenklich den Schwenker wieder zurück auf den Tisch. Er hätte diese Datei nicht gesehen, wenn er nicht seinen Laptop benutzt hätte, auf dem auch versteckte Dateien angezeigt wurden. Und er kannte Hettys verquere Denkweise zur Genüge und auch ihren Hang zur absoluten Sicherheit, wenn es Geheimnisse betraf. Sie hatte sogar ihm, dem absoluten Computerexperten schon Tricks gezeigt, auf die er von selbst nie im Leben gekommen wäre.

Allerdings wusste er auch von ihrem Prinzip, dass man etwas am besten ganz offen versteckte, da fand es keiner. Je einfacher, desto schwieriger wurde es für normale Menschen den Gedankengang nachzuvollziehen. Wenn man also ein Foto verstecken wollte, dann sollte man es nicht hinter einem komplizierten Verschlüsselungsprogramm verbergen, damit jeder wusste, dass da ein Geheimnis war, sondern vielleicht ganz einfach nur die Datei umbenennen. Patrick schmunzelte, das würde er jetzt mal versuchen. Mit ein paar Klicks änderte er die Dateiendung auf eine jpeg ab und wartete gespannt, ob sich nach dem Doppelklick etwas tat.

Sein „na also“ das er von sich geben wollte, blieb ihm in der Kehle stecken, als er das Bild sah, das auf seinem Monitor erschien. Denn es stellte ihn selbst dar. Es konnte nur einen Zeitpunkt geben, an dem sie dieses Foto gemacht hatte und der war ganz genau zu definieren. In seiner Wohnung bei ihrer Geheimmission, als sie sich jede Nacht in der Firma von Fritz durch die Unterlagen der Mine gewühlt hatten, um dem damaligen Geschäftsführer Brian auf die Schliche zu kommen. Es war die vorletzte der drei Nächte gewesen und er war eingeschlafen, da er mittlerweile so übermüdet war, dass er sich nicht mehr wachhalten konnte. Schließlich hatte er unter Tags in der Firma gearbeitet, dann in der Nacht spioniert und die restlichen Stunden mit Hetty ein äußerst exzessives Zusammensein verbracht.

Das Foto zeigte ihn, als er nackt auf dem Bett lag und schlief. Kein Wunder, dass sie dieses Bild versteckt hatte, denn es ließ wirklich keine Fragen offen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust und er schlug die Hände vor sein Gesicht. Es konnte nur einen Grund geben, warum sie dieses Foto von ihm gemacht hatte: Sie wollte eine Erinnerung an ihn haben. Schon damals war er ihr also so wichtig gewesen, dass sie ein Andenken von ihm haben wollte. Sie, die Frau, die keinen Wert auf eine feste Beziehung legte und die Männer, mit denen sie ins Bett ging, genauso schnell vergaß, wie Kai damals seine Frauen, wollte sich an ihr Zusammensein erinnern.

Und erneut erkannte er, welchen Fehler er gemacht hatte, ihrer Aussage vor seinem Hochzeitsabend, dass sie ihn nicht liebte, zu glauben. Er hätte diese Lüge durchschauen sollen, denn wie sehr sie ihn damals angelogen hatte, zeigte dieses Bild. Und vor allem die Tatsache, dass es immer noch existierte. Das war auch der Grund, warum sie es so gut versteckt hatte. Wobei er keine Ahnung hatte, was sie mehr fürchtete: Dass er, oder dass Kai, es finden und sehen könnte.

Fritz hatte seinen ersten Stent gesetzt bekommen und war inzwischen wieder zuhause. Nach wie vor aschgrau im Gesicht und nur ein Schatten seiner selbst. Die Ärzte hatten ihn darauf hingewiesen, dass noch eine zweite Operation folgen würde, aber jetzt sollte er sich erst einmal etwas erholen.

Dolly bemutterte ihn wie eine Glucke und normalerweise hätte er mit einem Lächeln gesagt. »Lass das doch, mein Schatz, das braucht es nicht.«

Aber bisher hatte er von Kai, außer der Aussage dass er am Ball sei und momentan die Drucklegung des Ganzen auf Eis liege, noch nichts Positives gehört und so wachte er jeden Morgen mit einem Angstgefühl in der Brust auf. Da tat Dollys Fürsorge mehr als gut und zumindest lenkte ihn ihre dauernde Anwesenheit etwas von seinen depressiven Gedanken ab. Ob Kai es überhaupt schaffen würde, den Supergau noch einmal abzuwenden?

Inzwischen war Fritz erst richtig bewusst geworden, welche Bürde er ihm damit aufgeladen hatte und verstört bemerkte er, dass sein Ziehsohn sich eindeutig verändert hatte. Nicht in seinem Verhalten ihm gegenüber, aber irgendwie wirkte er, als ob ihm die auferlegte Last zu viel werden würde. Wobei er sich das auch nur schuldbewusst einbilden konnte, denn viel bekam er ihn momentan nicht zu sehen und immer öfter blieb er auch über Nacht der Farm fern.

Nach dem ersten Gespräch mit Gwendolin, war es für Kai nicht schwierig gewesen, den Kontakt zu erweitern. Das nächste Mal kam er alleine in die Kneipe, setzte sich an die Theke und starrte entmutigt in sein Whiskeyglas, ohne von seiner Umwelt etwas wahrzunehmen. Es war einfach, den sorgenerfüllten Ziehsohn zu geben, da brauchte er nur sein wahres Ich auch nach Außen zu zeigen.

Eine Frauenstimme riss ihn aus den trüben Gedanken. »Schön, sie wieder zu sehen!«

Mit angeblich irritierter Miene blickte Kai auf und vor ihm stand Gwendolin, die sich eindeutig freute, erneut auf ihn zu treffen. »Wie geht es denn ihrem Ziehvater?«

Kai zuckte entmutigt mit den Schultern. »Die Ärzte können noch nicht viel sagen, aber momentan ist er stabil. Aber er muss operiert werden und erst wenn er diese OP überstanden hat, kann eine eindeutige Diagnose gestellt werden.«

Damit hatte er die wichtige Information übermittelt, dass es einige Wochen dauern würde, bevor Fritz wieder richtig ansprechbar und damit angreifbar war. Gwendolin machte nicht den Eindruck, als ob sie das in irgendeiner Weise berührte, sie hatte ja alle Zeit der Welt und konnte warten, bis der richtige Augenblick da war.

Er ahnte sehr wohl, dass sie sich inzwischen über ihn erkundigt hatte und war gut vorbereitet auf die Frage, die prompt kam. »Ist ihr Mentor denn krank gewesen oder körperlich überanstrengt? Wissen die Ärzte wieso er den Infarkt hatte?«

Kai schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist er für sein Alter ganz fit, die üblichen kleinen Wehwehchen, aber nichts Besonderes. Allerdings hat er, nach Aussage seiner Frau, an dem Morgen einen Anruf erhalten, dieser war vermutlich der Auslöser. Aber als ich ihn gefragt habe, um was es dabei gegangen sei, hat er mich nur schulterzuckend angesehen und gesagt, er könne sich nicht mehr daran erinnern.«

Er sah, dass Gwendolin zur Kenntnis nahm, dass Fritz anscheinend zu viel Angst davor hatte, mit irgendjemandem über seine Sünden zu reden. Und obwohl sein Ziehsohn eine Sicherheitsfirma besaß, die, wie sie gehört hatte, auch mal hart am Rande der Legalität arbeitete, so war die Angelegenheit offenbar zu beschämend, um sie ihm zu gestehen. Die Leute hatten ihr erzählt, dass er Kai wie seinen eigenen Sohn behandelte und deshalb wollte er wohl nicht das Risiko eingehen, seine Liebe zu verlieren.

Innerlich seufzte Kai auf. Nun war der Weg frei und diese Frau würde wohl umgehend auf ihr momentanes Ziel lossteuern, nämlich ihn abzuschleppen.

Natürlich hatte er mit seiner Annahme vollkommen recht und Gwendolin fragte. »Stört es sie, wenn ich ihnen etwas Gesellschaft leiste? Sie sehen aus, als ob es besser wäre, sie nicht alleine zu lassen.«

Kai, dem es sehr wohl bewusst war, dass seine Gemütsverfassung so ziemlich das Letzte war, was sie tatsächlich interessierte, schüttelte mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf. »Nein, ich bin ganz froh, etwas aus meinen Gedanken gerissen zu werden. Aber ein guter Unterhalter bin ich noch nie gewesen.«

Gwendolin lächelte ihn strahlend an. »Keine Sorge, das Reden übernehme ich.«

Was sie dann auch tat. Nach der kurzen Frage von Kai, was sie denn so beruflich machte, begann sie von ihrer Journalistentätigkeit zu erzählen und es brauchte nicht viel und sie lieferte einen detaillierten Bericht darüber ab, wie sie einen großen Skandal aufgedeckt hatte.

Kai hörte, mit nach außen hin interessierter Miene, zu und hatte Mühe sein Entsetzen nicht zu zeigen, das er empfand, als sie voller Wonne berichtete, dass sich ein hoher Politiker umgebracht hatte, nachdem ein Artikel von ihr auf den Titelseiten erschienen war. In dem deckte sie schonungslos auf, dass er eigentlich homosexuell war und seine Ehe nur eine vorgespielte Täuschung.

Er musterte Gwendolin und stellte fest, das sie alles in sich vereinte, was er nicht mochte. Das Einzige, was zu ihrem Vorteil sprach, war ihr gutes Aussehen, das noch nicht einmal viel Make-up benötigte. Aber sein Widerwillen, sich näher mit dieser Frau einzulassen, stieg von Minute zu Minute. Tja, das würde er natürlich auch noch, so lange wie möglich, hinauszögern und sich als schwer erlegbares Wild präsentieren. Vielleicht schaffte er es bis dahin etwas zu erfahren, das nützlich sein konnte und konnte sich den Rest ersparen.

Doch das Einzige was er in den nächsten Wochen herausfand, war, dass diese Frau der leibhaftige Teufel war. Sie ergötzte sich daran, ihm ausführlich zu schildern, welche angeblichen Untaten sie schon aufgedeckt hatte. Aber alles, was er dabei erfuhr war, dass sie sich in Dinge einmischte, die meistens ziemlich persönlich waren und es für sie anscheinend nichts Schöneres gab, als die heile Welt von Leuten kaputt zu machen, die sich kleinere Vergehen geleistet hatten.

Voller Stolz erklärte sie ihm. »Wenn man es im richtigen Blickwinkel schildert, dann wird alles eine Höllenstory. Ich bin weit und breit dafür bekannt, die besten Sensationsgeschichten zu schreiben, die man finden kann. Und die Zeitungen reißen sich darum, meine Artikel zu drucken. Du darfst mir glauben, ich bin heiß begehrt.«

Kai nickte. Er hatte den letzten Hinweis sehr wohl verstanden und sah in ihren Augen, dass er nun endlich zur Tat schreiten musste, ansonsten würde sie sich auf zu neuen Ufern machen. Und alles, was er bisher erfahren hatte, war, dass es für diese Frau nicht Wichtigeres und Befriedigenderes gab, als ein groß aufgemachter Zeitungsbericht von ihr auf den Titelseiten.

Er gab sich einen Ruck und zierte sich nicht mehr lange. Die Antwort die er brauchte, würde er nur auf eine Art erfahren.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 19 und 20

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