Читать книгу Дунайская русалочка: мифы и легенды старой Вены / Das Donauweibchen: Mythen und Sagen des alten Wiens. Уровень 1 - Эпосы легенды и сказания - Страница 5

Madonna in den Schanzen

Оглавление

Von Stammersdorf bis Esslingen gibt es lange Erdschanzen. Sie schützen Wien in breitem Bogen. Einmal lag der Feind neben der Hauptstadt. Da waren diese Schanzen der gute Schutz für unsere Soldaten.

Am Abend vor der blutigen Schlacht bei Aspern stand auf den Schanzenhöhe ein alter, aber starker Deutschmeister auf Wachposten. In seinem Herzen brannte ein Kampfdurst. In seiner Seele gab es ein unerschütterlicher Glaube an Gott.

Sein scharfes Auge sah nach knisternden Wachfeuer im dunklen Land. Plötzlich dachte er, er sah eine schimmernde Heldenjungfrau mit flammendem Säbel. Rasch sagte er der Erscheinung das Losungswort. Aber es gab keine Antwort. Und blitzschnell steht sie groß vor ihm. Ihm schwand vor Angst die Sinne[11].

«Habe Mut, kaisertreuer Krieger«, sagte sie ihm.»Ich will dir einen Schutzpfennig geben. Er soll dich retten! Deine Mutter hat ihn dir erbeten!«

Mit diesen Worten reichte sie dem Soldaten einen Gnadentaler. Da war das Bild von Madonna. Die Erscheinung verschwand.

Der Morgen ist gekommen. Kanonendonner meldete den Schlachtbeginn. Die Kugeln summten wie Mücken. Unser Krieger verließ seinen Platz nicht. Er stand in den ersten Reihen. Dann ist der Schlag von einer Kugel. Seine Hand hing an einer Sehne. Ein Kamerad schnitt sie ihm weg. Trotz der Wunde blieb der Krieger stehen. Der heldenmütige Deutschmeister hat dann einen Abschied erhalten. Er zeigte seine abgetrennte Hand und die Marienmünze seinem Obersten. Mit der goldenen Medaille auf der Brust ist er dann heimgekommen.

«Zeig mir deine rechte Hand, Kind!« rief ihm seine Mutter.

Der Krieger wies ihr den vernarbten Stumpf[12].

«O, ich habe davon gewusst!« fuhr sie fort. »Danke der lieben Himmelsfrau. Du bist nicht tot im Feld.«

Den Madonnentaler aber bewahrte der Krieger sorgsam auf. Und heute ist er im Besitz von seinen braven Kindeskindern.

Der Teufel im Spiegel

Vor vielen Jahren wohnte in der Leopoldstadt ein junges hübsches Mädchen. Ihr Name war Clara. Sie führte ein sehr freies und wildes Leben. Stundenlang schminkte sich das Mädchen vor dem Spiegel. Es bewunderte sich auf sein Gesicht. Und so konnte Clara gar nicht aufhören.

Eines Tages war das Mädchen sehr krank. Es ging schon zum Sterben. Sie hat im Gebet versprochen, ihr Leben zu ändern. Sie wollte nur wieder gesund sein. Die Bitte half.

Schon nach kurzer Zeit hatte hübsche Clara wieder bester Gesundheit. Die guten Worte aber hatte sie vergessen.

Schon bald saß sie wieder vor ihrem Spiegel. Sie betrachtete sich mit Stolz. Sie puderte sich ihr Gesicht weiß. Dann zog sie die Augenbrauen schwarz nach. Sie färbte den Mund rot. Clara war begeistert von ihrer Malkunst.

Plötzlich begann das Spiegelglas leise zu knacken. Clara konnte deutlich ein leises Knistern hören. Sie bemerkte plötzlich, ihr Gesicht konnte sie nicht mehr sehen. Verwundert wischte sie mit der Hand über den Spiegel. Sie fühlte sich plötzlich von einer übermächtigen Kraft festgehalten[13]. In diesem Moment starrte Clara aus dem Spiegel eine grinsende Teufelsfratze. Völlig verzweifelt rief sie:

«Ich bin nicht mehr eitel und nur mehr fromm leben!«

Doch für Versprechungen war es zu spät! Der Teufel sprang aus dem Spiegel. Er packte Clara an den Haaren und fuhr mit ihr in die Hölle.

Noch lange Zeit drohten Mütter ihren eitlen Töchtern mit den Worten:

«Du schaust so lange in den Spiegel, bis der Teufel herausspringt!«

11

Ihm schwand vor Angst die Sinne. – От страха у него закружилась голова.

12

Der Krieger wies ihr den vernarbten Stumpf. – Воин указал ей на покрытую шрамами культю.

13

Sie fühlte sich plötzlich von einer übermächtigen Kraft festgehalten. – Она вдруг почувствовала, что ее удерживает какая-то непреодолимая сила.

Дунайская русалочка: мифы и легенды старой Вены / Das Donauweibchen: Mythen und Sagen des alten Wiens. Уровень 1

Подняться наверх